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Mittwoch, 9. Oktober 2013

Plantation Rum Guyana (Port Mourant Still) 1999 10 YO

Einen wunderschönen Tag

Heute kommt wieder ein Rum der Plantation Rum Reihe auf den Blog. Diesmal ist es ein Rum aus Guyana. Die Rede ist von Plantation Rum Guyana 1999 10 YO. Vielleicht ist diese Abfüllung besser als die bisher getesteten Rums dieser Serie?

Zur Abfüllung:

Der Rum soll aus einer Pot Still der Region Demerara stammen. Hierzu kommen nur ganze zwei infrage. Einmal die Versailles Single Wooden Pot Still und die Port Mourant Double Wooden Pot Still. Die Enmore Distillery schloss um 1993 bis 1995 ihre Pforten. Die Uitvlugt Distillery verschwand erst um 2000 herum. Das hieße, dass entweder dieser Batch schon von DDL stammt, wenn es sich um die Versailles Still handelt, oder noch aus der Uitvlugt Distillery selbst, wenn der Rum aus der Port Mourant Still stammt. Ich denke das werden wir nur durch ein Tasting eindeutig herausfinden können, auch wenn ich hiermit schon einmal auf die Port Mourant Still tippe. Zwei Rums aus dem Jahre 1999 von dort kenne ich nämlich. Bei der Versailles Still wäre dieser Jahrgang eine Premiere für mich. Zwar wird dies nirgends erwähnt, aber P. Ferrand ist bekannt für seine Finishs. Bei den schwarzen Single Cask Abfüllungen werden sie am Rande des Labels angegeben. Bei den gewöhnlichen Jahgangsabfüllungen ist auf den Labeln kein Hinweis darauf zu finden. Damit sind Finishs allerdings per se nicht ganz auszuschließen.

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Verkostung Plantation Rum Guyana (Port Mourant Still) 1999 10 YO:

Preis: Ich weiß gar nicht mehr wo und für wie viel ich den Rum gekauft habe. Die Weinquelle, eine der günstigsten Anbieter, hatte diesen Rum für knapp 35€ im Sortiment.

Alter: Auf der Homepage von P.Ferrand sind 10 Jahre Fassreife in Ex-Bourbon Fässern angegeben.

Alkoholstärke: Dieser Rum besitzt eine Trinkstärke von 45%vol.. Ein wenig ungewöhnlich in der normalen Serie.

Destillationsverfahren: Wie schon erwähnt wird eine Pot Still als Urheber dieses Rums auf der Website von P. Ferrand angegeben.

Farbe: Der Rum hat einen tiefen Bernsteinton. Dies soll nur von der Alterung in ehemaligen Boubon - Fässern innerhalb von 10 Jahren sein? In mir kommen langsam Zweifel auf.

Viskosität: Dicke Tropfen fließen an der Glaswand hinab zum Glasboden. Der Rum scheint also eine gewisse Öligkeit zu besitzen.

Nase: Mhmm... Das ist interessant. Eine Mischung aus... Weinaromen und den mir bekannten und geschätzten Port Mourant Anisaromen dominiert im Glas. Aber eine Einzelfassabfüllung aus der Double Wooden Pot Still ohne Finish riecht eindeutig anders. Dies kann ich mittlerweile doch eindeutig sagen. Man riecht noch die typische leichte Rauchigkeit eines jungen Rums aus dieser Still. Die Geruchsgrenzen sind aber leider sehr verwaschen. Das schreit geradezu nach einem Finish. Ob es Cognac oder Sherry war, dass kann ich noch nicht bestimmen.


Gaumen: Verhaltene Port Mourant Anisaromen mit leichter Rauchigkeit und wenig Frucht sind der erste Eindruck. Wieder sind die Grenzen der einzelnen Nuancen sehr verwaschen. Ich vermute, dass der Rum ein Finish in ehemaligen Cognac Fässern erhielt. Die Süße ist auch leider etwas intensiver, als ich es von typischen Port Mourant Rums gewöhnt bin. Das Geschmacksprofil ist in meinen Augen verunstaltet worden. Das Finish hat dem Rum mehr geschadet, als es ihm genutzt hat. Ich schmecke zum Beispiel mehr dunkle Gewürze als Anisaromen oder Frucht.

