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Sonntag, 26. Januar 2014

Renegade Enmore (Versailles Still) 1988 19 YO

 (the English part is just below, just skip the German part) 

It's Demerara time!

Erneut möchte ich einen Rum aus der Enmore Distillery von 1988 auf dem Blog vorstellen. Es handelt sich um eine kleine Rarität. Diese Abfüllung stammt aus dem ersten Release der Renegade Rum Company von 2007. Wo TheRumCask diese Rarität ausgegraben hat ist mir zwar nicht bekannt, aber ein dickes Dankeschön von mir an dieser Stelle ans TRC Team!

Zur Abfüllung:

Wie schon erwähnt stammt dieser Rum aus dem ersten Release des Jahres 2007. Er war, wenn ich mich nicht sogar irre, der älteste Rum unter der Renegade Company im Jahre 2007. Von dieser Abfüllung gab es ganze 1.020 Flaschen. Es dürfte sich also um eine Abfüllung aus mindestens drei Bourbon Fässern dieses Rums gehandelt haben. Neben der Reifung in Ex - Bourbon Fässern bekam der Rum eine Extrazeit in ehemaligen Château Latour Fässern. Dieses Weingut befindet sich in der französischen Gemeinde Pauillac bei Bordeaux und ist weltberühmt. Dort werden (wenn ich mich nicht irre) nur Rotweine angebaut. In einem solchen ehemaligen Weinfass durfte der Rum eine zweite Reifezeit genießen. Ich mache absolut keinen Hehl daraus, dass ich in einer Weinregion lebe. Dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, habe ich für dieses Getränk absolut nichts übrig, egal aus welchem Land / Region der Wein stammt. Die erste und einzige Spirituose die ich wahrlich zu lieben lernte war und ist bisher Rum und auch dort, wenn es sich einrichten lässt, vornehmlich Rums in Fassstärke. Zu extrem? Vielleicht. Wenn es nicht so verflucht teuer wäre, dann würde ich in die Karibik umziehen und vielleicht eine eigene Destillerie gründen. Träume darf man ja noch haben. ;) 
Mal sehen was der Februar bezüglich neue Erkenntnisse in Sachen Whisky für mich bereit hält. Aber ich denke, ich werde dem Rum treu bleiben und mir stattdessen nur neue Eindrücke und Erkenntnise aneignen. Trotz dieser Abneigung für Wein werde ich versuchen, den Rum fair und objektiv zu bewerten. Wie weit der Wein den Rum beeinflusst hat, ich vermeide das Wort verhunzen, wird sich noch herausstellen. Auch wenn der Rum in einem oder mehreren Weinfässern lagerte, vermute ich hier einen gefärbten Demerara. Aus 1988 gab es außerdem noch den Isla Del Ron Enmore (Enmore Distillery) 24 YO in voller Fassstärke und den TWA Enmore 1998 24 YO auf vermutlich 50,5%vol. herab verdünnt. Diese Abfüllung der Renegade Rum Company könnte eine jüngere Version beider Rums sein. Lassen wir uns überraschen.

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Verkostung Renegade Enmore (Versailles Still) 19 YO:

Preis:Ich erstand meine Flasche für 88,90€ bei TheRumCask. Ein Schnäppchen für eine solche Rarität.

Alter:Das offizielle Alter beträgt 19 YO. Der Rum durfte von 1988 bis 2007 in den verschiedenen Fässern reifen.

Alkoholstärke:Die gewöhnliche Trinkstärke von 46%vol. der Renegade Serie.

Destillationsverfahren:Hier wird explizit die Versailles Pot Still als Urheber erwähnt.

Farbe:Der Rum leuchtet in dunklem Mahagoni. Für mich ein typisch gefärbter Rum aus Guyana.

Viskosität:Viele kleine Perlen fließen ganz langsam an der Glaswand hinab zum Glasboden. Die Öligkeit ist angemessen für 19 Jahre Fassreife.

