Sonntag, 29. Dezember 2013

St. Nicholas Abbey 12 YO

Hallo und herzlich willkommen! 

Wieder einmal werde ich eine offizielle Abfüllung auf Herz und Nieren prüfen. Diesmal ist der St. Nicholas Abbey 12 YO dran. Im Juli 2012 lief eine Sample - Aktion in der RumCommunity und der Gewinner dieses Monats war der St. Nicholas Abbey 12 YO. Überflüssig zu erwähnen, dass ich mir ein Sample dieses teuren Rums sicherte. So let's get down to buisness, shall we?

Zur Abfüllung:

Dieser Rum ist die 12 Jahre Version aus dem St. Nicholas Anwesen auf Barbados. Es gibt auch eine 8 Jahre alte Version und seit neuestem einen 15 jährigen Rum. Dieses Anwesen hat Larry Warren im Jahre 2006 gekauft und ließ es teilweise erneuern. Zuvor lebte ein gewisser Lt. Col. Stephen Cave OBE von 1973 bis zu seinem Tod im Jahre 2003 dort. Das Anwesen wurde von Colonel Benjamin Berringer 1658 erbaut. Allerdings wurde dort nicht durchgängig Rum gebrannt, wie es einige Quellen behaupten. Erst seit kurzem brennt Larry Warren dort Rum mit einer nagelneuen Still aus Deutschland. Ob es früher dort schon einmal eine Destillerie gab, ist mir nicht bekannt kann aber nicht ganz ausgeschlossen werden. Aber die Produktion fand definitiv nicht ununterbrochen statt. Also handelt es sich hier in meinen Augen nicht um eine über 350 Jahre alte Destillerie. Nur das Anwesen selbst ist so alt.

Theoretisch war eine frühere Brennerei in alten Tagen durchaus möglich, da sich auf dem Anwesen die Überreste einer alten dampfbetriebenen Zuckermühle befanden. Auch diese wurde erneuert und ist wieder im Einsatz. Und wo Zuckerrohr gepresst wird fällt auch Melasse zur Rumproduktion an. Aber für einen kontinuierlichen Betrieb fand ich keinen Hinweis. Wenn man nun nicht schon ganz von Taschenrechnern abhängig ist, dann kann man auch nachvollziehen, dass dieser Rum nicht aus der neuen Still stammt. Das Anwesen wurde 2006 gekauft. Selbst wenn diese Still in diesem Jahr mit der Produktion begann, kommt man nicht auf 12 Jahre Fassreife. Im Jahre 2009 bekam diese Abfüllung auch Gold in der Ministry of Rum Competition 2009 in der Kategorie Premium. Woher kommt der Inhalt dann? Dieser Rum stammt also, wie einige amerikanische Quellen auch berichten, aus der Foursquare Distillery. Also gar kein echter St. Nicholas Abbey? Dort wird schließlich keine Melasse, sondern der frische Zuckerrohrsaft zum Brennen des Rums verwendet. Also eine Art Rhum Agricole? Nicht ganz. Auch sagen einige deutsche Quellen, dass eine Art Zucker - Honig in der Fermentation benutzt wird, so wie es beim Zacapa der Fall ist. Wollen wir doch einmal diesen Rum hier tasten.

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Verkostung St. Nicholas Abbey 12 YO:

Preis: Der Preis rangiert von 109 – 120 € bei den diversen Anbietern. Den Preis meines Samples weiß ich leider nicht mehr.

Alter: Der Rum ist offiziell 12 Jahre alt.

Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt 40%vol.

Destillationsverfahren: Ich vermute hier einmal einen Rum aus der Foursquare Distillery. Es könnte sich hier also um eine Kombination von Pot Still (fungiert als Wash Still) und Column Still (Spirit still) handeln. Laut Cap. Jimbo, welcher Seale persönlich kennt, wird kein reiner Pot Still Rum in Foursquare destilliert.

Farbe: Der Rum hat einen wunderschönen goldenen Farbton.

Viskosität: Dicke Schlieren fließen an der Glaswand hinab. Die Öligkeit ist für 12 Jahre angemessen und nicht zu intensiv.

Nase: Eine starke Fruchtigkeit in Form einer Klebstoffnote dominiert das Glas. Ich fühle mich hier sofort an den Bristol Classic Rum Foursquare 9 YO aus 2003 erinnert. Ich erkenne ganz schwach Mangos und reife Bananen. Ebenfalls ganz schwach im Hintergrund verweilen die sonst so typischen Butteraromen. Sanfte Vanille entschwebt dem Glas. Die Nase macht einen sehr soliden Eindruck. Am dominantesten ist hier wirklich die Fruchtigkeit, die so kompakt ist, das einzelne Nuancen etwas schwer zu erkennen sind. Und das bei 40%vol.

Gaumen: Eine sanfte Süße flutet den Mundraum, gefolgt von einem warmen, aber doch harmlosen Schauer. Der Alkohol ist sehr zurückhaltend. Am Gaumen schmecke ich nun eindeutig die typischen Butteraromen. Fast keine herben Nuancen, aber dafür ein Hauch von Gewürzen. Leider ist der Rum etwas flach und wurde zu sehr verwässert. Mit ein paar Prozenten mehr, wäre er besser gewesen. Auch die Frucht ist noch vorhanden, aber nicht mehr ganz so krass wie in der Nase. Da war der jüngere Rum von Bristol doch einen Tick besser in meinen Augen.

Abgang: Den Anfang machen die Butteraromen, welche rasch verschwinden. Dann folgen Gewürzaromen und nun erscheinen auch minimal herbe Anklänge. Der Abgang ist nicht übermäßig lang und relativ kurz.

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Fazit: Ist der Rum sein Geld wert? Kurz und bündig: Für dieses Geld niemals. So sehr ich die Idee einer Single Cask Abfüllung eines offiziellen Abfüllers auch bewundere und unterstützen möchte, so sehr muss ich aber auch mit dem Kopf schütteln, wenn ich den angestrebten Preis betrachte. Ich nenne hier mal ein billiges Konkurrenzprodukt, wobei hier billig relativ zu betrachten ist. Der BB&R Barbados 12 YO oder seinen Nachfolger den BB&R Barbados 13 YO. Diese Rums bekommt man für die Hälfte des Geldes und hat auch fast dasselbe Alter. Auch die Ursprungsquelle ist für mich identisch. Was noch mehr für diese beiden Rums spricht ist die Trinkstärke von 46%vol.. Dies gibt nun einmal den Rums einen Tick mehr Flavours. Mit diesem Wissen kann ich unmöglich diese Abfüllung hier mit einem guten Gewissen empfehlen. Ich werde dies an dieser Stelle auch niemals tun, denn ich bin ja schließlich selber ein Endverbraucher und betreibe für diesen Rum keinerlei Werbung.