Abgang: Dunkle Gewürze mit Rauch und sehr sehr schwachen Anisaromen. Der Abgang ist leider sehr unspektakulär. Am Ende verbleibt ein Hauch von herben Aromen am Gaumen. Ich bin ein wenig enttäuscht.

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Fazit: Kein mieser, aber auch leider kein wirklich guter Rum. Die Nase erinnerte mich an einen anderen Rum aus dieser hölzernen Still. Und zwar an den A. D. Rattray Port Mourant 10 YO von 1999. Ich denke man kann guten Gewissens annehmen, dass beide Rums aus demselben Batch stammen. Der Rum von A. D. Rattray hatte jedoch wesentlich mehr Frucht zu bieten und hatte diese komischen Weinaromen nicht. Auch war der Gaumen wesentlich besser und auch aussagekräftiger. Für mich hat das nicht offiziell erwähnte Finish den Rum gekillt. Es hat ihn seiner typischen Aromen fast beraubt und sie deutlich reduziert. Ein solches Finish klappt nun einmal nicht mit jedem Rum oder anders ausgedrückt: Es gefällt nicht jedem Connaisseur. Schon gar nicht dann, wenn man den Ursprungsrum kennt und ihn mit dem Ausgangsprodukt auch vergleichen kann. Aber gerade diese typischen Aromen von Port Mourant waren wohl etwas zu intensiv. Andernfalls kann ich mir dieses "Niederwalzen" dieser Aromen durch das Finish nicht erklären. Gerade einem Liebhaber dieser hölzernen Still wir mir blutet das Herz, wenn er diesen Rum im Glas hatte. Hier hat wieder einmal das eiserne Marktprinzip „Die Nachfrage regelt das Angebot“ einen weiteren Rum hervorgebracht, den ich nicht empfehlen werde. Das mag nun wie immer sehr hart klingen. Aber ich kenne Port Mourant und liebe Rums aus dieser Still. Und gerade deswegen kann und werde ich diese veredelteVariante nicht empfehlen. Wenn sie es sich leisten können, werte Leser, dann legen sie etwas mehr Geld drauf und holen sich noch den einen oder anderen verfügbaren Rum von Bristol. Als Beispiel sei hier der Bristol Classic Rum Port Mourant 1999 10 YO von 2010 erwähnt. Dieser hat zwar auch ein Finish erhalten, genauer gesagt ein Portwein Finish, schmeckt aber um Längen viel besser als diese Abfüllung von P. Ferrand. Das Finish dort ist wesentlich besser im Rum eingebunden und hatte auch keinen zu starken Einfluss auf den Rum. Auch ein Portwein-Finish bei einem 18 jährigen Rum der Versailles Still konnte mich überzeugen. Es klappt halt nicht jede Kombination. Wobei das aber auch eine ganz persönliche Geschmackssache ist. Mir gefällt die Kombination Cognac und Rum nicht ganz, wenn es denn wirklich ein Cognac-Finish auch war. Zumindest funktioniert sie hier nicht wirklich gut. Aber wie immer müsst ihr selber entscheiden, in was ihr euer Geld investiert. ;) 
Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Tag!

Marco

Donnerstag, 19. September 2013

Plantation Rum Barbados 2000 9 YO

Guten Abend Leute!

Erneut möchte ich wieder einen Rum aus der Plantation Rum Reihe auf Herz und Nieren prüfen. Bisher konnte mich der alte Plantation Rum Barbados Vintage 1991 der damaligen Range von Plantation nicht wirklich überzeugen. Vielleicht liegt der Fall hier ja ganz anders? Wir werden es sehen. ;)

Zur Abfüllung:

Laut offizieller Homepage ist dieser Rum ein Cuvée von Rums aus Column und Pot Stills. Es handelt sich hier also um einen Blend (wie auch auf der englischen Seite von P.Ferrand zu lesen ist). Neben einer Reifung in üblichen Ex-Bourbon Fässern aus amerikanischer Weißeiche bekam diese Abfüllung eine nicht näher definierte Reifezeit in Ex-Sherry Fässern. Anhand der Farbe kann man schon einmal alle dunklen Sherrys ausschließen (wie z.B. Oloroso-Sherry). Aber ein konkreter Name wird leider nicht erwähnt. Auch zur Destillerie wird keine Angabe gemacht. Ein fast schon anonymer Blend könnte man hier vermuten. Sofort fühle ich mich an die anonymen Abfüllungen (NAS) beim Whisky erinnert. Da der Rum aus dem Jahre 2000 stammt kommen hier sowohl die Foursquare Distillery als auch die Blackrock Distillery infrage. Die Mount Gay Distillery möchte ich in diesem Fall wieder nicht in Betracht ziehen. Wollen wir doch einmal sehen, ob ich hier hier täusche oder recht behalte, und dieser Rum tatsächlich aus den anderen beiden Destillerien stammen könnte. Aufgrund des Finish erwarte ich jedoch keine genaue Eingrenzung des Ursprungs. Aus dem Gedächtnis heraus kann ich es auch nicht mehr sicher sagen. Also wollen wir den Rum selbst für sich sprechen lassen.

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Verkostung Plantation Rum Barbados 2000 9 YO:

Preis: Diese Rum kaufte ich zu Beginn meiner Reise als Connaisseur für knapp 30€ bei Barfish.de. Mittlerweile ist er sogar etwas billiger dort geworden.

Alter: Laut offizieller Hompepage ist der Blend 9 Jahre alt.

Alkoholstärke: Der Rum wurde mit schon fast spartanischen 42%vol. abgefüllt. In den frühen Tagen von Plantation waren es noch 45%vol..

Destillationsverfahren: Die offizielle Angabe beinhaltet sowohl eine Column als auch eine Pot Still als Urheber.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton. Ob dies nun hauptsächlich dem Sherry-Finish geschuldet ist oder dem Fass kann ich nicht näher bestimmen.

Viskosität: Ein dünner Ring bildet sich oben am Glas. Von diesem Ring fließen laute kleine Tropfen an der Glaswand hinab zum Glasboden.

Nase: Ich rieche ganz dezente Vanille, verwoben mit leichten Kokosnussaromen. Wie macht das Ferrand? Im Hintergrund kann ich eine schwache Fruchtigkeit erkennen, aber leider nicht näher eingrenzen. Das Finish hat die Grenzen des Rums zu sehr verwaschen. Ganz minimal erkenne ich auch Butteraromen mit herben Anklängen. Für 42% brennt der Alkohol etwas mehr in der Nase etwas als ich es erwartet habe. Blind verkostet würde ich ihn in der Nase wohl nie auf 9 Jahre einordnen. Auch herbe Anklänge schwingen mit dem Alkohol mit.

Gaumen: Eine sehr starke Süße gefolgt von schwachen Kokosnussaromen und der nun stärker vorhandenen Fruchtigkeit breiten sich am Gaumen aus. Wenn ich stärker vorhanden sage, meine ich aber nicht, dass sie nun wesentlich besser hervortritt. Sie ist immer noch zu schüchtern um voll zu Tage zu treten. Wieder herbe Anklänge und vage Butteraromen. Der Alkohol ist am Gaumen nun fast gar nicht mehr präsent. Wenn das ein typischer Rum aus Barbados ist, dann befindet sich in meiner Sammlung wohl kein einzig richtiger Rum von dieser Insel. Ich finde diese Aussage des Abfüllers nach den Eindrücken am Gaumen schon etwas sehr verwegen. Ähnlich wie beim Jahrgang 1991 und der Single Cask Abfüllung stellt sich auch hier leider kein Wow - Effekt ein.

Abgang: Herbe Anklänge mit ganz schwacher Fruchtigkeit bilden den Anfang. Beides verblasst ziemlich schnell und es verbleibt nur ein Hauch Butter mit herben Anklängen im Mund. Der Abgang ist sehr kurz und auch leider sehr unspektakulär.