Nase:Die Nase startet mit leichter Süße, garniert mit sanfter Melasse. Salz und Jod bereichern diese ersten Eindrücke. Dazu gesellt sich auch eine Spur Anis und Eichenaromen. Die Fruchtigkeit durchzieht alle diese Aromen, ist jedoch eher im Hintergrund präsent. Ich rieche Trockenfrüchte und ganz stark Pflaumen. Auch eine leichte Spur Rauch schwingt mit. Der Rum erinnert mich an den Isla Del Ron Guyana (Enmore Distillery) 24 YO. Eine ganz delikate Nase! Der Weineinfluss ist fast gar nicht zu riechen, was mich bei so einem Demerara aber auch nicht wundert.


Gaumen:Eine kraftvolle Melasse mit angenehmer Süße spült über den Gaumen. Neben der Süße ist auch Salz, Rauch und Jod deutlich zu schmecken. Je länger der Rum im Mund verweilt, desto mehr kommt auch eine versteckte Bitterkeit zum Vorschein. Diese wird jedoch von der Süße im Zaum gehalten. Die Frucht ist äußerst zurückhaltend. Die Pflaume in der Nase ist fast vollständig verschwunden. Herbe Kräuter und Eichenaromen kommen nun immer mehr zum Tragen, je länger der Rum im Mund verbleibt. Der Alkohol ist nur zu Beginn präsent und wärmt den Mundraum, bevor er rasch verblasst.

Abgang:Herbe Kräuter mit Melasse, Salz, Jod und Rauch beginnen den Abgang. Die Melasse verblasst mit der Zeit immer mehr. Die Süße ist wenn, dann nur ganz am Anfang zu schmecken. Langsam weicht sie einem salzigen Geschmack. Für einige Sekunden kommen Eichenaromen zur Geltung, bis auch diese verschwinden. Zurück bleiben Jod, Rauch und ein ganz minimaler Rest an Kräutern. 

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Fazit: Mal abgesehen von minimal verschwommenen Grenzen einiger Geschmacksnuancen hatte das besondere Finish nicht viel Einfluss auf den Rum. Ein wenig bin ich aber nicht überrascht, denn genau das habe ich auch insgeheim gehofft. Einen gefärbten Pot Still Rum aus Guyana, wie z.B. den Isla Del Ron Guyana (Enmore Distillery) 24 YO, kann man auch nur schwer mit ein paar Monaten oder ein oder zwei Jahren verschlimmbessern. Mehr Reifezeit dürfte diese Abfüllung in den Weinfässern nicht gehabt haben. Dafür ist das Destillat zu komplex und kraftvoll. Bei einem Rum aus einer Column Still oder sogar einem Rockley ist das leider viel leichter möglich. Diese Erfahrung habe ich beim Renegade Barbados (Rockley) 9 YO (Petrus Cask) gemacht. Hier allerdings wurde ich sehr positiv überrascht. War der Rum seine 88,90€ wert? Absolut. Wenn sie ein Liebhaber gefärbter Rums aus Guyana sind oder sie es sehr komplex mögen, dann wäre dieser Rum etwas für sie gewesen. Können sie mit beiden Varianten nichts anfangen, dann brauchen sie dieser Abfüllung auch keine Träne nachweinen. Diese Abfüllung ist eine der wenigen Rums mit Wein – Finish der mir wirklich schmeckt. Die Ähnlichkeit mit einem Isla Del Ron Guyana (Enmore Distillery) 24 YO ist für mich offensichtlich. Beide Abfüllungen müssten aus demselben Batch stammen, nur das der Isla Del Ron länger reifen durfte und in voller Fassstärke abgefüllt wurde.

Falls sie sich nun vielleicht fragen, warum die Flasche noch geschlossen ist und ich dennoch dieses Review abhalte: Ich bekam ein Sample weit vor der Flasche von Sascha. Damals war nämlich nicht abzusehen, dass noch einige Flaschen auftauchen würden und so bekam ich dieses im Austausch. Trotz seiner 46%vol. hat der Rum nichts an Komplexität oder an Kraft eingebüßt. Auch das Finish konnte ihm nicht viel anhaben. Das spricht in meinen Augen für die hohe Qualität des Rums. Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Sonntag!

Marco 


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It's Demerara time (what... again?)!

Welcome to Barrel-Aged-Mind! Again, I want to introduce a rum from the Enmore Distillery with the vintage of 1988 on the blog. It is a little rarity. This bottling is from the first release of the Renegade Rum Company released in 2007. Where TheRumCask team did dug up this rarity is not known to me, but I want to give them a big 'thank you' from me!

