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Sonntag, 23. Februar 2014

Finest Spirits 2014 München

Eigentlich sollte diesen Sonntag die Alternative zum Velier Albion 1983 Full Proof Demerara Rum 25 YO erscheinen. Allerdings denke ich, dass ein kleiner Messebericht von der Finest Spirits in München hier nicht schaden kann. Schließlich unternahm ich diese kleine Reise gen Süden unter anderem wegen ihr. Also ein großes Sorry an alle von Euch, die ein Review erwartet hatten. Dieses wird auf den nächsten Sonntag verschoben. Ich hoffe ihr verzeiht mir. ;)

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Der "Außenbereich" des Messegeländes (MVG Museum)
München... die Landeshauptstadt Bayerns und zugleich Heimat der Finest Spirits. Neben der vielen kulturellen und architektonischen Sehenswürdigkeiten ist diese Messe eine weitere gute Ausrede, einen Trip zu dieser Metropole zu unternehmen.
Was mit Whisky begann wurde in der Zwischenzeit zu einem Allrounder. Zumindest könnte man dies auf den ersten Blick meinen. Aber weit gefehlt: das Hauptaugenmerk, zumindest nach meiner Einschätzung, liegt hier in München eindeutig immer noch auf Whisky. Wie wir später noch sehen werden, hat mir diese Tatsache den Messebesuch gerade noch gerettet.

Ich muss gestehen, dass ich mich hauptsächlich auch wegen Whisky zur Finest Spirits begeben habe. Von den Rum-Ausstellern erwartete ich im Vorfeld so gut wie gar nichts, da auf der Homepage die deutliche Mehrheit der Aussteller entweder offizielle Abfüllungen oder die üblichen Verdächtigen anbot. Zwar las man dort auch die Namen Cadenhead, Pellegrini, Bristol Spirits und noch einige weitere Unabhängige Abfüller, aber meine Erwartungen hielten sich absolut in Grenzen. Ich kam, um meinen Horizont bezüglich Whisky zu erweitern und vielleicht den ein oder anderen interessanten Rum im Glas zu haben.

Nach entspannten 15 Minuten hatten wir die Tickets in der Hand und entledigten uns unserer Jacken und verließen die "Garderobe" in Richtung Haupthalle. Als erstes machten wir einen kurzen Rundgang und gewannen so einen groben Überblick. Als wir schließlich den Stand von Bristol nicht fanden, schlugen wir im Hallenplan nach. Aber es war weder Bristol noch z.B. Pellegrini in der alphabetisch geordneten Liste auf der linken Seite des Plans zu finden. Mir schwante Übles. Schließlich klickte ich wenige Wochen zuvor schon auf der Homepage der Finest Spirits auf den Namen Bristol und wurde dann, seltsamerweise, zum Importeur Harmonex weitergeleitet und nicht zur Webseite von John Barrett. Ich sagte zu meiner Begleitung, er solle doch einmal nach Harmonex suchen und zack, wir wurden fündig. 

Was soll ich sagen? Bristol war mit sage und schreibe einer ganzen Abfüllung vertreten. Ich musste den Stand echt zweimal mit meinen Augen untersuchen, bevor ich das glauben konnte und dachte mir nur: "Wow. Mit nur einer Abfüllung schafft man es als Abfüller schon auf die Hauptseite." Es war der Bristol Rum Caroni 1996. Da ich mit der Destillerie Caroni nie so richtig warm wurde, war Bristol für mich geistlich abgehakt, was wirklich schade war, denn ich hoffte auf die Anwesenheit von John Barrett. Wenigstens hatte Harmonex, neben einigen offiziellen Abfüllungen, die mich wirklich nicht weitergebracht hätten, noch zwei Neuheiten von Pellegrini S.p.A.. Es war der Uitvlugt 1998 15 YO "Chocolate House" und der Barbajos Barbados West Indies 2004 9YO. Beide Rums waren ganz okay, aber leider keine Welthits. Gerade beim ersten hatte ich eigentlich mehr erwartet. Schließlich kostet diese Abfüllung an die 100€. Es war "nur" eine Sherryversion der TWA Uitvlugt 1998 Abfüllungen. Also ein Rum aus der originalen French Savalle Still von Uitvlugt. Beim Barbajos musste ich schmunzeln. Er schmeckte dem Plantation Barbados 2000 mehr als nur ähnlich. Auf dem Label steht auch etwas von Sherryfinish. Aber die Süße ist im Vergleich zum Plantation geradezu harmlos gewesen. Wie schaffte das Pellegrini bloß? Vielleicht sollten sie sich Rat von Plantation Rum einholen. Beide Rums waren nett, aber auch nicht mehr. Ideal für erste Pur-Verkostungen, aber keine Herausforderung für erfahrene Connaisseure. Weiter ging es zum Cadenhead-Stand.

