Sonntag, 22. September 2013

L'ESPRIT Barbados Blackrock Distillery Cask Strength 2000 12 YO

Bienvenue auf Barrel-Aged-Mind! 

Heute möchte ich euch einen sehr jungen unabhängigen Abfüller aus Frankreich vorstellen. Leider tendieren meine französischen Sprachkenntnisse gegen Null und so musste ich über Umwege und einigen Übersetzern Informationen über diesen UA sammeln. Der heutige Rum ist der L'ESPRIT Barbados Blackrock Distillery Cask Strength 2000 12 YO!

Zum Abfüller:

L'ESPRIT Blackrock Cask Strength 12 YO
Er ist noch relativ jung und hat noch eine viel versprechende Zukunft vor sich, wenn er die entsprechende Ausdauer hat und auch einige Fails verkraften kann, die man leider unweigerlich zu Beginn im Rum-Bereich macht. Whisky&Rum „The Wine Specialist“ haben ihr Hauptgeschäft in Rennes, der Hauptstadt in der Region Bretagne. Diese liegt an der nordwestlichen Atlantikküste in Frankreich. Hierbei handelt es sich noch um einen relativ jungen Abfüller. Die Firma wurde im Dezember 2007 von Tristan Prodhomme und seiner Lebensgefährtin Anna gegründet. Neben einigen Abfüllungen im Whiskybereich veröffentlichte Whisky&Rum auch einige Rums. Darunter ein Rum aus Guyana (Diamond), einen Rum aus Guadeloupe (Bellevue), einen aus Panama (Don José), einen aus Brasilien (Epris) und den nun vorliegenden Rum aus Barbados. Einige Rums einmal in Fassstärke und auch auf 46% herab verdünnt. Also eine Hälfte das Fasses komplett unverfälscht und die andere Hälfte nur etwas verdünnt in die Flasche. Ich wünsche diesem Abfüller wirklich viel Erfolg. Es wäre doch mal eine willkommene Abwechslung, nicht nur überwiegend UAs aus Großbritannien, Italien und Deutschland zu haben. Je mehr unabhängige Abfüller es gibt desto besser. Die L'ESPRIT-Serie umfasst nicht nur Rums, sondern auch Whiskys. Ich bin gespannt was dieser UA in der Zukunft noch so alles aus seinem Ärmel zaubert. Der Rum wurde bei der Rhum Fair in Paris diesen Jahres veröffentlicht.

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Verkostung L'ESPRIT Barbados Blackrock Distillery Cask Strength 2000 12 YO:

Preis: Eine Flasche dieses Rums kostet 72€. Das ist preislich zwar höher als Cadenhead, aber wir wollen doch einmal sehen ob der Rum selbst die Differenz auch rechtfertigt.

Alter: Der Rum wurde am 6. Juni des Jahres 2000 destilliert und am 8. November 2012 abgefüllt. Das offizielle Alter beläuft sich auf 12 Jahre.

Alkoholstärke:
Der Rum hat offiziell 57,7%vol.. Damit hat er also ein bisschen weniger als der Cadenhead Dated Distillation BBR Blackrock Distillery 2000 11 YO.

Destillationsverfahren: Offiziell gibt es hierzu keine Angabe. Aber ich vermute hier eine ganz bestimme Pot-Still hinter diesem Rum, die auf dem Label leider nirgends erwähnt wird.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton im Glas. Das Fass hatte wohl einen guten Einfluss auf den Rum.

Viskosität: Viele kleine Schlieren fließen langsam zum Glasboden hinab. Eine Krone aus kleinen Perlen verbleibt am oberen Rand des Glases. Der Rum hat eine gute Öligkeit und somit für 12 Jahre viel vom Fass abbekommen.

Nase: Jackpot! Ich rieche reiche Bourbon-Vanillearomen, reife Banane und einen sehr angenehmen medizinischen Anklang. Der Rum hat einen rauchigen Charakter, der jedoch von der Vanille regelrecht gezähmt wird und nicht zu dominant wirkt. Die Honigaromen eines typischen Rockleys sind nur im Hintergrund präsent, aber doch immer noch vorhanden. Die Süße ist angenehm und nicht zu stark. Auch Bienenwachs ist nur ganz schwach vorhanden. Ein sehr sehr leckerer Rum der mich sehr neugierig macht. Der Alkohol macht sich mit einem leicht Brennen in der Nase bemerkbar. Der einzige weiter Rum mit einer vergleichbaren Bourbon-Vanillenote ist der Duncan Taylor. Bedenken sie aber folgendes: Dieser ist ganze 13 Jahre älter! Auch leicht grasige Zuckerrohraromen kann ich erkennen.

Mit etwas Wasser kommen die Honigaromen mehr zum Vorschein. Die reifen Bananen und die Bourbon-Vanille sind zwar immer noch präsent, aber etwas schwächer geworden. Die medizinische Note wurde jedoch ebenfalls schwächer. Auch die grasigen Zuckerrohraromen sind etwas zurückgegangen. Der Alkohol macht sich nun deutlich sanfter bemerkbar. Der Rum bewegt sich in die Richtung eines Cadenhead Green Label 12 YO, ist jedoch immer noch geballter in der Nase. Der Rum wirkt immer noch in sich stimmig und ausbalanciert. Für einen Moment konnte ich sogar reife Papayas riechen, die ich für gewöhnlich eher mit Demeraras in Verbindung bringe.

Gaumen: Wieder Bourbon-Vanille satt gepaart mit einer angenehmen Süße. Dazu gesellen sich starke Raucharomen. Der Rauch ist perfekt eingebunden. Die typischen Honigaromen eines Rockley blitzen kurz auf. Dazu gesellen sich auch dezente Zuckerrohraromen. Der Alkohol macht sich nur zu Beginn durch ein leichtes Brennen bemerkbar. Dieser Rum ist im Vergleich zu anderen Rums deutlich einfacher zu genießen. Der BBR 11YO von Cadenhead ist da schon etwas anstrengender und fordert mehr. Dies gereicht dem Rum jedoch hier nicht zum Nachteil! Dunkle Gewürze und Pfeffer sind auch enthalten. Leider ist die Vanille nicht so ganz krass am Gaumen, wie sie zuvor in der Nase einschlug. Ich mag ihn!

