Jamaican Rum GER

Jamaican Rum


Karte von Jamaika, 1671, von Johannem Ogiluium
Quelle: www.mappery.com
Jeden Deutschen fällt beim Erwähnen des Wortes „Rum“ meist zeitgleich die Nation Jamaika ein. Deutschland und Jamaika. Jahrelang gab es ein besonderes Band, welches die beiden Länder miteinander verband. Der „German Rum Market“, welcher gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand, bestand bis zum Beginn des ersten industriellen Massenmordens: Den ersten Weltkrieg. Während dieses Krieges und auch Jahre darüber hinaus, wurde jamaikanischem Rum der Zugang zu Deutschland mit Restriktionen erschwert und behindert.

Als Zucker auf Jamaika seinen Höhepunkt erreichte, gab es über 800 Zuckeranwesen, bzw. kleine Plantagen, welche Zuckerrohr anbauten. Hierbei handelte es sich aber um sehr kleine Plantagen. Große, zentrale Anwesen, wie sie es in Guyana schon recht früh gab, begannen sich in Jamaika erst im 20. Jahrhundert zu formen. Während der Zuckerkrisen des 19. Jahrhunderts, besonders ab 1884-85, tendierten die jamaikanischen Zuckeranwesen entweder die Produktion von Zucker aufzugeben und pflanzten stattdessen z.B. Bananen an, oder sie vernachlässigten die Produktion von Muscodade-Zucker und begannen dafür die Produktion von Rum zu fokussieren. Der Grund: der sich formende German-Rum-Market. Deutsche Unterhändler durchstreiften die Insel auf der Suche nach besonders extrem aromatischen Rums, welche für die weitere „Produktion“ in Deutschland verwendet werden konnten. Im Jahre 1889 wurde der Importzoll für jamaikanischen Rum ins deutsche Kaiserreich erheblich angehoben und reduzierte den Handel mit Jamaika auf einen Schlag. Die Lösung, um diese hohen Importkosten für den Endkunden einigermaßen erträglich zu gestalten waren diese hoch-konzentrierten Rums. Diese aromatische und hoch-esterhaltige Rums wurde nach Deutschland (Flensburg) verschifft und dort von den Rum-Häusern mit neutralem Alkohol verschnitten. Dieser Rum mit hohem Estergehalt war in erster Linie nie dazu bestimmt pur genossen zu werden. Ironie der Geschichte: Heute wird er in diesem Zustand durchaus getrunken. Für den schlechten Ruf von Rum tat der Rum-Verschnitt sein übriges. Fakt ist jedoch: In der Vergangenheit stellten die jamaikanischen Destillerien die Königsklasse des Rums her. Sie waren es, welche die Fermentationszeit auf bis zu 21 Tage streckten. Allerdings gab es auch damals schon Berichte, über den „abnormalen Gestank“ in den Brennereien, der einen den Genuss auf Rum für immer verderben konnte.

Der Rum-Verschnitt verhalf den jamaikanischen Zuckeranwesen durch ihre Destillerien den Krisen am Zuckermarkt zu widerstehen. Jedenfalls bis 1930. Bis dahin agierten viele Anwesen nicht als Zuckerfabriken, sondern eher als Rum-Fabriken. Danach stellten sich die verbliebenen Anwesen entweder auf eine effizientere Methode der Zuckerherstellung um, hin zur Verwendung von Vakuumkörpern (vacuum pan proces) zur Herstellung eines weißen Zuckers und weg von dem Prozess der offenen Kesseln (Common process), in denen der Zuckersaft nur gekocht wurde und welcher nur Muscovado herzustellen vermochte, oder sie gaben die Anpflanzung von Zuckerrohr auf. Die ersten zentralen Zuckerfabriken entstanden so erst im 20. Jahrhundert auf Jamaika. Trinidad und British Guiana waren hier wesentlich schneller und effizienter. Der Grund lag aber auch darin, dass jamaikanischer Rum diesen Angleichungsprozess zuerst unnötig machte. Rums von Trinidad und British Guiana standen angeblich schon damals im Schatten des jamaikanischen Rums. Ich fand Berichte über abfällige Bemerkungen eines jamaikanischen Abgesandten, welcher die mindere Qualität dieser Rums anprangerte und Rum am liebsten nur als „Rum“ bezeichnen würde, wenn er denn in Pot Stills hergestellt werden würde. Dieser Mann war kein Freund der Column Still, welche sich durch ihre Effizienz in der Karibik immer weiter verbreitete. Durchsetzen konnte er sich mit seiner Meinung damals nicht. Auch die Column Still erschien im 20. Jahrhundert auf Jamaika. Dennoch ist Jamaika bis heute die Hochburg des Rums geblieben. Wie lange dies auch noch so bleibt? Das wird nur die Zeit zeigen.

Heute gibt es nur noch 4 Destillerien. Innswood wurde in Folge eines Restrukturierungsprozesses im Jahre 1996 geschlossen. Auch die Traditionsbrennerei Long Pond wurde 2012 von National Rums of Jamaioca geschlossen. Ob sie jemals wieder wie einst hampden reaktiviert wird ist unklar. Die Long Pond Zuckerfabrik wird auch die aktuelle Saison (2015-16) nicht mehr betrieben.

Worthy Park
Hampden
Monymusk
Appelton (+New Yarmout)


Die folgenden Ester-Werte entnahm ich einem Bericht von J.R. McFarlane, dem Chief Chemist (B. Sc.) der Caymanas Estates Limited aus dem Jahre 1947: 

Common Clean 80 — 150 parts per 100.000 alcohol. 
Plummer 150 — 200 parts per 100.000 alcohol. 
Wedderburn 200 — 300 parts per 100.000 alcohol. 
Flavoured 700 — 1.600 parts per 100.000 alcohol.”

Im Jahre 1934 wurde von der jamaikanischen Regierung eine fixe Obergrenze für den Estergehalt festgelegt. Diese maximale Grenze war bei 1.600 Ester. Zur Information: Das Caymanas Estate befand sich nordöstlich von Spanish Town, an der Grenze zum anliegenden Parish St. Andrews. Woran McFarlane diese Bereiche so auslegte ist mir nicht bekannt. Er könnte sich aber gut nach den damaligen Herstellern orientiert haben. Mich irritiert allerdings die Lücke zwischen 300 und 700 etwas. Sind das streng genommen immer noch Wedderburn Rums oder gehören sie schon zur Flavoured-Kategorie? Zu den Destillerien auf Jamaika wird es noch gesondert einen „The Jamaican Distilleries“-Artikel geben, wenn ich die Zeit hierfür habe. 

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Bekannte Jamaika Abfüllungen
(nicht vollständig)

Coming soon...

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