Cadenhead wurde durch Cadenhead Köln vertreten. An die drei Rums hatten sie am Stand. Zumindest kann ich mich nur noch an diese drei Rums erinnern. Den Cadenhead Dated Distillation Kuba ADC 1998 14 YO, den Cadenhead Dated Distillation Trinidad TMAH 1991 21 YO und den Cadenhead Green Label Guyana 15 YO. Wir probierten den erst genannten und waren hin und weg. Kuba in Reinform. Würzig, kraftvoll und nur wenig Maraschino-Kirsche. Der erste Lichtblick im Tunnel quasi. Dieser Rum wäre mir eine Pulle wert. Den Rum aus Trinidad schenkten wir uns, kannten wir doch schon den Vorgänger mit 19 Jahren und auch der Guyana Rum lockte mich nicht so wirklich. Ich probierte meinen ersten Whisky. Es war der Cadenhead Highland Park Distillery 1985 28 YO. Es war ein Wow!-Erlebnis. Ich hatte ja schon viel von Highland Park und seiner Honignote gelesen, aber diese einmal zu schmecken, war doch etwas ganz anderes. Ich fürchte, Highland Park wird für mich nie ein Ersatz für Rockley werden, was ich ja insgeheim mehr als gehofft habe. Zumindest funktionierte es nicht für mich. Der Whisky war laut der netten jungen Dame aber schon ausverkauft und so hakte ich auch dieses Erlebnis geistlich ab.

Weiter ging's mit dem Stand der S.M.W.S.. Neben des aktuellen Programms, gab es auch noch 5 neue Whiskies zu probieren, welche laut des Ausstellers für die Mitglieder erst ab dem 25. Februar erhältlich sein würden. Zufälligerweise bin ich ein Mitglied und wollte wissen, was mich da nun erwarten würde. Wir probierten den Isle of Arran (121.57), Glenrothes (30.75) und den Glenmorangie (125.66). Die Qualität war bei allen drei sehr hoch anzusiedeln. Das war zumindest mein bescheidener Eindruck. Aber bedenken Sie bitte, werte Leser: hier probiert ein Hardcore-Rum-Connaisseur sich zum ersten Mal durch verschiedene Whiskies. Ich werde niemals behaupten, dass ich in diesem Sektor eine Ahnung habe und wenn ich einmal ganz ehrlich bin: ich habe dies auch nicht vor. Es gibt dort schon wahrlich mehr als genug Experten, die dieses Pferd reiten. Einen weiteren braucht es da wirklich nicht. 

Die Stimmung wollte nach diesen Tastings aber nicht wirklich so richtig ansteigen. Ein weiterer Spaziergang brachte uns vorbei an Plantation zu Tres Hombres. Für mich sind diese Rums eine nette Idee. Fairtrade und Rum. Klingt nach einer guten Idee. Aber Soleras von Oliver&Oliver locken mich nun wirklich nicht hinter dem Kamin hervor. Eine gute P&R isses aber allemal. Bei einem zweiten Rundgang passierten wir hastig das Fernsehteam vor der Finest Spirits Bar. Auch der Deutsche Rum-Botschafter Dirk Becker erwies der Messe die Ehre. Das Rum-Depot war personell zwar gut vertreten, aber die Auswahl reizte uns beide dennoch nicht wirklich und so verblieben wir dort auch nicht sehr lange. Dominikanische Rums waren noch nie auf meiner "Most Wanted List". Die Nähe von Kameras bereitet mir zudem einfach Unbehagen. 