Mit Wasser habe ich immer noch Bourbon-Vanille mit rauchigen Noten. Die Honig- und Bienenwachsaromen sind nun aber etwas deutlicher vorhanden. Der Rum brennt fast gar nicht mehr und das, obwohl er noch ungefähr 53% besitzt! Die Fruchtigkeit ist nur geringfügig anders. Ich schmecke immer noch reife Bananen und ganz schwach exotische Früchte, welche ich nicht einordnen kann. Der Rum wurde richtig sanft und weich, verlor aber dadurch auch ein wenig sein kantiges Profil. Die Zuckerrohraromen sind nun nicht mehr so einfach zu erkennen, wie vor der Verdünnung.

Abgang: Rauch, Rauch und nochmals Rauch. Hier schlagen die rauchigen Aromen voll durch. Dazu kommen noch Vanille- und Honigaromen satt. Letztere Eindrücke verblassen immer mehr und ein medizinischer Geschmack mit dunklen Gewürzen und ganz leichten Eichenaromen verbleibt am Gaumen. Der Abgang ist nicht übermäßig lang und so möchte man schon nach kurzer Zeit den nächsten Schluck nehmen. Dieser Rum hat echtes Suchtpotenzial für mich.

Mit Wasser bilden Honigaromen gepaart mit Vanille und medizinischen Aromen bilden den Anfang des Abgangs. Alle drei Eindrücke sind ausbalanciert und keine überdeckt die andere. Die Honigaromen verblassen immer mehr und zurück bleibt wie zuvor nur noch ein medizinischer Geschmack im Mund mit leichten Eichenaromen, hervorgerufen durch die Reife.

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Fazit: Merci beaucoup Monsieur Prodhomme für diesen äußerst geschmackvollen und doch jungen Rockley! Dieser Rum hat alles was ein guter Rockley braucht. Er besitzt eine sehr gute Balance zwischen Reife und jugendlicher Frische. Der Preis mag happig wirken für einen 12 Jahre alten Rum. Dafür ist er allerdings in in Fassstärke und besitzt einen sehr guten Reifegrad. Mir gefiel die Bourbon-Vanille mit der Zuckerrohrnote in der Nase sehr. Sie erinnerte mich ein wenig an den Duncan Taylor WIRD 25 YO. Dieser besitzt jedoch wesentlich mehr Reife. Dies ist aber auch wahrlich kein Wunder bei dem Altersunterschied von 13 Jahren. Nach der Verdünnung auf ca. 53% wird der Unterschied zwischen den beiden Rums noch deutlicher. Mit seinen 12 Jahren kann er dem Taylor einfach nicht gefährlich werden. Für diesen Preis kann ich den Rum mit der gebotenen Qualität durchaus empfehlen. Sollten sie allerdings mit den Rums der Rockley Still nichts anzufangen wissen, dann sollten sie von der Abfüllung die Finger lassen. Es gab nur ganze 100 Flaschen in Fassstärke. Diese dürften wohl nach einigen Monaten verschwunden sein. Ich habe mich persönlich eingedeckt. Mit dem The Rum Cask WIRD (Rockley) 12 YO hat er nicht viele Gemeinsamkeiten. Wie ich in dessen Review schon andeutete, sind beide Rums nicht 1:1 zu ersetzen. Es kommt ganz darauf an, auf welche Aromen sie mehr wert legen, oder welche sie überhaupt nicht ausstehen können. Ich wünsche Herrn Prodhomme alles Gute und viel Erfolg mit seinem Geschäft! Bonne chance et beaucoup de succes! Euch, werten Lesern, wünsche ich noch einen schönen Sonntag und lasst es euch gut gehen.

Marco


Donnerstag, 19. September 2013

Plantation Rum Barbados 2000 9 YO

Guten Abend Leute!

Erneut möchte ich wieder einen Rum aus der Plantation Rum Reihe auf Herz und Nieren prüfen. Bisher konnte mich der alte Plantation Rum Barbados Vintage 1991 der damaligen Range von Plantation nicht wirklich überzeugen. Vielleicht liegt der Fall hier ja ganz anders? Wir werden es sehen. ;)

Zur Abfüllung:

Laut offizieller Homepage ist dieser Rum ein Cuvée von Rums aus Column und Pot Stills. Es handelt sich hier also um einen Blend (wie auch auf der englischen Seite von P.Ferrand zu lesen ist). Neben einer Reifung in üblichen Ex-Bourbon Fässern aus amerikanischer Weißeiche bekam diese Abfüllung eine nicht näher definierte Reifezeit in Ex-Sherry Fässern. Anhand der Farbe kann man schon einmal alle dunklen Sherrys ausschließen (wie z.B. Oloroso-Sherry). Aber ein konkreter Name wird leider nicht erwähnt. Auch zur Destillerie wird keine Angabe gemacht. Ein fast schon anonymer Blend könnte man hier vermuten. Sofort fühle ich mich an die anonymen Abfüllungen (NAS) beim Whisky erinnert. Da der Rum aus dem Jahre 2000 stammt kommen hier sowohl die Foursquare Distillery als auch die Blackrock Distillery infrage. Die Mount Gay Distillery möchte ich in diesem Fall wieder nicht in Betracht ziehen. Wollen wir doch einmal sehen, ob ich hier hier täusche oder recht behalte, und dieser Rum tatsächlich aus den anderen beiden Destillerien stammen könnte. Aufgrund des Finish erwarte ich jedoch keine genaue Eingrenzung des Ursprungs. Aus dem Gedächtnis heraus kann ich es auch nicht mehr sicher sagen. Also wollen wir den Rum selbst für sich sprechen lassen.

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Verkostung Plantation Rum Barbados 2000 9 YO:

Preis: Diese Rum kaufte ich zu Beginn meiner Reise als Connaisseur für knapp 30€ bei Barfish.de. Mittlerweile ist er sogar etwas billiger dort geworden.

Alter: Laut offizieller Hompepage ist der Blend 9 Jahre alt.

Alkoholstärke: Der Rum wurde mit schon fast spartanischen 42%vol. abgefüllt. In den frühen Tagen von Plantation waren es noch 45%vol..

Destillationsverfahren: Die offizielle Angabe beinhaltet sowohl eine Column als auch eine Pot Still als Urheber.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton. Ob dies nun hauptsächlich dem Sherry-Finish geschuldet ist oder dem Fass kann ich nicht näher bestimmen.