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Fazit: Ich möchte ganz ehrlich mit Euch sein werte Leser. Vor über zwei Jahren war ich von diesem Rum noch sehr angetan, kannte aber auch nur ganze zwei Rums von dieser Insel. Heute bin ich einfach nur noch enttäuscht. Der Körper ist zu flach und nicht aussagekräftig genug. Das Finish hat ihn zu sehr auf Linie getrimmt und ihn jegliche Eigenheiten (falls überhaupt vorhanden) genommen. Stellen Sie sich vor, sie besuchen ihren imaginären Sohn mit der ungeliebten imaginären Schwiegertochter und sie inspizieren die Hemden ihres Sohnemanns, um es ihr mal wieder richtig zu zeigen, dass sie von Hausarbeit exakt Null Ahnung hat. Und dann finden absolut keine Falte oder Makel. Diese Verblüffung, vermischt mit Enttäuschung, empfinde ich gerade. Der Rum ist am Gaumen so glatt gebügelt, dass es schon fast langweilig, ja gar unheimlich ist.
Was mich aber am meisten irritierte, neben den Kokosnussaromen, war die etwas scharfe Nase für 9 Jahre und bei dieser geringen Trinkstärke. Ich habe es beim Plantation Rum Single Cask Barbados (Denmark) 15 YO schon einmal gesagt: Ich kenne keine Einzelfassabfüllung aus Barbados mit diesem einen Aroma.Betrachtet man nur gewöhnliche Blends aus Barbados, dann vermag dieser Rum vielleicht ein typischer Vertreter dieser Insel zu sein. Aber er ist wahrlich nicht das Beste, was diese Insel zu bieten hat. Auch kenne ich persönlich keine Originalabfüllung mit Kokosnussaromen (Spiced Rums einmal bewusst außer acht gelassen). Wie erwartet stammt dieser Rum nicht aus der Mount Gay Distillery. Bei diesem Jahrgang könnten beide vermuteten Destillerien hinter diesem Rum stecken. Ich möchte hier aber keine genaue Einordnung wagen, da ich mich auf dem Feld der gewöhnlichen Blend absolut nicht mehr bewegt habe, seit ich meinen ersten Rum aus der Rockley Still verkostet habe. 

Betrachtet man die Alternativen von Berry Bros & Rudd oder Bristol, dann wirkt diese Abfüllung leider einfach fehl am Platz. Sicher, diese Abfüllung ist wesentlich billiger. Aber die Qualität ist leider auch sehr weit entfernt von den genannten Konkurrenzprodukten, was den erhöhten Preis der Konkurrenz für mich auch mehr als rechtfertigt. Ein Connaisseur braucht diesen Rum absolut nicht. Für Anfänger mag er geeignet sein, in die Welt des Rums einzutauchen und um seine erste pure Verkostung zu wagen. Zu mehr taugt der Rum aber auch nicht. Meine Empfehlung: Legen sie etwas mehr Geld drauf und kaufen sie sich eine andere Abfüllung aus Barbados von TheRumCask, WMCadenhead, Berry Bros & Rudd oder Bristol. Aber natürlich müsst ihr es selbst wissen, in was ihr Eure sauer verdienten Moneten stecken wollt. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag!

Marco

Montag, 9. September 2013

Plantation Rum Single Cask (Denmark) Barbados 15 Y

Servus Leute.

Heute kommt eine ganz besondere Abfüllung an der Reihe. Wieder werde ich einen Rum der Plantation Rum Serie vorstellen. Doch es handelt sich hier nicht um eine gewöhnliche Abfüllung. Mit diesem Rum verbinde ich ein ganz gewisses Erlebnis. Aber genug gesäuselt. Fangen wir an.

Zur Abfüllung:

Bottled for Slagelse Vinkompagni (Denmark)
Exklusiv für den dänischen Markt brachte die Société Cognac Ferrand diesen Rum mit 15 Jahren heraus. Zuvor wurde Anfang 2011 in Belgien ein 11 Jahre alter Rum aus Barbados für den belgischen Abfüller Nectar abgefüllt und veröffentlicht. Das dürfte etwa ein 1999er oder 2000er Jahrgang gewesen sein. Der 1999er war der Vorgänger vom 2000er Jahrgang der gewöhnlichen Range von Plantation. Jener Rum in Belgien könnte aus dem selben Batch der beiden Jahrgangsabfüllungen gewesen sein.

