Sonntag, 10. November 2013

Velier Port Mourant 1997 Full Proof Very Old Demerara 15 YO

It's Demerara Time, wieder einmal. 

Heute kommt eine weitere Abfüllung aus dem Hause Velier von Port Mourant. Natürlich ist hiermit die Still gemeint und nicht die Distillery. Diese gibt es schon seit langem nicht mehr. Die heutige Abfüllung könnte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara Rum 13 YO aufweisen, welchen ich schon auf dem Blog vorgestellt habe. Ist diese Abfüllung ein ähnlicher Kracher oder ein totales Desaster? Lassen wir uns überraschen.

Zur Abfüllung:

Bisher gab es einige Veröffentlichungen aus der alten Port Mourant Still unter Velier. Bekannt sind mir nun insgesamt sechs davon. Zwei Abfüllungen besitze ich davon. Selbst wenn ich die Möglichkeit einer Verfügbarkeit der ganz alten Sachen aus 72 oder 74 – 75 hätte, würde ich diese Abfüllungen nicht kaufen. Die Gefahr einer Verholzung ist mir einfach zu hoch. Ich habe nichts gegen eine leichte Bitterkeit im Rum, aber wenn sie zu aufdringlich ist, dann kann ich mit so einem Rum einfach nichts anfangen. Genauso wie die Süße eines Rums. Zu viel killt einen Rum für mich. Aber das ist meine persönliche Meinung. Apropos Bitterkeit: Der Berry Bros & Rudd Port Mourant 1975 32 YO hat eine ganz leichte Bitterkeit und dort mag ich sie auch. Das Mark der Fässer, es gab ganze vier davon, war „U.P.M.“. Ich habe keine Ahnung wofür das U. steht. Das P. M.steht für die hölzerne Double Wooden Pot Still aus der alten Port Mourant Distillery, welche schon seit 1955 nicht mehr existiert. Ihre Still stand danach in der Albion Distillery bis zu deren Schließung und kam dann letztendlich zur Uitvlugt Distillery. Dort verblieb sie bis zur Jahrtausendwende, bis sie schließlich zur Diamond Distillery gebracht wurde. Anhand des verschiedenen Marks kann man also davon ausgehen, dass diese Abfüllung nicht identisch mit dem Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara Rum 13 YO sein wird. Aus den vier Fässern wurden 1094 Flaschen abgefüllt. Die Auflage war also geringer, als es beim 1993er der Fall war. Genug der Worte. Auf zur Verkostung!

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Verkostung Velier Port Mourant 1997 Full Proof Very Old Demerara 15 YO:

Preis: Ich erstand meine Flasche für 118€ ohne Versandkosten in Frankreich.

Alter: Der Rum wurde 1997 destilliert und 2012 abgefüllt. Genauere Angaben werden nicht gemacht. Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben.

Alkoholstärke: Die Fassstärke beträgt offiziell 65,7%vol.. Ein sehr ordentliche Trinkstärke. Ich freue mich schon. Eine Probe des Rums werde ich auch ca. 54%vol. verdünnen.


Destillationsverfahren:Die Angabe Double Pot Still stimmt mit der Angabe der Port Mourant Still überein. Hier gibt es keine Überraschung.

Farbe: Der Rum hat einen bräunlichen Bernsteinton. Wenn man eine Kolorierung mit Melasse ausschließt, dann ist die tropische Lagerung deutlich zu erkennen.


Viskosität: Der Rum fließt in dicken Schlieren an der Glaswand hinab. Die Öligkeit ist für 15 Jahre in den Tropen mehr als angemessen. Hoffentlich kein schlechtes Vorzeichen.


Nase: Der Alkohol brennt sich tief in die Nase ein. Ich rieche reife und exotische Früchte. Darunter Mangos und Papayas. Allerdings werden diese von Anisaromen und dem Alkohol doch in den Hintergrund gedrängt. Etwas weiter weg vom Glasrand ist die Frucht am dezentesten und eher zu erkennen. Auch die typischen Anisaromen der Port Mourant Double Wooden Pot Still rieche ich. Dazu gesellen sich auch Holzaromen vom Fass, hervorgerufen durch die tropischen Lagerung. Bei kontinentaler Reifung wäre der Effekt bei weitem nicht so intensiv in 15 Jahren. Je länger der Rum atmet, desto mehr kann ich auch ein wenig Aprikosenmarmelade erkennen. Er ist dem Velier 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO ein kleines bisschen ähnlich, aber doch anders.

Mit Wasser rieche ich eine stärkere Fruchtigkeit. Trotzdem sind die Anisaromen immer noch stark präsent. Ich erkenne reife Bananen und wieder Mangos mit Papayas. Der Alkohol brennt nun etwas sanfter in der Nase, ist jedoch ganz tief im Glas immer noch stark vorhanden. Eine ganz schwache aber doch feine Vanille entströmt dem Glas und garniert die Fruchtigkeit. Die typischen Aromen der Double Wooden Pot Still sind noch vorhanden. Die gesamte Kombination erinnert mich an einen schwarzen Tee. Die Süße ist sehr zurückhaltend. Jetzt erinnert mich der Rum an den Bristol Classic Rum Port Mourant 30 YO von 1980 mit 51%.