Hier bezahlt man wohl für die Exklusivität ein ganzes Stück weit mehr, als man es bei der schnöden Abfüllung des königlichen Hoflieferanten Berry Bros & Rudd tun muss. Adel verpflichtet wohl zur Sparsamkeit wie es aussieht. Habe ich hier gerade das Wort Knauserer gehört? ;) Ich selbst als Käufer werde niemals einen teuren Rum mit einer annähernd gleichen Qualität einem günstigeren Rum vorziehen. Zumal hier nicht einmal von Fairtrade oder Bio die Rede ist. Wer gerne für die Exklusivität mehr zahlen möchte als notwendig ist, der darf auch gerne beherzt zugreifen. Schließlich muss jeder mündige Verbraucher wissen, in was er sein Geld investiert. Ich sage hiermit schlicht, dass mir dieser Rum das Geld nicht wert ist. Meine Meinung ist wie immer hart aber fair, denn schließlich warne ich nicht vor diesem Rum, was äußerst schwachsinnig und dumm wäre. Denn die Grundidee von Single Cask Abfüllungen der offiziellen Abfüller ist in meinen Augen eindeutig der richtige Weg und sollte nicht mit einfältiger Dummheit oder gar Ignoranz bestraft werden. Deswegen bringe ich diesen Rum auch auf den Blog. Aber aufgrund der verfügbaren Alternativen, und meinem begrenzten Budget, ist der Rum für mich persönlich nichts. Sollten Sie diesen Rum lieben und ihn seines Preises für würdig erachten, dann freuen sie sich. Sie haben etwas geschafft, dass mir leider nicht vergönnt war: Der Rum konnte sie begeistern. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag!

Marco

Sonntag, 15. Dezember 2013

Cadenhead Green Label Barbados (Rockley) 2000 12 YO

Ein herzliches Willkommen

Erneut möchte ich einen Rum aus Barbados vorstellen. Die Abfüllung ist chronologisch betrachtet der Nachfolger des Cadenhead Green Label Barbados 10 YO aus der Mt. Gay Distillery. Allerdings haben beiden Rums, außer dem Ursprungsland, keine weitere Gemeinsamkeit.

Zur Abfüllung:

Ich glaube zu Cadenhead sind schon viele Worte verloren worden. Dem informierten Leserunseres Blogs ist bekannt, dass es sich hier um einen schottischen Abfüller handelt, welcher hauptsächlich Whiskys veröffentlicht und Rums nur als eine Art Nischenmarkt behandelt. Hier ist nun eine Neuauflage der alten Cadenhead Green Label Barbados 12 YO Abfüllung aus dem Jahre 1998/1999. Ob diese hier allerdings auch aus der alten Rockley Pot Still stammt, kann ich erst sagen, wenn ich den Rum verkostet habe. Lassen wir uns doch einmal überraschen ob es sich hier tatsächlich um einen ein Jahr älteren BBR 11 YO auf 46% verdünnt handelt. Beide Abfüllungen stammen aus dem gleichen Jahr, nämlich 2000. Was bei meinem Review des Cadenhead BBR 11 YO leider etwas unterging ist die Tatsache, dass dieser Rum aus der alten Rockley Still bei Blackrock stammt. Die endgültige Gewissheit bekam ich erst nach meinem öffentlichen Review. Aber widmen wir unsere Aufmerksamkeit nun der heutigen Abfüllung. Wie immer geizt Cadenhead mit Details bei der Green Label Serie. Der Grund hierfür ist mir ein Rätsel. Diese Abfüllung ist schon seit längerem auf dem Markt und bisher habe ich es versäumt, sie hier auch öffentlich vorzustellen. Dieses Versäumnis hole ich hiermit nach. ;)

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Verkostung Cadenhead Green Label Barbados 12 YO:

Preis: Den Rum gibt es zur Zeit bei vielen Händlern. Als ich meine Flaschen erstand gab es damals nur ganze zwei Anbieter. Dies war allerdings auch vor fast genau einem Jahr. Die Situation hat sich mittlerweile also gründlich geändert. Ich habe damals 46€ pro Flasche gezahlt.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 12 Jahren angegeben. Zusammen mit dem Ursprungsland und der Trinkstärke eine der wenigen offiziellen Angaben zum Inhalt. Der Jahrgang ist nicht direkt angegeben. Aber anhand des Jahres der Veröffentlichung kann von einem 2000er Jahrgang ausgegangen werden.

Alkoholstärke: Eine für die Green Label Serie schon typische Trinkstärke von 46% vol. wurde für diese Abfüllung gewählt. Keine wirkliche Überraschung.

Destillationsverfahren: Offiziell gibt es hierzu keine Angabe. Ich vermute hier aber eine Pot-Still als Urheber dieses Rums.

Farbe: Schwach Golden glänzt der Rum im Glas. Seine Farbe ist fast wie die eines blassen Strohhalms. Das Fass hatte also einen relativ sehr geringen Einfluss auf den Inhalt.

Viskosität: Viele kleine Perlen benetzen die Glaswand. Der Rum hat eine leicht ölige Textur. Das Fass hatte also keinen erheblichen Einfluss auf den Rum. Dies lässt auf eine kontinentale Reifung in Großbritannien schließen.

Nase: Starke Rauchnoten dominieren das Glas. Dazu gesellen sich delikate Honigaromen. Spätestens hier müssten bei jedem Kenner die Alarmglocken schrillen. Es ist ein Rum aus der alten Rockley Still! Die Fruchtigkeit aus anderen Abfüllungen der alten Rockley Brennblase ist jedoch fast gar nicht vorhanden. Ganz schwach lassen sich Nuancen von Bananen erkennen. Auch die Vanillearomen sind nicht dominant, sondern eher zurückhaltend und kommen nur schüchtern zum Vorschein. Ein deutlicher Unterschied im direkten Vergleich zu den älteren Rockleys von 1986.


Gaumen: Hier ist das Bild nun etwas ausgeglichener. Die Honigaromen halten sich mit dem Rauch fast im Gleichgewicht und überwiegen nur knapp. Auch Spuren von Teer sind enthalten. Die Süße ist schwach, aber vorhanden. In Kombination mit dem Honig fällt die Süße nicht sehr auf. Ein sehr junger und doch nicht ungestümer Rum. Im Vergleich zum alten 13 YO von 1986 (Review noch nicht auf dem Blog) enthält er wesentlich mehr Rauch und weniger Fruchtaromen. Ein ganz delikater Zeitgenosse! Allerdings möchte ich hier auch nicht verschweigen, dass er wesentlich weniger Vanillearomen besitzt als der Bristol Rockley 12 YO. Das ist in meinen Augen jedoch kein gravierender Nachteil.

Abgang: Wieder Rauch gefolgt von zarten Honigaromen. Gefolgt von dezenter Süße, bilden Spuren von Lakritze und Teer den Abschluss. Die Geschmacksaromen verblassen immer mehr bis nur noch ein vager Hauch von Honig und Rauch im Mundraum verbleibt. Der Abgang ist nicht übermäßig und kann dennoch viele Minuten lang anhalten. Man merkt das der Rum relativ jung geblieben ist.

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Fazit: Für dieses Geld kann man absolut nicht meckern. Man bekommt einen sehr guten und jungen Rockley zum günstigen Preis. Wer aber nun den Fehler macht und ihn direkt mit den älteren Abfüllungen vergleicht, wird absolut nicht warm mit ihm. Es besteht schon ein kleiner Unterschied zwischen den einzelnen Abfüllungen und auch zwischen den beiden Jahrgängen 1986 und 2000. Erstere haben in Fassstärke eine gewisse Ähnlichkeit mit Rums aus Jamaika und auch mehr Fruchtaromen. Die bisher veröffentlichten Rums aus dem Jahre 2000 haben dafür wesentlich mehr Rauch, Honigaromen und Zuckerrohr. Ob dies nun wirklich an der bisher zu jungen Reife liegt oder ob es einen wesentlichen Unterschied beim Brennvorgang gab, ist reine Spekulation und kann hier von mir nur vermutet werden. Fakt ist und bleibt jedoch, dass es sich hier um einen guten Rockley handelt, der in der Vergangenheit nur den Cadenhead BBR 11YO als ernste Konkurrenz fürchten musste. Mit der Veröffentlichung von zwei Abfüllungen von L'Esprit und eine von TRC hat sich dieser Kreis allerdings vergrößert.

