Mittwoch, 12. August 2015

Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition Official Blend (+/-2011)

(the English part is just below, just skip the German part)
 

Willkommen auf B.A.M.!

Heute wird wieder offiziell. Es kommt die vierte offizielle Abfüllung aus Jamaika von Appleton Wray & Nephew zur Verkostung. Wie bereits mehrfach angekündigt, werde ich gelegentlich offizielle Abfüllungen auf den Blog verkosten. Heute kommt der Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition!

Zur Abfüllung:

Quelle weinquelle.com
Diese Abfüllung wurde zum ersten Mal im Jahre 1996 auf den internationalen Markt gebracht. Zwischen dem ersten Batch und dieser Abfüllung liegen also 15 Jahre. Ob sich der Inhalt drastisch geändert hat? Leider kenne ich eine ältere Version dieses Blends nicht, aber ich möchte eine Werbung aus 2003 zitieren: 

"APPLETON ESTATE 21-YEAR-OLD (JAMAICA, $70): A blend aged at least 21 years. Powerful and rich, like cooked apples brushed with brown sugar and allspice." 

Ein kraftvoller und reicher Rum? Ich möchte absolut nichts vorwegnehmen, aber diese Auffassung kann ich beim besten Willen nicht teilen oder so stehen lassen. Sollte dieser Text stimmen und es sich nicht um eine hohle Marketingphrase handeln, dann haben sich alleine diese 8 Jahre sichtlich am Gaumen bemerkbar gemacht. Dass will ich schon einmal verraten. Besonders diese Abfüllung mit 21 Jahren wird als „Rare Limited Edition“ beworben, obwohl nirgends eine Anzahl an Gesamtflaschen pro Jahr auf dem label erwähnt wird oder die Flaschen gar nummeriert wurden. Sorry Appleton aber den Anspruch „Rare Limited“ könnt ihr nicht einhalten ohne Informationen zu liefern, die dies auch untermauern. Ein Beispiel: 5.000-10.000 oder mehr Flaschen weltweit sind für mich nicht rar oder gar limitiert. Ich habe im Internet etwas von 12,000 Flaschen jährlich gelesen. Ist das eine „Rar limitierte Edition“? Selbst wenn dies „Rar limitiert“ wäre, was wären dann (als Beispiel genannt) 248 Flaschen für die Welt? Ich möchte mir nicht einmal den Namen hierfür vorstellen. Entscheiden sie selbst. Auch schlägt der Preis enorm zu buche und liegt in der Reichweite vieler Abfüllungen der UAs in Europa. Was man bekommt ist allerdings ein Blend und kein Rum in Fassstärke mit hoher Qualität. Bin ich etwa schon voreingenommen? Leider ja. Ich kenne den Inhalt bereits während ich diese Zeilen schreibe und meine Meinung blitzt hier gelegentlich schon durch die Zeilen. Ich gebe es auch gern zu: Wir Deutsche sind verwöhnt, wenn es um Rums aus Jamaika geht. Wir haben Hampden. Die einzige Destillerie, die immer noch den German Flavoured Rum herstellt, der schon eine lange Tradition in Deutschland hat. Dagegen kann man nur schwer beikommen. Aber lasst uns mit dem eigentlichen Teil des Reviews, der Verkostung, starten.

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Verkostung Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition Official Blend (+/.2011):

Preis: Der Preis rangiert zwischen 80 – 90€ die Flasche in den deutschen Onlineshops. Mein Sample erstand ich damals im Shop der Rum-Company.

Alter: Es handelt sich hier um einen offiziellen Blend mit dem Alter von 21 Jahren. Angeblich sind die darin enthaltenen jüngsten Rums mindestens 21 Jahre alt.

Alkoholstärke: Wieder einmal die für Appleton typische Trinkstärke von 43%vol.

Destillationsverfahren: Dem Anschein nach ein Blend aus verschiedenen Stilen, was auch immer das heißen mag.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem hellen bis dunklen Bernstein-Farbton. Die farbe ist immer noch einen Tick geringer als bei der älteren Version des Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's). Aber natürlich hat die Farbe bei einem offiziellen Abfüller keine Aussagekraft. Er könnte gefärbt sein.

Viskosität: Der Rum fließt in Schlieren zurück zum Glasboden und bildet dabei dicke Perlen, die relativ langsam hinab fließen. Entweder ist die Öligkeit angemessen oder der Rum wurde gut gefärbt.