Mit dem damals einsetzenden Veröffentlichungswahn mit separaten Abfüllungen pro Land hat P. Ferrand viele Sammler vergrault. Der Grund liegt auf der Hand: Man kam schlicht nicht an alle Abfüllungen heran. Im Nachhinein betrachtet sollte ich jedoch P. Ferrand dankbar hierfür sein. Ich legte die rosarote Brille ab und begann ernsthaft nach Alternativen zu suchen und fand diese schließlich auch. Das war sozusagen das Vorspiel bevor ich den Cadenhead Green Label Barbados 15 YO fand und diese Abfüllung mir die Augen öffnete. Mit dieser hier vorliegenden Abfüllung endete endgültig meine Süßrumphase und meine Suche nach anspruchsvollen Rums begann.

Für einige mag diese Abfüllung durchaus anspruchsvoll gewesen sein. Mittlerweile ist er in Dänemark fast ausverkauft. Aber wie kann ein Käufer, wie ich damals, bitte objektiv über diesen Rum urteilen, wenn man nicht wirklich viel von dieser Insel kennt oder gar probiert hat? Ganz ehrlich: Es geht gar nicht. Diese Tatsache wurde mir auch später schmerzhaft bewusst. Aber ich spreche an dieser Stelle wirklich nur für mich.

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Verkostung Plantation Rum Single Cask (Denmark) Barbados 15 YO:

Preis: Dieser Rum war nur in Dänemark zu total überteuerten Preisen zu finden. Ich erstand meine Flasche für unverhältnismäßige 90€. Zur damaligen Zeit war ich halt noch ein kleiner Plantation Fanboy. Diese Phase habe ich hinter mir gelassen.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben. Auf der Flasche ist das Abfülldatum vermerkt. Es ist der 5. September 2011. Es könnte sich also um einen 1995er oder 1996er Jahrgang handeln.

Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt 42%, wie in den gewöhnlichen Jahrgangsvarianten des Abfüllers.

Destillationsverfahren: Hierzu gibt es keine offizielle Angabe und ich werde an dieser Stelle auch keine Spekulation wagen.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem tiefen Bernsteinton. Ob hier noch ein Finish mit im Spiel war wird uns erst die Nase oder der Gaumen verraten können.

Viskosität: Kleine Perlen bleiben an der Glaswand haften und der Rum fließt träge zurück zum Glasboden. Dies könnte entweder von der Reife und/oder einem eventuellen Finish kommen.

Nase: Der Rum durfte eine sehr lange Zeit nun atmen. Ich rieche leichte Kokosnussaromen. Das erinnert mich frappierend an den Barbados XO. Dazu gesellen sich auch noch exotische Früchte, die aber eher im Hintergrund verweilen. Wurden sie von einem Finish in den Hintergrund gedrängt? Ich kann dies nicht mit Gewissheit sagen. Ich rieche noch süßes Karamell, Sahne und ganz schwer versteckt auch eine gewisse herbe Note, die aber von der Süße fast überdeckt wird. Auch typische Butteraromen, wie ich sie von Foursquare her kenne, umschmeicheln die Nase.

Gaumen: Meine Güte. Das erste was ich schmecke ist brachiale Süße, gefolgt von Kokosnussaromen. Letztere verblassen nach geringer Zeit ein wenig und machen dezenten Butteraromen platz. Leider besitzt der Rum sehr wenig Frucht am Gaumen. Dafür schmecke ich wieder süßes Karamell und Sahne. Die herben Geschmacksnoten sind diesmal besser zu erkennen, als sie es in der Nase waren. Der Rum ist leider ein wenig eindimensional und die Süße ist mir einen Tick zu heftig. Ich kenne keinen Rum aus Barbados von Blackrock, Mount Gay oder Foursquare, die Kokosnussaromen vorweisen können. Wie Ferrand diese in den Rum gebracht hat ist mir ein kleines Rätsel. Vielleicht doch ein Finish? Wieder kein WOW-Effekt.

Abgang: Herbe Geschmacksaromen vermischt mit Süße und Karamell bilden den Anfang des Abgangs. Nach einigen Sekunden verblasst die Süße und die herben Aromen kommen nun noch deutlicher zum Vorschein. Am Ende verbleibt nur ein Hauch von Butter am Gaumen. Auch der Abgang ist leider recht unspektakulär.

