Sonntag, 18. September 2016

A.D. Rattray Jamaican Rum Monymusk Distillery 1986 25YO

(the English part is just below, just skip the German part) 


Willkommen zurück zu B.A.M.!

Erneut möchte ich Ihnen einen Rum aus Jamaika präsentieren. Es handelt sich hier um einen ausverkauften Rum der in meinen Augen zu wenig Beachtung in der Vergangenheit bekam. Es ist der AD Rattray Jamaican Rum Monymusk Distillery 1986 25YO!

Zur Abfüllung:

Zur Geschichte der Monymusk Distillery habe ich einige Eckdaten im Review zum Rum Nation Supreme Jamaica (Monymusk) Lord 8 1991 25YO geschrieben. Das müssen wir uns nicht noch einmal geben. Wer Interesse hat sieht sich bitte das ältere Review an. Diese Abfüllung und der Berry Bros & Rudd Finest Jamaica Rum Hampden Distillery 1990 17 YO waren meine beiden ersten „richtigen“ Jamaikaner. Die zuvor verkosteten Rums betrachte ich heute nicht mehr als typische und echte Vertreter dieser Nation. Sie repräsentieren eher ein verzerrtes und unterschätztes Bild dessen, was diese Insel an guten Rums tatsächlich zu bieten hat. Diese Abfüllung aus 1986 ist wie ein Echo aus der Vergangenheit. Ich erwarte keine sehr alten Rums aus Jamaika oder von der Monymusk Distillery mehr. Überraschen lasse ich mich aber dennoch sehr gerne. Die neueren Jahrgänge aus dieser Destillerie, die in Europa aufgetaucht sind, waren 2002 und 2003, wobei ich von 2002 nur eine einzige Abfüllung, und von 2003 bisher zwei Abfüllungen im Glas hatte. Ansatzweise überzeugen konnte mich nur ein einziger Rum dieser drei Abfüllungen und mit dieser Meinung stehe ich auch so ziemlich alleine da. Besagter Rum von Moon Import aus 2002 wurde von 6 Leuten verkostet und alle außer mir befanden ihn als „mies“. Dies war letzten Jahres in Mailand. Es tauchte sogar ein kontinuierlich gebrannter Rum aus der Monymusk Distillery von 1997 auf. Die Fassreife war gefühlt bei Null und der Geschmack dementsprechend fast nicht existent. Die 15 Jahre, welche der Rum im Fass lag, waren weder in der Nase noch am Gaumen erkennbar. So gesehen kann ich die Argumentation einiger NAS-Verfechter schon verstehen, dass das Alter alleine absolut keine Aussagekraft besitzt. Das Fass muss schon etwas taugen. Mein Verständnis von Altersangaben hat sich im Laufe des letzten Jahres ohnehin etwas geändert. Für mich ist die Reife mittlerweile mehr ausschlaggebend als eine wunderschön anzusehende Zahl auf dem Label. Allerdings sollte man so fair sein, und die Altersangabe nicht wegfallen lassen. Warum? Selbst wenn die Reife passt, bin ich persönlich als Konsument nicht bereit für 8-10 Jahre an die 200 hinzulegen. Egal wie gut die Reife ist. Vielleicht ist das ja ein Grund, warum manche Hersteller das Alter dann einfach wegfallen lassen. Wer weiß. Das Label verrät uns, dass damals mindestens 10 Fässer gekauft und nach Europa gebracht wurden. Diese Nummern stammen für mich vom Importeur. Dieses Fass brachte 295 Flaschen hervor. Die originale Fassstärke dürfte vielleicht bei 55 – 58% gewesen sein. Wir werden es leider nie erfahren. Aber genug davon. Auf geht’s zur Verkostung! 

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Verkostung AD Rattray Jamaican Rum Monymusk Distillery 1986 25YO:

Preis: Diese Abfüllung war 2011-2013 für 80-90€ käuflich zu erwerben.

Alter: Das offizielle Alter beläuft sich auf 25 Jahre. Der Rum wurde im Juni 1986 destilliert und ist dann abschließend im September 2011 abgefüllt worden.

Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt 46%vol.

Destillationsverfahren: Offiziell gibt es hierzu keine Information auf dem Label.

Farbe: Sattes Gold

Viskosität: Der Rum fließt langsam an der Glaswand zurück. Viele kleine Perlen bilden sich dabei.