Rockley ist etwas ganz besonderes unter den Rums und dementsprechend auch sehr speziell und gewöhnungsbedürftig. Mit den ganz alten und reifen Abfüllungen kann er, wie schon gesagt, nicht ganz mithalten, aber so ein Vergleich wäre auch nicht ganz fair, da er einfach zu jung ist. Meinen Geschmack trifft er allerdings! Ob auch sie mit dieser Abfüllung etwas anfangen können, müssen sie wieder für sich selbst entscheiden. Für den gebotenen Preis allerdings gibt es eine Kaufempfehlung von meiner Seite aus. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag.

Marco

Sonntag, 8. Dezember 2013

Cadenhead Dated Distillation Mount Gay Distillery BMMG 2000 8 YO

Servus und Hallo

Heute kommt wieder eine kleine Rarität. Ich vermute diese Abfüllung war die erste unabhängige Abfüllung eines Rums aus der Mount Gay Distillery in Fassstärke. Die Rede ist vom Cadenhead Dated Distillation Mount Gay Distillery BMMG  2000 8 YO!

Zur Abfüllung:

Diese Abfüllung kam Ende 2008 oder Anfang 2009 auf den europäischen Markt. Also vielleicht etwas später als der Bristol Classic Rum Mount Gay 7 YO, welcher 2008 von Bristol veröffentlicht wurde. Dieser war mit 40%vol. doch etwas dünn auf der Brust. Er hatte Potenzial zu mehr, wurde aber zu sehr mit Wasser verdünnt und viele Connaisseure zeigten ihm lange die kalte Schulter. Wie kann man es sich sonst erklären, dass diese Abfüllung wesentlich länger am Markt blieb, als dieser Cadenhead? Dieser Rum war mein erster Rum aus Barbados in Fassstärke und wie bei den Demeraras war es keine Liebeauf dem ersten Blick. Ich erinnere mich, dass ich den Rum als ziemlich rau, ruppig und zu gereift in unserer kleinen Runde (Flo, Leo und meine Wenigkeit) beschrieb. Auch Flo und Leo konnten mit ihm nichts anfangen. Ich kaufte eine Flasche dieser Abfüllung, bevor ich ein Sample von Leo bekam. Überflüssig zu erwähnen, dass ich diese Flasche nie öffnete und das Sample lange Zeit im Schrank verstauben ließ, ehe ich dem Rum, nach meinem sehr positiven Erlebnis mit dem Cadenhead REV, eine zweite Chance gab. Was dabei herauskam möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten. Dieser Rum hat in meinen Augen einen Nachruf und keinen heimlichen Abgang verdient.

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Verkostung Cadenhead Dated Distillation Mount Gay Distillery BMMG  2000 8 YO:

Preis: Meine Flasche erstand ich für 50€. Ein sehr fairer Preis für einen jungen Rum in Fassstärke, wie ich finde.

Alter: Das offizielle Alter des Rums beträgt 8 Jahre. Das Destillat wurde im Jahre 2000 gebrannt und durfte bis November 2008 im Fass verbleiben.

Alkoholstärke: Die Fassstärke dieser Abfüllung beträgt noch ganze 66,3%vol.. Cadenhead ist eher bekannt für seine Lagerung im kühlen Klima. Deswegen denke ich, dass der Rum wohl an die 70% hatte, als er frisch ins Fass kam.

Destillationsverfahren: Kein Geheimnisse hier. Das offizielle Verfahren war eine oder mehrere Pot Stills. Die Mount Gay Distillery besitzt nach meinem Kenntnisstand drei davon.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem schönen Bernsteinton. Das Fass hatte für 8 Jahre einen guten Einfluss auf seinen Inhalt gehabt.

Viskosität: Viele kleine Perlen fließen träge zum Glasboden hinab. Einige bleiben an der Glaswand haften.

Nase: Uff.... Der Rum ist sehr konzentriert und es ist nicht so einfach einzelne Eindrücke herauszupicken. Der Alkohol brennt sich tief in die Nase ein. Die Nase macht einem mehr als klar, dass es sich hier um einen Rum in Fassstärke handelt. Ich rieche ganz schwach Bananen, Papayas und weitere exotische Früchte. Dazu gesellen sich Aromen vom Fass wie Anis und dezente Eiche. Im Hintergrund schwebt eine gewisse Klebstoffnote. Ich kann auch schrille Kaffeearomen erkennen. Je weiter man seine Nase jedoch ins Glas eintaucht, desto mehr verschwinden sie fast vollständig. Der Rum ist sehr kompakt. Mal sehen wie er sich mit etwas Wasser entwickelt.

Oh ja. Jetzt kann man die Mount Gay Distillery eher erkennen. Jetzt rieche ich starke Frucht, vermischt mit nun deutlich mehr vorhandenen Kaffeearomen. Ich erkenne Mangos und Papayas. Die Aromen vom Fass sind nun eher im Hintergrund zu finden. Das Bild hat sich mit einigen Tropfen Wasser komplett gedreht. Auch Marzipan und ein Hauch Mandeln entschwebt dem Glas. Am deutlichsten ist aber der Kaffee. Je tiefer man die Nase eintaucht, desto stärker werden sie. Die Frucht ist direkt an der Glasöffnung am Stärksten.

Gaumen: Wow.... kraftvolle 66% dreschen auf den Gaumen ein. Der Rum breitet sich im gesamten Mundraum aus. Ich schmecke zuerst eine feine Süße, gefolgt von dem starken Alkohol, der sofort den Mundraum wärmt. Dann folgen Frucht und die geballten Kaffee- und Marzipanaromen, die so typisch für die Mount Gay Distillery sind. Nur schwer kann ich eine Spur Eiche erkennen. Keinerlei übermäßige Bitterkeit am Gaumen vorhanden. Dafür brennt der Rum richtig schön auf der Zunge. Der Ersteindruck erinnert mich an eine Tasse kalten Kaffee. Die Süße verschwindet sehr schnell und der dominante Kaffeegeschmack bleibt am Gaumen haften. Dieser Rum ist anders als der Isla Del Ron barbados (Mount Gay) 12 YO.

Die Süße ist mit etwas Wasser nun einen Tick deutlicher am Gaumen zu spüren. Auch der Alkohol brennt nun fast gar nicht mehr mit ca. 53%vol.. Diesmal schmecke ich deutlichere Fruchtaromen als zuvor ohne Wasser. Aber wieder ist sie im Vergleich zu den dominanten Kaffeearomen einfach zu schwach um ernsthaft dagegen anzukommen. Wieder schmecke ich Marzipan und eine Spur Eiche und Anis im Hintergrund. Der Rum ist auch verdünnt sehr lecker und verliert nur wenig an Klasse, ganz im Gegenteil. Ich finde der Rum hat ein wenig von der Verdünnung profitiert. Dieser Rum ist wahrlich ein Kaffeemonster.

Abgang: Der Abgang startet mit leicht bitteren Kaffeearomen (denken sie hier an einen kalten und ungesüßten Kaffee). Danach folgen Marzipan und Anis. Auch ein wenig Frucht ist mit dabei. Diese ist allerdings eher schwach und wurde vom Kaffee und dem Marzipan regelrecht in den Hintergrund verdrängt. Als Kaffeeliebhaber muss man diesen Rum echt lieben.