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Fazit: Diese Abfüllung erinnert mich an zwei andere Rums. Der Erste ist die schon erwähnte Abfüllung Barbados XO von Plantation Rum. Der Zweite ist der Samaroli Barbados Rum 1996 15 YO. Ersteren durch seine Kokosnussaromen und seine Süße, welche mir einfach zu krass geworden ist, den Letzteren aufgrund der bitteren Aromen am Gaumen. Den Samaroli Barbados Rum 1996 15 YO kaufte ich damals blind und war davon wenig begeistert. Geblendet von den beiden Rockleys aus 1986, welche hier beide schon auf dem Blog vorgestellt wurden, kaufte ich damals diese Abfüllung und war nach dem ersten Glas recht schnell ernüchtert. Dieser Rum hier vereint beide Abfüllungen in einer Flasche und leider auch beide negativen Einflüsse, welche ich mit den beiden Rums teile. Das mag jetzt recht hart klingen, aber dieser Rum aus Dänemark war sein Geld eindeutig nichtwert. Für 90€ bekommt man fast zwei sehr gute Rums mit einer wesentlich besseren Qualität und Vielfalt, vor allem was Aromen anbelangt. Eine Warnung vor dieser Abfüllung erspare ich mir, denn es gibt nur wenige Freaks die in Dänemark shoppen gehen und der Rum ist mittlerweile selten geworden.

In der Laufbahn eines jeden Connaisseur gibt es immer wieder teure oder kostspielige Fehlschläge (Fails). Vor allem dann, wenn man nicht die Möglichkeit hat an ein Sample heranzukommen. Ich kann hier wieder nur absolut für mich sprechen: Ich war von dem Rum enttäuscht, bin ihm aber auch dankbar. Denn durch diese Abfüllung habe ich ernsthaft begonnen nach etwas anderem, etwas mehr herausforderndem zu suchen. Diese Suche war auch später erfolgreich und dauert bis zum heutigen Tage noch an. Die Suche und das Ziel sind dabei fast wichtiger, als dass man wirklich etwas endgültiges findet, mit dem die Suche dann auch zwangsläufig endet. Möge Ihre Suche auch von Erfolg gekrönt sein liebe Leser.

Marco

Sonntag, 1. September 2013

Plantation Rum Barbados Old Reserve Vintage 1991

It's Plantation Time!

Bisher gab es ja nur entweder Raritäten oder Abfüllungen gängiger bis unbekannter Abfüller. Eine ganz bekannte Größe wurde bisher nicht groß auf diesem Blog näher beleuchtet. Ich denke es ist nun an der Zeit, diesen Umstand zu beenden. Wie immer beginne ich mit einem Rum aus Barbados.

Zum Abfüller:

Plantation Rum gehört zur Société Cognac Ferrand. Der Kopf hinter Plantation Rum und Ferrand ist Alexandre Gabriel. Dieser Mann ist auch für die Rums von Plantation Rum verantwortlich. Die Serie ist vor allem in Deutschland sehr bekannt und erfreut sich in der Masse großer Beliebtheit. Die Auswahl der Länder erweiterte sich im Laufe der Jahre. Es wurden aber auch Länder ausgelistet, wie z.B. Venezuela. Warum? Das weiß ich nicht. Plantation Rum veröffentlicht, neben den regulären Jahrgängen, auch hin- und wieder limitierte Abfüllungen, die sich alle durch ein schwarzes Etikett und Flaschenverschluss hervorheben. Diese Abfüllung ist aus dem Jahre 1991 und stammt aus Barbados. Sie dürfte so um die Jahrtausendwende auf den Markt gekommen sein und besitzt noch ein altes Wachssiegel. Diese wurden aber nach und nach durch praktische Schrumpfhülsen ersetzt. Vielleicht lag der Grund darin, dass es einiges an Zeit erfordert das Wachs zu entfernen und diese Tatsache in Bars durchaus ein Nachteil ist, wenn es mal schneller gehen muss. Hier ist es auf jeden Fall noch richtig Oldschool und somit hübsch anzusehen. Das Wachssiegel ist allerdings weich und nicht so knüppelhart, wie es beim LPS 2nd der Fall war, wo ich schon ein Messer brauchte um das Wachs zu entfernen.