Viskosität: Ein dünner Ring bildet sich oben am Glas. Von diesem Ring fließen laute kleine Tropfen an der Glaswand hinab zum Glasboden.

Nase: Ich rieche ganz dezente Vanille, verwoben mit leichten Kokosnussaromen. Wie macht das Ferrand? Im Hintergrund kann ich eine schwache Fruchtigkeit erkennen, aber leider nicht näher eingrenzen. Das Finish hat die Grenzen des Rums zu sehr verwaschen. Ganz minimal erkenne ich auch Butteraromen mit herben Anklängen. Für 42% brennt der Alkohol etwas mehr in der Nase etwas als ich es erwartet habe. Blind verkostet würde ich ihn in der Nase wohl nie auf 9 Jahre einordnen. Auch herbe Anklänge schwingen mit dem Alkohol mit.

Gaumen: Eine sehr starke Süße gefolgt von schwachen Kokosnussaromen und der nun stärker vorhandenen Fruchtigkeit breiten sich am Gaumen aus. Wenn ich stärker vorhanden sage, meine ich aber nicht, dass sie nun wesentlich besser hervortritt. Sie ist immer noch zu schüchtern um voll zu Tage zu treten. Wieder herbe Anklänge und vage Butteraromen. Der Alkohol ist am Gaumen nun fast gar nicht mehr präsent. Wenn das ein typischer Rum aus Barbados ist, dann befindet sich in meiner Sammlung wohl kein einzig richtiger Rum von dieser Insel. Ich finde diese Aussage des Abfüllers nach den Eindrücken am Gaumen schon etwas sehr verwegen. Ähnlich wie beim Jahrgang 1991 und der Single Cask Abfüllung stellt sich auch hier leider kein Wow - Effekt ein.

Abgang: Herbe Anklänge mit ganz schwacher Fruchtigkeit bilden den Anfang. Beides verblasst ziemlich schnell und es verbleibt nur ein Hauch Butter mit herben Anklängen im Mund. Der Abgang ist sehr kurz und auch leider sehr unspektakulär.

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Fazit: Ich möchte ganz ehrlich mit Euch sein werte Leser. Vor über zwei Jahren war ich von diesem Rum noch sehr angetan, kannte aber auch nur ganze zwei Rums von dieser Insel. Heute bin ich einfach nur noch enttäuscht. Der Körper ist zu flach und nicht aussagekräftig genug. Das Finish hat ihn zu sehr auf Linie getrimmt und ihn jegliche Eigenheiten (falls überhaupt vorhanden) genommen. Stellen Sie sich vor, sie besuchen ihren imaginären Sohn mit der ungeliebten imaginären Schwiegertochter und sie inspizieren die Hemden ihres Sohnemanns, um es ihr mal wieder richtig zu zeigen, dass sie von Hausarbeit exakt Null Ahnung hat. Und dann finden absolut keine Falte oder Makel. Diese Verblüffung, vermischt mit Enttäuschung, empfinde ich gerade. Der Rum ist am Gaumen so glatt gebügelt, dass es schon fast langweilig, ja gar unheimlich ist.
Was mich aber am meisten irritierte, neben den Kokosnussaromen, war die etwas scharfe Nase für 9 Jahre und bei dieser geringen Trinkstärke. Ich habe es beim Plantation Rum Single Cask Barbados (Denmark) 15 YO schon einmal gesagt: Ich kenne keine Einzelfassabfüllung aus Barbados mit diesem einen Aroma.Betrachtet man nur gewöhnliche Blends aus Barbados, dann vermag dieser Rum vielleicht ein typischer Vertreter dieser Insel zu sein. Aber er ist wahrlich nicht das Beste, was diese Insel zu bieten hat. Auch kenne ich persönlich keine Originalabfüllung mit Kokosnussaromen (Spiced Rums einmal bewusst außer acht gelassen). Wie erwartet stammt dieser Rum nicht aus der Mount Gay Distillery. Bei diesem Jahrgang könnten beide vermuteten Destillerien hinter diesem Rum stecken. Ich möchte hier aber keine genaue Einordnung wagen, da ich mich auf dem Feld der gewöhnlichen Blend absolut nicht mehr bewegt habe, seit ich meinen ersten Rum aus der Rockley Still verkostet habe. 

Betrachtet man die Alternativen von Berry Bros & Rudd oder Bristol, dann wirkt diese Abfüllung leider einfach fehl am Platz. Sicher, diese Abfüllung ist wesentlich billiger. Aber die Qualität ist leider auch sehr weit entfernt von den genannten Konkurrenzprodukten, was den erhöhten Preis der Konkurrenz für mich auch mehr als rechtfertigt. Ein Connaisseur braucht diesen Rum absolut nicht. Für Anfänger mag er geeignet sein, in die Welt des Rums einzutauchen und um seine erste pure Verkostung zu wagen. Zu mehr taugt der Rum aber auch nicht. Meine Empfehlung: Legen sie etwas mehr Geld drauf und kaufen sie sich eine andere Abfüllung aus Barbados von TheRumCask, WMCadenhead, Berry Bros & Rudd oder Bristol. Aber natürlich müsst ihr es selbst wissen, in was ihr Eure sauer verdienten Moneten stecken wollt. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag!

Marco

Sonntag, 15. September 2013

Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO

Willkommen zurück auf B.A.M.!

und Hallo auf Barrel-Aged-Thoughts! Wieder einmal ist eine kleine Kostbarkeit aus dem italienischem Hause Velier an der Reihe verkostet zu werden. Heute dreht sich alles um den Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO.