The Bottling: 

As already mentioned, this rum comes from the first release of the year 2007. He was the oldest rum bottled under the label of the Renegade Company in 2007, if not the oldest one entirely of this company. Of this rum were 1020 bottles produced. It is very likely that this bottling consisted of at least three ex-bourbon barrels. In addition to being aged in ex-bourbon casks this rum got a little extra time in the former Château Latour barrels. This winery is located in the French commune of Pauillac in Bordeaux and is world famous. There are (if I'm not mistaken) only red wines produced. In such former wine barrel was the rum being stored for a second maturation. I make absolutely no excuses about the fact, that I live in a wine region. Nevertheless, or perhaps because of this, I have absolutely no love for this drink, no matter what country the wine originates. The first and only spirit that I learned to love was and is rum. Maybe I should move to the Caribbean and establish a distillery. ;)

Despite this reluctance, I will try to evaluate the rum fairly and objectively. How far has the wine influenced the rum? We'll see. The rum was probably stored in one or more wine barrels. I suspect a colored Demerara here. We already had the Isla Del Ron Enmore (Enmore Distillery) 24 YO in cask strength from the vintage of 1988. This bottling from the Renegade Rum Company could be a younger and more diluted version.

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Tasting Renegade Enmore (Versailles Still) 19 YO:

Price: I bought my bottle for € 88.90 at TheRumCask online shop. A bargain for such a rarity.

Age: The official age is 19 YO. The rum was allowed to mature from 1988 to 2007 in different barrels.

ABV: The usual drinking strength of 46%abv. Nothing fancy.

Process of distillation: On the label Versailles Pot Still mentioned as origin of this rum.

Colour: The Rum has a dark mahogany colour. For me a typical coloured rum from Guyana.

Viscosity: Many small beads flow very slowly down on the glass wall. The oiliness is appropriate for 19 years of barrel maturation.

Nose: The nose starts with a slight sweetness, garnished with soft molasses. Salt and iodine enrich these first impressions. They are joined by a hint of anise and oak flavours. The fruitiness pervades all these aromas, but is rather more in the background present. I smell dried fruits and plums. Even a slight hint of smoke. The Rum reminds me of the Isla Del Ron Guyana (Enmore Distillery) 24 YO. A very delicate nose! The wine influence is almost impossible to smell, but that does not even surprise me with such a Demerara.

Palate: Powerful molasses mixed with pleasant sweetness washes over the palate. In addition to the sweetness is also salt, smoke and iodine. The longer the rum lingers in the mouth, the more comes a hidden bitterness to the fore. This bitterness is kept in balance by the sweetness. The fruit is extremely cautious. The plum on the nose is almost completely gone. Tart herbs and oak flavors are now growing effect, the longer the rum remains in the mouth. The alcohol is only present at the beginning and fades out very quickly.

Finish: Tart herbs with molasses, salt, iodine and smoke. The molasses is fading out over the time. The sweetness is to taste only at the very beginning. It slowly makes room for a salty taste. For a few seconds oak aromas come into play until these are also disappearing. Iodine, smoke and a very minimal residual of herbs are remaining. 

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Conclusion: Aside from minimal blurred 'flavour-boundaries' of some flavours the finish did not have a great impact on the rum itself. But I'm not really surprised, and that's what I have hoped. A colored pot still rum from Guyana, such as the Isla Del Ron Guyana (Enmore Distillery) 24 YO, is even in is diluted down state difficult to make worse by a wine finish. I guess the maturation period I the wine barrels was maybe one or two years. The distillate is too complex and powerful to been influence by wine so easily. A rum distilled in a column still, or even a Rockley. is unfortunately much easier to influence. This experience I made with the Renegade Barbados (Rockley) 9 YO (Petrus Cask). Here, however, I was very pleasantly surprised. Was the rum worth the money of € 88.90? Absolutely. If you are a lover of coloured rums from Guyana or you like it very complex, then this rum would have been something for you. If you don't like both types then you don't need to shed a tear. This bottling is one of the few rums with wine-finishes wich are actually really good. The similarity with Isla Del Ron Guyana (Enmore Distillery) 24 YO is obvious to me. Both bottlings must come from the same batch, only the Isla Del Ron could have matured longer and was bottled in its full cask strength.