Nase: Ein Hauch von braunem Rohrzucker schwebt im Glas. Denkt hier am Besten an braunen Muscovado-Zucker, welcher (zum Glück) nicht komplett raffiniert wurde und noch Teile des gekochten und geklärten Zuckerrohrsaftes enthält. Begleitet wird dieser Geruch von sehr schwachen Esteraromen. An Früchten beherrschen Papayas, Bananen, Mangos und Aprikosen das Geruchsprofil. Anis und grasige Aromen sind auch präsent. Rieche ich da einen vagen Hauch von Kirschen? Weiter weg vom Glas rieche ich Vanille, Toffee, Eiche, Leder, Karamell und schwach Äpfel. Der Rum durfte übrigens über eine Stunde lang im Glas atmen und die Flasche ist bereits seit 2012 geöffnet. Schwenkt man das Glas, dann beherrschen kurzzeitig Rauch, Alkohol und Gewürze die Nase. Danach erscheinen die bereits zuvor erwähnten Früchte und beginnen dann allmählich das Geruchsprofil zu dominieren. Nur sehr undeutilich reiche ich auch noch Aromen von Ananas. Die Frucht an sich ist wunderschön und wird von der Fassreife begleitet, drängt diese jedoch etwas in den Hintergrund zurück. Die Nase ist nur leicht süßlich. Ein schöner Rum aus der Monymusk Distillery.

Gaumen: Ester, Früchte und eine leichte Süße fluten den gesamten Mundraum. Dann schmeckt man eine leichte Säuerlichkeit. Nicht extrem aber dennoch merklich vorhanden. An Früchten erkenne ich Papayas, Äpfel, Mangos und Kirschen. Für „nur“ 46%vol schmeckt der Rum sehr gut und kann viele Aromen vorweisen. Langsam kommen Kräuter zum Vorschein. Anis, Eiche und Toffee vom Fass machen sich bemerkbar. Der Rum bleibt leicht säuerlich am Gaumen, wird aber immer noch von dieser wunderschönen und nun langsam verblassenden Frucht begleitet. Nach längerer Zeit schmecke ich Holzkohle, Spuren von Rauch und immer noch Kirschen. Die leichte Süße und die Esteraromen vom Beginn sind schon verschwunden. Wie ein (für mich) typischer Jamaikanerschmeckt man langsam ein pflanzliches Profil heraus. Diese Wandlung kenne ich zumindest von Hampden und Long Pond. Bei Worthy Park habe ich noch nicht so sehr darauf geachtet. Der Rum macht auf mich am Ende den Eindruck ein sehr dünner und extrem gestreckter Hampden zu sein. Nach dem 2. Schluck schmecke ich noch mehr Früchte und Ester am Gaumen. Wieder leicht säuerlich und süß zu Beginn. Papayas, Ananas und schwach reife Bananen. Dann wandelt sich das Bild wieder mehr zu einem pflanzlichen Geschmack, verwoben mit Anis und Nuancen von Medizin. Die Frucht verblasst und die Fassreife tritt wieder hervor. Leder, Toffee, Eiche und Kräuter am Ende.

Abgang: Eiche, Früchte und Holzkohle zu Beginn des Abgangs. Dann Toffee, Anis, Kräuter und noch mehr Früchte. Grasige Aromen und ein pflanzlicher Geschmack am Ende. Nach dem 2. Schluck Papayas und schwach Esteraromen. Dann wieder Eiche, Holzkohle und Toffee. Leder, Kräuter und Anis am Ende. Der Rum hinterlässt ein trockenes Mundgefühl. 