Zur Abfüllung:

Den Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YOFull Proof Old Demerara 18 YO habe ich ja schon auf unserem Blog vorgestellt. Laut Label wurden beide zur selben Zeit, nämlich März 2008, abgefüllt und nach Genua importiert. Anders als beim Enmore 1990 gab es hier nur ganze zwei Fässer. Damit ist auch die Zahl der abgefüllten Flaschen deutlich geringer. Sie lag bei 419. Beide Rums besitzen dasselbe Mark, nämlich „MEA“. Da Velier nicht gerade für verdünnte Rums bekannt ist, liegt auch diese Abfüllung in Fassstärke vor. Sie ist allerdings deutlich geringer als beim Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO. Da auch hier wieder eine kontinentale Reifung in Großbritannien stattfand kann ein so drastischer Unterschied nicht mit Verdunstung alleine zu erklären sein. Anscheinend wurden beide Batches auf unterschiedlicher Stärke gebrannt. Für diese Vermutung habe ich aber keine Beweise. Während beim 1990er durchschnittlich 182 Flaschen pro Fass abgefüllt wurden, sind es bei dieser Abfüllung mit ungefähr 209 Flaschen wesentlich mehr pro Fass. Die beiden Fässer waren also ergiebiger, obwohl der Rum 2 Jahre länger reifte und somit auch verdunstete. Ein Beweis für die geringere Alkoholstärke nach den Brennvorgang ist das allerdings noch lange nicht und wir wollen uns nicht weiter auf dieses Detail fokussieren. Ähnlich wie beim 1990er gibt es auch hier nur wenig bis nichts im Internet über diesen Rum zu finden. Die Angaben Single Pot Still und Enmore verraten uns wieder, dass die Versailles Single Wooden Pot Still der Urheber sein könnte. Trotz der verschiedenen Jahrgänge und der unterschiedlichen Trinkstärke könnte dieser Rum dem Velier Enmore 1990 sehr ähnlich sein. Aber wollen wir den Rum für sich selbst sprechen lassen.

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Verkostung Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO:

Preis: Diesen Rum kaufte ich für 134€ inklusive Versandspesen auf Ebay. War das vernünftig bei all den Fakes auf dem Markt? Nicht unbedingt, aber es war mir den Versuch wert. Vielleicht gibt es den Rums in einigen kleinen Läden in Italien noch zahlreicher, als dies im Internet der Fall ist.

Alter: Der Rum wurde im November 1988 gebrannt und im Bulk nach Europa verschifft. Luca Gargano ließ diesen Rum dann im März 2008 abfüllen. Kurioserweise sind 20 Jahre Fassreife auf dem Label vermerkt. Also wieder ein kleiner Fehler, wie schon beim Velier Enmore 1990?

Alkoholstärke: Die Fassstärke dieses Rums beträgt nur noch 51,9%vol.. Also deutlich weniger als sein zwei Jahre jüngeres Gegenstück aus 1990.

Destillationsverfahren: Die Angabe Single Pot Still sagt es eigentlich schon aus. Dieser Rum ist ein Pot Still Destillat.

Farbe: Ähnlich dem Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO ist dieser Rum leicht golden. Optisch könnte man sie nur schwer bis gar nicht unterscheiden.

Viskosität: Am oberen Rand bildet sich wieder eine Krone aus Perlen, von der viele Tropfen langsam hinab zum Glasboden fließen. Die Öligkeit steht der seines jüngeren Pendant in nichts nach.

Nase: Oh ja. Definitiv ein Rum aus der Enmore Distillery. Die Süße ist nur sehr gering vorhanden. Die dominantesten Eindrücke sind herbe Kräuteraromen (Bleistiftspäne), Raucharomen und dunkle Gewürze. Er ähnelt seinem jüngeren Kollegen sehr, hat aber einen größeren pflanzlichen Geruch und weniger Frucht. Diese ist aber noch ausgeprägt vorhanden. Ich erkenne Papayas und Mangos. Auch Blutorangen, aber erst nach einer längeren Standzeit im Glas. Leichtes Toffee rundet den gesamten Eindruck ab. Man merkt, dass beide Rums dasselbe Mark besitzen, also den gleichen Herstellungsprozess durchlaufen haben müssen. Aber sie sind nicht absolut identisch. Was aber bei den unterschiedlichen Trinkstärken und den Jahrgängen auch normal ist.

Gaumen: Der Rum ist sehr sanft. Es brennt fast gar nichts. Eine feine Süße breitet sich am Gaumen aus, gefolgt von exotischen Früchten wie Mangos und Papayas, Nelken und einer angenehmen Portion Rauch. Wieder sind dunkle Gewürze und herbe Kräuteraromen vorhanden, aber nicht mehr so stark wie zuvor in der Nase. Eine minimale Spur Salz und wieder diese Erinnerung an Bleistiftspäne. Dieses mal etwas feuchter, als sie in der Nase waren. Beide Rums haben ihre Unterschiede, aber die grobe Struktur ist in meinen Augen klar Enmore, sprich aus der Versailles Pot Still. Der jüngere Rum ist übrigens keine Kopie des älteren Rums aus 1988.Sie haben ihre kleinen Unterschiede.

Abgang:
Der Ersteindruck ist sehr sanft. Zuerst schmeckt man Nelken und dunkle Gewürze, dicht gefolgt von herben Kräutern und Raucharomen. Die Fruchtigkeit ist nur sehr gering und auch nur sehr kurz zu schmecken. Alle Eindrücke verblassen mit der zeit und hinterlassen einen sehr pflanzlichen Geschmack am Gaumen. Ganz kurz blitzen Blutorangen und Papayas auf, bevor auch diese wieder verschwinden.

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Fazit: Was soll ich sagen? Wieder so eine Abfüllung die sang- und klanglos verschwindet und einen solchen Abgang eigentlich nicht verdient hat. Der Rum ist ausgezeichnet und gefällt mir sehr. Allerdings wird es bei einer Flasche in meinem Leben auch bleiben. Bei 419 Flaschen dürfte nach 5 Jahren nicht mehr viel übrig geblieben sein. Aber man soll der Vergangenheit nicht nachtrauern und sich stattdessen mit aktuellen Rums befassen, die noch zu haben sind. Mit der Komplexität absolut erkennbarer Rums aus der Versailles Still kann er zwar nicht ganz mithalten, deswegen ist er aber nicht schlecht. Granaten wie der Duncan Taylor Enmore Distillery (Versailles) 1985 27 YO oder der Berry Bros & Rudd Finest Demerara Rum Versailles Still 1985 22 YO & 17 YO waren nun einmal außergewöhnlich. Eine Kaufempfehlung wäre aber wegen des Ausverkaufs mehr als überflüssig und wird von mir hier auch nicht ausgesprochen. Sollten sie diesen Rum dennoch irgendwo finden, dann müssen sie (wie immer) selbst entscheiden, ob ihnen eine solche Abfüllung auch so viel Geld wert wäre. Ich für meinen Teil bereue meine Entscheidung nicht und genehmige mir noch ein weiteres Glas dieses alten Demeraras aus Guyana. In diesem Sinne einen moderaten Genuss und noch einen schönen Sonntag Euch allen!