Wir machten beide keinen Hehl aus unserer Enttäuschung. Selbst meine Begleitung hatte die Messe in besserer Erinnerung, nämlich als sie noch kleiner war. Der Trend geht wohl zum Mainstream hin. Zumindest was Rum anbelangt hatte ich diesen Eindruck. Welch ein Jammer. Rumtechnisch hatte ich absolut nichts erwartet und wurde auch zu meiner bitteren Zufriedenheit vollstens bestätigt. Mir hatte diese Messe in dieser Hinsicht nichts Neues zu bieten. Hier konnte ich meinen Horizont bezüglich dieser Spirituose definitiv nicht erweitern. Rum war passé. Der Gedanke, dass sich Whisky-Connaisseure mit dem Großteil dieser Abfüllungen sinnlichen Genüssen hingeben, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. War ich wirklich zu einem Über-Nerd mit Null Toleranz mutiert? Ich kam mächtig ins Grübeln. Nach einigen Sekunden des Schreckens beschlossen wir, unsere Aufmerksamkeit wieder ganz der Spirituose zu widmen, mit der die Finest Spirits auch zuerst anfing: Whisky. Ich erinnerte mich daran, den Namen Berry, Bros. & Rudd. an einem Stand des Eingangs gelesen zu haben. Der Name müsste Kennern eigentlich etwas sagen.

Der Stand Nr. 11 gehörte Whiskykeller. Hier gab es Abfüllungen von BB&R. Rum gab es dort zwar auch ganze zwei Abfüllungen, die uns aber an diesem Tag nicht mehr interessierten. Eine stammte aus Mauritius mit dem klangvollen Namen Penny Blue (der Stil ist aber leider nicht mein Fall) und die andere aus der Caroni Destillerie (BB&R Caribbean Rum XO). Die Letzte Abfüllung kannte ich zudem schon. Nach einem Plausch und kurzen Tastings einiger teilweise etwas älterer Whiskies (Linkwood 1999, Littlemill 1990 & Bowmore 1987) blieben wir bei zwei jungen Abfüllungen hängen. Ich favorisierte den BB&R Bunnahabhain 2006 6 YO mit 58,2%. Meine Begleitung den BB&R Bowmore Distillery 2001 11 YO mit 46%. Beide waren "Refill Hogshead". Bei diesen Abfüllungen blieben wir auch den restlichen Tag hängen. Der Bunnahabhain war nicht zu torfig und dreschte angenehm auf meinen Gaumen ein. Die Abfüllung hinterließ einen bleibenden Eindruck in mir. Fruchtige Whiskies sind wohl nicht mein Fall. Aber so viele Abfüllungen hatte ich bisher noch nicht um diesen Trend voll zu bestätigen. Wie es der Zufall so will erlebte ich eine Überraschung: am Stand war Doug McIvor. Die Nase von Berry Bros. & Rudd. Die Nase, welche unter anderem den Berry Bros. & Rudd. Port Mourant 1975 32 YO, den Berrys Bros. & Rudd. Versailles Still 1985 22 YO, den legendären Berry Bros. & Rudd. Rockley Still 1986 21 YO und seine Vorgänger abgefüllt hat. Die folgende Unterhaltung, sie dauerte fast eine Stunde, und diese beiden Whiskies retteten für uns beide die Finest Spirits. Am Ende waren wir um einige Erfahrungen reicher. Der Besuch hatte sich doch noch gelohnt. 

Das war mein Messebesuch am Samstag den 15.02.2014. Vielleicht hatte ich einfach wirklich zu viel erwartet, obwohl ich es eigentlich vermeiden wollte. Ob Berlin besser abschneiden würde? Es gäbe nur einen Weg um dies herauszufinden. Allerdings gäbe es dort keine Whiskies, welche eine schartige Klinge während des Besuchs wieder scharf machen könnten. ;) 




So long!