Nase: Zuerst sticht der Alkohol leicht in der Nase. Ungewöhnlich bei 43%vol und bei einem angeblichen Mindestalter von 21 Jahren. Die Frucht ist schwächer als bei allen anderen Rums dieser Destillerie / Marke. Dagegen riecht der ältere Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's) wie ein großer exotischer Fruchtkorb. Dafür ist dieser Rum, neben der stichigen Alkoholnase, wie erst nach längerer Zeit verschwindet, sanfter und runder. Der Rum erscheint weniger komplex als die jüngeren Versionen. Ich rieche hier mehr Butter, Eichenaromen und auch Anis vom Fass als bei Appleton Estate Extra Rum 12 YO. Die Nase ist allerdings sehr verhalten. Der Rum braucht verdammt lange, bis er sich einmal entfaltet und selbst dann, macht er bei 43% immer noch einen zu kompakten Eindruck. Mehr Wasser werde ich allerdings nicht hinzufügen. Der Rum erscheint mir so schon zu dünn. Kurz nach dem Schwenken des Glases kann man den Geruch von Klebstoff erhaschen. Allerdings ist dieser viel zu kurz und verschwindet rasch. Auch die Fruchtigkeit ist sehr kurzlebig und nicht der dominante Teil der Nase. Man riecht auch herbe Kräuter und Gewürze.

Gaumen: Ich schmecke zuerst süßes Karamell, vermischt mit Sahne und Butter. Garniert wird das ganze von Gewürzen. Man hat den Eindruck ein Karamellsahnebonbon im Mund zu haben. Auch der Fasseinfluss ist spürbar. Eichenaromen, Anis, Mineralien, Leder und Toffee sind schmeckbar. Fast alles stammt hierbei vom Fasseinfluss. Vom eigentlichen Rum ist fast nichts mehr da. Die Frucht ist fast gar nicht vorhanden. Erahnen kann man hier nur Aprikose. Die Süße verschwindet nach einigen Sekunden des Zirkulierens im Mund. Der Rum ist sehr sanft, ein wenig langweilig und er kommt mir auch zu alt vor. Man schmeckt hauptsächlich nur durch das Fass hervorgerufene Aromen. Der eigentliche Geschmack des Rumstils, den man im älteren Appleton Estate Reserve Rum 8 YO und im älteren Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's) erkennen konnte, ist hier fast verschwunden. Nach 1-2 Minuten im Mund schmeckt man nur noch Mineralien und einen pflanzlichen Geschmack.

Abgang: Der Abgang startet wieder mit einem pflanzlichen Geschmack. Begleitet wird dieser mit herben Kräutern. Der Abgang ist leicht trocken.Auch Eiche und Salz vom Fass kann man erkennen. Zum Schluss schmeckt man auch Leder, Karamell und Toffee. 

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Fazit: Ernsthaft? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass diese Abfüllung „overhyped“ und „overrated“ ist. Vielleicht kann man ja in den USA oder Kanada jemanden vom Baum damit locken. Mich reißt sowas absolut nicht vom Hocker. Habe ich denselben Rum hier gehabt wie alle anderen Reviewer dort draußen? Es ist zwar ein sehr würdevoll gealterter Rum, mir persönlich ist er aber zu alt, zu sanft und zu langweilig am Gaumen. Wenn dieser Rum wirklich 21 Jahre in den Tropen reifen durfte, dann wieso schmecke ich keine gravierende Bitterkeit? Wurden hier ausgelutschte Ex-Bourbon-Fässer verwendet um die alten Rums nicht vom Holz verderben zu lassen? Und wurden für die jüngeren Blends frischere Fässer verwertet, um ihnen mehr Geschmack in kürzerer Zeit zu verpassen? Mir persönlich ist dieser Rum zu langweilig und zu alt. Aber das ist ein generelles Problem, welches ich bisher in vielen alten Rums erkannt habe. Ich bin nicht bereit für so etwas 80-90€ zu bezahlen. Nicht bei all den besseren Alternativen auf dem Markt. Natürlich hat dieser Rum dennoch einen Vorteil. Er ist gefällig und keine Schruppfeile wie Hampden, die sehr kraftvoll über die Zunge schaben kann. Aber selbst Long Pond kann dieses „gefällige“ oder „lässige Auftreten“ liefern. Er wäre wirklich nur dazu geeignet, um Neulinge das Thema Jamaica Rum näher zu bringen. Was aber wiederum dagegen spricht ist der Preis. Ich würde dann eher zum 8 YO raten, wenn es ein günstiger und milder Einstiegsrum aus Jamaika sein muss. Ansonsten ist die Konkurrenz aus der Long Pond Distillery einfach besser. Auch Rums aus Worthy Park beginnen immer mehr in Europa aufzutauchen und auch diese Qualität ist im Vergleich hierzu sehr gut. Warum also diesen „Edel-Blend“ kaufen, wenn das eigene Unternehmen sich mit dem billigeren 8 oder 12 Jährigen selber ins Knie schießt, was in meinen Augen sowohl Preis als auch Qualität angeht? 
Appleton wird meine Meinung sicher egal sein, da ich nur einer von vielen Kunden bin, aber so wird man keine großen Marktanteile im Rum-Markt der Zukunft gewinnen. Vielleicht in Kanada oder in den USA, aber definitiv nicht in Europa. Eine weltumspannende Marktstrategie mit denselben Rums ohne Anpassung an die regionalen Geschmäcker, wird nicht so effektiv sein, wie es mit einer Anpassung an den jeweiligen Kontinent wäre. Aber das muss das Managamenet bei Appleton selber besser wissen. Schließlich hat diese „Ein-Blend“ für alle auch Vorteile: Man muss nur einen Geschmack kreieren, was als Blender nicht ohne sein dürfte. Nicht 4-5 für jeden Kontinent. Aber ist es auch langfristig sinnvoll? Wir werden es sehen. Ich irre mich gern, denn wenn ich richtig liege, dann wird Appleton den Rum-Krieg mit Amerika verlieren und verschwinden und das wäre das Letzte, was ich diesem jamaikanischem Unternehmen wünschen würde. Achja, fast hätte ich es vergessen: Ich erwähnte ja beim ersten Appleton-Review ein Blind-Tasting, welches ich auf Flos Rat hin durchführte. Diese Abfüllung hier war, sehr zu Flos Erstaunen, für mich der schlechteste der damaligen drei Rums. In diesem Sinne: Cheers!