Marco

Montag, 9. September 2013

Plantation Rum Single Cask (Denmark) Barbados 15 Y

Servus Leute.

Heute kommt eine ganz besondere Abfüllung an der Reihe. Wieder werde ich einen Rum der Plantation Rum Serie vorstellen. Doch es handelt sich hier nicht um eine gewöhnliche Abfüllung. Mit diesem Rum verbinde ich ein ganz gewisses Erlebnis. Aber genug gesäuselt. Fangen wir an.

Zur Abfüllung:

Bottled for Slagelse Vinkompagni (Denmark)
Exklusiv für den dänischen Markt brachte die Société Cognac Ferrand diesen Rum mit 15 Jahren heraus. Zuvor wurde Anfang 2011 in Belgien ein 11 Jahre alter Rum aus Barbados für den belgischen Abfüller Nectar abgefüllt und veröffentlicht. Das dürfte etwa ein 1999er oder 2000er Jahrgang gewesen sein. Der 1999er war der Vorgänger vom 2000er Jahrgang der gewöhnlichen Range von Plantation. Jener Rum in Belgien könnte aus dem selben Batch der beiden Jahrgangsabfüllungen gewesen sein.

Mit dem damals einsetzenden Veröffentlichungswahn mit separaten Abfüllungen pro Land hat P. Ferrand viele Sammler vergrault. Der Grund liegt auf der Hand: Man kam schlicht nicht an alle Abfüllungen heran. Im Nachhinein betrachtet sollte ich jedoch P. Ferrand dankbar hierfür sein. Ich legte die rosarote Brille ab und begann ernsthaft nach Alternativen zu suchen und fand diese schließlich auch. Das war sozusagen das Vorspiel bevor ich den Cadenhead Green Label Barbados 15 YO fand und diese Abfüllung mir die Augen öffnete. Mit dieser hier vorliegenden Abfüllung endete endgültig meine Süßrumphase und meine Suche nach anspruchsvollen Rums begann.

Für einige mag diese Abfüllung durchaus anspruchsvoll gewesen sein. Mittlerweile ist er in Dänemark fast ausverkauft. Aber wie kann ein Käufer, wie ich damals, bitte objektiv über diesen Rum urteilen, wenn man nicht wirklich viel von dieser Insel kennt oder gar probiert hat? Ganz ehrlich: Es geht gar nicht. Diese Tatsache wurde mir auch später schmerzhaft bewusst. Aber ich spreche an dieser Stelle wirklich nur für mich.

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Verkostung Plantation Rum Single Cask (Denmark) Barbados 15 YO:

Preis: Dieser Rum war nur in Dänemark zu total überteuerten Preisen zu finden. Ich erstand meine Flasche für unverhältnismäßige 90€. Zur damaligen Zeit war ich halt noch ein kleiner Plantation Fanboy. Diese Phase habe ich hinter mir gelassen.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben. Auf der Flasche ist das Abfülldatum vermerkt. Es ist der 5. September 2011. Es könnte sich also um einen 1995er oder 1996er Jahrgang handeln.

Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt 42%, wie in den gewöhnlichen Jahrgangsvarianten des Abfüllers.

Destillationsverfahren: Hierzu gibt es keine offizielle Angabe und ich werde an dieser Stelle auch keine Spekulation wagen.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem tiefen Bernsteinton. Ob hier noch ein Finish mit im Spiel war wird uns erst die Nase oder der Gaumen verraten können.

Viskosität: Kleine Perlen bleiben an der Glaswand haften und der Rum fließt träge zurück zum Glasboden. Dies könnte entweder von der Reife und/oder einem eventuellen Finish kommen.

Nase: Der Rum durfte eine sehr lange Zeit nun atmen. Ich rieche leichte Kokosnussaromen. Das erinnert mich frappierend an den Barbados XO. Dazu gesellen sich auch noch exotische Früchte, die aber eher im Hintergrund verweilen. Wurden sie von einem Finish in den Hintergrund gedrängt? Ich kann dies nicht mit Gewissheit sagen. Ich rieche noch süßes Karamell, Sahne und ganz schwer versteckt auch eine gewisse herbe Note, die aber von der Süße fast überdeckt wird. Auch typische Butteraromen, wie ich sie von Foursquare her kenne, umschmeicheln die Nase.

Gaumen: Meine Güte. Das erste was ich schmecke ist brachiale Süße, gefolgt von Kokosnussaromen. Letztere verblassen nach geringer Zeit ein wenig und machen dezenten Butteraromen platz. Leider besitzt der Rum sehr wenig Frucht am Gaumen. Dafür schmecke ich wieder süßes Karamell und Sahne. Die herben Geschmacksnoten sind diesmal besser zu erkennen, als sie es in der Nase waren. Der Rum ist leider ein wenig eindimensional und die Süße ist mir einen Tick zu heftig. Ich kenne keinen Rum aus Barbados von Blackrock, Mount Gay oder Foursquare, die Kokosnussaromen vorweisen können. Wie Ferrand diese in den Rum gebracht hat ist mir ein kleines Rätsel. Vielleicht doch ein Finish? Wieder kein WOW-Effekt.

Abgang: Herbe Geschmacksaromen vermischt mit Süße und Karamell bilden den Anfang des Abgangs. Nach einigen Sekunden verblasst die Süße und die herben Aromen kommen nun noch deutlicher zum Vorschein. Am Ende verbleibt nur ein Hauch von Butter am Gaumen. Auch der Abgang ist leider recht unspektakulär.

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Fazit: Diese Abfüllung erinnert mich an zwei andere Rums. Der Erste ist die schon erwähnte Abfüllung Barbados XO von Plantation Rum. Der Zweite ist der Samaroli Barbados Rum 1996 15 YO. Ersteren durch seine Kokosnussaromen und seine Süße, welche mir einfach zu krass geworden ist, den Letzteren aufgrund der bitteren Aromen am Gaumen. Den Samaroli Barbados Rum 1996 15 YO kaufte ich damals blind und war davon wenig begeistert. Geblendet von den beiden Rockleys aus 1986, welche hier beide schon auf dem Blog vorgestellt wurden, kaufte ich damals diese Abfüllung und war nach dem ersten Glas recht schnell ernüchtert. Dieser Rum hier vereint beide Abfüllungen in einer Flasche und leider auch beide negativen Einflüsse, welche ich mit den beiden Rums teile. Das mag jetzt recht hart klingen, aber dieser Rum aus Dänemark war sein Geld eindeutig nichtwert. Für 90€ bekommt man fast zwei sehr gute Rums mit einer wesentlich besseren Qualität und Vielfalt, vor allem was Aromen anbelangt. Eine Warnung vor dieser Abfüllung erspare ich mir, denn es gibt nur wenige Freaks die in Dänemark shoppen gehen und der Rum ist mittlerweile selten geworden.

