Sonntag, 13. Oktober 2013

A.D. Rattray Port Mourant 1999 10 YO

Servus Leute ;)

Heute kommt mein erster Rum des unabhängigen Abfüllers A.D. Rattray. Es handelt sich um einen Demerara aus der alten Port Mourant Double Wooden Pot-Still. Allerdings hat sich Rattray hier einen kleinen Fehler mit der Angabe „Port Morant“ erlaubt. Aber wir wollen nicht wirklich päpstlicher als der Papst sein. ;)

Zum Abfüller:

A.D. Rattray wurde im Jahre 1868 von Andrew Dewar gegründet. Vordergründig importierte die Firma französische Weine, italienische Spirituosen und Olivenöl. Zusätzlich und für die spätere Entwicklung viel wichtiger entstanden wichtige Handelsbeziehungen mit namenhaften Highland-Malt Brennereien. Doch die blühte hielt nicht lange an und so wurde das Unternehmen während der Krisen Anfang des 20 Jahrhunderts und in den 1920er tief getroffen und anschließend verkauft. Der neue Besitzer William Walker arbeitete als Whisky Broker und erweiterte dementsprechend das Geschäftsfeld rund um Whisky. Im Jahre 2004 übernahm wieder ein Nachkomme von Andrew Dewar die Firma. Tim Morrison gelang es mit seinem Wissen und seinem Privatbestand an Whiskys der Firma wieder einen festen Platz am Markt zu verschaffen. Seit einigen Jahren füllt A.D. Rattray nun auch Rums ab. Flo hat schon den A.D Rattray Monymusk 25 YO vorgestellt. Es gab auch einen Rum aus Venezuela und einige Veröffentlichungen von der kleinen Insel Trinidad, genauer gesagt der mittlerweile geschlossenen Caroni Distillery. Von diesem jungen Demerara gab es ganze 300 Flaschen aus dem Fass mit der Nummer 48. Wirklich vorbildlich sind die genauen Angaben der Abfüllung. So etwas macht nicht jeder UA. Hier einmal meinen herzlichen Dank an A.D. Rattray dem Rum nicht in seiner Anonymität zu belassen, wie es z.B. Cadenhead mit seiner Green Label Serie sehr gerne praktiziert. Bei Veröffentlichungen mit durchgängig minderwertiger Qualität könnte ich so einen Schritt ja nachvollziehen. Aber bisher habe ich noch keinen Abfüller gefunden, bei dem die Fails den Top-Rums in der Anzahl überlegen sind. 

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Verkostung A.D. Rattray Port Mourant 1999 10 YO:

Preis: Meine Flaschen erstand ich für 45,90€ bei Scotland-and-Malts. Auch hier handelt es sich um einen UA, der seine eigene Produktpalette anbietet.

Alter: Der Rum wurde am 23.03.1999 destilliert und am 04.09.2009 in Flaschen abgefüllt. Die offizielle Fassreife beläuft sich auf 10 Jahre. Ob er die gesamte Zeit über in nur einem Fass verbrachte ist auf dem Label für mich nicht zu erkennen.

Alkoholstärke: Eine schon fast standardisierte Trinkstärke von 46%vol. wurde für diesen Rum ausgewählt. Ich würde mich wirklich gerne einmal über mehr Rums in Fassstärke von A.D. Rattray freuen. Nach meinem Kenntnisstand waren es bisher nur ein Caroni und der Pampero, die es in Fassstärke auf den Markt geschafft haben.

Destillationsverfahren: Die Angabe „Port Mourant“ identifiziert diesen Rum eindeutig als ein Pot-Still Destillat aus. Schließlich handelt es sich hier um eine Double Wooden Pot-Still.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem satten bis kräftigen Goldton. Für 10 Jahre eine gute Reife, welche wohl fast vollständig im kontinentalen Klima stattfand.

Viskosität: Der Rum fließt relativ schnell zurück zum Glasboden. Dabei bleiben viele kleine Perlen an der Glaswand kleben und benetzen diese großflächig. Er ist also leicht ölig.

