Bisher
gab es ja nur entweder Raritäten oder Abfüllungen gängiger bis
unbekannter Abfüller. Eine ganz bekannte Größe wurde bisher nicht groß
auf diesem Blog näher beleuchtet. Ich denke es ist nun an der Zeit,
diesen Umstand zu beenden. Wie immer beginne ich mit einem Rum aus
Barbados.
Zum Abfüller:
Plantation Rum gehört zur Société Cognac Ferrand. Der Kopf hinter Plantation Rum und Ferrand ist Alexandre
Gabriel. Dieser Mann ist auch für die Rums von Plantation Rum
verantwortlich. Die Serie ist vor allem in Deutschland sehr bekannt und
erfreut sich in der Masse großer Beliebtheit. Die Auswahl der Länder
erweiterte sich im Laufe der Jahre. Es wurden aber auch Länder
ausgelistet, wie z.B. Venezuela. Warum? Das weiß ich nicht. Plantation
Rum veröffentlicht, neben den regulären Jahrgängen, auch hin- und wieder
limitierte Abfüllungen, die sich alle durch ein schwarzes Etikett und
Flaschenverschluss hervorheben. Diese Abfüllung ist aus dem Jahre 1991
und stammt aus Barbados. Sie dürfte so um die Jahrtausendwende auf den
Markt gekommen sein und besitzt noch ein altes Wachssiegel. Diese wurden
aber nach und nach durch praktische Schrumpfhülsen ersetzt. Vielleicht
lag der Grund darin, dass es einiges an Zeit erfordert das Wachs zu
entfernen und diese Tatsache in Bars durchaus ein Nachteil ist, wenn es
mal schneller gehen muss. Hier ist es auf jeden Fall noch richtig
Oldschool und somit hübsch anzusehen. Das Wachssiegel ist allerdings
weich und nicht so knüppelhart, wie es beim LPS 2nd der Fall war, wo ich
schon ein Messer brauchte um das Wachs zu entfernen.
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Verkostung Plantation Rum Barbados Old Reserve Vintage 1991:
Preis: Diesen Rum erstand ich für 31€ in einer kleinen Weinhandlung in Hessen. Für den gebotenen Inhalt ein fairer Preis.
Alter: Das Etikett macht keine genaue Angaben zum Alter. Ich lehne mich jetzt einmal aus dem Fenster und vermute das Alter zwischen 8 - 10 Jahre.
Alkoholstärke: Früher füllte Plantation Rum noch ihre Rums in einer Trinkstärke von 45% ab. Irgendwann wurde der Akoholgehalt nach unten korrigiert. Vielleicht war die Nachfrage ab einem bestimmten Zeitpunkt so groß geworden, dass man sich zu diesem Schritt genötigt sah. Oder man wollte den Rum noch gefälliger für die breite Masse gestalten. Ich denke es wird unserer Fantasie überlassen sein, was der Grund hierfür gewesen sein mag.
Destillationsverfahren: Auch hierzu gibt es auch auf dem Etikett keine offizielle Angabe. Ohne ein Tasting bewegen wir uns hier im Reich der Spekulationen.
Farbe: Der Rum schimmert wie goldenes Bernstein im Glas. Ob dies nun an der Alterung oder an einem eventuellen Cognac - Finish liegt, ist mir nicht bekannt.
Viskosität: Dicke Schlieren fließen an der Glaswand hinab. Einige dicke Tropfen beißen sich regelrecht fest und scheinen sich fast gar nicht zu bewegen.
Nase: Die
Nase ist äußerst zurückhaltend. Zarte Vanillearomen entschweben dem
Glas. Ich kann eine gewisse Fruchtigkeit erahnen, welche jedoch von
etwas Anderem in den Hintergrund gedrängt wurde. Exotische Früchte,
darunter Mangos, und auch ganz gewöhnliche, wie Aprikosen, kann ich
erkennen. Das was diese Fruchtigkeit zurückdrängt ist eine Mischung aus
Gewürzen, weißen Weintrauben und leichten Fassaromen, wie z.B. Anis.
Auch ein Hauch Butter ist in diesen Eindrücken mit verborgen. Bis jetzt
hat sich ein WOW-Effekt noch nicht eingestellt.
Gaumen: Butteraromen
mit einer dezenten Fruchtigkeit sind die Haupteindrücke des Gaumens.
Die Fruchtigkeit ist am Gaumen aber eindeutig präsenter als sie es in
der nase war. Dazu gesellen sich noch Peffer und ganz minimale
Reifearomen. Auch Vanillearomen kann man erahnen. Der Alkohol ist fast
gar nicht existent. Leider ist der Körper sehr gering und nicht sehr
aussagekräftig. Ich muss gestehen ich bin enttäuscht. Ich hatte hier
etwas mehr erwartet.
Abgang: Ganz
feine Holznoten mit Vanillearomen bilden den Anfang. Während sie
verblassen kommt noch einmal die Fruchtigkeit kurz zum Tragen.
Anschließend folgen herbe Aromen. Am Ende verbleibt nur ein vager
Buttergeschmack mit schwacher Frucht im Mund.
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Fazit: Es
ist für mich schwer zu beurteilen, ob es sich hier um einen Rum aus
einer Pot Still mit nachgeschalteter Column als Rektifikationskolonne
handelt, oder um einen Blend aus Rums von Pot und Column Stills. Für ein
reines, bzw normales Pot Still Destillat mit mittlerem Körper ist er
einfach zu kraft- und saftlos. Vielleicht ein Rum aus einer Column
Still, bei dem nicht alle Zwischenböden der Säule verwendet wurden? Die
Ursprungsquelle dagegen ist einfach zu bestimmen. Im Jahre 1991 gab es
die Foursquare Distillery noch nicht und die Blackrock Distillery war
der Hauptlieferant aller Blender und Abfüller auf Barbados. Moment
einmal, gab es da im Norden von Barbados nicht noch eine Brennerei die
zurückverfolgt bis ins Jahr 1703 nachgewiesen Rum brannte? Ja, die gab
es tatsächlich. Aber die Mount Gay Distillery schließe ich nach dem
Geschmacksprofil kategorisch aus. Rums von dort schmecken eindeutig
anders. Dieser Rum hat sehr große Ähnlichkeit mit dem Rum von Moon
Import, welcher 2007 abgefüllt wurde und für ca. 34€ auf dem
italienischen Markt erhältlich ist. Auch ein Rum den kein Connaisseur
braucht. Alles in allem ist diese Abfüllung ohne Ecken und Kanten mit
sanfter Süße. Er hinterlässt wahrlich keinen bleibenden Eindruck in mir
und wird sehr wahrscheinlich nie mehr in einem Glas bei mir landen.
Einem Sammler würde ich dazu raten, die Flasche niemals zu öffnen, da er
einfach viel zu schwach auf der Brust ist und nicht mit der Komplexität
anderer Rums aus Barbados mithalten kann. Selbst im Vergleich zu jungen
Rums aus der alten Rockley Still verblasst er gerade zu. Ich fühle mich
hier regelrecht an eine verirrte Touristengruppe inmitten eines
tobenden Schlachtfeldes erinnert. Die Abfüllung wirkt einfach fehl am
Platz. Zum Glück ist der Rum nahezu ausverkauft. Er wäre ohnehin nur ein
Sammlerstück. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag!
Marco
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