Sonntag, 12. Dezember 2021

KFM: Cadenhead Dated Distillation Enmore 16YO & Flensburger Rum Company 30YO

 (the English part is below, just skip the German part)


Servus Leute!

Hier folgt nun etwas verspätet das neueste Review. Eines gleich vorweg: Das Sample habe ich von Kirsch Import gestellt bekommen. Zumindest von einem der beiden Rums. Vom Zweiten Rum besitze ich noch einige Reste aus meiner Anfangszeit. Ob dieser überhaupt noch verkauft wird habe ich nicht überprüft. Heute gibt es wieder ein Mehrfachreview. Es geht um den Stil KFM aus Guyana.

Zu den Abfüllungen:

Die erste Abfüllung stammt von Cadenhead und gehört zur Dated Distillation Series. Von dieser besitze ich nur den Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO mit 63,9%vol. Es gab noch eine zweite Version, nämlich den jüngeren Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 12 YO mit 66% vol. Das es 2011 überhaupt noch diesen Rum zu kaufen gab, glänzte an ein Wunder, zeugte aber vom damaligen Desinteresse an der Spirituose Rum. Heute, zehn Jahre später, hat sich dies komplett geändert. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nie ein Review über ihn geschrieben habe. Dies wird hiermit nachgeholt. Es kommt allerdings 9 bis 10 Jahre zu spät. Die zweite Abfüllung ist der Flensburger Rum Company Enmore KFM 1991 30YO mit 51,9%vol. Hierzu wurde mir unaufgefordert ein Sample zugeschickt, worüber ich mich sehr gefreut habe. Was mich weniger gefreut hat ist die Tatsache, dass ich dieses Review verspätet verfasst und nun auch veröffentlicht habe. Auf meiner Arbeit läuft gerade nicht wirklich alles zum Besten und für nächstes Jahr steht ein interner Umzug mit dem verbundenen Chaos und Überstunden an. Ihr könnt euch meine Freude dazu vorstellen. Es wird das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen. Der Zweite Rum hatte ebenfalls einen Vorgänger. Es war der Flensburger Rum Company Enmore KFM 1991 29YO mit lediglich 45,4%vol. Mein ehemaliger Blog-Kollege Flo hat über jene Abfüllung ein Review geschrieben. Mir selbst ist diese jüngere Abfüllung mit mehr Fassreife in meiner Auszeit entgangen.

Das Mark K.F.M. sind die Initialien des damaligen Besitzer der Lusignan Plantation und stehen für Kenneth Franzies McKenzie. Kenneth Francis Mackenzie (1749-1831) wurde in in Redcastle (Ross-shire, Schottland) geboren. Zuerst war 1781 in Tobago aktiv und ging später nach Grenada, wo zur Zeit der dortigen Sklaven-Rebellion 1795-6 sein Eigentum zu Schaden kam. Er kaufte außerdem Land in der Kolonie Demerara und war 1798 der Eigentümer der damaligen Baumwollplantage Lusignan. Ähnlich wie bei der Port Mourant Plantage, war das Zuckerrohr nicht die erste Feldfrucht, welche dort angepflanzt wurde. Erst mit der Konkurrenz aus Nordamerika und dem Zusammenbruch des Baumwollmarktes für westindische Baumwolle, begannen viele Eigentümer auf die Zuckerproduktion umzusteigen. Mit 446 Sklaven im Jahr 1817 war es eine recht große Zuckerrohrplantage. Sie gelangte viel später in den Besitz der Curtis, Campbell & Company und wurde 1922 von der Enmore Company aufgekauft, welche seinerseits das Eigentum von Bookers war. Mit dem damaligen Zusammenschluss der Anwesen verschwand wohl auch die dortige Brennerei. Nur die Hauptanlage bei Enmore blieb bis Ende des 20. Jahrhunderts bestehen, bevor alle Brennapparate, nach der Verstaatlichung, schrittweise zentralisiert wurden und nun in der Diamond Distillery stehen. Ich denke damit hätten wir das wesentliche besprochen. Auf zur Verkostung!

 

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Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO


Verkostung :

Preis: Ich erinnere mich nicht mehr wirklich an den genauen Preis. Dieser dürfte aber damals noch ziemlich sicher unter 90€ gewesen sein.

Alter: Der Rum ist 16 Jahre alt.

Alkoholstärke: Wuchtige 63,9%vol.

Destillationsverfahren: Pot Still (Versailles Single Vat Still).

Farbe: Dunkles Braun.

Viskosität: Der Rum fließt sehr träge hinab an der Glaswand und bildet einen sehr schmierigen Film.

Nase: Ein starker Geruch von Pflaumen, Kräutern, Melasse und Karamell entströmt dem Glas augenblicklich, sobald man den Glasdeckel abnimmt. Der Geruch erinnert stark an Trockenobst. Getrocknete Pflaumen und Rosinen. Altes Eichenholz durchzieht alle bisher genannten Gerüche. Die Nase ist leicht süßlich und sehr verlockend. Diese Eindrücke erhascht man etwas weiter weg vom Glas. Tief im Glas wird die Nase bombardiert mit dunkler Schokolade, süßes Pflaumenkompott und herbe Kräuter, garniert mit einem Hauch von Melasse. Der Alkohol ist sanft und fällt nicht negativ auf. Je länger man am Rum riecht, desto mehr kommt eine gewisse Bitterkeit zum Vorschein und die Süße wird schwächer. Auch die Kräuter werden dominanter. Auch Jod und Tabak kann man erkennen. Der Rum durfte knapp eine Stunde atmen und selbst abgedeckt konnte ich ihn riechen, sobald das Glas vor mir stand. Benetzt man das Glas frisch mit Rum, dann brennt der Alkohol deutlich stärker. Rauch, Gewürze und deutlich unterdrückte Fruchtaromen machen sich nun zuerst bemerkbar, sobald der Alkohol abflaut. Minimale Nuancen von Bananen und Papayas, die aber gegen die nun hervortretenden Eichenaromen, Melasse, Pflaumen, Rosinen und das Karamell keine Chance haben. Die Frucht kommt nicht wirklich durch. Dafür riecht dieser Rum wie ein Demerara der alten Schule. Wuchtig und doch würdevoll, mit einem angenehmen Aroma, welches man nur aus Guyana bisher kennt. Gerade die Eichen-Pflaumen-Melasse-Kombination macht diese Abfüllung zu etwas Besonderem. Der Stil REV riecht einfach anders. Er ist zwar ähnlich, aber nicht ganz so dreckig. Die Melasse ist hier viel dominanter. Diese Abfüllung ist ein richtig „dreckiger Bastard“, im absolut positivem Sinne. Ein Paradebeispiel eines wunderschönen Rums des alten Navy-Stils, der gefärbt wurde, damit bei der Verdünnung kein Matrose die sich bildenden Trübungen erkennen konnte, wenn der Rum an Deck verdünnt wurde.