In der Laufbahn eines jeden Connaisseur gibt es immer wieder teure oder kostspielige Fehlschläge (Fails). Vor allem dann, wenn man nicht die Möglichkeit hat an ein Sample heranzukommen. Ich kann hier wieder nur absolut für mich sprechen: Ich war von dem Rum enttäuscht, bin ihm aber auch dankbar. Denn durch diese Abfüllung habe ich ernsthaft begonnen nach etwas anderem, etwas mehr herausforderndem zu suchen. Diese Suche war auch später erfolgreich und dauert bis zum heutigen Tage noch an. Die Suche und das Ziel sind dabei fast wichtiger, als dass man wirklich etwas endgültiges findet, mit dem die Suche dann auch zwangsläufig endet. Möge Ihre Suche auch von Erfolg gekrönt sein liebe Leser.

Marco

Sonntag, 8. September 2013

Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery (Versailles Still) REV 1994 11 YO

Härter, dreckiger Demerara Dark. 

Heute hat es ein kleines Melassemonster auf den Blog geschafft. Die Rede ist vom Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery REV 1994 11 YO.

Zur Abfüllung:

Meine erste Erfahrung mit diesem Rum war nicht gerade positiver Natur. Ich war schlicht überfordert und beschrieb ihn damals als ein rostiges Sägeblatt, welches sich langsam über die Zunge schiebt. Es dauerte einige Monate bis ich dem Rum eine zweite Chance gab. Dazwischen lagen viele Abfüllungen aus Guyana, welche meine Sinne schärften und mich für diese Erfahrung vorbereiteten. Zu Cadenhead wurde schon viel gesagt und geschrieben. Befassen wir uns also mit dem Rum selbst. Diese Abfüllung stammt aus dem Jahr 1994. Also dasselbe Jahr wie einige Abfüllungen von Samaroli, welche auch teilweise auf dem Label „Demerara Dark“ aufweisen. Bei diesem Rum hier handelt es sich ebenfalls um einen Demerara Dark. Also ein Rum bei dem das Fass zuvor mit Melasse ausgestrichen wurde, um den Rum einzufärben. Zum angegebenen Mark „REV“ findet man wenig bis gar nichts. Nicht einmal Sascha von cocktailsoldfashioned konnte mir hierzu eine Auskunft geben. Als Ursprung wird eine Pot Still der Enmore Distillery angegeben. Bekannt ist mir hiervon nur die Versailles Single Wooden Pot-Still. Von welcher Plantage dieser Stil ursprünglich stammt ist mir nicht bekannt. Ob die Verwendung von Melasse zur Färbung im Mark versteckt ist, kann ich leider ebenfalls nicht mit Gewissheit sagen. Die Wooden Coffey Still aus Enmore kann durch die Angabe einer Pot Still ausgeschlossen werden. Auch sind die beiden mir bekannten Marks der hölzernen Coffey Still nicht mit diesem hier identisch. Widmen wir uns dem Rum einmal selber zu. Wieder einmal verdünne ich eine kleine Menge auf 53% um zu sehen, wie der Rum sich entwickelt.



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Verkostung Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery (Versailles Still) REV 11 YO:

Preis: Meine Flasche kaufte ich für 54,00€ bei Rumcompany.de. Ein guter Preis.für einen jungen Rum in Fassstärke.

Alter: Der Rum wurde im Jahre 1994 destilliert und abschließend 2006 abgefüllt. Das offizielle Alter beläuft sich auf 11 Jahre. Ob der Rum komplett kontinental gereift ist lässt sich so nicht einfach sagen.

Alkoholstärke: Mit 70% vol. Ist dieser Rum schon ein Biest. Ich freue mich, dass Cadenhead der Versuchung einer Verdünnung ihrer Rums in der Dated Distillation Serie widerstanden hat.


Destillationsverfahren:Offiziell wird hier eine Pot-Still als Urheber des Rums genannt. Zudem wird die Enmore Distillery auf dem Label angegeben. Laut Sascha und Diffordsguide wurde die Destillerie 1993 geschlossen und ihre Stills wurden zur Diamond Destillery gebracht. Stammt dieser Rum als schon aus der Diamond Distillery? Eine interessante Frage. Velier gibt auf einer seiner Veröffentlichungen einen kleinen Hinweis. Beim Velier Enmore 1995 Full Proof wird „Last Distillation at Enmore Plantation“ angegeben. D.h. für mich, dass die Enmore Distillery bis 1995 auf dem alten Anwesen also noch in betrieb gewesen sein könnte. Natürlich vorrausgesetzt, dass Velier hier eine korrekte Angabe gemacht hat.

Farbe: Der Rum erstrahlt in dunklem Mahagoni. Diese Farbe stammt aber nicht alleine vom Fass sondern von der Melasse, welche zum Einfärben des Rums verwendet wurde. Es erwartet uns also eine kleine Melassebombe.

Viskosität: Der Rum fließt sehr gemächlich zurück zum Glasboden. Eine Perlenkrone beißt sich förmlich am oberen Rand fest und scheint es nicht sehr eilig zu haben, sich dem Rest am Glasboden anzuschließen. Ein dünner Film bleibt auf der ganzen Wand verteilt, es bilden sich erst nach einigen Minuten dicke Perlen. Die Öligkeit ist für 11 Jahre sehr hoch, aber nicht erstaunlich, wenn man die Melasse bedenkt.

Nase: Die 70% vol. schlagen gnadenlos in der Nase ein. Die alkoholische Note ist jedoch nicht (für mich) zu übermächtig. Wunderschöne Melasse, vermischt mit einer angenehmen Süße, dominiert das Glas. Dazu gesellen sich noch Kräuteraromen und eine sehr schwache Fruchtigkeit. Deutlich kann ich auch Pflaumenkompott, altes Leder, Toffee und Rauch erkennen. Auch ein Schuss Kaffee ist mit drin. Dieser Rum ist wahrlich kein Fliegengewicht. Man sollte ihn nicht unterschätzen. Je länger der Rum atmet desto mehr kommt auch etwas Jod und Salz zum Vorschein. 