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Fazit: Eine Abfüllung mit viel Potenzial, die aber viel zu früh auf den Markt kam. Damit bemängele ich jetzt nicht etwa die Fassreife, sondern eher die Trinkstärke. Im Jahre 2012 war Fassstärke noch nicht so sehr gefragt. Diese Addition von Wasser hat der Abfüllung einen Hemmschuh verpasst. Die Qualität ist immer noch sehr ordentlich, kann sich aber leider nicht mit der eines Rum Nation Jamaica Supreme Lord 8 1991 25 YO messen. Dazwischen liegen einfach zu viele % und ein Sherry-Finish. Vielleicht wäre diese Abfüllung von A.D.Rattray auf einem ähnlichen Niveau bei voller Fassstärke gewesen. So kann ich leider nur die unten abgebildete Punktezahl vergeben. Ein Rum mit wunderschöner Reife. Ich erwarte so schnell keinen weiteren Rum mehr aus dieser Destillerie mit einer derartigen Qualität. Es dürften eher junge Rums das Bild dominieren. Ob diese allerdings auch eine ordentliche Qualität liefern können bleibt, wie oben bereits geschrieben, vorerst abzuwarten. Ein Rum aus 2002 hatte Potenzial zu mehr, verfügte aber auch über zu viele Defizite um mit diesen alten Qualitäten gleichzuziehen. Der Jahrgang 2003 konnte mich bisher in keinster Weise überzeugen. Der Column-Rum aus Monymusk von Duncan Taylor war eine Katastrophe. Dieser Rum von 1986 hingegen musste in einer Pot-Still gebrannt worden sein. Zwar ist Monymusk jetzt nicht bekannt dafür, besonders schwere Pot-Still Destillate nach Europa zu verkaufen, aber mit dieser Abfüllung und der von Rum Nation aus 1991, haben die alten Brennmeister zumindest bewiesen, dass sie an Können verfügen. Bei der Verkostung des Rum Nation musste ich insgeheim immer zwangsläufig an diesen Rum von A.D. Rattray denken. Der Unterschied von 1986/1991 zu 2003 ist gewaltig. Bisher hoffe ich, dass diese Traurige Tatsache nur auf die katastrophale Fassreife zurückzuführen ist. Der Rum aus 2002 hatte Potenzial. Der Einfluss des Fasses war nach 12 Jahren gut, hätte aber noch mehr an Oxidation benötigt und vor allem eines: keine Wasserzufuhr. Alle bisherigen Pot Still Rums aus Monymusk vertragen kein Wasser. Die bisherige Ausnahme ist dieser Rum aus 1986 und selbst hier erwische ich mich immer wieder bei der Frage: „Wie krass hätte der wohl in Fassstärke geschmeckt?“ Leider entschied man sich damals dazu, den Rum zu verdünnen. Betrachten sie diese Aussage als Jammern auf hohem Niveau. Der Rum war und ist gut. Punkt. Er hätte aber wesentlich besser sein können. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag! 

Marco 

(90/100) 


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Welcome back to BAM!

Again, I would like to present a rum from Jamaica. This is sold-out rum got in my opinion too little attention in the past. It is the AD Rattray Jamaican Rum Distillery Monymusk 1986 25YO!

The Bottling:

I wrote a little bit of the history of the Monymusk Estate and its distillery in the review of the Rum Nation Supreme Lord 8 Jamaica (Monymusk) 1991 25YO. We do not have to repeat that again. Anyone interested in this topic please take a look at the mentioned Review of the Supreme Lord 8. This bottling and the Berry Bros & Rudd Finest Jamaica Rum Distillery Hampden 1990 17 YO were my two first "real" Jamaican rums. I do no longer considere the previously tasted rums as typical and genuine representatives of this tropical nation. They rather represent a somewhat distorted and underestimated picture of what the island actually has offered when it comes to Full Proof or full flavoured rums not bottled at pussy-strength, say 40 – 45%abv. Well technically this one is only 46%abv but it is full flavoured and does not belong to the aforesaid category. This bottling from 1986 is like an echo from the past. I do not expect very old rum from Jamaica or by the Monymusk Distillery return so soon. The recent vintages from this distillery, which have emerged in Europe, were from 2002 and 2003, which I previously had two bottlings of 2002, and from 2003 only one single bottling in my glass. Both rums from 2003 were…. not good. Lets just put it that way. The rum from 2003 had potential for more, but was also not really superior like some of the old rums. But even with this opinion I am all alone. Said rum from Moon Import distilled in 2002 was tasted by 6 people at one evening and all except myself were in the strong opinion, that this rum was simply horribly crap. This was last year in Milan. There was even a rum from Monymusk distilled in a continuous still in 1997 and bottled by Duncan Taylor. The barrel aging was felt at zero and the taste accordingly was almost nonexistent. The 15 years, which this rum has spent in the cask, were not really present. As such, I can understand the reasoning of some NAS advocates that age-statements alone have no expressiveness. The barrel must have certain some qualities. That's basic knowledge, I am not telling you anything new here. My understanding of age has already changed somewhat over the past years. For me, maturity is more crucial than a beautiful age-statement sitting on the front-label. However, I am still the opinion that the age-statement should simply be stated on the label and not be eliminated. Why? Even if the maturity is on top, I am personally, as a consumer, not ready to pay 200€ or more for rums with an age of 8-10 years. No matter how good the maturity actually is. Maybe that is one reason why some manufacturers have removed this statement. Simply to avoid a shit-storm that would occur in such a constellation. Who knows. The label tells us that in 1986 at least 10 barrels were bought and brought to Europe. These barrel-numbers are made by the importer. This barrel has produced 295 bottles. The original cask strength may have been perhaps at 55-58%abv. We will unfortunately never know. But enough of that. Let's proceed with the actual tasting! 

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Tasting AD Rattray Jamaican Rum Monymusk Distillery 1986 25YO:

Price: This bottling was available for 80-90 € in the period of 2011-2013.

Age: The official age is 25 years. The rum was distilled in June 1986 and has then been bottled in September 2011.

ABV: The drinking strength is 46% vol.