Gaumen: Zuerst flutet eine angenehme Süße den Mund, dicht gefolgt von Pflaumen, Melasse, Rosinen und Eichenaromen. Der Alkohol brennt nur sanft. Dann schmeckt man Rauch, noch mehr Eichenaromen, Kräuter, leicht bitteres Karamell, Jod und eine Spur Tabak. Der Alkohol ebbt ab und der Rum verliert an Süße. Er wird zunehmend medizinischer, ist aber immer noch leicht süßlich. Dunkle Zartbitterschokolade, Rosinen, Eiche und Rauch bilden den Abschluss. Beim zweiten Schluck brennt der Rum nun etwas intensiver. Die Melasse und die Eiche werden stärker und gewinnen an Dominanz. Zuerst ist er leicht süßlich, dann wird er säuerlich brennend und ebbt schließlich mit zunehmender Verdünnung ab. Herbe Kräuter, Brombeeren, Zartbitterschokolade, Rosinen und Tabak runden das Geschmackserlebnis ab. Rauch und medizinische Anklänge kommen nach einiger zeit wieder zum Vorschein. Eine leichte Süße verweilt am Gaumen und tanzt auf der Zunge. Man hat das Gefühl, eine in einem Smoker geschmolzene Schokolade mit Pflaumen und Rosinen im Mund zu haben. Die Konsistenz wird immer dickflüssiger. Nach dem dritten Schluck dreht der Rum noch einmal auf. Diesmal deutlich bittere Melasse und Pflaumenaromen. Doch auch hier blitzt wieder eine Süße durch. Gewürze, Eiche und Tabak, zusammen mit Jod runden den Eindruck ab. Am Ende verbleiben Gewürze, Rauch und ein Hauch Melasse im Mund.

Abgang: Nach dem ersten Schluck bittere Melasse, Karamell und Rauch. Danach verschwindet die Bitterkeit und der Abgang wird kurz süß, dicht gefolgt von Pflaumen, Kräutern und Eichenaromen. Es verweilt ein Hauch von Pflaumen und Melasse am Gaumen. Nach dem zweiten Schluck wunderschöne Papayas, verschmolzen mit Melasse, Karamell und Eichenaromen. Dann herbe Kräuter, Tabak und eine leichte Bitterkeit. Diese umschmeichelt nun den Gaumen, ist allerdings zu keiner Zeit negativ oder gar aufdringlich. Nach dem dritten Schluck mehr Gewürze, darunter auch Anis und Zimt. Bittere Schokolade, Rauch, Melasse und Eiche verweilen lange am Gaumen. Der Abgang ist wunderschön lang und trocknet den Mundraum angenehm aus.


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Flensburger Rum Company Enmore KFM 1991 30YO


Verkostung :

Preis: 299,99€

Alter: Der Rum ist 30 Jahre alt.

Alkoholstärke: Immer noch angenehme 51,9%vol.

Destillationsverfahren: Pot Still (Versailles Single Vat Still).

Farbe: Ebenso ein dunkler Braunton. Auf den ersten Blick stelle ich keinen Unterschied zwischen dem Cadenhead und dem Rendsburger fest.

Viskosität: Auch hier ist der Rum äußert dick und zähflüssig. Die Öligkeit ist sehr hoch.

Nase: Wow... hebt man den Deckel nach einer Stunde ab, dann wird man von einer Kombination aus Bleistiftspänen, Melasse und altem poliertem Holz konfrontiert. Die Kräuter sind hier wesentlich ausgeprägter als bei seinem jüngeren Pendant. Spätestens hier kann man erkennen, dass er in der Versailles Vat Still hergestellt wurde. Seine Verwandtschaft zu einem reifen VSG ist vorhanden. Diese Abfüllung ist anderes. Ich erkenne keine Pflaumen oder Rosinen. Die Nase ist nicht ganz so süß. Eine Spur Bitterkeit, die den Tanninen des Fasses geschuldet sein mögen, schwingt in der Nase mit. Atmet man den Rum sehr schnell in die Nase ein, dann blitzen die Pflaumen kurz auf, verschwinden aber wieder rasch. Die Kräuteraromen sind einfach zu prägnant. Tabak, feuchter Muscovadozucker, Rauch, Jod und ein etwas anderes Eichenaroma dominieren die Nase tief im Glas, sobald man diese eintaucht. Da ist noch mehr. Schwarzer Tee und Anis. Eine gewisse medizinische Komponente liegt in der Luft. Rauch und sehr altes Eichenholz, zusammen mit dem Schwarzen Tee und Anis, durchziehen die Beistiftspäne, Melasse und das Karamell. Ein direkter Vergleich mit dem jüngeren Rum zeigt, dass dort ebenfalls Ansätze des älteren Rendsburger zu erkennen sind, wenn man weiß wonach man Ausschau halten muss. Dennoch ist der Cadenhead einfach zu jung und die Kräuter sind längst nicht so stark vorhanden, wie beim älteren Rendsburger. Dafür fehlt dem alten Rum die Süße des jüngeren in der Nase. Der Alkohol brennt nur leicht, sobald man das Glas erneut mit Rum benetzt. Rauch, Eiche und Kräuter, zusammen mit bitterem Karamell bilden den Anfang. Ich kann an Früchten nur Papayas erkennen, die nach längerer Standzeit allerdings verschwinden. Ebenfalls ein wunderschönes Beispiel eines alten Demeraras, der im kontinentalen Klima reifen durfte.