Mit Wasser verliert die alkoholische Note etwas an Kraft in der Nase. Das Brennen reduziert sich ebenfalls etwas. Dafür kommen nun, neben der Melasse und den Kräuteraromen, wunderschöne Holznoten dazu. Auch das Pflaumenkompott ist immer noch da, wird nun aber durch einen Hauch Nelken bereichert. Jetzt kommt auch die Fruchtigkeit besser durch in Form von reifen Papayas und Mangos. Wieder ist Jod und minimal Salz dabei. Auch der Rauch ist noch erkennbar. Die Verdünnung hat ihn nur minimal verändert.

Gaumen: Der Alkohol hält sich in Grenzen und ist harmloser als in der Nase. Ein warmer Schauer huscht über die Zunge und wärmt den Gaumen, gefolgt von einer angenehmen Süße. Ich schmecke Melasse und herbe Kräuteraromen. Dazu kommt eine schwache Fruchtigkeit und minimale Holzaromen durch die Fassreife. Nelke und Kaffee garnieren den gesamten Eindruck. Die Konsistenz im Mund ist Vergleichbar mit der eines Öls. Denken sie hier an ein dunkles und schweres Getriebeöl. Dieser Rum ist sehr komplex und fordert den Connaisseur. Ich mag ihn! Es war aber wahrlich keine Liebe auf den ersten Blick.

Mit Wasser kommt die Süße mehr zum Tragen. Dazu kommen wieder die Melasse und Kräuteraromen. Der Alkohol macht sich nur noch wenig bemerkbar und brennt minimal auf der Zunge. Das Biest ist gezähmt. Ich schmecke auch Nelken, dunkle Gewürze und eine Spur Rauch. Jod und Salz sind nun am Gaumen auch nun mit dabei, die zuvor durch die Komplexität unterdrückt wurden. Der Rum hat immer noch eine ölige Konsistenz am Gaumen. Daran hat die Verdünnung absolut nichts geändert.
 
Abgang: Zuerst leichte Bitterkeit, die sehr schnell verschwindet und herben Kräuteraromen und Melasse weicht. Dazu kommt noch eine Spur Rauch, dunkle Gewürze und ein Hauch Jod. Diese Eindrücke verbleiben eine lange Zeit am Gaumen. Der Rum ist bis zum Schluss sehr komplex.

Mit Wasser beginnt der Abgang etwas süßer als unverdünnt. Die Bitterkeit ist verschwunden. Wieder schmecke ich Melasse, Rauch und herbe Kräuter. Diese Eindrücke bleiben eine lange Zeit am Gaumen haften und verlieren nur langsam ihre Wirkung. Der Rum wirkt nun etwas gestreckter und ein bisschen weniger komplex, was aber nicht heißen soll, das er nun ein Langweiler geworden ist.
 
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Fazit: Wer kräftige Rums mit einem guten Schuss Melasse mag, der kommt um diese Abfüllung wohl nicht herum. Mit seinen 70% vol. ist er einer der dreckigsten und härtesten Demeraras die ich kenne. Nur der Cadenhead Dated Distillation Enmore Distillery KFM 16 YO ist noch eine Spur härter und das, obwohl er deutlich weniger Alkohol in sich hat. Bei diesem jungen Alter und den dominanten Melassearomen ist es zwar schwer zu beurteilen, aber ich würde sagen, dass dieser Rum aus der alten Versailles Still stammt. Das würde sich auch mit der Angabe Pot Still auf dem Label decken. Noch gibt es diese Abfüllung bei einigen Onlineshops käuflich zu erwerben. Leo und Flo konnten diesem Rum absolut nichts abgewinnen und auch wenn ich mich wiederhole: zu Beginn meiner Reise durch die Welt der Rums konnte ich dies ebenfalls nicht. Man sollte schon einige der harmloseren Demeraras probiert haben, um sich solchen Biestern wie den REV langsam anzunähern. Eine direkte Konfrontation würde wohl in den allermeisten Fällen direkt in die Hose gehen. Was aber nicht bedeutet, dass dies für alle Connaisseur gilt. Ich möchte euch nur an dieser Stelle gewarnt haben. ;) 
Aus dem selben Jahr gab es auch von Samaroli einige Demerara Dark Abfüllungen. Ob es sich um den gleichen Batch handelt, kann ich hier nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, aber die Wahrscheinlichkeit hierfür ist groß. Vergleicht man die Preise und die Trinkstärke des Cadenhead und einige der Samarolis aus 1994, so ist dieser Rum einfach ein PLV-Kracher. Verdünnen kann man ihn auch schließlich selber und ob die zusätzliche Reifezeit im Fass die Samarolis besser werden ließ, ist auch nicht garantiert. Aber diese Entscheidung liegt natürlich, wie immer, bei euch. Eine Kaufempfehlung gebe ich hier nur für Genießer, welche dunkle Demeraras schon kennen. Anfängern würde ich von einer direkten Konfrontation eher abraten. Aber das müsst ihr selbst wissen. Ich wünsche euch allen noch einen schönen Sonntag!

Marco

Sonntag, 1. September 2013

Plantation Rum Barbados Old Reserve Vintage 1991

It's Plantation Time!

Bisher gab es ja nur entweder Raritäten oder Abfüllungen gängiger bis unbekannter Abfüller. Eine ganz bekannte Größe wurde bisher nicht groß auf diesem Blog näher beleuchtet. Ich denke es ist nun an der Zeit, diesen Umstand zu beenden. Wie immer beginne ich mit einem Rum aus Barbados.