Process of distillation: Officially there is no information about it on the label.

Colour: Deep golden colour.

Viscosity: The rum slowly flows back along the glass wall. Many small beads are forming and do remain on the glass.


Nose: A touch of brown cane-sugar is floating in the glass. Think here best of brown muscovado sugar which has (thankfully) not been fully refined and still contains parts of the boiled and clarified sugarcane juice. This impression is accompanied by very weak ester flavours. On fruits dominate papayas, bananas, mangoes and apricots. Anis and grassy flavours are also present. Do I smell a vague hint of cherries? Further away from the glass I smell vanilla, toffee, oak, leather, caramel and nuances of apples. The rum was allowed to breathe for over an hour in the glass and the bottle is open since 2012. And yes I have not consumed much of this baby in all this time. After a slew of the glass, when the rum freshly covers all the glass up to the top edge, I briefly smell smoke, alcohol and spices. Thereafter, the already aforementioned fruits do appear and then gradually begin to dominate the odor profile. There are very vague aromas of pineapple. The fruit itself is beautiful and is being accompanied by the barrel flavours, but the latter are being pushed into the background. The nose is only slightly sweet. A very good rum from the Monymusk Distillery.

Palate: Esters, fruits and a slight sweetness floods the entire mouth. Then you can taste a slight sourness. It's not extreme but still noticeably present. Regarding fruits I taste papayas, apples, mangoes and cherries. The palate of thisis very good and can boast many flavours, despite the low abv of 46%. Slowly herbs emerge. Anise, oak and toffee from the cask make themselves more present. The rum is slightly herbal on the palate, but is still accompanied by this beautiful but and now slowly fading fruit. After some time I taste charcoal, traces of smoke and still some cherries. The slight sweetness and ester flavours from the beginning have disappeared. As a typical Jamaican rum (at least for me) this one is becoming very herbal in the end. This change is somewhat similiar with the rums from Long Pond and Hampden. I can't recall this in the rums of Worthy Park. This rum makes me thinking of a very thin and extremely stretched Hampden at the end. After the 2nd sip I taste more fruits and esters on the palate. Again slightly sour and sweet at the beginning. Papaya, pineapple and some ripe bananas. Then, the picture changes again, becoming a more herbal, interwoven with anise and hints of Medicine. The fruit fades out and the barrel maturity emerges again. Leather, toffee, oak and herbs at the end.

Finish: Oak, fruit and charcoal at the beginning. Then Toffee, anise, herbs and even more fruit. Grassy aromas and a herbal taste at the end. After the 2nd sip papayas and weak ester flavours. Then again oak, charcoal and toffee. Leather, herbs and aniseed at the end. The rum leaves a dry mouthfeeling.

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Conclusion: A bottling with a lot of potential, but it was bottled too early. Too early? Was the cask to active? No. I meant something else. This rum was bottled at a time, when rums in a higher strength were only to be found in minor quantities on the market. Gladly this picture has changed over the last years. In 2012 cask strength was not much in demand. This addition of water has lowered the potential score significantly. Don't get me wrong the quality is still very good, but it cannot match with the Rum Nation Jamaica Supreme Lord 8 1991 25 YO. There are simply to many %abv missing, and of course a sherry-finish. Perhaps this bottling of A.D. Rattray would have been at a similar level at full cask. So unfortunately I can only awarded the number of points shown below. It still a rum with a beautiful maturity and outstanding quality, which deserves a scoring at 90. I expect so fast no more rums more from this distillery with such a quality. Younger rums will dominate the market in the future slowly but surely. I will make no assumption about the quality of these younger ones. Maybe we will get some true authentic rums with tropical aging, but there is no guarantee for this. The rum of 2002 bottled by Moon Import was continental matured and in my opinion it had potential, but the shortcomings were too much. The Column rum from Monymusk bottled by Duncan Taylor was a disaster. This rum from 1986 however, must have been made with a pot still. Although Monymusk is not known for particularly heavy pot still distillates in Europe, but in the actual bottling and in the Rum Nation Supreme Lord 8, the old master distillers did demonstrate that they have the ability to make good quality rums. During the first tasting session of the Supreme Lord 8 I often thought about this bottling from A.D. Rattray. The difference from 1986/1991 to 2003 is huge. So far I hope that this sad fact is only due to the catastrophic barrel maturation. The rum from 2002 had potential. The influence of the barrel was well after 12 years. However, some more oxidation would have made it better. And above all: the addition of water should have been avoided. All previous pot still rums from Monymusk do not tolerate much water. The only exception is this rum in 1986 and even here I catch myself musing at the thought: "How amazing it would have been at cask strength." Unfortunately, it was decided at that time to dilute the rum. Please bear in mind that I am constantly whining on a high level and this one is no exception. The rum was and is good. Period. But it could have been much better. That's it then. I wish you a nice Sunday! 