Marco

Sonntag, 17. Februar 2013

Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery PM 1991 14 YO

Ein herzliches Willkommen auf Barrel-Aged-Mind! 

Die heutige Abfüllung ist der Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery PM 1991 14 YO!

Zum Abfüller:

Wieder einmal verkoste ich einen Rum von Cadenhead. Es handelt sich um einen Rum aus der Uitvlugt Distillery („Eyeflat“ ausgesprochen). Diese wurde 2000 endgültig geschlossen und befand sich westlich von Georgetown. Die Ursprüngliche Still dieser Destillerie war eine French Savalle Still. Dieser Rum ist jedoch ein Pot-Still Rum, also gar kein „richtiger“, bzw. ursprünglicher Rum aus Uitvlugt. Allerdings stand bis zur Schließung der Destillerie im Jahre 2000 noch die alte Double-Wooden Pot-Still der ehemaligen Port Mourant Distillery. Diese Still vermute ich hier auch als Ursprung. Die alte Port Mourant Distillery lag östlich von Neu-Amsterdam an der Küste von Guyana. Das Datum ihrer Schließung konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Nach ihrem Aus wurde die Double-Wooden Pot-Still nach Uitvlugt gebracht und verrichtete dort ihren Dienst bis zum Jahre 2000. Heute steht sie in der Diamond Distillery, der letzten verbliebenen und aktiven Destillerie in Guyana. Ein weiterer guter Hinweis für meine Theorie ist, neben der Angabe der Still auf der Flasche, auch das offizielle „Mark“. Mehr Informationen zu den Marks oder DDL findet ihr auf cocktailsoldfashioned.de. An dieser Stelle meinen allerherzlichsten Dank an Sascha für seine Arbeit auf diesem Gebiet! Solche Leute braucht die Rum-Gemeinschaft.

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Verkostung Cadenhead's Demerara Rum Uitvlugt PM 14 YO:

Preis: Diesen Rum kaufte ich für 56,50€ bei RumCompany.de. Viele Anbieter gibt es aber nicht mehr, die diesen Rum in ihrem Sortiment auflisten. Aber das ist angesichts der Erstveröffentlichung auf dem europäischem Markt auch kein Wunder.

Alter: Der Rum wurde irgendwann im Jahre 1991 gebrannt und erst 2006 abgefüllt. Genauere Angaben gibt es hierzu nicht. Das offizielle Alter wird mit 14 Jahren angegeben. Ein Rum mit annähernd 7 Jahren Verfügbarkeit also.

Alkoholstärke: Die Fassstärke dieses kleinen Monsters beträgt ganze 70,7% vol. Nach 14 Jahren Fassreife eine immer noch ansehnliche Trinkstärke. Ich werde eine kleine Probe des Rums einmal auf ca. 55% verdünnen, um ihm mehr Aromen zu entlocken. Warum ausgerechnet 55%? Weil das meiner Meinung nach sich in dem Grenzbereich befindet, in dem die meisten Rums noch am besten schmecken. Dieser Bereich erstreckt sich für meinem Geschmack von 52% - 55%. Der Alkoholanteil ist soweit reduziert, dass er nicht übermächtig wirkt (Nicht, dass ich ein Problem damit hätte). Gleichzeitig ist der Rum jedoch nicht zu sehr verwässert worden und besitzt immer noch genug Kraft um zu glänzen. Aber das mag jeder Connaisseur für sich selbst entscheiden.

Destillationsverfahren: Die Angabe einer Pot-Still und das Mark „PM“ verrät mir, dass die alte Double-Wooden Pot-Still von Port Mourant benutzt wurde, um diesen Rum zu brennen.

Farbe: Der Rum besitzt eine kräftige, goldene Farbe. Das kann man auch nach 14 Jahren Fassreife durchaus erwarten. Sie verrät mir außerdem, dass dieser Rum im kontinentalen Klima reifte und nicht in den Tropen. Wäre das Fass vor der Erstfüllung nach dem Ausbrennen mit Melasse ausgestrichen worden, dann würde die Farbe des Rums gar nichts über sein Alter aussagen. Solche Rums sind wahre Melasse-Monster. Diese Abfüllung gehört jedoch nicht zu jener Sorte.