Gaumen: Zu Beginn fluten herbe Kräuteraromen und Eiche den Mundraum. Rauch, Jod und dominante Bleistiftspäne dominieren den Gaumen. Dieser Rum ist noch dreckiger als sein jüngeres Pendant. Ich schmecke nur eine minimale Süße. Schwarzer Tee, Anis, Karamell und Johannisbeeren kommen zum Vorschein. Der Rum riecht fast genauso, wie er sich in der Nase präsentiert hat. Nach einiger Zeit kommt eine medizinisch-kräuterlastige Nuance zum Vorschein. Bittere Schokolade und Tabak gesellen sich hinzu. Man könnte den Geschmack fast mit Menthol verwechseln, wenn man den Rum sehr lange im Mund belässt. Auch hier wird die Konsistenz sehr dick. Keinerlei Bitterkeit ist im ersten Schluck zu erkennen. Beim zweiten Schluck Gewürze pur, darunter Zimt und Anis.Dann rollt der Alkohol heran und macht sich bemerkbar. Jetzt machen sich leicht bittere Kräuter- und Fassaromen bemerkbar. Rosinen? Was ich definitiv erkennen kann, sind wieder Rauch und Jod. Jetzt wird der Rum sogar leicht süßlich, wenn er im Mund herab verdünnt wird. Die Kräuter werden noch dominanter. Ein leicht salziger Geschmack begleitet diese. Beim dritten Schluck wieder Gewürze, aber dieses Mal mit deutlich präsenten Bleistiftspänen. Anis, schwarzer Tee, bittere Melasse und Karamell, abgerundet von Eiche und Rauch runden das Geschmackserlebnis des 3. Schlucks ab. Wieder ist der Rum kurz leicht süß, bevor diese verschwindet.

Abgang: Nach dem ersten Schluck wieder starke Kräuteraromen. Dann Anis, schwarzer Tee und Eichenaromen. Der Abgang ist beim ersten Schluck schon austrocknend und das mit nur 51,9%vol. Nach dem zweiten Schluck leichte Bitterkeit, dicht gefolgt von Bleistiftspänen, dunkler Schokolade und Anis. Keinerlei Süße. Die Bitterkeit schwächt sich ab. Am Ende verbleiben Bleistiftspäne, Holzkohle, Anis und Eiche am Gaumen. Nach dem dritten Schluck Bleistiftspäne, Zimt, Anis und Eiche. Die Tannine bleiben angenehm am Gaumen haften, sind abe rnicht zu aufdringlich. Der Mundraum wird ebenfalls angenehm ausgetrocknet. Dies ist kein Everydays Darling. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass einige Connaisseure diesen Rum hassen werden.

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Fazit: Der Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO ist und bleibt ein dreckiger Bastard. Leider gibt es ihn nicht mehr. Für sein junges Alter hatte er schon eine gewisse Bitterkeit, die allerdings dem Färbemittel geschuldet ist und nicht der Fassreife. Stellt DDL das Färbemittel noch so her? Anscheinend ja. Einige jüngere Exemplare, wie der Velier Diamond 1999, gingen in diese Richtung. Aber im Verbund mit einer tropischen Reifung wurde jene Abfüllung sehr gewöhnungsbedürftig. Hier ist alles fast perfekt. Die Bitterkeit verschwindet am Ende und man hat nur noch einen Hauch von Melasse und Pflaumen am Gaumen. Ich bin froh, dass ich diesen Rum damals noch kaufen konnte und noch immer einige Reste aufbewahre. Sonst wäre dieser Vergleich nicht möglich gewesen. Sein Geld war er damals allemal wert. Wäre er mehr Geld wert gewesen? Leider ja. Ich habe die Auktionen bisher nicht groß verfolgt und kann nicht sagen, ob er wieder einmal aufgetaucht ist und was er wert wäre. Ich habe dieses Review in aller Eile am Samstagabend zusammengestellt. Ein denkwürdiger Abend. Ich hatte diesen Demerara schon lange nicht mehr im Glas. Es tat gut ihn wieder einmal probieren zu dürfen. Aber alles hat nun einmal ein Ende.

Was soll ich sagen. Der Flensburger Rum Company Enmore KFM 1991 30YO ist ebenfalls ein dreckiger Bursche, aber von einer etwas anderen Art und Weise. Hier dominieren die Bleistiftspäne, welche man beim Cadenhead intensiv suchen musste. Dafür ist die Melasse-Pflaumen-Kombination beim Flensburger nicht vorhanden. Hier dominiert im Grunde das VSG Profil die Färbung, welche 14 Jahre zuvor beim Cadenhead noch die Hauptrolle spielte, so ist sie nun zur Nebenbesetzung degradiert worden. Man kann sie immer noch schmecken, aber sie dominiert nicht mehr alles. Auch diese Abfüllung ist ein Paradebeispiel eines alten Navy-Rums. Teuer? Leider ja. Muss man ihn kaufen? Ich denke das muss jeder mündige Käufer für sich selbst entscheiden. Die Flasche auf den Bildern habe ich mir selber gegönnt. Mir wurde nur das Sample gesponsert, wofür ich mich noch einmal bedanken möchte. Herzlichen Dank! Dieses Sample hatte mich zum Kauf der Flasche bewogen.Dieser Rum ist etwas ganz besonderes. Das er nicht jedermanns Geschmack sein könnte, deutet die Verfügbarkeit an. Er ist definitiv nicht für jedes Wochenende geeignet. Aber man sollte in seinem Leben diesen Stil zumindest einmal probiert haben. Flaschenteilungen sollten in dieser Community kein Problem mehr darstellen.

Ich liebe beide Rums. Die Punktebewertung fiel mir absolut nicht leicht. Mir imponierten die Bleistiftspäne des Flensburger, welche mit der Färbung eine wundervolle Kombination ergaben. Aber das leicht süßliche Geschmacksprofil des Cadenhead war auch nicht zu verachten. Seine Melassearomen sind einfach viel dominanter. Da ich allerdings Versailles sehr gern habe und diese beim Flensburger mehr zu erkennen war, gab ich ihm einen Punkt mehr. Ansonsten schenken sich beide Abfüllungen nicht viel. Nur weil ich Versailles liebe, gibt es diesen einen Punkt Unterschied.  Ich fühle mich ein wenig privilegiert durch den Umstand, dass ich beide in meinem Leben probieren durfte. Das dies möglich war verdanke ich alleine dem Desinteresse an der Spirituose Rum, welche dafür sorgte, dass bis 2010-11 diese alten Dinosaurier in den Läden festsaßen, wie Blei auf einem mittelalterlichen Kirchdach.

 

Marco Freyer


Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO

(92/100)

Flensburger Rum Company Enmore KFM 1991 30YO

(93/100)

Update: Die vol. auf meiner Sample-Flasche sind falsch, Keine Ahnung warum mir dies erst so spät aufgefallen ist. Oh well.

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Hello folks!

The latest review follows a little late. First of all: I got the sample from Kirsch Import. At least one of the two rums. The second rum comes from my own stock. I still have some leftovers from my early days. I have not checked whether this is still being sold at all or not. On today’s menu is once more a review with more than just one rum. It's about the KFM style from Guyana.