Diesmal schmecke ich keinerlei Bitterkeit, sondern nur noch Kaffee und Marzipan zu beginn des Abgangs. Die Frucht kommt nun fast gar nicht mehr zum Vorschein. Nur etwas Banane vermischt mit einer Spur Anis blitzt kurz auf. Langsam verebben diese Eindrücke am Gaumen und nur noch ein Hauch Kaffee verbleibt am Gaumen. Keinerlei Süße im gesamten Abgang zu erkennen.

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Fazit: In zwei Worten: Kaffeemonster Deluxe! Hatte man beim Isla Del Ron Barbados (Mt. Gay) 12 YO noch eine sehr dominante Frucht, ist diese hier im direkten Vergleich eher handzahm. Dafür sind die Kaffeearomen sehr dominant. Sollten Sie nichts mit Kaffee anfangen können, dann hätten sie diese Abfüllung nicht ganz für so gut befunden, wie ich es tue. Auch das Fass hatte einen noch positiven Einfluss gehabt. Es ist zwar schwer zu beurteilen, ob er noch ein oder zwei weitere Jahre darin vertragen hätte, aber ich wage einmal die Behauptung, dass eine weitere Reifezeit in diesem Fass im eher geschadet als genutzt hätte. Die Kombination von Kaffee-, Marzipan- und leichten Anisaromen mit geringer Frucht hat diesen Rum ein anderes Profil beschert, als es beim Isla Del Ron der Fall war. Dieser hatte im Vergleich dazu sehr wenig Einfluss vom Fass abbekommen und hatte mehr Fruchtaromen. Für mich ist es jetzt sehr klar, warum der Cadenhead BMMG 8 YO weit vor einem Bristol Classic Rum Mount Gay 7 YO ausverkauft war. Hier hätte Herr Barrett in meinen Augen aus dieser Erfahrung etwas lernen können. Aber auch Cadenhead hat sich schon Fehler geleistet und ist kein unbefleckter Abfüller, wenn man den Ausdruck in diesem Zusammenhang denn so verwenden kann.

Diese Abfüllung fand definitiv ihre Liebhaber, welche sie still und heimlich auch kauften und wohl ebenso genossen wie ich. Bei meiner ersten Begegnung war ich wohl nicht bereit für Rums in dieser Trinkstärke. Anders kann ich meinen ersten Eindruck von diesem Rum nicht erklären. Gäbe es ihn noch zahlreich, dann würde es hier auch eine dicke Kaufempfehlung von mir geben. Aber die ist mit dem Ausverkauf mehr als hinfällig. Für diesen Preis ist er ein Schnäppchen gewesen. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag!

Marco

Sonntag, 24. November 2013

Bristol Classic Rum Enmore (Versailles Still) 1988 12 YO

Welcome back

Heute kommt wieder eine kleine Rarität aus Guyana zur Verkostung. Die Rede ist vom Bristol Classic Rum Enmore Distillery 12 YO aus dem Jahre 2000. Der Rum ist also schon gute 12 Jahre offiziell vom Markt verschwunden und nur noch entweder nach akribischer Suche oder total überteuert auf Ebay zu finden.

Zur Abfüllung:

Von der Enmore Distillery gab es schon einige Veröffentlichungen aus dem Hause Bristol Spirits Limited. Es gab aus 1988 einen 10 YO, diesen 12 YO und einen 20 YO. Aus dem Jahre 1980 gab es einmal sogar einen 16 YO und einen 18 YO. Genauere Informationen finden sie auf der Seite zu Bristol Spirits Limited.Bei diesem Rum handelt es sich um ein Pot Still Destillat. In jenen Tagen stand die legendäre Versailles Wooden Pot Still und die Wooden Continous Still bei Enmore. Beide Stills haben es zur Diamond Distillery geschafft und waren bis vor kurzem auch noch in Verwendung. Luca Gargano hatte bei einem Interview von Cyril auf durhum.com angedeutet, dass die Versailles Still nicht mehr produziert, was ich persönlich sehr bedauere, da mir die Rums aus dieser Vat Still sehr zusagten. Vermutlich war die Still wohl ein wirtschaftlicher Totalschaden oder es gab andere plausible Gründe für die Einstellung. Zusammen mit der Port Mourant Double Wooden Pot Still sind oder waren sie die letzten Vertreter ihrer Art. Die Brennblasen bestehen zum Großteil aus Holz und nicht aus Kupfer. Leider verzichtete Bristol Spirits Limited das Mark des Fasses auf dem Label zu vermerken. Damit hätte man durchaus etwas anfangen können. Aber vielleicht kann uns der Rum selbst einige Antworten liefern, wenn es mir möglich ist, ihn mittels Referenzen einzuordnen.

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Verkostung Bristol Classic Rum Enmore 12 (Versailles Still) YO:

Preis:Meine Flaschen erstand ich für 50€ ohne Versandspesen bei Maltharry. Diese Quelle ist leider inzwischen versiegt.

Alter:Das offizielle Alter beläuft sich auf 12 Jahre. Der Rum wurde 1988 destilliert und durfte im Fass bis 2000 reifen. Das Jahr ist durchaus kein unbekanntes Jahr bei Enmore. Gab es durchaus schon zahlreiche Veröffentlichungen von Cadenhead, Velier und Berry Bros & Rudd aus diesem Jahr.

Alkoholstärke:Der Rum wurde mit 46%vol. abgefüllt. Eine total typische Trinkstärke von Bristol Spirits Limited. Leider wurden aber auch schon einige Rums mit weniger abgefüllt. Warum entzieht sich meiner Kenntnis.

Destillationsverfahren:Das angegebene Verfahren lautet „Single Pot-Still“. Die Quelle war die damalige Enmore Distillery, welche heute nur noch als Enmore Estate existiert und nur noch der Zuckerrohrproduktion dient. Die Stills wanderten zur Diamond Distillery (DDL).

Farbe:Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton im Glas. Schwer zu sagen, ob das Fass den Rum bei einem noch längeren Kontakt wirklich noch mehr hätte verbessern können.


Viskosität:Geschmeidig fließt der Rum zurück zum Glasboden. Dabei benetzt ein dünner Film das Glas und bildet vereinzelt kleine Perlen, welche an der Glaswand haften bleiben. Für das Alter ist die Öligkeit durchaus angemessen.

Nase:Exotische Früchte dringen in die Nase ein. Deutlich zu erkennen sind reife Papayas und eine Spur Mangos und grüne Bananen. Die Süße ist gering. Rieche ich hier etwa eine Spur Rauch? Ein ähnliches Aroma hatte ich auch beim Versailles 13 YO. Die Nase erinnert mich sehr an einige Rums aus Enmore, welche gefärbt wurden, wie den Isla del Ron Guyana 1988 24 YO. Ganz schwach kann ich Vanille und einen Hauch von Leder und Tabak erhaschen. Auch dunkle Gewürze und Nelken sind zu erkennen. Dieser Rum ist für sein Alters äußert delikat in der Nase. Mal sehen was der Gaumen hierzu sagt.