Viskosität: Sanft fließt der Rum hinab zum Glasgrund, was auf eine leicht ölige Textur hinweist. Viele kleine Perlen bleiben am Glas haften und benetzen dieses.

Nase: Dezente Eiche, verwoben mit fruchtigen Aromen dominieren im Glas. Eine wunderbare Süße mit einer Portion Anis schwingt dabei mit. Bei meinem allerersten Tasting erinnerte mich dieser Rum an einen schwarzen Tee, allerdings ohne dessen Bitterkeit. Auch Tabak ist in dieser ungewöhnlichen Mischung enthalten. Der Alkohol macht sich mit einem leichten Brennen in der Nase bemerkbar. Alles in allem ein sehr interessanter Rum!

Mit etwas Wasser verdünnt kommen die Eichennoten mehr zum Vorschein. Auch die Anis-Aromen sind nun deutlich präsenter als zuvor. Dazu gesellen sich noch tropische Früchte und eine nicht zu aufdringliche Süße. Sie hat ein wenig zugenommen durch die Verdünnung. Tabak ist nur noch schwach vorhanden. Der Alkohol ist nun schwächer in der Nase als zuvor. Der Rum wirkt nun sanfter und ein wenig runder.

Gaumen: Kraftvolle Eichenaromen bilden den Anfang. Dazu gesellen sich starkes Anis und Gewürze (Nelke). Der Alkohol macht sich durch einen warmen Schauer bemerkbar und brennt sich leicht auf der Zunge ein. Die Fruchtaromen sind eher im Hintergrund zu entdecken und nicht stark ausgeprägt. Wieder fühle ich mich an den Geruch eines schwarzen Tees erinnert. Ich bin mehr als überrascht: Ich hatte wesentlich mehr Schärfe bei dieser Trinkstärke erwartet. Doch lassen sie sich nicht täuschen! Der Rum ist hart, kantig und fordert den Connaisseur. Ein Rum mit Anspruch und Kragenweite. Genauso wie ich ihn liebe.

Mit Wasser kommt die Süße nun etwas mehr zum Tragen, ist aber immer noch gering. Die eichigen Anis-Aromen sind immer noch deutlich präsent. Die Gewürze (wieder Nelke) und tropischen Früchte (Mangos) sind nun etwas stärker vorhanden. Der Alkohol ist bei 55% deutlich schwächer und brennt fast kaum noch. Nun etwas mehr Tabak als im unverdünnten Zustand. Dazu gesellen sich schwache Lederaromen. Der Rum wirkt zwar nun sanfter, hat jedoch nicht viel an seiner Komplexität verloren. Er wirkt nun ein wenig runder und stimmiger. Die Eiche ist perfekt eingebunden und fällt nicht negativ auf.

Abgang: Schwere Eichennoten bilden den Anfang des Abgangs. Dann folgen Anis und tropische Früchte (Banane, Mangos, Papayas). Am Ende verbleibt nur ein Hauch von Anis und schwarze Gewürze am Gaumen. Der Abgang ist mittellang. Hier ist fast keine Süße vorhanden.

Verdünnt beginnt der Abgang mit starken Anisaromen. Die Eiche ist zwar immer noch vorhanden, aber diesmal schwächer. Am Ende sind noch tropische Früchte (Mangos), Gewürze (Nelken) und wieder ein Hauch Anis zu schmecken. Der Abgang ist wieder mittellang.