The Bottlings:

The first bottling comes from Cadenhead and is part of the Dated Distillation Series. Of this, I only own the Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO with 63.9% abv. There was also a second version, namely the younger Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 12 YO with 66%abv. The fact that this rum was still available back in 2011 was a miracle, but it also testifies the lack of interest in rum at that time.

Today, ten years later, this has completely changed. To my shame, I have to admit that I have never written a review of this rare gem. This is hereby made up for. However, it comes 9 to 10 years too late. The second bottling is the Flensburg Rum Company Enmore KFM 1991 30YO with 51.9%abv. For this purpose, I was sent a sample without being asked. I must say I do appreciate it. What made me less happy is the fact that I wrote this review too late. It should have been done two weeks ago. Not everything is going well at my workplace at the moment and an internal move is planned for next year with all the associated chaos and overtime. You can imagine my joy about the planned overtime and extra work. It will take all of next year to be completed. The second rum also had a predecessor. It was the Flensburg Rum Company Enmore KFM 1991 29YO with only 45.4% vol. My former blog colleague Flo wrote a review about this bottling. I missed this younger bottling with more cask maturity during my pause.

The Mark K.F.M. are the initials of the then owner of the Lusignan Plantation and stand for Kenneth Franzies McKenzie. Kenneth Francis Mackenzie (1749-1831) was born in Redcastle (Ross-shire, Scotland). He was first active in Tobago in 1781 and later went to Grenada, where his property was damaged during the slave rebellion there in 1795-6. He also bought land in the Demerara colony and in 1798 was the owner of the then Lusignan cotton plantation. Similar to the Port Mourant plantation, the sugar cane was not the first field crop to be planted there. It was only due to the competition from North America and the collapse of the cotton market for West Indian cotton that many owners began to switch to the sugar production. With 446 slaves in 1817, it was quite a large sugar cane plantation. It came into the possession of Curtis, Campbell & Company much later and was bought out in 1922 by the Enmore Company, which in turn was owned by Bookers. With the merger of the properties at the time, the distillery there probably also disappeared. Only the main facility at Enmore remained until the end of the 20th century, before all the stills were gradually centralized after nationalization and are now located in the Diamond Distillery. I think with that we have discussed the essentials. Off to the tasting we go!

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Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO


Tasting :

Price: I don't really remember the exact price. At that time, however, it should have been around or less than 90 €.

Age: The rum is 16 years old.

ABV: Massive 63.9%abv.

Process of distillation: Pot Still (Versailles Single Vat Still).

Colour: Dark brown.

Viscosity: The rum flows very slowly down the glass wall and forms a very greasy film.

Nose: A strong smell of plums, herbs, molasses and caramel emanates from the glass immediately as soon as you remove the glass lid. The smell is strongly reminiscent of dried fruit. Dried plums and raisins. Old oak permeates all of the smells mentioned so far. The nose is slightly sweet and very tempting. You can catch these impressions a little further away from the glass. Deep in the glass, the nose is bombarded with dark chocolate, sweet plum compote and tart herbs, garnished with a hint of molasses. The alcohol is gentle and does not attract negative attention. The longer you smell the rum, the more a certain bitterness comes to light and the sweetness becomes weaker. The herbs are also becoming more dominant. You can also recognize iodine and tobacco. The rum was allowed to breathe for almost an hour and even covered I could smell it as soon as the glass was in front of me. If you wet the glass freshly with rum, the alcohol burns much more strongly. Smoke, spices and clearly suppressed fruit aromas are now first noticeable as soon as the alcohol subsides. Minimal nuances of bananas and papayas, but they don't stand a chance against the oak aromas, molasses, plums, raisins and caramel that are now emerging. The fruit doesn't really come through. But this rum smells like an old school Demerara. Powerful and yet dignified, with a pleasant aroma that has only been known from Guyana so far. The combination of oak, plum and molasses makes this bottling somewhat special. The style REV just smells different. It's similar, but not quite as dirty. This one has more molasses. This bottling is a really "dirty bastard", in an absolutely positive sense. A prime example of a beautiful old Navy style rum that has been colored so that when diluted, no sailor could see the cloudiness that formed when the rum was diluted on deck.

Palate: First a pleasant sweetness floods the mouth, closely followed by plums, molasses, raisins and oak aromas. The alcohol just burns gently. Then you can taste smoke, even more oak aromas, herbs, slightly bitter caramel, iodine and a hint of tobacco. The alcohol subsides and the rum loses somewhat its sweetness. It's getting increasingly medicinal, but it's still slightly sweet. Dark chocolate, raisins, oak and smoke in the end. The rum burns a little more intensely with the second sip. The molasses and oak are growing stronger and gaining dominance. At first it is slightly sweet, then it becomes acidic and burning and finally subsides with increasing dilution. Tart herbs, blackberries, dark chocolate, raisins and tobacco complete the taste experience. Smoke and medicinal hints reappear after a while. A slight sweetness lingers on the palate and dances on the tongue. You have the feeling of having in your mouth a chocolate with plums and raisins which have been melted and smoked in an actual smoker. The consistency is getting thicker and thicker. After the third sip, the rum turns up again. This time clearly bitter molasses and plum aromas. But here, too, a sweetness flashes through again. Spices, oak and tobacco, together with iodine, complete the impression. In the end, spices, smoke and a hint of molasses remain in the mouth.

Finish: After the first sip, bitter molasses, caramel and smoke. Then the bitterness disappears and the finish becomes briefly sweet, followed closely by plums, herbs and oak aromas. A hint of plums and molasses lingers on the palate. After the second sip, wonderful papayas, fused with molasses, caramel and oak aromas. Then tart herbs, tobacco and a slight bitterness. The latter now caresses the palate, but is never negative or even intrusive. After the third sip, more spices, including anise and cinnamon. Bitter chocolate, smoke, molasses and oak linger on the palate for a long time. The finish is wonderfully long and pleasantly dries out the mouth.


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Flensburger Rum Company Enmore KFM 1991 30YO


Tasting :

Price:  € 299.99

Age: The rum is 30 years old.

ABV: Still a pleasant 51.9%abv.

Process of distillation: Pot Still (Versailles Single Vat Still).

Colour: Also a dark shade of brown. At first glance I don't see any difference between the Cadenhead and the Rendsburger.

Viscosity: Here, too, the rum is extremely thick and viscous. The oiliness is very high.