Marco 

(90/100)

Sonntag, 4. September 2016

Silver Seal Jamaica Rum (Hampden Distillery) 1993 22 YO

(the English part is below, just skip the German part) 

It's about time!

Willkommen zurück zur Freakcorner des Rum! Wir nehmen uns wieder einen Hampden zur Brust und einen Rum aus diesem Jahrgang hatten wir bereits. Erneut kommt die Abfüllung aus Italien. Die heutige Abfüllung ist der Silver Seal Jamaica Rum Hampden Distillery 1993 22 YO!

Zur Abfüllung:

Den Vorgänger dieser Abfüllung, den Silver Seal Jamaica Rum Hampden Distillery 1993 20 YO), habe ich bereits öffentlich verkostet. Die 20 Jahre alte Abfüllung hatte 295 Flaschen und eine Fassnummer wurde nicht genannt. Die heutige Abfüllung kam auf ganze 290 Flaschen und entsprang aus Fass #40. D.h. es gab also mindestens 40 Fässer aus diesem Jahrgang, welcher der Importeur in Jamaika bestellt und importiert hat. Viel ist davon ja leider nicht aufgetaucht und dürfte zur Hauptmasse wohl in billigen Blends verarbeitet worden sein. Was für Blends? Nun da wäre zum Beispiel der Smith & Cross (London) Traditional Jamaica Rum mit 57%vol, der aber nur Plummer und Wedderburns enthalten soll. Dann fällen mir auch noch spontan die Rums der Robinson-Reihe ein. Ob dieser sehr geschmackvolle Rum aus 1993 wirklich in einem dieser Blend endete, bleibt wohl der eigenen Fantasie überlassen. Auf der anderen Seite sind mir bisher nur noch die Jahrgänge 2000 und 1998 im Gedächtnis geblieben, die es auch noch zu kaufen gibt. Auch 1992 könnte in solchen Mix-Rums verschwunden sein. Die Single-Cask-Abfüllungen der Vergangenheit waren eher Exoten. Ich denke man konnte sich es nicht vorstellen, dass so etwas mit einer höheren Reife bei den Käufern ankommt. Warum? Bis ungefähr 2011-2012 plätscherte der Rum-Markt eher so vor sich hin und erst seit gut 4 Jahren gibt es einen Boom in diesem Segment des Spirituosen-Marktes. Auch die Anzahl der Abfüllungen stieg ab da rapide an. Die alten Sachen, welche um 2000 herum und davor veröffentlicht wurden verschwanden dann relativ zügig. Rums wie die LPS Single Rum Long Pond Distillery Trelawny aus 1993 und der Cadenhead Dated Distillation Hampden Distillery HLCF 1992 13 YO verschwanden zu jener Zeit in Mai Tais oder anderen Cocktails. Auch die Hampden Rums von The Rum Cask aus 1998 dürfte dieses Schicksal ereilen. Das mag man nun als gut oder als schlecht erachten wie man mag, ich bedauere es nur, dass in eher mittelmäßigen Blends Rums mit hohem Potenzial versenkt werden. Gegen Edel-Cocktails habe ich per se nichts einzuwenden. Ich mixe nur nicht gerne.

Den Vorgänger dieser Abfüllung mochte ich, auch wenn er den Hampden Jahrgang 1990 in keinster Weise gefährden konnte. Auf einen solchen „Königsmörder“ müssen wir wohl noch etwas warten. Zumindest habe ich noch die begründete Hoffnung, dass es eine Abfüllung geben wird, die diese hohe Qualität aufweisen wird. Importeure wie A & E Scheer haben Rums mit dem Hampden Mark „DOK“. Die Frage ist nur, wann sich der richtige Bottler traut das richtige Fass abzufüllen. Nach der Schließung der Long Pond Distillery drücke ich der Hampden Distillery auf jeden Fall die Daumen und ich würde mich auch gerne über eine Art Single-Cask oder Jahrgangs-Rum direkt von der Destillerie freuen. Entweder ist diese Idee immer noch nicht bei vielen Herstellern angekommen, oder der Warenbestand gibt es zur Zeit einfach nicht her, wenn man berücksichtigt, dass Hampden erst 2009 wieder den Betrieb aufgenommen hat. Aber genug davon. Auf zur heutigen Verkostung! 

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Verkostung Silver Seal Jamaica Rum Hampden Distillery 1993 22 YO:

Preis: Der Rum ist oder war für um die 225€ die 0,7 Flasche käuflich zu erwerben. Dieser Preis ist oder besser gesagt war Wahnsinn. Ich habe nicht mehr kontrolliert, ob es den Rum tatsächlich noch zu kaufen gibt.

