Servus Leute.
Heute
kommt eine ganz besondere Abfüllung an der Reihe. Wieder werde ich
einen Rum der Plantation Rum Serie vorstellen. Doch es handelt sich hier
nicht um eine gewöhnliche Abfüllung. Mit diesem Rum verbinde ich ein
ganz gewisses Erlebnis. Aber genug gesäuselt. Fangen wir an.
Zur Abfüllung:
Bottled for Slagelse Vinkompagni (Denmark) |
Mit
dem damals einsetzenden Veröffentlichungswahn mit separaten Abfüllungen
pro Land hat P. Ferrand viele Sammler vergrault. Der Grund liegt auf
der Hand: Man kam schlicht nicht an alle Abfüllungen heran. Im
Nachhinein betrachtet sollte ich jedoch P. Ferrand dankbar hierfür sein.
Ich legte die rosarote Brille ab und begann ernsthaft nach Alternativen
zu suchen und fand diese schließlich auch. Das war sozusagen das
Vorspiel bevor ich den Cadenhead Green Label Barbados 15 YO fand und
diese Abfüllung mir die Augen öffnete. Mit dieser hier vorliegenden
Abfüllung endete endgültig meine Süßrumphase und meine Suche nach
anspruchsvollen Rums begann.
Für
einige mag diese Abfüllung durchaus anspruchsvoll gewesen sein.
Mittlerweile ist er in Dänemark fast ausverkauft. Aber wie kann ein
Käufer, wie ich damals, bitte objektiv über diesen Rum urteilen, wenn
man nicht wirklich viel von dieser Insel kennt oder gar probiert hat?
Ganz ehrlich: Es geht gar nicht. Diese Tatsache wurde mir auch später
schmerzhaft bewusst. Aber ich spreche an dieser Stelle wirklich nur für
mich.
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Verkostung Plantation Rum Single Cask (Denmark) Barbados 15 YO:
Preis: Dieser
Rum war nur in Dänemark zu total überteuerten Preisen zu finden. Ich
erstand meine Flasche für unverhältnismäßige 90€. Zur damaligen Zeit war
ich halt noch ein kleiner Plantation Fanboy. Diese Phase habe ich hinter mir gelassen.
Alter: Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben. Auf der Flasche ist das Abfülldatum vermerkt. Es ist der 5. September 2011. Es könnte sich also um einen 1995er oder 1996er Jahrgang handeln.
Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt 42%, wie in den gewöhnlichen Jahrgangsvarianten des Abfüllers.
Destillationsverfahren: Hierzu gibt es keine offizielle Angabe und ich werde an dieser Stelle auch keine Spekulation wagen.
Farbe: Der Rum erstrahlt in einem tiefen Bernsteinton. Ob hier noch ein Finish mit im Spiel war wird uns erst die Nase oder der Gaumen verraten können.
Viskosität: Kleine Perlen bleiben an der Glaswand haften und der Rum fließt träge zurück zum Glasboden. Dies könnte entweder von der Reife und/oder einem eventuellen Finish kommen.
Nase: Der
Rum durfte eine sehr lange Zeit nun atmen. Ich rieche leichte
Kokosnussaromen. Das erinnert mich frappierend an den Barbados XO. Dazu
gesellen sich auch noch exotische Früchte, die aber eher im Hintergrund
verweilen. Wurden sie von einem Finish in den Hintergrund gedrängt? Ich
kann dies nicht mit Gewissheit sagen. Ich rieche noch süßes Karamell,
Sahne und ganz schwer versteckt auch eine gewisse herbe Note, die aber
von der Süße fast überdeckt wird. Auch typische Butteraromen, wie ich
sie von Foursquare her kenne, umschmeicheln die Nase.
Gaumen: Meine Güte. Das erste was ich schmecke ist brachiale Süße, gefolgt von Kokosnussaromen. Letztere verblassen nach geringer Zeit ein wenig und machen dezenten Butteraromen platz. Leider besitzt der Rum sehr wenig Frucht am Gaumen. Dafür schmecke ich wieder süßes Karamell und Sahne. Die herben Geschmacksnoten sind diesmal besser zu erkennen, als sie es in der Nase waren. Der Rum ist leider ein wenig eindimensional und die Süße ist mir einen Tick zu heftig. Ich kenne keinen Rum aus Barbados von Blackrock, Mount Gay oder Foursquare, die Kokosnussaromen vorweisen können. Wie Ferrand diese in den Rum gebracht hat ist mir ein kleines Rätsel. Vielleicht doch ein Finish? Wieder kein WOW-Effekt.
Abgang: Herbe Geschmacksaromen vermischt mit Süße und Karamell bilden den Anfang des Abgangs. Nach einigen Sekunden verblasst die Süße und die herben Aromen kommen nun noch deutlicher zum Vorschein. Am Ende verbleibt nur ein Hauch von Butter am Gaumen. Auch der Abgang ist leider recht unspektakulär.
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Fazit: Diese Abfüllung erinnert mich an zwei andere Rums. Der Erste ist die schon erwähnte Abfüllung Barbados XO von Plantation Rum. Der Zweite ist der Samaroli Barbados Rum 1996 15 YO. Ersteren durch seine Kokosnussaromen und seine Süße, welche mir einfach zu krass geworden ist, den Letzteren aufgrund der bitteren Aromen am Gaumen. Den Samaroli Barbados Rum 1996 15 YO kaufte ich damals blind und war davon wenig begeistert. Geblendet von den beiden Rockleys aus 1986, welche hier beide schon auf dem Blog vorgestellt wurden, kaufte ich damals diese Abfüllung und war nach dem ersten Glas recht schnell ernüchtert. Dieser Rum hier vereint beide Abfüllungen in einer Flasche und leider auch beide negativen Einflüsse, welche ich mit den beiden Rums teile. Das mag jetzt recht hart klingen, aber dieser Rum aus Dänemark war sein Geld eindeutig nichtwert. Für 90€ bekommt man fast zwei sehr gute Rums mit einer wesentlich besseren Qualität und Vielfalt, vor allem was Aromen anbelangt. Eine Warnung vor dieser Abfüllung erspare ich mir, denn es gibt nur wenige Freaks die in Dänemark shoppen gehen und der Rum ist mittlerweile selten geworden.
In
der Laufbahn eines jeden Connaisseur gibt es immer wieder teure oder
kostspielige Fehlschläge (Fails). Vor allem dann, wenn man nicht die
Möglichkeit hat an ein Sample heranzukommen. Ich kann hier wieder nur
absolut für mich sprechen: Ich war von dem Rum enttäuscht, bin ihm aber
auch dankbar. Denn durch diese Abfüllung habe ich ernsthaft begonnen
nach etwas anderem, etwas mehr herausforderndem zu suchen. Diese Suche
war auch später erfolgreich und dauert bis zum heutigen Tage noch an.
Die Suche und das Ziel sind dabei fast wichtiger, als dass man wirklich
etwas endgültiges findet, mit dem die Suche dann auch zwangsläufig
endet. Möge Ihre Suche auch von Erfolg gekrönt sein liebe Leser.
Marco
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