Nase: Eine angenehme Rauchigkeit gepaart mit leichten Anisaromen, umschlungen von präsenten Eichenaromen, dominiert im Glas. Dazu gesellt sich eine wunderbare Fruchtigkeit. Ich rieche reife Bananen. Dazu kommen noch Papayas und Mangos. Die Süße ist sehr gering, aber doch noch vorhanden. Auch feine Vanillearomen kann ich erkennen. Ein wirklich sehr interessanter Rum. Er erinnert mich an eine andere Abfüllung eines unabhängigen Abfüllers. Ein leicht rauchiger Rum aus der Port Mourant Still.

Gaumen: Eine angenehme Süße mit satten Rauchnoten umschmeichelt den Gaumen, dicht gefolgt von einer delikaten Fruchtigkeit. Diese ist jedoch nicht mehr so einfach zu erkennen. Bananen sind noch zu erkennen. Dazu kommen noch leichte Vanille- und Nelkenaromen. Der Alkohol macht sich in Form eines leichten Brennens auf der Zunge bemerkbar. Die eichigen Aromen sind zwar noch vorhanden, aber doch durch den Rauch etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Ein ganz delikater Rum!

Abgang: Zuerst Rauchnoten, die langsam etwas nachlassen und der Fruchtigkeit platz machen. Diese bleibt jedoch schwach und der Rauch bleibt immer noch deutlich präsent am Gaumen. Ich würde sagen ich erkenne wieder Bananen, diesmal unreife grüne, zusammen mit Mangos. Der Abgang ist für einen solch jungen Rum sehr lang. Zum Ende hin erkenne ich Salz und Teer.


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Fazit: Ein sehr junger und ganz delikater Rum! Junge Rums aus der Port Mourant Still haben diese angenehme Portion Rauchigkeit, wie sie auch diese Abfüllung aufweist. Gewöhnlich werden diese Rums in den El Dorado Blends mit den Rums anderer Stills vermischt und verlieren diese Geschmacksnuance. Dieser Rum ist aus demselben Batch wie der Plantation Guyana (Port Mourant Still) 1999 10 YO. Diese Abfüllung ist jedoch ihr Geld wert, auch wenn sie ein wenig teurer ist. Hier bekommt man auch ein wunderschönes Gefühl, wie der Bristol Classic Rum Port Morant 11 YO ungefähr vor seiner 2 jährigen Reifung in Port-Fässern gewesen sein „könnte“. Ich betone das Wörtchen könnte deswegen, weil auch hier verschiedene Marks im Spiel gewesen sein könnten. Ein anderes Mark bedeutet einen anderen Rumstil, was auch einen anderen Geschmack zur Folge haben kann. Ich würde den Rum an dieser Stelle allen Connaisseuren und Liebhabern der Port Mourant Still durchaus empfehlen. Allerdings hätte diese Empfehlung einen Riesenhaken: Der Rum ist fast verschwunden, was in meinen Augen mehr als äußerst bedauerlich ist. Sollten sie noch eine Flasche entdecken, dann greifen sie zu, wenn sie mal einen abwechslungsreichen Rum mit leicht rauchigen Geschmacksnuancen probieren möchten. Der noch gut verfügbare Bristol Classic Rum Port Morant 11 YO schmeckt halt mit seinem Port-Finish doch ein wenig anders als diese Abfüllung. Diese leichte Rauchigkeit ging wohl durch das Finish verloren. Beide Rums sind aber sehr gut und ihr Geld wert. Ich gönne mir noch ein weiteres Glas und wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag! 

Marco

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Plantation Rum Guyana (Port Mourant Still) 1999 10 YO

Einen wunderschönen Tag

Heute kommt wieder ein Rum der Plantation Rum Reihe auf den Blog. Diesmal ist es ein Rum aus Guyana. Die Rede ist von Plantation Rum Guyana 1999 10 YO. Vielleicht ist diese Abfüllung besser als die bisher getesteten Rums dieser Serie?