Gaumen:Eine angenehme und doch schwache Süße, gepaart mit sanften Kräuteraromen umschmeichelt den Gaumen. Entfernt erinnert mich der Geschmack ein wenig nach frischen Bleistiftspänen, wie ich es von der Versailles Still aus dem Jahrgang 1985 her kenne und auch liebe. Bei den Kräutern könnte es sich vielleicht um Thymian oder Enzian handeln. Der Alkohol ist sanft und brennt fast gar nicht. Weniger Volumenprozente wären wahrscheinlich nicht sehr förderlich gewesen. So ist der Rum aber sehr gut ausbalanciert. In Fassstärke müsste er eine wahre Granate gewesen sein. Wieder dunkle Gewürze und ein kleiner Hauch Nelken.

Abgang:Leichte Raucharomen, mit dunklen Gewürzen bilden den Anfang des Abgangs, dicht gefolgt von den wiederauflebenden Kräutern, welche mich wieder an Bleistiftspäne erinnern. Ein vager Hauch Blutorangen huscht über die Zunge und verschwindet nach kurzer Zeit wieder. Am Ende verbleiben nur noch Gewürze und Kräuter am Gaumen. Einfach faszinierend!

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Fazit:Was für ein delikater Rum! Ich muss gestehen, dass ich bisher keinen Rum von Bristol Classic Rum aus der Ära 1998 – 2002 hatte, der mich auch enttäuscht hat. Die Nase und der Gaumen sind typisch für die Enmore Distillery. Die Ähnlichkeit mit einem Berry Bros & Rudd Versailles Still 1985 21 YO und Duncan Taylor Enmore (Versailles) Distillery 27 YO sind einfach zu groß. Der Geschmack und Duft ist einfach zu ähnlich. Mich hätte die Angabe des Marks sehr interessiert. Ich sehe hier allerdings eine große Ähnlichkeit zu zwei Abfüllungen von Velier. Beide haben das Mark „MEA“. Die Rede ist vom Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO und dem Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO. Dieses Mark vermute ich auch hinter dieser Abfüllung. Diese Rums stammen laut Label ebenfalls aus einer Pot Still. Dieser Rum kommt für mich also eindeutig aus der Versailles Still. Die Angabe Enmore Distillery ist ja auch keine falsche Angabe. Schließlich stand die Versailles Still 1988 schon einige Zeit bei Enmore. Näheres hierzu kann man in meinem Artikel The Demerara Distilleries nachlesen. Wie viele Marks man mit nur einer Pot Still herstellen kann, ist mir leider nicht bekannt, da die Fermentation dem Brennmeister einen nicht zu verachtenden Spielraum gewährt. Der Versailles 13 YO von Bristol schmeckt einen Tick anders und ist doch auch diesem Rum sehr ähnlich. Sollten sie ein Liebhaber guter Demeraras sein und diesen Rum noch irgendwo finden, dann sollten sie nicht lange zögern und sofort zuschlagen. Enttäuscht werden sie ganz sicher nicht. Allerdings muss man auch das geringe Alter bedenken. Ist ein solcher Rum mehr als z.B. 70€ wert? Das muss jeder Connaisseur für sich selbst entscheiden. Wie immer bin ich froh, eine solche kleine Kostbarkeit zu besitzen und sie auch genießen zu dürfen. Bedenkt man, dass der Rum schon lange offiziell ausverkauft ist und nur noch selten auf dem internationalen Markt erscheint, kann man dessen Genuss als ein kleines Privileg betrachten. Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag!

Marco


Sonntag, 10. November 2013

Velier Port Mourant 1997 Full Proof Very Old Demerara 15 YO

It's Demerara Time, wieder einmal. 

Heute kommt eine weitere Abfüllung aus dem Hause Velier von Port Mourant. Natürlich ist hiermit die Still gemeint und nicht die Distillery. Diese gibt es schon seit langem nicht mehr. Die heutige Abfüllung könnte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara Rum 13 YO aufweisen, welchen ich schon auf dem Blog vorgestellt habe. Ist diese Abfüllung ein ähnlicher Kracher oder ein totales Desaster? Lassen wir uns überraschen.

Zur Abfüllung:

Bisher gab es einige Veröffentlichungen aus der alten Port Mourant Still unter Velier. Bekannt sind mir nun insgesamt sechs davon. Zwei Abfüllungen besitze ich davon. Selbst wenn ich die Möglichkeit einer Verfügbarkeit der ganz alten Sachen aus 72 oder 74 – 75 hätte, würde ich diese Abfüllungen nicht kaufen. Die Gefahr einer Verholzung ist mir einfach zu hoch. Ich habe nichts gegen eine leichte Bitterkeit im Rum, aber wenn sie zu aufdringlich ist, dann kann ich mit so einem Rum einfach nichts anfangen. Genauso wie die Süße eines Rums. Zu viel killt einen Rum für mich. Aber das ist meine persönliche Meinung. Apropos Bitterkeit: Der Berry Bros & Rudd Port Mourant 1975 32 YO hat eine ganz leichte Bitterkeit und dort mag ich sie auch. Das Mark der Fässer, es gab ganze vier davon, war „U.P.M.“. Ich habe keine Ahnung wofür das U. steht. Das P. M.steht für die hölzerne Double Wooden Pot Still aus der alten Port Mourant Distillery, welche schon seit 1955 nicht mehr existiert. Ihre Still stand danach in der Albion Distillery bis zu deren Schließung und kam dann letztendlich zur Uitvlugt Distillery. Dort verblieb sie bis zur Jahrtausendwende, bis sie schließlich zur Diamond Distillery gebracht wurde. Anhand des verschiedenen Marks kann man also davon ausgehen, dass diese Abfüllung nicht identisch mit dem Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara Rum 13 YO sein wird. Aus den vier Fässern wurden 1094 Flaschen abgefüllt. Die Auflage war also geringer, als es beim 1993er der Fall war. Genug der Worte. Auf zur Verkostung!

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Verkostung Velier Port Mourant 1997 Full Proof Very Old Demerara 15 YO:

Preis: Ich erstand meine Flasche für 118€ ohne Versandkosten in Frankreich.

Alter: Der Rum wurde 1997 destilliert und 2012 abgefüllt. Genauere Angaben werden nicht gemacht. Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben.

Alkoholstärke: Die Fassstärke beträgt offiziell 65,7%vol.. Ein sehr ordentliche Trinkstärke. Ich freue mich schon. Eine Probe des Rums werde ich auch ca. 54%vol. verdünnen.


Destillationsverfahren:Die Angabe Double Pot Still stimmt mit der Angabe der Port Mourant Still überein. Hier gibt es keine Überraschung.

Farbe: Der Rum hat einen bräunlichen Bernsteinton. Wenn man eine Kolorierung mit Melasse ausschließt, dann ist die tropische Lagerung deutlich zu erkennen.


Viskosität: Der Rum fließt in dicken Schlieren an der Glaswand hinab. Die Öligkeit ist für 15 Jahre in den Tropen mehr als angemessen. Hoffentlich kein schlechtes Vorzeichen.


Nase: Der Alkohol brennt sich tief in die Nase ein. Ich rieche reife und exotische Früchte. Darunter Mangos und Papayas. Allerdings werden diese von Anisaromen und dem Alkohol doch in den Hintergrund gedrängt. Etwas weiter weg vom Glasrand ist die Frucht am dezentesten und eher zu erkennen. Auch die typischen Anisaromen der Port Mourant Double Wooden Pot Still rieche ich. Dazu gesellen sich auch Holzaromen vom Fass, hervorgerufen durch die tropischen Lagerung. Bei kontinentaler Reifung wäre der Effekt bei weitem nicht so intensiv in 15 Jahren. Je länger der Rum atmet, desto mehr kann ich auch ein wenig Aprikosenmarmelade erkennen. Er ist dem Velier 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO ein kleines bisschen ähnlich, aber doch anders.