Alter: Das offizielle Alter beläuft sich auf 22 Jahre.

Alkoholstärke: Wie beim Vorgänger beträgt auch hier die Trinkstärke 50%vol. Dies ist nicht mehr die volle Fassstärke.

Destillationsverfahren: Keine Angabe auf den Labeln. Es ist aber eine Pot Still. Das verrät uns der Text auf der Innsenseite der Box. Etwas anderes hätte mich auch eher schockiert.

Farbe: Sattes Gold. Ich würde behaupten, dass die Farbe dieselbe ist, wie die des Vorgängers mit 20 Jahren.

Viskosität: Der Rum fließt langsam und in dicken Streifen zurück zum Glasboden. Der Rum ist sehr ölig.

Nase: Der Rum durfte über eine halbe Stunde lang atmen. Nach Abnehmen des Glasdeckels reiche ich geballte Ananasaromen, schwache Papaya und dominante Esteraromen. Die Nase ist minimal süßlich, dafür umso mehr säuerlich durch die Esteraromen. Ich erkenne auch Zuckerrohr, herbe Kräuter und etwas weiter weg vom Glas feine Vanille, welche mit den herben Kräutern verwoben sind.Der Rum riecht wie ein großer Korb voller exotischer und reifer Früchte. Die Ananas dominiert allerdings alle anderen Früchte. Leder, Toffee, Anis und Eichenaromen verweilen eher im Hintergrund. Die Reife ist noch sehr gut eingebunden. Nach einiger Zeit rieche ich auch Aprikosen und Erdbeeren. Im Vergleich ist der Rum einen Tick reifer als der Silver Seal Jamaica Rum (Hampden Distillery) 1993 22 YO. Allerdings halten sich die Differenzen in Grenzen. Nach einem Schwenk des Glases rieche ich mehr Süße als zuvor. Allerdings sind auch hier die Ester sehr dominant und ich rieche säuerliche Fruchtsäuren. Die Nase hat auch medizinische und rauchige Nuancen. Ist da Holzkohle verwoben mit der Eiche? Alles in allem ist dies eine fruchtige Esterbombe, mit einem guten Schuss Reife.

Gaumen: Saure Esteraromen, Zuckerrohr, Rauch, Medizin und eine leichte Süße fluten den Mundraum bis in den letzten Winkel. Erst dann brennt der Alkohol auf der Zunge. Nach einigen Sekunden schmecke ich satte Fruchtaromen. Geballte Ananas, Papayas, Erdbeeren, Aprikosen und auch einige Kirscharomen. Der Rum ist wahnsinnig fruchtig am Gaumen. Nach ungefähr einer halben Minute wird der Geschmack immer herber und pflanzlicher. Der Alkohol ist nun gänzlich verschwunden. Er wirkt nun sehr mild und immer noch stark aromatisch. Zuckerrohr, Leder, Toffee, schwaches Karamell und Anis kommen nun zum Vorschein. Nach über einer Minute schmecke ich auch Passionsfrüchte garniert mit Kräuter. Nach dem zweiten Schluck noch mehr Rauch, Medizin und Kräuter am Gaumen. Wieder Ananas, Kirschen und Passionsfrüchte. Der Rum ist und bleibt sehr kompakt und dieser Eindruck verstärkt sich beim zweiten Schluck. Ich kann es nur äußert dürftig mit Worten beschreiben, was für Geschmacksexplosionen ich während des Tastings im Mund erlebte.

Abgang: Ester, Anis und Eichenaromen bilden den Anfang. Danach werden die Früchte stärker und eine leichte säuerliche Note verweilt am Gaumen. Der Abgang hat null Süße und absolut keine Bitterkeit. Nach dem zweiten Schluck Ester, Passionsfrüchte, Anis und Zuckerrohr zu Beginn. Die Ester und Fruchtaromen verweilen lange am Gaumen. Der Rum ist minimal trocken im Abgang. 