Zur Abfüllung:

Der Rum soll aus einer Pot Still der Region Demerara stammen. Hierzu kommen nur ganze zwei infrage. Einmal die Versailles Single Wooden Pot Still und die Port Mourant Double Wooden Pot Still. Die Enmore Distillery schloss um 1993 bis 1995 ihre Pforten. Die Uitvlugt Distillery verschwand erst um 2000 herum. Das hieße, dass entweder dieser Batch schon von DDL stammt, wenn es sich um die Versailles Still handelt, oder noch aus der Uitvlugt Distillery selbst, wenn der Rum aus der Port Mourant Still stammt. Ich denke das werden wir nur durch ein Tasting eindeutig herausfinden können, auch wenn ich hiermit schon einmal auf die Port Mourant Still tippe. Zwei Rums aus dem Jahre 1999 von dort kenne ich nämlich. Bei der Versailles Still wäre dieser Jahrgang eine Premiere für mich. Zwar wird dies nirgends erwähnt, aber P. Ferrand ist bekannt für seine Finishs. Bei den schwarzen Single Cask Abfüllungen werden sie am Rande des Labels angegeben. Bei den gewöhnlichen Jahgangsabfüllungen ist auf den Labeln kein Hinweis darauf zu finden. Damit sind Finishs allerdings per se nicht ganz auszuschließen.

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Verkostung Plantation Rum Guyana (Port Mourant Still) 1999 10 YO:

Preis: Ich weiß gar nicht mehr wo und für wie viel ich den Rum gekauft habe. Die Weinquelle, eine der günstigsten Anbieter, hatte diesen Rum für knapp 35€ im Sortiment.

Alter: Auf der Homepage von P.Ferrand sind 10 Jahre Fassreife in Ex-Bourbon Fässern angegeben.

Alkoholstärke: Dieser Rum besitzt eine Trinkstärke von 45%vol.. Ein wenig ungewöhnlich in der normalen Serie.

Destillationsverfahren: Wie schon erwähnt wird eine Pot Still als Urheber dieses Rums auf der Website von P. Ferrand angegeben.

Farbe: Der Rum hat einen tiefen Bernsteinton. Dies soll nur von der Alterung in ehemaligen Boubon - Fässern innerhalb von 10 Jahren sein? In mir kommen langsam Zweifel auf.

Viskosität: Dicke Tropfen fließen an der Glaswand hinab zum Glasboden. Der Rum scheint also eine gewisse Öligkeit zu besitzen.

Nase: Mhmm... Das ist interessant. Eine Mischung aus... Weinaromen und den mir bekannten und geschätzten Port Mourant Anisaromen dominiert im Glas. Aber eine Einzelfassabfüllung aus der Double Wooden Pot Still ohne Finish riecht eindeutig anders. Dies kann ich mittlerweile doch eindeutig sagen. Man riecht noch die typische leichte Rauchigkeit eines jungen Rums aus dieser Still. Die Geruchsgrenzen sind aber leider sehr verwaschen. Das schreit geradezu nach einem Finish. Ob es Cognac oder Sherry war, dass kann ich noch nicht bestimmen.


Gaumen: Verhaltene Port Mourant Anisaromen mit leichter Rauchigkeit und wenig Frucht sind der erste Eindruck. Wieder sind die Grenzen der einzelnen Nuancen sehr verwaschen. Ich vermute, dass der Rum ein Finish in ehemaligen Cognac Fässern erhielt. Die Süße ist auch leider etwas intensiver, als ich es von typischen Port Mourant Rums gewöhnt bin. Das Geschmacksprofil ist in meinen Augen verunstaltet worden. Das Finish hat dem Rum mehr geschadet, als es ihm genutzt hat. Ich schmecke zum Beispiel mehr dunkle Gewürze als Anisaromen oder Frucht.

Abgang: Dunkle Gewürze mit Rauch und sehr sehr schwachen Anisaromen. Der Abgang ist leider sehr unspektakulär. Am Ende verbleibt ein Hauch von herben Aromen am Gaumen. Ich bin ein wenig enttäuscht.