Nose: Wow ... if you lift the lid after an hour, you are confronted with a combination of pencil shavings, molasses and old polished wood. The herbs are much more pronounced here than in its younger counterpart. Here at the latest you can see that it was made in the Versailles Vat Still. It is related to a mature laminated safety glass. This bottling is different. I don't recognize plums or raisins. The nose is not that sweet. A hint of bitterness, which may be due to the tannins of the barrel, resonates in the nose. If you inhale the rum very quickly into your nose, the plums flash briefly, but quickly disappear again. The herbal aromas are just too dominant. Tobacco, moist muscovado sugar, smoke, iodine and a slightly different oak aroma dominate the nose deep in the glass as soon as you immerse it. There is more. Black tea and anise. There is a certain medical component in the air. Smoke and very old oak, along with the black tea and anise, permeate the pencil shavings, molasses and caramel. A direct comparison with the younger rum shows that beginnings of the older Rendsburger can also be seen there, if you know what to look out for. Nevertheless, the Cadenhead is simply too young and the herbs are nowhere near as strong as in the older Rendsburger. On the other hand, the old rum lacks the sweetness of the younger one in the nose. The alcohol burns only slightly as soon as you wet the glass with rum again. Smoke, oak and herbs, together with bitter caramel form the beginning. I can only recognize papayas from fruits, but they disappear after a long time. Also a wonderful example of an old Demerara that was allowed to mature in the continental climate.

Palate: At the beginning, tart herbal aromas and oak flood the mouth. Smoke, iodine and dominant pencil shavings dominate the palate. This rum is even dirtier than its younger counterpart. I only taste a minimal amount of sweetness. Black tea, anise, caramel and currants appear. The rum smells almost exactly as it presented itself on the nose. After a while, a medicinal herb-heavy nuance appears. Bitter chocolate and tobacco are added. You could almost confuse the taste with menthol if you leave the rum in your mouth for a long time. Here, too, the consistency becomes very thick. There is no bitterness whatsoever in the first sip. With a second sip pure spices, including cinnamon and aniseed, then the alcohol rolls in and becomes noticeable. Slightly bitter herb and cask aromas are now noticeable. Raisins? What I can definitely recognice is smoke and iodine again. Now the rum even becomes slightly sweet when it is diluted down in the mouth. The herbs become even more dominant. This is accompanied by a slightly salty taste. With the third sip, spices again, but this time with clearly present pencil shavings. Anise, black tea, bitter molasses and caramel, rounded off by oak and smoke round off the taste experience of the third sip. Again the rum is slightly sweet for a moment before it disappears.

Finish: Strong herbal aromas again after the first sip. Then anise, black tea and oak flavors. The finish is already drying out with the first sip and that with only 51.9% vol. Slight bitterness after the second sip, closely followed by pencil shavings, dark chocolate and aniseed. No sweetness whatsoever. The bitterness subsides. In the end, pencil shavings, charcoal, anise and oak remain on the palate. After the third sip, pencil shavings, cinnamon, anise and oak. The tannins stick pleasantly on the palate, but are not too intrusive. The oral cavity is also pleasantly dried out. This is not an everyday’s darling. That’s for sure. I can imagine some people hating it.


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Conclusion: The Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO is and remains a dirty bastard. Unfortunately it no longer exists. For his young age he already had a certain bitterness, which, however, is due to the colouring matter and not the barrel aging. Does DDL still make the colouring matter like this? Apparently yes. Some recent examples, such as the Velier Diamond 1999, went in this direction. But in combination with a tropical maturation, this bottling took a lot of getting used to. Everything is almost perfect here. The bitterness disappears at the end and you only have a hint of molasses and plums on the palate. I'm glad I was able to buy this rum back then and still keep some leftovers. Otherwise this comparison would not have been possible. He was definitely worth his money back then. Would it have been worth more? Unfortunately yes. I haven't followed the auctions much so far and I can't say whether it has turned up again and what it would be worth. I rushed to put this review together on Saturday night. A memorable evening nonetheless. I haven't had this Demerara in a dram for a long time. It felt good to be able to try it again. But everything has an end.

What can I say. The Flensburg Rum Company Enmore KFM 1991 30YO is also a dirty bastard, but in a slightly different way. Here the pencil shavings dominate, which were so well hidden within the Cadenhead. But the molasses-plum combination is not existing in the Flensburger version. Here basically the VSG profile dominates the colouring matter, which 14 years earlier still played the main role in the rum bottled by Cadenhead, so it has now been demoted to a secondary role. You can still taste it, but it no longer dominates everything. This bottling is also a prime example of an old Navy rum. Expensive? Unfortunately yes. Do you have to buy it? I think every responsible buyer has to decide that for himself. I treated myself with one bottle, which you can see in the picture. I got only the sample for free, for which I would like to say thank you again. Thank you very much Kirsch Import! This sample made me buy the bottle. This rum is something very special. The availability suggests that it might not be to everyone's taste. It is definitely not suitable for every weekend, that's for sure. But you should have tried this style at least once in your life. Samples via bottle split shouldn't be a problem in this community anymore.

I love both rums. Evaluating the score points was absolutely not easy for me. I was impressed by the pencil shavings in the Flensburger one, which, together with the colouring matter, made a wonderful combination. But the slightly sweet taste profile of the Cadenhead was not to be sneezed at either. The Cadenhead on the other side is more heavier on the molasses. However, since I am very fond of Versailles and this was more recognizable at the Flensburger, I gave him one point more. Otherwise, the two bottlings don't give each other much. Just because I love Versailles there was this one point in difference. I feel a little privileged to have been able to try both of them in my life. That this was possible I owe solely to the lack of interest in the spirit rum, which ensured that these old dinosaurs were stuck in the shops until 2010-11, like lead on a medieval church roof.

 

Marco Freyer

Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 1991 16 YO

(92/100)

Flensburger Rum Company Enmore KFM 1991 30YO

(93/100)

Update: The abv. on my sample-bottle is wrong. I have no idea why I have not recognized this earlier. Oh well.

Sonntag, 7. November 2021

Rhum Agricole Neisson X.O. Rhum Vieux

 (the English part is below, just skip the German part)


Servus Leute!

Heute gibt es mal wieder eine martinikanische Abfüllung zur Verkostung. Leider zwingt mich eine Erkältung Tasting-Notes von vor knapp einer Woche zu verwenden. Zwischenzeitlich bekam ich ein Sample eines sehr interessanten Demerara Rums, den ich euch heute hier gern vorgestellt hätte, aber mein Körper hat etwas dagegen. Die heutige Abfüllung ist der Rhum Agricole Neisson X.O. Rhum Vieux!