Marco 

(75 / 100) 

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Welcome to BAM!

Today comes the 4th and last official review. It is also the fourth official bottling from Jamaica. More precisely: from Appleton Wray & Nephew. As already announced on several occasions, I will occasionally bring official bottlings to the blog. Today it will be the Appleton Estate is 21 YO Rare Limited Edition!

The Bottling:

Source: weinquelle.com
This bottling has been placed on the international market for the first time in 1996. Between the first batch, and this bottling are 15 years in defference. Will the content have changed dramatically during these years? Unfortunately, I do not know an older version of this blend, but I would like to quote an advertisement from 2003:

"APPLETON ESTATE 21-YEAR-OLD (JAMAICA, $70): A blend aged at least 21 years. Powerful and rich, like cooked apples brushed with brown sugar and allspice." 

A powerful and rich rum? I do not want to absolutely anticipate anything, but I cannot share this point of view nor can I let it stand without an comment. Should this text not be a completely hollow marketing phrase, then alone these 8 years have made itself clearly noticeable on the palate. That is what I wanted to tell you in advance. Especially this bottling with 21 years is advertised as "Rare Limited Edition", although nowhere a number of overall bottles per year is mentioned on the label, or the bottles were indeed numbered (no pun intended). Sorry Appleton but the claim "Rare Limited" cannot be proved by the given informations on the label. An example: 5,000-10,000 or more bottles for the whole world are not rare or even limited to me. I have read that the annual output of this “Rare Limited”-Blend is about 12,000 bottles. Is that a "Rare limited edition"? Decide for yourself. Even if you think this is “Rare Limited” then what the hell are (for an example) 248 bottles for the whole world? I will not even speculate about the name of such a rum. Also the price catapults this blend into the range of the unofficially rums of the indys in Europe. What you get however is a blend, and no rum in cask strength with a high quality. Am I already biased? Unfortunately, yes. I know the content already as I write these lines and my opinion is already flashing up occasionally here and there bewteen the lines. But I must confess: We are spoiled Germans, when it comes to rums from Jamaica. We have Hampden. The only distillery that still produces the German Flavoured Rum, which already has a long tradition in Germany. That is a handicap for a Jamaican bottler who is entering Europe or Germany. But let us start with the actual part of the review, namely the tasting. 

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Tasting Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition Official Blend (+/.2011):

Price: The price ranks between 80 - € 90 per bottle in the German online shops. I bought my Sample in the shop of the Rum-Company in 2011.

Age: This is an official Blend with the age of 21. Allegedly contained therein are rums which are at least 21 years old.

ABV: Once again, the typical Appleton drinking strength of 43%abv.

Process of distillation: Apparently a blend of different kinds of rums. I have no Idea if there are column rums inside or not.

Colour: The Rum shines in a bright to dark amber hue. The colour is still a bit brighter than the older version of the Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's). But of course, the color has no bearing from an official bottler. He could use caramel.