If you might wonder why the bottle is still closed and I still made this review: I was given a sample before the bottle from Sascha. At that time, there was no bottle available for a purchase and so I got this sample in exchange. Despite its 46%abv the rum has not lost its complexity. The finish was not able to harm it much. This speaks in my eyes for the high quality of the rum. I wish you all a good Sunday! 

Marco

Sonntag, 14. April 2013

Renegade Barbados 6 YO vs Plantation Barbados 5 YO

Hallo zum heutigen Rumvergleich!

Ich habe mir einmal zwei Fliegengewichte aus Barbados vorgenommen, die vielleicht für den einen oder anderen Leser als Daily Dram geeignet sind. Wer dieses Wort allerdings wörtlich nimmt, der sollte mal ernsthaft einen Gangzum Arzt oder einem Suchtberater seiner Wahl in Erwägung ziehen. ;) Ich werde also versuchen den am besten geeigneten Einsteiger unter den beiden Abfüllungen versuchen zu ermitteln. Wer allerdings schon einige Erfahrungen hat, der sollte gleich zu den im Fazit erwähnten Rums greifen und diese beiden Rums überspringen.

Zu den Abfüllungen:

Plantation Barbados 5 YO Singlecask
Der erste Rum ist eine Einzelfassabfüllung von Plantation. Im Grunde ist es der Barbados Grande Reserve 5YO mit einigen Monaten Reifezeit in ehemaligen Pineau Des Charentes-Fässern. Hierbei handelt es sich um ein alkoholisches Getränk, bestehend aus unfermentierten Traubenmost und Eau de vie de Cognac (der Ausgangsstoff für Cognac). Eine solche Kombination ist im Rum-Geschäft höchst unorthodox, aber bezeichnend für P. Ferrand. Der Rum kommt damit auf ganze drei (!) Fässer, in denen er verweilen durfte. Ehemalige Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche, alte ehemalige Cognac-Fässer (für die Reifung des Grande Reserve typisch) und eben die erwähnten Fässer des Pineau Des Charentes. Ich erwarte hier eigentlich keinen eindeutigen Rum aus Barbados mehr. P. Ferrand macht zur Destillerie keine Angabe. Es kann sich also auch um ein Destillat aus der Foursquare Distillery handeln, oder um die ältere Pot-Still (nicht die Rockley Still) aus Blackrock. Column-Stills besitzen beide Brennereien. Welche Brennerei hier also der Urheber ist, wird wohl im Dunkeln bleiben. Das soll uns jetzt aber vordergründig erst einmal nicht weiter stören.

Renegade Foursuqare 6 YO
Der Zweite Rum im Bunde ist der Renegade Barbados 6YO aus der Foursquare Distillery. Dieser Rum reifte in nur zwei Fassarten. Nämlich die typischen amerikanischen Weißeichenfässer und drei Monate in ehemaligen Vin Doux Naturel Banyul Fässern. Da diese Abfüllung auf ganze 3870 Flaschen kommt, kann man hier eigentlich schon gar nicht mehr von einer Einzelfassabfüllung reden, sondern von einem Jahrgangsrum, welcher sich aus einigen Fässern des selben Batches zusammensetzt. Anhand der Zahl schätze ich einmal, dass es bis zu 14 Fässer gewesen sein könnten. Für gewöhnlich wird der Inhalt einer Jahrgangsabfüllung zusammen vermischt, um keine zu großen Geschmacksunterschiede in den einzelnen Flaschen zu bekommen. Aber ob dies auch hier so praktiziert wurde, dass kann man nur vermuten. Fakt aber ist, dass der Rum in ein oder mehrere Weinfässer zum „Finishen“ kam, bevor er abgefüllt wurde. Ähnlich dem süßen Traubenmost im Pineau Des Charentes vermute ich hier einen leicht gesüßten Rum. Schließlich ist ein Banyul ein süßer Dessertwein. Wollen wir doch einmal sehen, ob ihm das Finish gut getan hat.