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Fazit: Kein mieser, aber auch leider kein wirklich guter Rum. Die Nase erinnerte mich an einen anderen Rum aus dieser hölzernen Still. Und zwar an den A. D. Rattray Port Mourant 10 YO von 1999. Ich denke man kann guten Gewissens annehmen, dass beide Rums aus demselben Batch stammen. Der Rum von A. D. Rattray hatte jedoch wesentlich mehr Frucht zu bieten und hatte diese komischen Weinaromen nicht. Auch war der Gaumen wesentlich besser und auch aussagekräftiger. Für mich hat das nicht offiziell erwähnte Finish den Rum gekillt. Es hat ihn seiner typischen Aromen fast beraubt und sie deutlich reduziert. Ein solches Finish klappt nun einmal nicht mit jedem Rum oder anders ausgedrückt: Es gefällt nicht jedem Connaisseur. Schon gar nicht dann, wenn man den Ursprungsrum kennt und ihn mit dem Ausgangsprodukt auch vergleichen kann. Aber gerade diese typischen Aromen von Port Mourant waren wohl etwas zu intensiv. Andernfalls kann ich mir dieses "Niederwalzen" dieser Aromen durch das Finish nicht erklären. Gerade einem Liebhaber dieser hölzernen Still wir mir blutet das Herz, wenn er diesen Rum im Glas hatte. Hier hat wieder einmal das eiserne Marktprinzip „Die Nachfrage regelt das Angebot“ einen weiteren Rum hervorgebracht, den ich nicht empfehlen werde. Das mag nun wie immer sehr hart klingen. Aber ich kenne Port Mourant und liebe Rums aus dieser Still. Und gerade deswegen kann und werde ich diese veredelteVariante nicht empfehlen. Wenn sie es sich leisten können, werte Leser, dann legen sie etwas mehr Geld drauf und holen sich noch den einen oder anderen verfügbaren Rum von Bristol. Als Beispiel sei hier der Bristol Classic Rum Port Mourant 1999 10 YO von 2010 erwähnt. Dieser hat zwar auch ein Finish erhalten, genauer gesagt ein Portwein Finish, schmeckt aber um Längen viel besser als diese Abfüllung von P. Ferrand. Das Finish dort ist wesentlich besser im Rum eingebunden und hatte auch keinen zu starken Einfluss auf den Rum. Auch ein Portwein-Finish bei einem 18 jährigen Rum der Versailles Still konnte mich überzeugen. Es klappt halt nicht jede Kombination. Wobei das aber auch eine ganz persönliche Geschmackssache ist. Mir gefällt die Kombination Cognac und Rum nicht ganz, wenn es denn wirklich ein Cognac-Finish auch war. Zumindest funktioniert sie hier nicht wirklich gut. Aber wie immer müsst ihr selber entscheiden, in was ihr euer Geld investiert. ;) 
Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Tag!

Marco

Sonntag, 6. Oktober 2013

Pellegrini Barbajos Blackrock (Rockley Still) 2000 10 YO

Servus!

Heute widmen wir unsere Aufmerksamkeit einem wahren Underdog der unabhängigen Abfüller. Die einzige Möglichkeit an Flaschen dieses Abfüllers zu gelangen, ist eine Bestellung oder Einkaufstour in Italien. Die ausgewählte Destillerie ist die unter den Einheimischen und Kennern bekannte Blackrock Distillery auf Barbados. Ihren Spitznamen verdankt sie ihrem Standort.