Zur Abfüllung:

Adrien und Jean Hildebert Pamphile Neisson, die beiden Söhne eines kreolischen Metzgers, kauften im Jahre 1932 Land in La Thieubert (Florette Camard-Hayot, 1997). Der jüngere der beiden Brüder, Jean Hildebert, nutzte seine Chance um in Frankreich zu studieren, während sein älterer Bruder Adrien Neisson zurückblieb. Die ursprünglichen 20 Hektar waren ungenügend und so musste er Land in Saint-Pierre pachten. Er gründete eine kleine Brennerei. Sein zugesprochenes Kontingent der Quote, welche von der französischen Regierung allen Kolonien nach Ende des 1. Weltkrieges auferlegt wurde, nachdem kolonialer Alkohol die Metropole im Jahr 1919 regelrecht überflutet hatte, konnte er ohne Probleme vor Ort verkaufen. Es war zu Beginn also nur der heimische Konsum, den die Brennerei bedient hatte. Währenddessen absolvierte sein Bruder Jean erfolgreich sein Studium am Institut de Chimie de Paris und heiratete eine Apothekerin. Er blieb in Paris und gründete eine Firma für Import-Export. Er war es, der die charakteristische Neisson-Flaschenform mit Siebdrucketikett und eckigen Schultern, auch "Zépol Karé" genannt, entwarf. In den 1950igern verweilte Jean nun auf Martinique und widmete sich intensiver der Rhum-Herstellung. Hierbei halfen ihm die in seinem Studium erworbenen Kenntnisse als Chemiker beträchtlich. Im Jahre 1958 wurde schließlich eine neue kupferne „Savalle“ installiert. Diese Savalle ist allerdings nicht diejenige, die man in den alten Patenten findet. Jean modifizierte sie. Diese Modifikationen sollen es sein, welche für die grandiose Qualität von Neisson bürgen. Wenn man sich die Savalle als eine Orgel vorstellt, dann war es Adrien Neisson, welcher ihr die Melodie des „Neisson“ entlockt hat. Nach dem Tod seines Bruders Adrien im Jahre 1971 übernimmt Jean die Leitung des Betriebs und pendelt zwischen Martinique und Paris hin und her. Der Rhumverkauf in Frankreich wurde immer wichtiger. Mit seinem Tod im Jahre 1986 brach eine Zeit der Ungewissheit an. Die Nachfolge war nicht wirklich geklärt. Seine Tochter Claudine Neisson-Vernant übernahm nicht die Leitung des Geschäfts. Allerdings hatte Jean Neisson seine Leidenschaft und sein Wissen an seinen damals 15-jährigen Enkel Grégory weitergegeben. Der Übergang wurde durch seine Schwester Gabrielle, einem engen Familienfreund namens Ernest René-Corail, und des ehemaligen Brenners Emmanuel Fedronic gesichert. So wurde schließlich die Brennerei am Laufen gehalten. Gabrielle selbst starb 1995. Jetzt entschloss sich Claudine Neisson-Vernant den Wunsch ihres Vaters Jean Neisson endlich zu erfüllen und übernahm die Leitung des Geschäfts. Zusammen mit Grégory Vernant hält sie die Brennerei am Laufen und schafften sie es sogar, einen Bio-Rhum mit AOC-Siegel herzustellen. Auf den 40 Hektar großen Gebiet werden nur rund drei- bis viertausend Tonnen an Zuckerrohr geerntet, welche nur 400.000 Liter an Rhum produzieren. Diese bescheidene Menge verhindert, nach eigener Aussage, eine größere Belieferung und sorgt immer wieder für schnelle Ausverkäufe bei den Abfüllungen.

Diese Abfüllung unterschiedet sich vom Namensvetter mit 48,5%vol beim Alter der verwendeten Rhums. Die heutige Abfüllung soll drei bis neun Jahre alte Rhums beinhalten. Die Version mit 48,5%vol neun bis zwölf Jahre. Dies schlug sich deutlich beim geforderten Preis durch, war aber immer noch human. Probiert habe ich nur die heutige Abfüllung mit 45%vol. Ich denke wir haben das Notwendigste abgefrühstückt und können endlich zur Verkostung selbst übergehen.


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Verkostung :

Preis: Ich habe ca. 58 € für meine erste Flasche bezahlt.

Alter: Rhums mit einem Alter von drei bis neun Jahren.

Alkoholstärke: 45%vol.

Destillationsverfahren: Jean Neissons „Savalle“-Still.

Farbe: Sattes Gold.

Viskosität: Langsam fließt der Rhum am Glas hinab und bildet einen schmierigen Film.

Nase: Beim Abnehmen des Deckels entströmt Vanille, Karamell, dezentes Zuckerrohr, ein Hauch von Kokosnuss und Zedernholz dem Glas. Dazu kommen noch exotische Früchte wie Mangos und schwache Bananenaromen. Der Alkohol ist nur sehr schwach präsent. Diese Eindrücke sind etwas weiter entfernt vom Glasrand wahrnehmbar. Taucht man die Nase tief ins Glas, dann wird man mit schwachen Zuckerrohraromen, Zedernholz, Zedernholz und sehr schwachen Esteraromen konfrontiert. Ein wenig werde ich bei dieser Nase an ein exotisches Bananeneis erinnert, in das man Zuckerrohrsaft beigemischt hat. Die Fassreife ist sehr gut eingebunden und zu keiner Zeit dominant. Bei einem tiefen Atemzug denkt man Orangen, Zimt, Eiche und kann auch ein wenig Rauch erkennen. Der Agricole besitzt ein gewisses medizinisches Profil, welches aber zu keinem Zeitpunkt dominant ist. Es ist eher ein wunderschönes Wechselspiel zwischen exotischen Früchten vieler Arten, ganz schwachen Esteraromen, Vanille, Zedernholz und den medizinischen Gerüchen. Die Nase ist leicht süßlich. Das Vanillearome, vermischt mit der Eiche vom Fass verleiht diesem Agricole einen besonderen Touch. Das Zuckerohr ist bei weitem nicht so dominant, wie man es von anderen martinikanischen Agricoles her kennt. Ein Neisson in Fassstärke auf einem Niveau und bei dieser Reife muss etwas Besonderes sein.