Gaumen: Der Alkohol brennt sich mit einem warmen Schauer angenehm in den Gaumen ein. Für den ein oder anderen Connaisseur wohl etwas zu stark. Ich schmecke reife und exotische Früchte wie Papayas. Dazu gesellen sich die Anis- und Holzaromen der hölzernen Pot Still, welche ich schon von anderen Abfüllungen her kenne und lieben gelernt habe. Dazu kommt eine gute Portion Teer und Pfeffer. Sogar dunkle Gewürze und Nelken kann ich schmecken. Ein ganz interessanter Rum, der aber nicht für jeden Tag geeignet ist. Man sollte schon einige Rums in Fassstärke in seiner Laufbahn als Connaisseur probiert haben, bevor man sich an diese Abfüllung wagt.

Mit Wasser brennt der Alkohol nun wesentlich sanfter am Gaumen. Deutlich schmecke ich dunkle Gewürze mit einer Priese Anisaromen und Pfeffer vermischt. Die Fruchtigkeit ist am Gaumen deutlich zurückhaltender und daran hat die Verdünnung nichts geändert. Wieder schmecke ich Teer. Nun ist auch eine Spur altes Leder mit dabei. Die Nelken sind auch noch vorhanden, sind aber nun mehr im Hintergrund zu finden. Der Rum hat wunderschöne Holzaromen, die zum Großteil von der Still stammen, aber auch zu einem geringen Anteil vom Fass kommen. Diese Kombination ist gut gelungen. Ob der Rum eine weitere Reifezeit in den Tropen vertragen hätte? Wer weiß.

Abgang: Die gut bekannte Kombination aus Eichen- und Anisaromen beginnt den Anfang des Abgangs. Darauf folgen exotische Früchte. Einen Hauch von Aprikosenmarmelade huscht über die Zunge. Dann folgen Teer und Lakritze. Die Fassreife macht sich am Ende leicht mit einem Hauch Karamell bemerkbar. Der Abgang ist mittellang und wärmend.

Zuerst die bekannten Anisaromen der Still selbst. Dann folgt ein etwas warmer Schauer, begleitet von schwarzem Tee und leichten Holzaromen. Eine sehr schwache Süße garniert diese Eindrücke. Der Rum erinnert auch entfernt an feuchtes Holz. Aber es ist kein frisches Holz. Am Ende verbleibt nur noch ein Hauch Anis- und Holzaromen am Gaumen.

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Fazit: Port Mourant mal anders. Er schmeckt dem Velier 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO schon ein wenig ähnlich, ist aber auch deutlich anders. Da die Lagerzeit aber um zwei Jahre höher Ausfällt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, was dem Mark des Fasses und was dem Einfluss des Fasses geschuldet ist. Zwei Jahre? Was macht das den schon aus mögen sie sich nun fragen. Nun, eine ganze Menge wenn man es genau nimmt. Durch das tropische Klima atmet der Rum mehr und hat mehr Kontakt mit dem Fass. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen dafür, dass der Rum öfters ins Holz eindringt, als es z.B. in Schottland der Fall wäre. Zwei Jahre in den Tropen sind also mehr als zwei Jahre in einem kontinentalen Klima. Die 15 Jahre in den Tropen kann man also nicht einfach 1:1 zu übernehmen. Das exakte Verhältnis kenne ich nicht, aber es könnte wohl zwischen 1:2 und 1:3 liegen. Hier existiert in meinen Augen ungenutztes Potenzial, welches die karibischen Destillerien besitzen. Tropisch gereifte Rums schmecken einfach einen Tick anders, als vergleichbare kontinental gereifte Rums. Das könnte für mich auch die Fixierung auf eine tropische Lagerung bei Luca Gargano erklären. Bisher ist er meines Wissens nach der einzige Anbieter solcher Rums. Ich kann mich hier aber auch irren. Natürlich spielt hier auch das individuelle Fass und der Stil eine erhebliche Rolle. Von der Fermentation wollen wir hier einmal nicht reden, da diese den Stil entscheidend mitbestimmt, aber auch Abweichungen bei den verschiedenen Jahrgängen trotz demselben Mark, können hier schon Einiges bewirken. 

Auch wenn der Rum einige Zeit im Glas zum Atmen brauchte, gefiel er mir sehr. Einzig der Preis ist wie immer happig bei den Abfüllungen von Velier. Eine Kaufempfehlung gebe ich hier nur für Connaisseure mit einem Faible für Fassstärke, dickem Geldbeutel und jenen Genießern, welchen den Vorgänger aus 1993 schon mochten. Aber noch einmal zur Wiederholung: Sie sind nicht identisch. Sollte sie der Preis abschrecken, was ich mehr als verstehen kann, dann sollten sie entweder bei einer Flaschenteilung mitmachen, oder ganz die Finger davon lassen. Erinnert hat mich diese Abfüllung an den Bristol Classic Rum Port Mourant 30 YO von 1980 mit 51%. Ein Vergleich beider Rums wäre mit Sicherheit interessant. Ob auch der Bristol dieses Mark hatte? Man weiß es leider nicht. Ich wünsche Euch allen noch einen wunderschönen Tag mit moderatem Alkoholgenuss!

Marco

PS Ein ausführliches Tasting steht zwar noch aus, aber ich muss meine Meinung bezüglich des Velier Port Mourant 1974 Full Proof Old Demerara 34 YO wohl revidieren. Dank eines Samples konnte ich diesen Rum testen und muss leider meinen Irrtum eingestehen. Die Abfüllung ist sehr gut. Es handelt sich um einen gefärbten Demerara mit dem Mark PM. Wer kein Liebhaber dieser Rums ist hätte an dem Velier Port Mourant 1974 Full Proof Old Demerara 34 YO keinen Gefallen gefunden. ;)

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