Zum Abfüller:

Der italienische Abfüller Pelligrini S.p.A. ist für diese Abfüllung verantwortlich. Sie kennen diesen unabhängigen Abfüller nicht? Keine Sorge: In Deutschland ist die Serie nur wenig bis gar nicht bekannt. Zumindest nur den Leuten, die auch bereit sind Pionierarbeit für die Rum-Gemeinschaft zu leisten. D.h. man muss gelegentlich auch schon einmal ein kleines Risiko in Kauf nehmen. Die Gefahr von Abfüllungen mit geringer Qualität ist immer gegeben. Das Unternehmen wurde 1904 von Pietro Pellegrini gegründet. Der Hauptsitz befindet sich in Cisano Bergamasco, in der Lombardei im Norden Italiens. Das Firmenzeichen PPC geht auf den Gründer und diese Stadt zurück (PPC – Pietro Pellegrini Cisano). Das Unternehmen ist hauptsächlich für den Vertrieb von italienischen Weinen und Spirituosen bekannt. Die Firma hat in Sachen Rum einige kleine Serien auf dem italienischen Markt veröffentlicht. Dazu gehören unter anderem Mabaruma, Barbajos und Barangài. Neben Velier und Moon Import, dem Miteigentümer von Samaroli seit 2008, ist Pellegrini der vierte mir bekannte unabhängige Abfüller Italiens. Flo hatte bereits einen Hampden der Mabaruma-Serie auf seinem alten Blog vorgestellt. Nun ist einmal Barbados an der Reihe. Die vorliegende Flasche hat die Nummer 100 von 360 weltweit. Also eine limitierte Single Cask Edition.

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Verkostung Pellegrini Barbajos Blackrock (Rockley Still) 2000 10 YO:

Preis: Ich kaufte diese Flasche für 67€ bei rumshop.it. Mittlerweile ist er aber so gut wie ausverkauft und bei Pellegrini nicht mehr zu bekommen. Das machte diesen Rum sehr interessant für mich. Warum war er so schnell ausverkauft? Und warum fand man praktisch nichts über ihn im Internet?

Alter: Das offizielle Alter des Rums wird mit 10 Jahren angegeben. Also das beginnende Mittelfeld gealterter Rums in meinen Augen.

Alkoholstärke: Pellegrini wählte eine Trinkstärke von 46% vol.. Vielleicht orientierte sich das Unternehmen hier an andere unabhängige Abfüller, denn diese Trinkstärke ist nicht ganz ungewöhnlich. Abfüllungen in Fassstärke sind nun einmal nicht die Stärke eines jeden Abfüllers. Derlei Gründe mag es viele geben.

Destillationsverfahren: Das offizielle angegebene Destillationsverfahren ist eine Pot-Still. Davon gibt es mindestens zwei bei der Blackrock Distillery. Ich wage hier einmal keine Aussage.

Farbe: Der Rum schimmert in einem leichten Goldton im Glas. Für 10 Jahre ist die Farbe in meinen Augen völlig normal und spricht für eine normale Interaktion zwischen Fass und Inhalt. Zumindest wenn man eine kontinentale Reifung in Betracht zieht. Bei einer tropischen Reifung läge der Fall etwas anders.

Viskosität: Man merkt das junge Alter. Der Rum schmiegt sich zwar ans Glas, fließt jedoch auch wieder relativ schnell zurück zum Glasboden. Die Textur ist trotz des jungen Alters leicht ölig.

Nase: Der Rum ist schwach esterhaltig mit viel Frucht. Banane, Apfel und Birne lassen sich erkennen. Je nachdem wie tief die Nase ins Glas eindringt. Der Geruch ähnelt zuerst ganz entfernt dem des Rockley 1986 von BB&R. Auch Nuancen von Vanille lassen sich entdecken. Typisch für amerikanische Weißeiche. Dazu kommen noch Spuren von Rauch. Doch der dominanteste Geruch im Glas stammt von einer mir sehr gut bekannten Still. Frische Honigaromen der ehemaligen Rockley Still umschmeicheln meine Nase. Was für eine Überraschung! Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.