Mit Wasser rieche ich eine stärkere Fruchtigkeit. Trotzdem sind die Anisaromen immer noch stark präsent. Ich erkenne reife Bananen und wieder Mangos mit Papayas. Der Alkohol brennt nun etwas sanfter in der Nase, ist jedoch ganz tief im Glas immer noch stark vorhanden. Eine ganz schwache aber doch feine Vanille entströmt dem Glas und garniert die Fruchtigkeit. Die typischen Aromen der Double Wooden Pot Still sind noch vorhanden. Die gesamte Kombination erinnert mich an einen schwarzen Tee. Die Süße ist sehr zurückhaltend. Jetzt erinnert mich der Rum an den Bristol Classic Rum Port Mourant 30 YO von 1980 mit 51%.

Gaumen: Der Alkohol brennt sich mit einem warmen Schauer angenehm in den Gaumen ein. Für den ein oder anderen Connaisseur wohl etwas zu stark. Ich schmecke reife und exotische Früchte wie Papayas. Dazu gesellen sich die Anis- und Holzaromen der hölzernen Pot Still, welche ich schon von anderen Abfüllungen her kenne und lieben gelernt habe. Dazu kommt eine gute Portion Teer und Pfeffer. Sogar dunkle Gewürze und Nelken kann ich schmecken. Ein ganz interessanter Rum, der aber nicht für jeden Tag geeignet ist. Man sollte schon einige Rums in Fassstärke in seiner Laufbahn als Connaisseur probiert haben, bevor man sich an diese Abfüllung wagt.

Mit Wasser brennt der Alkohol nun wesentlich sanfter am Gaumen. Deutlich schmecke ich dunkle Gewürze mit einer Priese Anisaromen und Pfeffer vermischt. Die Fruchtigkeit ist am Gaumen deutlich zurückhaltender und daran hat die Verdünnung nichts geändert. Wieder schmecke ich Teer. Nun ist auch eine Spur altes Leder mit dabei. Die Nelken sind auch noch vorhanden, sind aber nun mehr im Hintergrund zu finden. Der Rum hat wunderschöne Holzaromen, die zum Großteil von der Still stammen, aber auch zu einem geringen Anteil vom Fass kommen. Diese Kombination ist gut gelungen. Ob der Rum eine weitere Reifezeit in den Tropen vertragen hätte? Wer weiß.

Abgang: Die gut bekannte Kombination aus Eichen- und Anisaromen beginnt den Anfang des Abgangs. Darauf folgen exotische Früchte. Einen Hauch von Aprikosenmarmelade huscht über die Zunge. Dann folgen Teer und Lakritze. Die Fassreife macht sich am Ende leicht mit einem Hauch Karamell bemerkbar. Der Abgang ist mittellang und wärmend.

Zuerst die bekannten Anisaromen der Still selbst. Dann folgt ein etwas warmer Schauer, begleitet von schwarzem Tee und leichten Holzaromen. Eine sehr schwache Süße garniert diese Eindrücke. Der Rum erinnert auch entfernt an feuchtes Holz. Aber es ist kein frisches Holz. Am Ende verbleibt nur noch ein Hauch Anis- und Holzaromen am Gaumen.

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Fazit: Port Mourant mal anders. Er schmeckt dem Velier 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO schon ein wenig ähnlich, ist aber auch deutlich anders. Da die Lagerzeit aber um zwei Jahre höher Ausfällt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, was dem Mark des Fasses und was dem Einfluss des Fasses geschuldet ist. Zwei Jahre? Was macht das den schon aus mögen sie sich nun fragen. Nun, eine ganze Menge wenn man es genau nimmt. Durch das tropische Klima atmet der Rum mehr und hat mehr Kontakt mit dem Fass. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen dafür, dass der Rum öfters ins Holz eindringt, als es z.B. in Schottland der Fall wäre. Zwei Jahre in den Tropen sind also mehr als zwei Jahre in einem kontinentalen Klima. Die 15 Jahre in den Tropen kann man also nicht einfach 1:1 zu übernehmen. Das exakte Verhältnis kenne ich nicht, aber es könnte wohl zwischen 1:2 und 1:3 liegen. Hier existiert in meinen Augen ungenutztes Potenzial, welches die karibischen Destillerien besitzen. Tropisch gereifte Rums schmecken einfach einen Tick anders, als vergleichbare kontinental gereifte Rums. Das könnte für mich auch die Fixierung auf eine tropische Lagerung bei Luca Gargano erklären. Bisher ist er meines Wissens nach der einzige Anbieter solcher Rums. Ich kann mich hier aber auch irren. Natürlich spielt hier auch das individuelle Fass und der Stil eine erhebliche Rolle. Von der Fermentation wollen wir hier einmal nicht reden, da diese den Stil entscheidend mitbestimmt, aber auch Abweichungen bei den verschiedenen Jahrgängen trotz demselben Mark, können hier schon Einiges bewirken. 

Auch wenn der Rum einige Zeit im Glas zum Atmen brauchte, gefiel er mir sehr. Einzig der Preis ist wie immer happig bei den Abfüllungen von Velier. Eine Kaufempfehlung gebe ich hier nur für Connaisseure mit einem Faible für Fassstärke, dickem Geldbeutel und jenen Genießern, welchen den Vorgänger aus 1993 schon mochten. Aber noch einmal zur Wiederholung: Sie sind nicht identisch. Sollte sie der Preis abschrecken, was ich mehr als verstehen kann, dann sollten sie entweder bei einer Flaschenteilung mitmachen, oder ganz die Finger davon lassen. Erinnert hat mich diese Abfüllung an den Bristol Classic Rum Port Mourant 30 YO von 1980 mit 51%. Ein Vergleich beider Rums wäre mit Sicherheit interessant. Ob auch der Bristol dieses Mark hatte? Man weiß es leider nicht. Ich wünsche Euch allen noch einen wunderschönen Tag mit moderatem Alkoholgenuss!

Marco

PS Ein ausführliches Tasting steht zwar noch aus, aber ich muss meine Meinung bezüglich des Velier Port Mourant 1974 Full Proof Old Demerara 34 YO wohl revidieren. Dank eines Samples konnte ich diesen Rum testen und muss leider meinen Irrtum eingestehen. Die Abfüllung ist sehr gut. Es handelt sich um einen gefärbten Demerara mit dem Mark PM. Wer kein Liebhaber dieser Rums ist hätte an dem Velier Port Mourant 1974 Full Proof Old Demerara 34 YO keinen Gefallen gefunden. ;)

Sonntag, 3. November 2013

High Spirits Versailles Still 1990 17 YO

Wieder einmal Willkommen!