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Fazit: Ein außergewöhnlicher Rum aus Guyana! Leo und Flo konnten sich jedoch nicht für ihn erwärmen. Meinen Geschmack trifft er jedoch voll. Auch wenn ich zugeben muss, dass die hohe Trinkstärke nicht für einen Anfänger oder die meisten Rum-Trinker geeignet ist. Aber hier hat man immer noch den unschätzbaren Vorteil, dass man den Rum selbst verdünnen und seine Stärke direkt regulieren kann. Bei 46% oder weniger ist nicht mehr viel Regulierung möglich und bei einigen Abfüllungen hatte ich schon das unangenehme Gefühl, dass der Rum mit zu viel Wasser verfälscht und verpfuscht wurde. Aber hier mag sicher jeder wieder seine ganz eigene Vorstellung davon haben. In meinen Augen symbolisiert dieser Rum was ich mir unter einem harten, dreckigen und somit auch anspruchsvollen Rum des britischen Stiles vorstelle. Es mag mit Sicherheit noch bessere Abfüllungen aus Guyana geben, die nur auf mich warten. Nach nun mehr über 6 Jahren der Verfügbarkeit schwinden allerdings die Quellen für diese Abfüllung zusehends. Ich hoffe das Cadenhead in der Zukunft wieder einen Rum der alten Double-Wood Pot-Still veröffentlicht. Zum Glück gibt es hier noch einige andere unabhängige Abfüller, die einen höheren Ausstoß an Rums aus Guyana vorweisen können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen und vor allem genussvollen Sonntag.

Marco

Sonntag, 28. Oktober 2012

Cadenhead Dated Distillation BBR Blackrock Distillery 2000 11 YO

Guten Morgen Leute.


Dies ist mein erstes Review und ich habe mich lange gefragt, welchen Rum aus meiner Sammlung ich hier nun vorstellen soll. Ich entschied mich für eine Abfüllung, die noch auf dem europäischen Markt erhältlich ist. Es ist der Cadenhead Dated Distillation BBR Blackrock Distillery 2000 11 YO

Zum Abfüller:

Es ist wahrlich kein einfacher Rum, doch Abfüllungen wie diese beweisen für mich immer wieder, dass Barbados mehr zu bieten hat, als die leichten Blends, welche gewöhnlicherweise den Markt dominieren. Wer diese beeindruckende Seite der kleinen Karibikinsel nicht kennt und die langweiligen Einheitsrums mit ihrer Süße leid ist, der sollte ruhig einen Blick/Schluck riskieren. Es lohnt sich durchaus über den Tellerrand zu blicken.Das Unternehmen WM Cadenhead wurde im Jahre 1842 von George Duncan gegründet und später von seinem Schwager William Cadenhead übernommen, als Duncan im Jahre 1858 starb. Cadenhead rühmt sich die größten Vorräte an Demerara Rums zu besitzen und der älteste unabhängige Abfüller Schottlands zu sein. Während andere unabhängige Abfüller, wie Bristol Classic Spirits oder Plantation Rum, ihre Rums gern auf eine angenehme Trinkstärke herabsetzen, bietet Cadenhead einige Abfüllungen in Fassstärke an. Diese sind in der Regel nicht lange auf dem Markt erhältlich und da der Rum nicht mit Wasser verdünnt wurde, auch an der Flaschenanzahl sehr begrenzt. Mit der Strategie, Rums auch in Fassstärke zu verkaufen, hebt sich Cadenhead wohltuend von der breiten Masse der unabhängigen Abfüller ab.

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Verkostung Cadenhead's Cask Strength BBR from Blackrock Distillery 11 YO:

Preis: Ohne Versand hat mich dieser Rum 50,95€ bei Rum-Paradise gekostet. Für den gebotenen Inhalt also ein ganz gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Alter: Der BBR wurde im Juni 2000 destilliert und im März 2012 abgefüllt. Das Alter beträgt somit 11 Jahre von denen er alle in einem kühlen Keller oder Lagerhaus in Schottland verbrachte.

Alkoholstärke: Die 59,1% vol. des BBR wirken erst einmal abschreckend, aber wie wir sehen werden, ist der Rum durchaus pur trinkbar.

Destilationsverfahren: Die Blackrock Distillery (West Indies Rum Distillery Ltd.) liegt im Bezirk Saint Michael im Südwesten von Barbados. Sie besitzt sowohl mehrere Column Stills als auch mindestens zwei Pot Stills. In einer dieser zuletzt genannten Stills wurde dieser Rum produziert.