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Verkostung Plantation Rum Barbados Old Reserve Vintage 1991:

Preis: Diesen Rum erstand ich für 31€ in einer kleinen Weinhandlung in Hessen. Für den gebotenen Inhalt ein fairer Preis.

Alter: Das Etikett macht keine genaue Angaben zum Alter. Ich lehne mich jetzt einmal aus dem Fenster und vermute das Alter zwischen 8 - 10 Jahre.

Alkoholstärke: Früher füllte Plantation Rum noch ihre Rums in einer Trinkstärke von 45% ab. Irgendwann wurde der Akoholgehalt nach unten korrigiert. Vielleicht war die Nachfrage ab einem bestimmten Zeitpunkt so groß geworden, dass man sich zu diesem Schritt genötigt sah. Oder man wollte den Rum noch gefälliger für die breite Masse gestalten. Ich denke es wird unserer Fantasie überlassen sein, was der Grund hierfür gewesen sein mag.

Destillationsverfahren: Auch hierzu gibt es auch auf dem Etikett keine offizielle Angabe. Ohne ein Tasting bewegen wir uns hier im Reich der Spekulationen.

Farbe: Der Rum schimmert wie goldenes Bernstein im Glas. Ob dies nun an der Alterung oder an einem eventuellen Cognac - Finish liegt, ist mir nicht bekannt.

Viskosität: Dicke Schlieren fließen an der Glaswand hinab. Einige dicke Tropfen beißen sich regelrecht fest und scheinen sich fast gar nicht zu bewegen.

Nase: Die Nase ist äußerst zurückhaltend. Zarte Vanillearomen entschweben dem Glas. Ich kann eine gewisse Fruchtigkeit erahnen, welche jedoch von etwas Anderem in den Hintergrund gedrängt wurde. Exotische Früchte, darunter Mangos, und auch ganz gewöhnliche, wie Aprikosen, kann ich erkennen. Das was diese Fruchtigkeit zurückdrängt ist eine Mischung aus Gewürzen, weißen Weintrauben und leichten Fassaromen, wie z.B. Anis. Auch ein Hauch Butter ist in diesen Eindrücken mit verborgen. Bis jetzt hat sich ein WOW-Effekt noch nicht eingestellt.

Gaumen: Butteraromen mit einer dezenten Fruchtigkeit sind die Haupteindrücke des Gaumens. Die Fruchtigkeit ist am Gaumen aber eindeutig präsenter als sie es in der nase war. Dazu gesellen sich noch Peffer und ganz minimale Reifearomen. Auch Vanillearomen kann man erahnen. Der Alkohol ist fast gar nicht existent. Leider ist der Körper sehr gering und nicht sehr aussagekräftig. Ich muss gestehen ich bin enttäuscht. Ich hatte hier etwas mehr erwartet.

Abgang: Ganz feine Holznoten mit Vanillearomen bilden den Anfang. Während sie verblassen kommt noch einmal die Fruchtigkeit kurz zum Tragen. Anschließend folgen herbe Aromen. Am Ende verbleibt nur ein vager Buttergeschmack mit schwacher Frucht im Mund.

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Fazit: Es ist für mich schwer zu beurteilen, ob es sich hier um einen Rum aus einer Pot Still mit nachgeschalteter Column als Rektifikationskolonne handelt, oder um einen Blend aus Rums von Pot und Column Stills. Für ein reines, bzw normales Pot Still Destillat mit mittlerem Körper ist er einfach zu kraft- und saftlos. Vielleicht ein Rum aus einer Column Still, bei dem nicht alle Zwischenböden der Säule verwendet wurden? Die Ursprungsquelle dagegen ist einfach zu bestimmen. Im Jahre 1991 gab es die Foursquare Distillery noch nicht und die Blackrock Distillery war der Hauptlieferant aller Blender und Abfüller auf Barbados. Moment einmal, gab es da im Norden von Barbados nicht noch eine Brennerei die zurückverfolgt bis ins Jahr 1703 nachgewiesen Rum brannte? Ja, die gab es tatsächlich. Aber die Mount Gay Distillery schließe ich nach dem Geschmacksprofil kategorisch aus. Rums von dort schmecken eindeutig anders. Dieser Rum hat sehr große Ähnlichkeit mit dem Rum von Moon Import, welcher 2007 abgefüllt wurde und für ca. 34€ auf dem italienischen Markt erhältlich ist. Auch ein Rum den kein Connaisseur braucht. Alles in allem ist diese Abfüllung ohne Ecken und Kanten mit sanfter Süße. Er hinterlässt wahrlich keinen bleibenden Eindruck in mir und wird sehr wahrscheinlich nie mehr in einem Glas bei mir landen. Einem Sammler würde ich dazu raten, die Flasche niemals zu öffnen, da er einfach viel zu schwach auf der Brust ist und nicht mit der Komplexität anderer Rums aus Barbados mithalten kann. Selbst im Vergleich zu jungen Rums aus der alten Rockley Still verblasst er gerade zu. Ich fühle mich hier regelrecht an eine verirrte Touristengruppe inmitten eines tobenden Schlachtfeldes erinnert. Die Abfüllung wirkt einfach fehl am Platz. Zum Glück ist der Rum nahezu ausverkauft. Er wäre ohnehin nur ein Sammlerstück. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag!