Zum Abfüller:

Plantation Rum gehört zur Société Cognac Ferrand. Der Kopf hinter Plantation Rum und Ferrand ist Alexandre Gabriel. Dieser Mann ist auch für die Rums von Plantation Rum verantwortlich. Die Serie ist vor allem in Deutschland sehr bekannt und erfreut sich in der Masse großer Beliebtheit. Die Auswahl der Länder erweiterte sich im Laufe der Jahre. Es wurden aber auch Länder ausgelistet, wie z.B. Venezuela. Warum? Das weiß ich nicht. Plantation Rum veröffentlicht, neben den regulären Jahrgängen, auch hin- und wieder limitierte Abfüllungen, die sich alle durch ein schwarzes Etikett und Flaschenverschluss hervorheben. Diese Abfüllung ist aus dem Jahre 1991 und stammt aus Barbados. Sie dürfte so um die Jahrtausendwende auf den Markt gekommen sein und besitzt noch ein altes Wachssiegel. Diese wurden aber nach und nach durch praktische Schrumpfhülsen ersetzt. Vielleicht lag der Grund darin, dass es einiges an Zeit erfordert das Wachs zu entfernen und diese Tatsache in Bars durchaus ein Nachteil ist, wenn es mal schneller gehen muss. Hier ist es auf jeden Fall noch richtig Oldschool und somit hübsch anzusehen. Das Wachssiegel ist allerdings weich und nicht so knüppelhart, wie es beim LPS 2nd der Fall war, wo ich schon ein Messer brauchte um das Wachs zu entfernen.

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Verkostung Plantation Rum Barbados Old Reserve Vintage 1991:

Preis: Diesen Rum erstand ich für 31€ in einer kleinen Weinhandlung in Hessen. Für den gebotenen Inhalt ein fairer Preis.

Alter: Das Etikett macht keine genaue Angaben zum Alter. Ich lehne mich jetzt einmal aus dem Fenster und vermute das Alter zwischen 8 - 10 Jahre.

Alkoholstärke: Früher füllte Plantation Rum noch ihre Rums in einer Trinkstärke von 45% ab. Irgendwann wurde der Akoholgehalt nach unten korrigiert. Vielleicht war die Nachfrage ab einem bestimmten Zeitpunkt so groß geworden, dass man sich zu diesem Schritt genötigt sah. Oder man wollte den Rum noch gefälliger für die breite Masse gestalten. Ich denke es wird unserer Fantasie überlassen sein, was der Grund hierfür gewesen sein mag.

Destillationsverfahren: Auch hierzu gibt es auch auf dem Etikett keine offizielle Angabe. Ohne ein Tasting bewegen wir uns hier im Reich der Spekulationen.

Farbe: Der Rum schimmert wie goldenes Bernstein im Glas. Ob dies nun an der Alterung oder an einem eventuellen Cognac - Finish liegt, ist mir nicht bekannt.

Viskosität: Dicke Schlieren fließen an der Glaswand hinab. Einige dicke Tropfen beißen sich regelrecht fest und scheinen sich fast gar nicht zu bewegen.

Nase: Die Nase ist äußerst zurückhaltend. Zarte Vanillearomen entschweben dem Glas. Ich kann eine gewisse Fruchtigkeit erahnen, welche jedoch von etwas Anderem in den Hintergrund gedrängt wurde. Exotische Früchte, darunter Mangos, und auch ganz gewöhnliche, wie Aprikosen, kann ich erkennen. Das was diese Fruchtigkeit zurückdrängt ist eine Mischung aus Gewürzen, weißen Weintrauben und leichten Fassaromen, wie z.B. Anis. Auch ein Hauch Butter ist in diesen Eindrücken mit verborgen. Bis jetzt hat sich ein WOW-Effekt noch nicht eingestellt.

Gaumen: Butteraromen mit einer dezenten Fruchtigkeit sind die Haupteindrücke des Gaumens. Die Fruchtigkeit ist am Gaumen aber eindeutig präsenter als sie es in der nase war. Dazu gesellen sich noch Peffer und ganz minimale Reifearomen. Auch Vanillearomen kann man erahnen. Der Alkohol ist fast gar nicht existent. Leider ist der Körper sehr gering und nicht sehr aussagekräftig. Ich muss gestehen ich bin enttäuscht. Ich hatte hier etwas mehr erwartet.

Abgang: Ganz feine Holznoten mit Vanillearomen bilden den Anfang. Während sie verblassen kommt noch einmal die Fruchtigkeit kurz zum Tragen. Anschließend folgen herbe Aromen. Am Ende verbleibt nur ein vager Buttergeschmack mit schwacher Frucht im Mund.

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Fazit: Es ist für mich schwer zu beurteilen, ob es sich hier um einen Rum aus einer Pot Still mit nachgeschalteter Column als Rektifikationskolonne handelt, oder um einen Blend aus Rums von Pot und Column Stills. Für ein reines, bzw normales Pot Still Destillat mit mittlerem Körper ist er einfach zu kraft- und saftlos. Vielleicht ein Rum aus einer Column Still, bei dem nicht alle Zwischenböden der Säule verwendet wurden? Die Ursprungsquelle dagegen ist einfach zu bestimmen. Im Jahre 1991 gab es die Foursquare Distillery noch nicht und die Blackrock Distillery war der Hauptlieferant aller Blender und Abfüller auf Barbados. Moment einmal, gab es da im Norden von Barbados nicht noch eine Brennerei die zurückverfolgt bis ins Jahr 1703 nachgewiesen Rum brannte? Ja, die gab es tatsächlich. Aber die Mount Gay Distillery schließe ich nach dem Geschmacksprofil kategorisch aus. Rums von dort schmecken eindeutig anders. Dieser Rum hat sehr große Ähnlichkeit mit dem Rum von Moon Import, welcher 2007 abgefüllt wurde und für ca. 34€ auf dem italienischen Markt erhältlich ist. Auch ein Rum den kein Connaisseur braucht. Alles in allem ist diese Abfüllung ohne Ecken und Kanten mit sanfter Süße. Er hinterlässt wahrlich keinen bleibenden Eindruck in mir und wird sehr wahrscheinlich nie mehr in einem Glas bei mir landen. Einem Sammler würde ich dazu raten, die Flasche niemals zu öffnen, da er einfach viel zu schwach auf der Brust ist und nicht mit der Komplexität anderer Rums aus Barbados mithalten kann. Selbst im Vergleich zu jungen Rums aus der alten Rockley Still verblasst er gerade zu. Ich fühle mich hier regelrecht an eine verirrte Touristengruppe inmitten eines tobenden Schlachtfeldes erinnert. Die Abfüllung wirkt einfach fehl am Platz. Zum Glück ist der Rum nahezu ausverkauft. Er wäre ohnehin nur ein Sammlerstück. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag!

Marco