Heute steht wieder einmal eine kleine Rarität im Mittelpunkt. Es handelt sich um eine Abfüllung eines unabhängigen Abfüllers aus Italien, der vornehmlich mit Whisky handelt. Die Rede ist vom High Spirits Versailles Still 17 YO

Zum Abfüller:

Machen sie sich nichts daraus, wenn ihnen diese Abfüllung unbekannt ist. Sie werden hierzu im Internet nicht viel finden. High Spirits S.r.l. ist ein unabhängiger Abfüller aus Rimini, Italien. Der Kopf des Unternehmens ist Ferdinando Nadi Fiori. In den 60igern des vergangenen Jahrhunderts begann er mit eigenen Abfüllungen, die aber noch keinen Namen trugen. Nach den ersten Abfüllungen gründete er die Firma Intertrade Import, die später zu Turatello wurde, als Herr Fiori eine Kooperation mit einem Partner einging. Diese Firma gab es jedoch nicht sehr lange und so gründete Ferdinando Nadi Fiori die nun heute bekannte Firma High Spirits S.r.l. mit Sitz in Rimini. Vornehmlich im Whisky-Sektor tätig veröffentlichte High Spirits auch einige Rums, über die es aber nur sehr wenig im Netz zu finden ist. Neben einige Abfüllungen aus Jamaika (Hampden), Barbados (Rockley) und Trinidad (Caroni) wurden auch einige Flaschen aus Guyana abgefüllt. Genauer gesagt aus der alten Enmore Distillery und der Port Mourant Still (Uitvlugt Distillery). Ein kleines Detail fällt auf. Auf dem Label wird eindeutig "Versailles Distillery" angegeben. Diese wurde jedoch zwischen 1967 - 1969 geschlossen. Also eine falsche Angabe auf dem Label. Dort müsste eigentlich "Versailles Still" stehen.

Die Versailles Still ist eine Single Wooden Pot-Still und gehört, neben der alten Double Wooden Pot-Still (Port Mourant) zu den letzten ihrer Art, zumindest was Pot-Stills aus Holz betrifft. Ich habe dies bereits ausführlich beim Artikel The Demerara Distilleries behandelt. Aus dem Jahre 1990 kenne ich nun schon einige Abfüllungen von Cadenhead und Bristol. Ich erwarte also einen ähnlichen Geschmack, wobei dieser Rum hier eine deutlich dunklere Farbe hat, als z.B. der Cadenhead VSG 15 YO oder der Bristol Classic Rum 13 YO. Wollen wir doch mal sehen ob das etwas zu sagen hat oder nicht. Aus dem ausgesuchten Fass wurden ganze 235 0,7l Flaschen und 18 Magnums abgefüllt. Eine Nummer hat die Flasche leider nicht.

Quelle:www.thewhiskywiki.de

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Verkostung High Spirits Versailles Still 17 YO:

Preis: Meine Flasche erstand ich für 65€ ohne Versandspesen bei Glenfahrn. Dort ist er aber mittlerweile ausverkauft. Sie hatten leider nur noch eine Flasche.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 17 Jahren angegeben. Das Jahr der Destillation war 1990. Die Abfüllung erfolgte dann 2007.

Alkoholstärke: Eine fast schon standardmäßige Trinkstärke von 46%vol. wurde für diesen Rum ausgewählt. Einige andere Abfüllungen von High Spirits hatten aber durchaus auch schon einmal die volle Fassstärke.

Destillationsverfahren: Die Versailles Still ist eine Single Wooden Pot-Still. Dies wird denke ich nicht explizit erwähnt (mein italienisch lässt zu wünschen übrig), dem Kenner dürfte dies aber bekannt sein.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem satten, dunklen Bernsteinton. Ein sehr gereifter Rum der Versailles Still erwartet mich hier.

Viskosität: Viele Perlen hängen dick und fett an der Glaswand. Die Öligkeit ist mit 17 Jahren sehr hoch in meinen Augen, was aber auch schon die Farbe vermuten ließ. Schließlich ist dies kein Demerara Dark.

Nase: Bombastisch! Der Rum durfte über eine halbe Stunde atmen und entfaltet ein wunderbares Aroma. Den Anfang bilden wunderschöne Aromen von Blutorangen mit herben Kräutern garniert. Die Süße ist in einem angenehmen Rahmen und dominiert das Glas nicht. Dazu gesellen sich typische Aromen von Anis und Nelken. Je länger ich an dem Rum schnuppere, desto mehr Früchte kann ich erkennen: Überreife Mangos und Papayas. Die für die Versailles Still typischen Kräuteraromen sind eher im Hintergrund präsent, aber doch eindeutig zu erkennen. Wollen wir dieses kleine Schmuckstück doch einmal verkosten.

Gaumen: Die Süße ist wie in der Nase sehr angenehm und nicht dominant. Ich schmecke wieder diese wunderschöne Kombination aus Blutorangen und herben Kräutern. Dazu kommt diesmal ein nussiger Beigeschmack. Auch Anis und Nelken sind zu erkennen. Der Alkohol ist sanft und brennt fast gar nicht. Ein sehr gereifter Rum der Versailles Still. Ich schmecke außerdem Eichenaromen der hölzernen Still selbst. Aber auch die Fassreife macht sich bemerkbar. Ganz schwach sind Karamell und Toffee enthalten, sowie dunkle Gewürze.

Abgang: Herbe Kräuter und Anis bilden den Anfang. Ein hauch von Fruchtigkeit huscht über den Gaumen, bevor er schnell wieder abklingt. Auch die Anis, Nelken und Eichenaromen kommen wieder zum Vorschein. Zurück bleibt ein herber und nussiger Nachklang. Der Abgang ist leicht trocken und kann einige Minuten anhalten.

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Fazit: Was soll ich sagen? Es ist ein Jammer, dass dieser Rum ausverkauft ist. Ich war glücklich genug noch eine Flasche dieser Abfüllung zu ergattern. Nach nunmehr knapp 6 Jahren ist er so gut wie verschwunden. Er besitzt eine größere Tiefe, als ich sie zum Beispiel vom Cadenhead Enmore Distillery (Versailles Still) VSG 1990 15 YO her kenne. Er besitzt eine wesentlich dunklere Farbe (auch im Sinne von mehr Reife) und mehr Frucht. Letzterer bietet dafür mehr Kräuter und ist... warin Fassstärke erhältlich. Das macht ihn auch zu etwas Besonderem. Dieser Rum hier muss in Fassstärke sehr krass gewesen sein. Aber wie es nun einmal gute Praxis ist, werden fast alle Abfüllungen nicht in Fassstärke veröffentlicht. Sicher, Duncan Taylor und einige deutsche Abfüller, wie zum Beispiel TheRumCask, beleben mit ihren neuen Abfüllungen den Markt seit Anfang diesen Jahres neu. Aber es bleiben immer noch zu wenige Abfüller, welche diesen Sprung wagen. Ich weiß liebe Leser, dies ist alles Jammern auf hohem Niveau. Aber wenn sie selbst einmal solche Schätze in Fassstärke verkosten durften, dann würden sie mich denke ich auch verstehen. Natürlich hab ich den High Spirits Trinidad (Caroni) 1993 14 YO nicht unterschlagen, welcher mit 54%vol. abgefüllt wurde. Es gab also auch schon hochprozentige Abfüllungen dieses Abfüllers.

Dieser Rum hier erinnerte mich mit seiner Frucht an eine andere Abfüllung aus Schottland. Wie immer betrachte ich es als ein kleines Privileg, diesen Rum verkostet haben zu dürfen. War er doch schon lange vor dem Beginn meiner Rum-Karriere ausverkauft. Eine Kaufempfehlung wäre also sinnfrei und wird von mir hier auch nicht ausgesprochen. Ich kann ihnen aber nur raten, wenn sie eine noch verlässliche Quelle kennen, dann sollten sie nicht zu lange zögern. Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag!