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Fazit: Ein Rum mit sehr hoher Qualität. Für mich besteht hier fast kein Unterschied zum Vorgänger. Oder lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich kann keinen Unterschied feststellen, der eine schlechtere/bessere Wertung, als die des Vorgängers, rechtfertigen würde. Aus diesem Grunde bekommt die Abfüllung dieselbe Anzahl an Punkten. Der Preis war und bleibt allerdings ein Tritt in die Weichteile. Doch nicht nur Silver Seal scheint da abgehoben zu sein. Auch Rum Nations Preise sind bei alten Rums gestiegen. Als Konsument finde ich das weniger schön. Als Investor würde ich mir hier wohl die Hände reiben. Egal lassen wir das. Die Frucht ist bei beiden Rums aus 1993 von Silver Seal geradezu wunderbar. Es gibt nur eine Abfüllung aus 1993, die noch krasser ist und diese habe ich noch nicht vorgestellt. Sollte ich mich nicht komplett irren, dann ist dieser Jahrgang bisher nur von italienischen Abfüllern (Samaroli und Silver Seal) veröffentlicht worden. Woran das wohl liegen mag. Auf Cocktailwonk habe ich gelesen, dass auch die Monymusk Distillery Rums mit einem höherem Estergehalt herstellen kann. Warum ist davon bisher noch nichts aufgetaucht? War der Importeur etwa nicht von der Qualität überzeugt oder favorisiert er lieber diesen sehr alten und traditionsreichen Hersteller? Eigentlich ist es ein Witz der Geschichte, dass diese besondere Art von Rum nur deswegen entstand, weil man ihn in Deutschland mit neutralem Alkohol (damals auch Sprit oder Spiritus genannt) verschneiden wollte. Diese Idee einiger deutscher Kaufmänner war im Grunde aber nicht wirklich neu. Sie gab es schon woanders. Nur das ist größtenteils in Vergessenheit geraten. Je mehr ich über Rum nachforsche, desto mehr Abgründe öffnen sich vor mir und desto mehr weiß ich Rums von Unabhängigen Abfüllern noch mehr zu schätzen. Das Sahnehäubchen wäre jetzt noch, wenn die Hersteller endlich begreifen würden, auf was für einem Erbe sie da eigentlich sitzen. Mir erscheint es, als ob die Wenigsten dieses Potenzial überhaupt begreifen. Ich bin wirklich gespannt, was die Hussey Familie mit dieser alten Brennerei vor hat. Wir dürfen gespannt sein. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag! 

Marco 

(91/100) 


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It's about time!

Welcome back to the Freak Corner of the Rum! Once again we will take a closer look at a Hampden bottling. We already had a rum from this vintage. Like the other one it is coming from Italy. Today's bottling is the Silver Seal Jamaica Rum Hampden Distillery 1993 22 YO!

The Bottling: 

The predecessor of this bottling, the Silver Seal Jamaica Rum Hampden Distillery 1993 20 YO, was already on my blog. The 20 year old bottling had 295 bottles and a cask number was not given. Today's bottling amounts of 290 bottles and sprang from barrel #40. Thats news. So there were at least 40 barrels of this superb vintage ordered and shipped from Jamaica to Europe. Much of these did unfortunately not appear on the market, at least not as bottlings like this. I'm afraid the majority did end up in cheap blends. What blends? For example the Smith & Cross (London) Traditional Jamaica Rum 57%abv, but officially this blend is only consisting of Plummers and Wedderburns. Then there are also the rums of the “Robinson”-series in Germany. It is up to you to imagine if those rums of the vintage of 1993 did really end up in an early stage of their age in such rums. However, there will be no certainty about this topic. On the other hand the other common vintages of 2000 and 1998 could also have been vital parts of these blends. Also the vintage of 1992 might have disappeared in such mixing rums. The Single-Cask bottlings in the past were rather exotic. I think the bottlers back then could not imagine that something like these flavourful rums would find many lovers among the drinking class, besides the cocktail fanbase. Why? Until about 2011-2012 the rum market was still quiet, and for now a little over 4 years, there is a boom in this segment of the spirits market in Euorpe. The number of bottlings has exploded. The old rums, which were published around or before 2000 were disappearing relatively quickly from the market. Rums like the LPS Single Rum Long Pond Distillery Trelawny of the vintage of 1993 and the Cadenhead Dated Distillation Hampden Distillery HLCF 1992 13 YO were mostly disappearing in Mai Tais or other cocktails. I doubt that the majority was consumed neat. The Hampden rums bottled by German bottler The Rum Cask are likely to suffer the same fate. Its up to you to decade if this is now a good thing or a bad thing. I do only regret that many rums with good potential did vanish in mediocre blends. I have nothing against mixing cocktails per se. I just don't do it.

I liked the predecessor of this bottling, although it did not threaten the legendary vintage of 1990. I think we will have to wait for such a bottling just a little longer. At least I still have reason to hope that there will be a bottling, which will at least have the same high quality standards. Importers such as A & E Scheer have rums with the Hampden Mark "DOK". The only question is when does the right Bottler dare to bottle the right barrel? Bearing the fate of the Long Pond distillery in mind I'll wish the Hampden Distillery all the best for the future. And I would like to see a single cask or a vintage bottling directly coming from this distillery. I have no idea about the laws in Jamaica regarding the legal abvs of rum-bottlings, but something like this would be awesome. Either this idea is still something like a disease which all are trying to avoid or the stock is just too young. Hampden was closed from 2002 until 2009. But enough of that. On to today's tasting! 