Gaumen: Weniger Fruchtaromen als in der Nase, was jedoch aufgrund des geringen Alters nicht überrascht. Dieser Rum hat Potenzial zu mehr gehabt. Begleitet wird die Frucht von der typischen Rockley-Note. Wunderschöne Honigaromen durchziehen das gesamte Geschmacksprofil. Der Honig ist verwoben mit Rauch und leichten Pfefferaromen. Die Süße ist fast gar nicht vorhanden. Dies ist ein außerordentlich junger Rum, der jedoch seine Qualitäten aufblitzen lässt. Verstehen sie mich nicht falsch. Er ist jung und frisch, aber dennoch zu keinem Zeitpunkt alkoholisch scharf oder zu unreif. Mit ein paar Jahren zusätzlich im Fass wäre er sogar noch besser geworden. Es gab aber auch schon Rums, da schmeckte ich das glatte Gegenteil.


Abgang: Den Anfang bilden Honigaromen und Teer, vermischt mit Nuancen von schwacher Lakritze. Der Abgang ist zuerst warm, dann langsam abebbend. Wieder angenehme und dezente Raucharomen. Das Finish enthält auch Frucht. Aber leider nicht mehr so stark wie in der Nase.

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Fazit: Wieder einmal ein Rum aus der alten Rockley Still, der jedoch keinen Hinweis davon auf seinem Label besitzt. Ist das jetzt schlimm? Nein. Rums aus dem Jahre 2000 von Blackrock sind in meinen Augen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der alten Rockley Still. Eine Garantie gibt es hierfür aber nicht, was ich auch eingangs mit der gewissen Unsicherheit bezüglich der Qualität schon gesagt habe. Mir ist nun auf jeden Fall klar, warum der Barbajos Barbados 2000 10 YO vor dem Barbajos Barbados 1996 11YO ausverkauft war. Der 1996er ist zwar solide, aber bei weitem nicht annähernd so gut wie diese Abfüllung. Der 2000er ist die flüssig gewordene Geschichte des Landes unter einem neuen Namen. Wie bereits erwähnt, ist der Rum mit seinen 10 Jahren noch sehr jung und ungestüm, lässt jedoch schon die Qualitäten eines gereiften Vertreters seiner Zunft aus alten Tagen erkennen. Damit war er auch bis vor einem Jahr der jüngste Rockley in meiner Sammlung, bevor er vom Moon Import West Indies Distillery 2000 7 YO verdrängt wurde. Wenn man denn eigentlich von einem Rockley sprechen kann. Eigentlich müsste man von einem Blackrock sprechen. Aber um Verwirrungen zu vermeiden, werde ich doch auf diese altehrwürdige Still verweisen. Ich bedauere es, nur eine Flasche dieses kostbaren Rums zu besitzen. Aber eine ist immerhin besser als gar keine und im Moment gibt es dank TheRumCask und anderen Abfüllern noch käufliche Alternativen. Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Sonntag! 

Marco

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery (Port Mourant Still) MPM 1998 12 YO

Willkommen zurück auf B.A.M.!

Erneut möchte ich einen Rum von Cadenhead aus der alten Uitvlugt Distillery verkosten. Dies ist der mir jüngste bekannte Rum aus dieser Destillerie, der unter dem Label von Cadenhead veröffentlicht wurde.Es ist der Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery (Port Mourant Still) MPM 1998 12 YO!
Zur Abfüllung:

Dieser Rum hat dasselbe Mark wie der Velier Uitvlugt 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO. Dies ist die bisher letzte, mir bekannte Abfüllung von Cadenhead aus der seit 2000 geschlossenen Uitvlugt Distillery. Der Rum wurde 2010 auf dem europäischen Markt gebracht und erneut wurde eine Pot Still auf dem Label angegeben. Ich vermute hier ist die alte Double Wooden Pot Still der schon lange geschlossenen Port Mourant Distillery. Mit nur 12 Jahren ist sie ein wenig jünger als der Cadenhead Uitvlugt Distillery PM 14 YO von 1991. Es gibt jedoch auch noch einen weiteren Unterschied, der durch das Mark auf der Flasche bereits angedeutet wird. Interessierten Lesern kann ich Saschas Artikel auf cocktailsoldfashioned.de empfehlen. Dort wird erklärt, dass eine Still durchaus in der Lage ist unterschiedliche Geschmacksrichtungen zu produzieren. Das Mark hier ist „MPM“ und deutet somit auf ein anderes Geschmacksprofil hin, als es im Cadenhead Uitvlugt Distillery PM 14 YO zu finden ist. Der Rum dürfte in etwa vergleichbar mit dem Velier Uitvlugt 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO sein. Beide Rums besitzen dasselbe Mark. Sie sollten sich also nicht sehr groß voneinander unterscheiden (mal abgesehen von den 4% und bedingten Unterschieden in den Jahrgängen und des Alters). Erneut werde ich eine kleine Menge verdünnen, um dem Rum mehr Aromen zu entlocken. Wollen wir doch einmal sehen, wie gut sich dieser Rum am Gaumen schlägt.