Marco

Sonntag, 13. Oktober 2013

A.D. Rattray Port Mourant 1999 10 YO

Servus Leute ;)

Heute kommt mein erster Rum des unabhängigen Abfüllers A.D. Rattray. Es handelt sich um einen Demerara aus der alten Port Mourant Double Wooden Pot-Still. Allerdings hat sich Rattray hier einen kleinen Fehler mit der Angabe „Port Morant“ erlaubt. Aber wir wollen nicht wirklich päpstlicher als der Papst sein. ;)

Zum Abfüller:

A.D. Rattray wurde im Jahre 1868 von Andrew Dewar gegründet. Vordergründig importierte die Firma französische Weine, italienische Spirituosen und Olivenöl. Zusätzlich und für die spätere Entwicklung viel wichtiger entstanden wichtige Handelsbeziehungen mit namenhaften Highland-Malt Brennereien. Doch die blühte hielt nicht lange an und so wurde das Unternehmen während der Krisen Anfang des 20 Jahrhunderts und in den 1920er tief getroffen und anschließend verkauft. Der neue Besitzer William Walker arbeitete als Whisky Broker und erweiterte dementsprechend das Geschäftsfeld rund um Whisky. Im Jahre 2004 übernahm wieder ein Nachkomme von Andrew Dewar die Firma. Tim Morrison gelang es mit seinem Wissen und seinem Privatbestand an Whiskys der Firma wieder einen festen Platz am Markt zu verschaffen. Seit einigen Jahren füllt A.D. Rattray nun auch Rums ab. Flo hat schon den A.D Rattray Monymusk 25 YO vorgestellt. Es gab auch einen Rum aus Venezuela und einige Veröffentlichungen von der kleinen Insel Trinidad, genauer gesagt der mittlerweile geschlossenen Caroni Distillery. Von diesem jungen Demerara gab es ganze 300 Flaschen aus dem Fass mit der Nummer 48. Wirklich vorbildlich sind die genauen Angaben der Abfüllung. So etwas macht nicht jeder UA. Hier einmal meinen herzlichen Dank an A.D. Rattray dem Rum nicht in seiner Anonymität zu belassen, wie es z.B. Cadenhead mit seiner Green Label Serie sehr gerne praktiziert. Bei Veröffentlichungen mit durchgängig minderwertiger Qualität könnte ich so einen Schritt ja nachvollziehen. Aber bisher habe ich noch keinen Abfüller gefunden, bei dem die Fails den Top-Rums in der Anzahl überlegen sind. 

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Verkostung A.D. Rattray Port Mourant 1999 10 YO:

Preis: Meine Flaschen erstand ich für 45,90€ bei Scotland-and-Malts. Auch hier handelt es sich um einen UA, der seine eigene Produktpalette anbietet.

Alter: Der Rum wurde am 23.03.1999 destilliert und am 04.09.2009 in Flaschen abgefüllt. Die offizielle Fassreife beläuft sich auf 10 Jahre. Ob er die gesamte Zeit über in nur einem Fass verbrachte ist auf dem Label für mich nicht zu erkennen.

Alkoholstärke: Eine schon fast standardisierte Trinkstärke von 46%vol. wurde für diesen Rum ausgewählt. Ich würde mich wirklich gerne einmal über mehr Rums in Fassstärke von A.D. Rattray freuen. Nach meinem Kenntnisstand waren es bisher nur ein Caroni und der Pampero, die es in Fassstärke auf den Markt geschafft haben.

Destillationsverfahren: Die Angabe „Port Mourant“ identifiziert diesen Rum eindeutig als ein Pot-Still Destillat aus. Schließlich handelt es sich hier um eine Double Wooden Pot-Still.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem satten bis kräftigen Goldton. Für 10 Jahre eine gute Reife, welche wohl fast vollständig im kontinentalen Klima stattfand.

Viskosität: Der Rum fließt relativ schnell zurück zum Glasboden. Dabei bleiben viele kleine Perlen an der Glaswand kleben und benetzen diese großflächig. Er ist also leicht ölig.

Nase: Eine angenehme Rauchigkeit gepaart mit leichten Anisaromen, umschlungen von präsenten Eichenaromen, dominiert im Glas. Dazu gesellt sich eine wunderbare Fruchtigkeit. Ich rieche reife Bananen. Dazu kommen noch Papayas und Mangos. Die Süße ist sehr gering, aber doch noch vorhanden. Auch feine Vanillearomen kann ich erkennen. Ein wirklich sehr interessanter Rum. Er erinnert mich an eine andere Abfüllung eines unabhängigen Abfüllers. Ein leicht rauchiger Rum aus der Port Mourant Still.

Gaumen: Eine angenehme Süße mit satten Rauchnoten umschmeichelt den Gaumen, dicht gefolgt von einer delikaten Fruchtigkeit. Diese ist jedoch nicht mehr so einfach zu erkennen. Bananen sind noch zu erkennen. Dazu kommen noch leichte Vanille- und Nelkenaromen. Der Alkohol macht sich in Form eines leichten Brennens auf der Zunge bemerkbar. Die eichigen Aromen sind zwar noch vorhanden, aber doch durch den Rauch etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Ein ganz delikater Rum!

Abgang: Zuerst Rauchnoten, die langsam etwas nachlassen und der Fruchtigkeit platz machen. Diese bleibt jedoch schwach und der Rauch bleibt immer noch deutlich präsent am Gaumen. Ich würde sagen ich erkenne wieder Bananen, diesmal unreife grüne, zusammen mit Mangos. Der Abgang ist für einen solch jungen Rum sehr lang. Zum Ende hin erkenne ich Salz und Teer.


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Fazit: Ein sehr junger und ganz delikater Rum! Junge Rums aus der Port Mourant Still haben diese angenehme Portion Rauchigkeit, wie sie auch diese Abfüllung aufweist. Gewöhnlich werden diese Rums in den El Dorado Blends mit den Rums anderer Stills vermischt und verlieren diese Geschmacksnuance. Dieser Rum ist aus demselben Batch wie der Plantation Guyana (Port Mourant Still) 1999 10 YO. Diese Abfüllung ist jedoch ihr Geld wert, auch wenn sie ein wenig teurer ist. Hier bekommt man auch ein wunderschönes Gefühl, wie der Bristol Classic Rum Port Morant 11 YO ungefähr vor seiner 2 jährigen Reifung in Port-Fässern gewesen sein „könnte“. Ich betone das Wörtchen könnte deswegen, weil auch hier verschiedene Marks im Spiel gewesen sein könnten. Ein anderes Mark bedeutet einen anderen Rumstil, was auch einen anderen Geschmack zur Folge haben kann. Ich würde den Rum an dieser Stelle allen Connaisseuren und Liebhabern der Port Mourant Still durchaus empfehlen. Allerdings hätte diese Empfehlung einen Riesenhaken: Der Rum ist fast verschwunden, was in meinen Augen mehr als äußerst bedauerlich ist. Sollten sie noch eine Flasche entdecken, dann greifen sie zu, wenn sie mal einen abwechslungsreichen Rum mit leicht rauchigen Geschmacksnuancen probieren möchten. Der noch gut verfügbare Bristol Classic Rum Port Morant 11 YO schmeckt halt mit seinem Port-Finish doch ein wenig anders als diese Abfüllung. Diese leichte Rauchigkeit ging wohl durch das Finish verloren. Beide Rums sind aber sehr gut und ihr Geld wert. Ich gönne mir noch ein weiteres Glas und wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag! 

Marco