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Verkostung Renegade Barbados 6Y0 Banyul Finish & Plantation Barbados 5 YO Pineau Des Charentes Finish:



Preis:Den Renegade erstand ich in meiner Anfangszeit für 38,75€ bei Barfish.de. Das ist also schon eine kleine Weile her. Den Plantation kaufte ich für umgerechnet 46,80€ bei thewhiskyexchange.com. Beide Rums ohne Versandspesen.

Alter:Das offizielle Alter des Renegade wird mit 6 Jahren angegeben. Das jahr der Herstellung ist 2000. Der Plantation wird mit schlichten 5 Jahren ausgezeichnet und es ist kein Jahrgang angegeben. Es bleibt einem also der eigenen Fantasie überlassen, aus welchen Jahr er stammt.

Alkoholstärke:Der Renegade kommt mit typischen 46% vol. daher. Der Plantation hat mal gerade noch 40% vol.. Er dürfte als wesentlich geschmeidiger sein, trotz seines jungen Alters. Zugegeben der Renegade ist gerade einmal einen Zähler älter, aber bei 46%vol. könnte da schon ein wenige mehr die Jugendlichkeitzum Vorschein kommen. 6 Jahre sind ja schließlich nicht viel. Lassen wir uns überraschen.

Destillationsverfahren:Beide Rums sind ein "Blend" aus Pot- und Column-Still. Diese Kombinationen gibt es tatsächlich in der Blackrock Distillery und in der Foursquare Distillery. Dort fungiert eine Pot Still als Wash Still und eine Column Still als Spirit Still. Im Falle der Blackrock Distillery gibt es diese Kombination sogar zweimal hintereinander. Ob dies tatsächlich so ist, wird man leider nicht mehr ganz nachvollziehen können, da ich durch die Finishs nur noch verwaschene Geschmacksgrenzen erwarte. Ich werde also auf dieses Thema nicht näher eingehen.

Farbe:Der Plantation hat einen satten Goldton und glänzt wie ein heller Bernstein im Glas. Der Renegade ist im Vergleich dazu etwas heller, hat also einen leichten Goldton.

Viskosität:Beide Rums fließen sehr schnell zurück zum Glasboden. Nur sehr vereinzelt bilden sich Perlen an der Glaswand. Die Rums sind also wenig ölig. Bei den angegebenen Reifezeiten aber auch kein Wunder.

Nase:Der Plantation riecht sehr nach süßer Vanille. Ich kann Spuren von Sahne und Karamell erkennen. Der Rum wirkt wie ein süßes Karamellsahnebonbon. Dieser Geruchseindruck dominiert in der Nase. Auch Trauben (weiß) sind enthalten. Dies kommt wohl vom Finish im Pineau Des Charentes-Fass. Der Alkohol brennt leicht in der Nase. Ein ziemlich ungestümer, junger Rum, der mit einem ganz ungewöhnlichem Fass verändert wurde. Für meinen Geschmack einen Tick zu süß in der Nase. Diese Süße scheint geradezu im Glas zu stehen. Nur mit viel Mühe, kann man hier noch Butteraromen und Feigen erkennen, die für leichte Rums aus Barbados typisch sind.



Eine leichte Fruchtigkeit vermischt mit Feigen, Butteraromen, einer Priese Pfeffer und schwach herben Anklängen dominiert das Glas. Dazu gesellen sich leichte Weinaromen und feine Traubenaromen mit einer ganz schwacher Süße. Diese Aromen kommen vom Finish im Banyul-Fass. Der Renegade wirkt weniger wie ein Süßling als der Plantation und macht auch einen deutlich eleganteren Eindruck. Die Nase ist jedoch ein wenig zurückhaltender als beim Plantation. Im direkten Vergleich stört mich dies jedoch nicht im geringsten. Hier riecht man noch deutlich das Ursprungsland des Rums. Ganz anders also als beim Plantation, der einen Tick künstlich anmutet.

Gaumen: Die Nase hat es mich schon vermuten lassen, doch der erste Schluck ist wie ein kleiner Schock: Eine heftige Süße gepaart mit Vanille ist im Rum enthalten. Dazu kommen Aromen von Sahne, Butter und Feigen. Hier schmeckt man nun das Ursprungsland. Allerdings ist er so sehr gesüßt, dass das Trinken einiges an Konzentration erfordert. Der Alkohol macht sich nur sehr leicht bemerkbar. Ich erkenne noch Spuren von Nelken und Pfeffernoten.