Viscosity: The rum is flowing in streaks back to glass bottom, forming thick beads which are moving relatively slow down on the glass. Either the oiliness is appropriate or the rum was well colored.

Nose: First the alcohol stings slightly in the nose. Unusually at 43%abv and an alleged minimum age of 21 years. The fruit is weaker than any other rum from this distillery / brand. At least which I know of. By contrast, the older Appleton Estate Extra Rum smells 12 YO (1980's) like a large exotic fruit basket. But this rum, in addition to the alcohol tinged nose, it disappears only after a long time, is appearing to be gentle and round. The Rum appears less complex than the younger versions. I smell here more butter, oak flavours and anise from the barrel at Appleton Estate Extra Rum 12 YO. The nose is however very cautious and shy. It takes a bloody long time until the rum unfolds and even then, he still makes at 43%abv a compact impression. However, I will not add any water. The Rum seems so too sleazy. Shortly after swirling the glass, you can catch the smell of glue. However, this is much too short and disappears very quickly. The fruitiness is very short-lived and not the dominant part of the nose. I also smell bitter herbs and spices.

Palate: I first taste sweet caramel, mixed with cream and butter. Ii is garnished with spices. There are impressions of caramel and toffee on the palate. Also the barrel influence is noticeable. Oak aromas, anise, minerals, leather and toffee. Almost everything has been drawn from the barrel or derived from its influence it seems. From the actual rum almost very little to nothing can be tasted. The fruit is almost non-existent. You can only guess some apricot. The sweetness disappears after a few seconds of circulating in the mouth. The rum is very gentle, a bit boring and it also appears to be too old. I taste mainly barrel caused flavours. The real taste of the rum-style, the one in the older Appleton Estate Reserve rum 8 YO and older Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's), has almost disappeared here. After 1-2 minutes in the mouth you can taste only minerals and a herbal flavour.

Finish: The finish starts with a herbal flavour. Accompanied is this by tart herbs. The finish is slightly dry. Oak and salt from the barrel are joining in. Finally you can taste leather, caramel and toffee.

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Conclusion: Seriously? If I did not know it better, I'd say that this bottling is "overhyped" and "overrated". Maybe you can lure some customers in the US or Canada from their tree's with this. I am absolutley not convinced and was not blown away from the quality. Did I have the same rum as all the other reviewers out there? Although it is a very dignified aged rum, but for me personally, it is too old, too soft and too boring on the palate. If this rum could really mature 21 years in the tropics, then why do I taste no serious bitterness? Are dried up ex-bourbon casks used for this creation in order not to spoil the rum with too much wood? And fresher barrels are used for younger blends to give them more flavor in a shorter time? For me personally, this rum is too boring and too old. But this is a general problem, which I have so far recognized in many old rums. I'm not willing to 80-90 € for something like this. Specially not if you have all the alternatives in mind which are available on the market. Of course, this rum has an advantage nonetheless. It is complacent and not rough and edgy as a Hampden, which can very powerfully scrape over the tongue like a rasp. But even Long Pond can provide this "pleasing" or "casual occurrence". It would really only be suitable to bring newcomers to the topic of Jamaica Rum. However, against this argument speaks the high price. I would rather recommend to get the 8 YO if it must be a cheap and light rum from Jamaica. Otherwise, the competitive product from the Long Pond Distillery is better. Also rums from Worthy Park begin to emerge more and more in Europe and this quality is by comparison very good. So why would you buy this "precious blend" if the very own company is shooting itself in the knee in a very effective way with their own 8 or 12 year old rums, when it comes to quality and a challenging palate? 
Appleton is certainly not interested in the opinion of one German blogger and will give a damn about my critic, because I'm just one costumer. I am a niche-market. And as such not really interesting enough. The masses are the target. Maybe it will win a great share in the US or Canada. But in Germany? I doubt that so far. A global market strategy with the same rums without adjustment to regional tastes, will not be as effective as it would be with an adaptation to the respective continent. That's my humble opinion. Finally, this "one-Blend-for-all"-strategy has its advantages: You only have to create one taste per blend for the entire world. Not 4-5 for each continent. But it is also useful in the long term? We will see. I do hope I'm wrong, because if I'm right, then Appleton is losing the rum war with America and will disappears and that would be the last thing I would wish for this Jamaican company. Oh, I almost forgot it: I mentioned at the first Appleton Review a blind tasting, which I carried out on Flos advise. This bottling here was, much to the astonishment of Flo, the worst of the three rums. The best was the 8 YO. Cheers!

Marco 

(75 / 100)

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