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Tasting Silver Seal Jamaica Rum (Hampden Distillery) 1993 22 YO:

Price: The rum is or was available for about 225€ per 0,7l bottle. This price is... was madness. I have not checked whether the rum is actually now completely gone or not.

Age: The official age is 22 years.

ABV: Like its predecessor the drinking strength is 50%abv. This is no longer the full cask strength.

Process of distillation: No official statements on the label. However, a pot still is mentioned on the inside of the box.

Colour: Rich Gold. I would say that the color is the same as its predecessor with 20 years.

Viscosity: The rum flows slowly in thick streaks back to the glass bottom. The rum is very oily.

Nose: The rum was allowed to breathe for more than half an hour. After removing the glass lid I am immediately recognizing concentrated pineapple aromas, gentle papaya and dominant ester flavours. The nose is minimal sweet, but all the more sour by the ester aromas. I also smell sugarcane, tart herbs and a little further away from the glass fine vanilla, which is intertwined with the bitter herbs. The rum smells like a big basket full of exotic and ripe fruits. However, the pineapple dominates all the other fruits. Leather, toffee, anise and oak flavours linger more in the background. The maturity is very good yet well integrated. After some time I smell also apricots and strawberries. Compared with its predecessor the rum is a bit more mature. However, the differences are not huge. After a pivot of the glass I smell more sweetness than before. The esters are also very dominant and I smell sour fruit acids. The nose also has medicinal and smoky nuances. Is there charcoal intertwined with the oak? All in all, this is a fruity esters bomb, with a good shot of maturity.

Palate: Acid ester flavours, sugarcane, smoke, medicine and a slight sweetness floods the mouth up to the last corner. Then burns the alcohol slightly on the tongue. After a few seconds I taste rich fruit flavours. Concentrated pineapple, papaya, strawberries, apricots and some cherry flavours. The rum is incredibly fruity on the palate. After about half a minute, the taste is more herbal. The alcohol has now completely disappeared. The rum is now very mild, but still strongly aromatic. Sugarcane, leather, toffee, caramel and weak anise. After about a minute I taste passion fruit garnished with herbs. After the second sip more smoke, medicine and herbs on the palate. Again pineapple, cherry and passion fruit. The rum is and remains very compact and this impression is reinforced after the second sip. I can only describe with poor and inadequate words the flavour-explosions in the mouth during the tastings.

Finish: Esters, anise and oak flavours form the beginning. Then the fruits are getting stronger and a little sour note lingers on the palate. The finish has zero sweetness and absolutely no bitterness. After the second sip more esters, passion fruit, anise and sugar cane at the beginning. The esters and fruit flavours linger for a very long on the palate. The rum is minimal dry.

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Conclusion: A rum with very high quality. For me there is almost no difference to its predecessor. Or let me put it this way: The difference is not that great. It does not justify a lower scoring, compared with the younger rum bottled by Silver Seal. For this reason, the bottling gets the same score. The price was and remains a kick in the groin. But not only Silver Seal seems to be have lifted off from the ground. Also Rum Nations prices have risen, when it comes to their old rums. As a consumer, I find this less beautiful. As an investor, I would probably rub my hands with big dollar/euro signs in my eyes. Whatever. The fruit in both rums from Silver Seal are downright wonderful. There is only one bottling from 1993, which is even more pronounced and I have not yet presented this one on the blog. If I am not completely mistaken, then this vintage has been published only by Italian bottlers (Samaroli and Silver Seal). Ii there a special reason for this? On Cocktailwonk I have read that the Monymusk Distillery can also produce rum with a higher ester content. If this is a fact, then why have these rums not made their way to Europe yet? Was the importer not convinced of the quality or does he favour this very old and traditional manufacturer (meaning Hampden)? Actually it is an irony of history that this particular type of rum only does exist because some Germany wanted to blend this highly aromatic rum with neutral alcohol, in order to make it cheaper. However, this very idea of the German merchants was not very new. But the other trade has been largely forgotten. The more I research about rum, the more deeps are opening in front of me. I now more than ever do appreciate the job the independent bottlers are doing and that the most part of them is trustworthy. I am really amazed about the current state of affairs. When are the producers of rum finally realising the size of the heritage they are literally sitting upon? Do they know their potential? To me it seems as if very few people do realise this potential at all. I'm really curious to see what the Hussey family will do with this old distillery. It will be certainly… interesting. I wish you a nice Sunday! 

Marco 

(91/100)