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Verkostung Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery (Port Mourant Still) MPM 1998 12 YO:

Preis: Meine Flasche erstand ich am Anfang des Jahres für 53,95€ bei barfish.de. Viele Quellen, die diesen Rum noch anbieten, gibt es allerdings nicht mehr.

Alter: Dieser Rum wurde 1998 gebrannt und im Juli des Jahres 2010 abgefüllt. Das offizielle Alter des Rums wird mit 12 Jahren angegeben.

Alkoholstärke: Die Fassstärke dieses Rum beträgt „nur“ 62% vol.. Also ein ganzes Stück weit weniger, als die ältere Abfüllung von Cadenhead aus der Uitvlugt Distillery.

Destillationsverfahren: Wieder gibt Cadenhead eine Pot-Still als Urheber dieses Rums an. Wie zu Beginn bereits erwähnt handelt es sich wohl um die alte Double Wooden Pot Still der Port Mourant Distillery, die in jenen Tagen bei Uitvlugt stand.

Farbe: Der Rum besitzt einen kräftigen, goldenen Farbton. Von der Farbe her unterscheidet er sich nicht dramatisch vom Cadenhead Uitvlugt Distillery PM 14 YO.

Viskosität: Relativ langsam fließt der Rum zurück zum Glasgrund. Viele kleine Perlen benetzen das Glas und bleiben dort haften. Der Rum besitzt also eine leicht ölige Textur.

Nase: Starke Anisaromen mit dezenter Eichenaromen dominieren im Glas. Die Süße hält sich im Rahmen. Tropische Früchte sind eher nur schwer zu entdecken, da sie von den starkenAnis- und Eichenaromen in den Hintergrund gedrängt werden. Schwach kann ich Mangos und Bananen erkennen. Auch Gewürze und ganz schwache Vanillearomen entschweben dem Glas. Der Alkohol ist nicht aufdringlich, aber doch deutlich zu erkennen. 

Mit Wasser kommen die tropischen Früchte nun deutlicher zum Vorschein. Ich schmecke Mangos, Bananen und Papayas. Die Süße ist etwas schwächer als zuvor. Die Anis- und Eichenaromen sind nun gleich stark und sehr gut eingebunden. Auch die Gewürze sind etwas deutlicher zu erkennen als im unverdünnten Zustand. Ich schmecke nun Nelken und leichte Vanillearomen. Der Rum wirkt rund und gut ausbalanciert. Allerdings mag er dem einen oder anderen Connaisseur immer noch zu stark sein.

Gaumen: Den Anfang bildet eine dezente Süße, welche mit deutlichen Anis-und Eichenaromen verwoben ist. Die Fruchtigkeit ist nur schwach zu erkennen und deutlich geringer vorhanden als in der Nase zuvor. Trotzdem kann ich Bananen und Mangos schmecken. Auch Pfeffer und Nelken lassen sich entdecken. Aromen von Tabak und Leder huschen ebenfalls über den Gaumen. Es ist ein deutlich anderer Rum als der Cadenhead Uitvlugt Distillery PM 14 YO. Der Alkohol macht sich durch ein leichtes Brennen auf der Zunge bemerkbar. Der Rum wirkt sanfter als manch anderer Demerara. Aber lassen sie sich wie immer nicht täuschen. 62% vol. sind für den ungeübten Connaisseur eine wahre Herausforderung.