Farbe: Dieser Rum wurde weder kühlfiltriert noch nachträglich mit Zuckercouleur gefärbt und ist laut Cadenhead ein unbehandeltes Produkt. Er ist fast strohgelb und wirkt etwas unscheinbar. Hübsch zu beobachten und zugleich ein Indiz für seine Natürlichkeit: Lässt man die Flasche einige Minuten ruhen, kann man diverse Partikel am Grund der Flasche beobachten. Sie bilden einen hauchdünnen Film und sind Rückstände des Fasses. Diese und viele andere nicht mit dem bloßen Auge zu erkennenden Geschmackspartikel, würden bei einer Kühlfiltration unwiederbringlich verloren gehen.

Viskosität: Der Rum ist leicht ölig und bildet einen leichten Film am Glasrand. In dicken Tropfen fließt er wieder zurück zum Glasboden.

Nase: Die Aromenfülle in der Nase ist überwältigend und schwer zu beschreiben. Die Palette reicht von Vanille, über zartem Karamell und angenehmer Fruchtigkeit bis hin zu Zuckerrohraromen, wie man sie eigentlich nur von Agricole Rums kennt. Diese außergewöhnliche Kombination verleiht dem Rum ein besonderes Gesamtbild.

Gaumen: Zuerst schmeckt man sanfte Vanille mit milder Süße, fast wie ein Gebäckstück. Dann fährt ein warmer, wohliger Schauer über die Zunge, verursacht durch den hochprozentigen Alkohol, der sich gar nicht so extrem bemerkbar macht wie zuerst erwartet. Danach erschließen sich sanfte Zuckerrohraromen mit leichtem Karamell und dezenter Fruchtigkeit.

Abgang: Der Abgang ist warm und angenehm. Zurück bleibt ein Hauch von zarter Fruchtigkeit im Mund. Alles in allem ein sehr geschmackvoller Rum. 

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Fazit: Angesichts solcher noch verfügbaren Schätze aus Barbados ist und bleibt es mir ein Rätsel, warum von dort nur sehr wenig sortenreine Pot Still Destillate ihren Weg nach Europa finden. Die meisten werden untereinander in Blends vermischt oder sogar mit Rums aus Column Stills vermählt. Bei einigen Abfüllungen auf dem Markt, kann man die Präsenz solcher Pot Still Rums durchaus herausschmecken. Für ca. 50 € bekommt man ordentlich viel für sein Geld geboten, was ihn in meinen Augen zu einem wahren PLV-Kracher macht. Es ist aber auch kein Rum den man gleich zu Beginn seiner Rumkarriere trinken sollte. Er fordert und möchte auch gefordert werden. Zum einfachen Hinunterschlucken, ist er in meinen Augen schlicht zu schade. Aber das muss jeder Connaisseur für sich selbst entscheiden. Vor dieser Abfüllung, gab es eine wahre Rarität aus der Rockley Distillery. Den Cadenhead BRS 16 YO mit 67,7%. Bedenkt man die lange Wartezeit von 9 Jahren, die seit der Veröffentlichung des BRS im Jahre 2003 vergangen sind, ist das Erscheinen eines weiteren, vergleichbaren Rums aus Barbados in Fassstärke, in naher Zukunft wohl auszuschließen. Zwar gab es auch den BMMG mit 66,3% im Jahre 2008, jedoch kann man diesen Rum nicht mit dem BRS oder dem BBR vergleichen. Der Geschmack und Stil geht in eine ganz andere Richtung. Ich habe mich für die Zukunft auf jeden Fall eingedeckt.

Update: Bei dieser Abfüllung handelt es sich um einen Rum aus der alten Rockley Still. Diese Tatsache ist mir erst nach der Veröffentlichung des Artikels aufgefallen, als ich den Rum noch einmal probiert habe. Er entwickelt ein sehr rauchiges Aroma mit ausgeprägten Honigaromen. Je länger die Abfüllung geöffnet ist, desto krasser wurde der Eindruck. Vielleicht ist dies dem ein oder anderen Leser auch schon aufgefallen. Ich halte es jedoch für meine Pflicht, dies auch offziell auf dem Blog zu vermerken.

Marco