Gaumen: Beim ersten Schluck schmeckt man zuerst süßes Zuckerrohr, dann Vanille, Zedernholz und exotische Früchte, darunter Bananen und Mangos, wobei die Bananen etwas stärker vorhanden sind. Der Alkohol brennt nur sehr sanft am Gaumen und ist zu keinem Zeitpunkt störend. Der Rhum wird zunehmen pflanzlicher. Das Zuckerrohr nimmt etwas zu, bevor es verblasst und medizinischen Geschmackskomponenten den Vorrang überlässt. Exotische Früchte, Rauch, Kräuter und Zuckerrohr verweilen am Ende im Mund. Beim zweiten Schluck brennt der Alkohol nun etwas mehr. Eine leichte Säure flutet den Mundraum, begleitet von Zuckerrohr, exotischen Früchten und Eichenaromen. Dann kommen Gewürze wie Zimt und Rauch zum Vorschein. Das Zuckerrohr ist zu jedem Zeitpunkt sehr dezent und ist immer wieder nur ein Begleiter der anderen Eindrücke und dominiert den Gaumen nicht. Der Rhum wird wieder pflanzlich und schmeckt nach Mangos, einem Hauch Orangen und Zimt. Medizinische Nuancen, Zuckerrohr, Eiche und nur noch minimale Früchte bilden den Abschluss. Beim dritten Schluck zuerst Zederholz, Vanille, Mangos, Bananen und Rauch. Die medizinischen Geschmackskomponenten werden stärker. Die Süße ist verschwunden und der Agricole schmeckt medizinisch bis leicht säuerlich. Dann Rauch satt, vermischt mit Anflügen von Gewürzen. Der Agricole brennt nun am Stärksten, ist aber immer noch ein Gaumenschmeichler.

Abgang: Nach dem ersten Schluck Rauch, Gewürze, Eiche und zartes Zuckerrohr, vermischt mit Leder, Karamell und Mangos. Dann werden die Gewürze stärker und der Abgang wird pflanzlich. Nach dem zweiten Schluck wieder Gewürze, Zuckerrohr und Eiche. Der Agricole wird sehr schnell wieder pflanzlich und trocknet den Mundraum dieses mal aus. Ein medizinischer Geschmack mit Rauch dominiert nun den Abgang des dritten Schlucks. Nur ganz kurz huscht ein Hauch Vanille und Bananenaromen über die Zunge, bevor sie dem Zedernholz weichen. Der Agricole hat keine nennenswerte Bitterkeit und trocknet den Mundraum nun wunderschön aus.


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Fazit: Der Rhum Agricole Neisson XO ist eine kleine Perle unter den martinikanischen Rhum Agricoles. Für dieses Geld bekommt man einen sehr guten landwirtschaftlich hergestellten Rhum. Man kann hier nicht anders, als Grégory Vernant und auch Jean Neisson (1986) für die Erschaffung und den Erhalt dieses Stils zu gratulieren. Auch Claudine Neisson-Vernant gebührt ein großer Respekt für das Geleistete. Es wird hier nicht nur ein sehr solides Produkt abgeliefert, sondern auch eine Abfüllung kreiert, die über viele andere Standard-Abfüllungen thront. Lassen sie sich von der Bewertung bitte nicht täuschen. Es mag nur das obere Ende des Mittelfelds sein, aber diese Bewertungen sind dem Standard der Spirituosenindustrie geschuldet, die ich am Anfang meiner Rum-Karriere nicht praktizieren wollte, weil sie den Abfüllern und den Abfüllungen nicht immer gerecht wird. Wer nur die Punktezahl ohne das Fazit oder das ganze Review zur Kenntnis nimmt, dem wird hier eine kleine Kostbarkeit entgehen. Zugegeben, es gibt bessere Neisson Abfüllungen. Aber für diesen Preis können sie wahrlich nicht Jammern. Die Interaktion zwischen den Eichenaromen und den exotischen Früchten, mit einer ganz dezenten Zuckerrohrnote, verleihen dieser Abfüllung das gewisse extra. Sollte es diese dominante Zuckerrohrnote sein, die sie hassen oder bevorzugen, dann wird sie dementsprechend diese Abfüllung eher überraschen oder gar enttäuschen. Von den verschiedenen „Profil“ Neissons, besitze ich bis jetzt nur den Profil 105. Zu Beginn wollte ich ein Doppelreview machen. Aber dazu kam es leider nicht und so bekommt er nun sein eigenes Review.

Anmerkung in eigener Sache: Es ist nun wieder eine kleine Weile her, seit ich das letzte Review hochgeladen habe. Alle Zeit, die ich momentan zur Freien Verfügung habe, fließt in das gegenwärtige Projekt. Eigentlich wollte ich vor Wochen schon fertig sein und es ins Englische übersetzen. Da es momentan auf meiner Arbeit drunter und drüber geht und das Chaos Woche für Woche zunimmt, wird mir oft die notwendige Energie geraubt. Für ein ausgiebiges Tasting wie dieses, fehlt mir oft auch noch die Zeit. Hierfür möchte ich mich entschuldigen. Ich hoffe, dass dies nicht zum Dauerzustand wird. Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag!


Marco Freyer

(88/100)


Hello folks!


Today there is again a Martinican bottling on the blog. Unfortunately, a cold forces me to use tasting notes from less than a week ago. In the meantime I got a sample of a very interesting Demerara rum that I would have liked to introduce to you today, but my body is against it. Today's bottling is the Rhum Agricole Neisson X.O. Rhum Vieux!


The Bottling:

Adrien and Jean Hildebert Pamphile Neisson, the two sons of a Creole butcher, bought land in La Thieubert in 1932 (Florette Camard-Hayot, 1997). The younger of the two brothers, Jean Hildebert, used his chance to study in France, while his older brother Adrien Neisson stayed behind. The original 20 hectares were insufficient and he had to lease land in Saint-Pierre. He started a small distillery. His allocated quota, which was imposed by the French government on all colonies after the end of World War I, after colonial alcohol had literally flooded the metropolis in 1919, was sold locally without any problems. In the beginning, the distillery supplied only for the domestic consumption. Meanwhile, his brother Jean successfully completed his studies at the Institut de Chimie de Paris and married a pharmacist. He stayed in Paris and started an import-export company. It was he who designed the characteristic Neisson bottle shape with a screen-printed label and angular shoulders, also known as "Zépol Karé". In the 1950s Jean stayed on Martinique and devoted himself more intensively to the production of rhum. The knowledge he acquired as a chemist during his studies helped him considerably. In 1958 a new copper “Savalle” was finally installed. However, this Savalle is not the one found in the old patents. Jean modified the still. These modifications are supposed to vouch for the great quality of Neisson. If you think of the Savalle as an organ, then it was Adrien Neisson who coaxed the melody of “Neisson” from it. After the death of his brother Adrien in 1971, Jean took over the management of the business and commuted back and forth between Martinique and Paris. The sale of rhum in France became more and more important. With his death in 1986 a time of uncertainty began. The succession was not really clarified. His daughter Claudine Neisson-Vernant did not take over the management of the business. However, Jean Neisson had passed on his passion and knowledge to his then 15-year-old grandson, Grégory. The transition was secured by his sister Gabrielle, a close family friend named Ernest René-Corail, and former distiller Emmanuel Fedronic. This is how the distillery was finally kept going. Gabrielle herself died in 1995. Now Claudine Neisson-Vernant finally decided to fulfill the wish of her father Jean Neisson and took over the management of the business. Together with Grégory Vernant, she keeps the distillery running and together they even managed to produce an organic rhum with the AOC seal. On the 40 hectare area, only around three to four thousand tons of sugar cane are harvested, which only produces 400,000 liters of rhum. According to Claudines statement, this modest amount prevents larger deliveries and repeatedly ensures rapid sell-offs of their rhums.


This bottling differs from the namesake with 48.5%abv in terms of the age of the rhums used. Today's bottling is said to contain three to nine year old rhums. The version with 48.5%abv has nine to twelve year old rhums combined. This was clearly reflected in the demanded price, but it was still humane. I only tried today's bottling with 45%abv. I think thats it. We have had all the essentials. Lets move on to the tasting!



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Tasting :

Price: I paid about 50€ for my first bottle.

Age: Rhums between three and nine years old.

ABV: 45% abv.

Process of distillation: Jean Neisson's “Savalle” still.

Colour: Rich gold.

Viscosity: The rhum slowly flows down the glass and forms a greasy film.

Nose: When you remove the lid, vanilla, caramel, subtle sugar cane, a hint of coconut and cedarwood are escaping the glass. There are also exotic fruits such as mangoes and faint banana aromas. The alcohol is very weak. These impressions are perceptible a little further away from the edge of the glass. If you dip your nose deep into it, then you are confronted with weak sugar cane aromas, cedar wood, cedar wood and very weak ester aromas. This nose reminds me a little of an exotic banana ice cream into which sugar cane juice has been added. The barrel maturity is very well integrated and at no time too dominant. With a deep breath one thinks oranges, cinnamon, oak and can also see a little smoke. The rhum has a certain medical profile, but this is never dominant. It is rather a wonderful interplay between exotic fruits of many kinds, very weak ester aromas, vanilla, cedar wood and the medicinal smells. The nose is slightly sweet. The vanilla aroma, mixed with the oak from the barrel, gives this rhum a special touch. The sugar cane is by far not as dominant as it is known from other Martinican Rhums. A barrel strength Neisson on this level and at this maturity must be something special.

Palate: With tExotic fruits, smoke, herbs and sugar cane linger in the mouth at the end. With the second sip, the alcohol burns a little more. A slight acidity floods the mouth, accompanied by sugar cane, exotic fruits and oak aromas. Then spices like cinnamon and smoke come out. The sugar cane is very subtle at all times and is always only a companion to the other impressions and does not dominate the palate.he first sip you taste first sweet sugar cane, then vanilla, cedarwood and exotic fruits, including bananas and mangoes, with the bananas being a bit stronger. The alcohol burns very gently on the palate and is at no point bothersome. The rhum is becoming more herbal. The sugar cane will gain some weight before it fades, giving priority to medicinal flavor components. Exotic fruits, smoke, herbs and sugar cane linger in the mouth at the end. With the second sip, the alcohol burns a little more. A slight acidity floods the mouth, accompanied by sugar cane, exotic fruits and oak aromas. Then spices like cinnamon and smoke come out. The sugar cane is very subtle at all times and is always only a companion to the other impressions and does not dominate the palate. The rhum becomes herbal again and tastes like mangoes, a hint of oranges and cinnamon. Medicinal nuances, sugar cane, oak and only minimal fruits form the conclusion. With the third sip, first cedar wood, vanilla, mangoes, bananas and smoke. The medicinal flavor components become stronger. The sweetness has disappeared and the rhum tastes medicinal to slightly sour. Then fed up with smoke, mixed with hints of spices. The rhum burns the hardest now, but is still a delight for the palate.

Finish: After the first sip, smoke, spices, oak and tender sugar cane mixed with leather, caramel and mangoes. Then the spices get stronger and the finish becomes herbal. After the second sip, again spices, sugar cane and oak. The Agricole becomes vegetable again very quickly and this time it dries out the oral cavity. A medicinal taste with smoke now dominates the finish of the third sip. A hint of vanilla and banana aromas flits over the tongue for a very short time before they give way to the cedar wood. The Rhum has no bitterness worth mentioning and now dries out the mouth beautifully.


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Conclusion: The Rhum Agricole Neisson XO is a small pearl among the Martinican Rhum Agricoles. For this money you get a very good agriculturally produced rhum. You can't help but congratulate Grégory Vernant and Jean Neisson († 1986) for creating and maintaining this style. Claudine Neisson-Vernant also deserves great respect for what has been achieved. Not only is a very solid product delivered here, but a bottling is also created that towers above many other standard bottlings. Please do not be fooled by the rating. It may just be the upper end of the midfield, but these ratings are owed to the standards of the liquor industry, which I didn't want to practice early in my rum career because it doesn't always do justice to the bottlers and and the bottlings. If you only take note of the number of points without the conclusion or the entire review, you will miss out on a small treasure here. Granted, there are better bottlings of Neisson. But for this price you really can't complain. The interaction between the oak aromas and the exotic fruits, with a very subtle hint of sugar cane, give this bottling something special. If it is this dominant sugarcane note that you hate or prefer, then this bottling will surprise or disappoint you. Of the various “Profile” Neissons, I only have "Profile 105" so far. At the beginning I wanted to do a double review. But it didn't come to that and so the Profile one will get its own review.

Note on my own behalf: It's been a little while since I uploaded the last review. All the time that I currently have at my disposal goes to the current project. Actually, I wanted to finished it weeks ago and also have it translated into English. Since my workplace is going haywire at the moment and the chaos increases week by week, I often lose the necessary energy. I often don't have the time for an extensive tasting like this. I would like to apologize for this. I hope this does not become permanent. I wish all of you a nice Sunday!


Marco Freyer

(88/100)