Die Süße beim Renegade ist hier deutlich zurückhaltender und nicht zu aufdringlich, aber immer noch vorhanden. Dies ist dem Finish mit Dessertwein geschuldet. Dazu kommen deutliche Pfeffernoten mit typischen Butteraromen und ganz leicht pflanzlichen Anklängen im Hintergrund. Dieser Rum ist noch eher ein Barbadier als der Plantation, der gerade zu verzerrt wirkt. Es ist und bleibt jedoch ein leichtes Destillat, aber im Vergleich der bessere Rum von beiden am Gaumen.

Abgang:Süße Butteraromen mit Vanille bilden den Anfang. Die Süße lässt jedoch zum Glück nach kurzer Zeit nach und es folgen leicht herbe, pflanzliche Anklänge. Der Abgang ist nur am Ende noch typisch für leichte Rums aus Barbados. Der Rest wirkt geradezu aufgesetzt und ist einfach viel zu süß. Ich habe ja mit einer gewissen Süße gerechnet. Aber das ist mir einfach zu viel. Die Vanille-Butteraromen verbleiben bis zum Schluss noch im Mund. Dies ist echt nur was für Leute mit einer Affinität zu alkoholischem Zucker.

Butteraromen mit Pfeffernoten bilden den Anfang. Diese verschwinden nach kurzer Zeit und die pflanzlichen Anklänge kommen wieder zum Vorschein. Der Rum hat im Abgang noch weniger Süße als zuvor am Gaumen. Die Butteraromen bilden zusammen mit den herben Anklängen den Schluss des Abgangs. Eine ganz schwache Fruchtigkeit ist nur zu erahnen.

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Fazit:Wenn es denn schon eine leichte Einzelfassabfüllung oder Jahrgangsrum aus Barbados sein muss, dann kommt hier nur der Renegade infrage. Der Plantation ist einfach viel zu süß und schmeckt wie ein Karamellsahnebonbon. Barbados kann man hier nur noch schwer entdecken, vorausgesetzt man weiß auch wonach man suchen muss. Das Cognac-Fass hat ihn schon sehr süß gemacht (ich kenne den Grande Reserve), aber das Pineau Des Charentes-Fass hat den Rum endgültig gekillt. Ob er für einen Cocktail noch etwas taugt weiß ich leider nicht, da ich kein Mixer bin. Der Renegade ist im direkten Vergleich weniger geschmeidiger am Gaumen, aber dafür noch eher ein Rum im eigentlichen Sinne. Mit einem natürlichen oder echten Rum verbinde ich eine dezente Süße, die nicht alles überdeckt, was ein Rum aus demselben Land ohne Finish auch auszeichnet. Wer ohne Schuld ist möge bitte den ersten Stein werfen, aber so kann und werde ich nur den Renegade als Gewinner dieses Vergleiches küren, wennes denn wirklich ein leichtes Destillat aus Barbados sein muss. Wer die Insel richtig kennen lernen möchte, dem kann ich nur Einzelfassabfüllungen aus der Rockley Still (jetzt bei Blackrock) oder aus einer der Mount Gay Pot-Stills ans Herz legen. Diese sind das Beste was Barbados zu bieten hat. Hierzu gehören der noch vereinzelt verfügbare Bristol Classic Rum Mt. Gay 8 YO, oder wer es auch stärker mag eine Abfüllung in Fassstärke von Duncan Taylor oder Cadenhead. Wer es ganz anspruchsvoll mag, der sollte sich die Rums der Rockley Still ansehen. Um den Plantation sollten sie einen großen Bogen machen, bzw. sie hätten eigentlich einen großen Bogen machen müssen, denn der Rum ist (zum Glück) inzwischen schon fast ausverkauft. Den Renegade gibt es vereinzelt noch, aber die Bestände neigen sich auch hier mittlerweile dem Ende entgegen. Habe ich hier etwa gerade einen erleichterten Seufzer gehört? Ich wünsche Ihnen noch einen ungetrübten Abend. ;)



Marco