Die Anis- und Holzaromen sind nun fast perfekt im gesamten Geschmacksprofil eingebunden und stechen nicht mehr so schrill hervor. Dazu kommen tropische Früchte und Gewürze. Ich erkenne Mangos, Nelken und Pefferaromen. Wieder eine Spur Tabak. Die Süße ist nun etwas geringer als bei 62%vol.. Der Rum wirkt nun deutlich runder und eine Spur sanfter, ohne weichgespült zu wirken. Wieder möchte ich anmerken, dass dieser Rum bei ca. 55% den meisten Connaisseuren immer noch zu stark sein könnte. Man muss schon einen Hang zu Fassstärke besitzen, um diese Rums in ihrer ganzen Pracht genießen zu können. Dies ist zumindest meine bescheidene Meinung.

Abgang: Zu Beginn schmeckt man starke Anisaromen, dicht gefolgt von Eiche und schwacher Süße. Dann kommen die tropischen Früchte etwas mehr zum Vorschein. Am Ende verbleibt nur noch ein Hauch Frucht mit Anis im Mund. Die Eiche ist nur noch sehr schwach vorhanden. Auch Tabak lässt sich noch erkennen. Der Abgang ist kräftig, mittellang und ein wenig trocken. Man merkt, dass dies ein Rum in Fassstärke ist.

Den Anfang bilden wieder die Anisaromen, welche aber schnell von Eiche und Gewürzen ergänzt werden. Langsam verblassen die Eichenaromen und ein paar Früchte gesellen sich kurz hinzu, bis nur noch ein Hauch von Anis, Gewürze und Mangos zu schmecken ist. Der Abgang ist mittellang und etwas schwächer als in der ursprünglichen Trinkstärke.

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Fazit: Das Mark auf der Flasche hat es schon angedeutet. Dies ist ein anderer Rum als der Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery PM 1991 14 YO aus dem Jahre 1991. Die Unterschiede sind also nicht nur mit den Jahrgängen zu begründen. Was mich allerdings verwundert, ist die doch vergleichsweise geringe Fassstärke. Für einen Rum mit kontinentaler Reife, wäre das ein zu hoher Verdunstungsverlust. Gegen eine tropische Lagerung spricht die Beschaffenheit des Rums. Ob diese „geringe“ Fassstärke mit dem angegebenen Mark zusammenhängt kann ich hier nicht mit Sicherheit sagen. Fakt aber ist, dass der Velier Uitvlugt 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO dasselbe Mark „MPM“ besitzt. Dieser Rum hat mit 5 Jahren mehr an Fassreife immer noch 66%vol.. Also mehr als die hier vorliegende Abfüllung von Cadenhead. Der Rum selbst ist sehr gut und trifft voll meinen Geschmack. Allerdings gibt es nur wenige Quellen, welche den Rum in ausreichend hoher Stückzahl anbieten. Der Rum selbst ist bei Cadenhead noch direkt gelistet, also nicht ausverkauft. 

Die Anisaromen sind für mich schon fast ein Markenzeichen dieser hölzernen Still. Man muss diesen Geschmack schon mögen oder man wird nicht glücklich mit diesen Abfüllungen. Ich für meinen Teil finde sie äußerst geschmackvoll und faszinierend. Natürlich kann der Rum nicht ganz mit wahren Granaten, wie z.B. dem Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO mithalten, der allerdings auch ein anderes Mark aufweist, und damit einen anderen Rumstil repräsentiert. Jener Rum dürfte aber vielleicht einigen Connaisseuren zu hart und kantig sein. Vielleicht wäre dann diese Abfüllung etwas für sie. Leo und Flo konnten diesem Rum übrigens nichts abgewinnen. Mir war er das Geld allemal wert. In diesem Sinne wünsche ich Euch einen genussvollen Mittwoch mit moderatem Alkoholkonsum.

Marco