Marco

Sonntag, 14. April 2013

Renegade Barbados 6 YO vs Plantation Barbados 5 YO

Hallo zum heutigen Rumvergleich!

Ich habe mir einmal zwei Fliegengewichte aus Barbados vorgenommen, die vielleicht für den einen oder anderen Leser als Daily Dram geeignet sind. Wer dieses Wort allerdings wörtlich nimmt, der sollte mal ernsthaft einen Gangzum Arzt oder einem Suchtberater seiner Wahl in Erwägung ziehen. ;) Ich werde also versuchen den am besten geeigneten Einsteiger unter den beiden Abfüllungen versuchen zu ermitteln. Wer allerdings schon einige Erfahrungen hat, der sollte gleich zu den im Fazit erwähnten Rums greifen und diese beiden Rums überspringen.

Zu den Abfüllungen:

Plantation Barbados 5 YO Singlecask
Der erste Rum ist eine Einzelfassabfüllung von Plantation. Im Grunde ist es der Barbados Grande Reserve 5YO mit einigen Monaten Reifezeit in ehemaligen Pineau Des Charentes-Fässern. Hierbei handelt es sich um ein alkoholisches Getränk, bestehend aus unfermentierten Traubenmost und Eau de vie de Cognac (der Ausgangsstoff für Cognac). Eine solche Kombination ist im Rum-Geschäft höchst unorthodox, aber bezeichnend für P. Ferrand. Der Rum kommt damit auf ganze drei (!) Fässer, in denen er verweilen durfte. Ehemalige Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche, alte ehemalige Cognac-Fässer (für die Reifung des Grande Reserve typisch) und eben die erwähnten Fässer des Pineau Des Charentes. Ich erwarte hier eigentlich keinen eindeutigen Rum aus Barbados mehr. P. Ferrand macht zur Destillerie keine Angabe. Es kann sich also auch um ein Destillat aus der Foursquare Distillery handeln, oder um die ältere Pot-Still (nicht die Rockley Still) aus Blackrock. Column-Stills besitzen beide Brennereien. Welche Brennerei hier also der Urheber ist, wird wohl im Dunkeln bleiben. Das soll uns jetzt aber vordergründig erst einmal nicht weiter stören.

Renegade Foursuqare 6 YO
Der Zweite Rum im Bunde ist der Renegade Barbados 6YO aus der Foursquare Distillery. Dieser Rum reifte in nur zwei Fassarten. Nämlich die typischen amerikanischen Weißeichenfässer und drei Monate in ehemaligen Vin Doux Naturel Banyul Fässern. Da diese Abfüllung auf ganze 3870 Flaschen kommt, kann man hier eigentlich schon gar nicht mehr von einer Einzelfassabfüllung reden, sondern von einem Jahrgangsrum, welcher sich aus einigen Fässern des selben Batches zusammensetzt. Anhand der Zahl schätze ich einmal, dass es bis zu 14 Fässer gewesen sein könnten. Für gewöhnlich wird der Inhalt einer Jahrgangsabfüllung zusammen vermischt, um keine zu großen Geschmacksunterschiede in den einzelnen Flaschen zu bekommen. Aber ob dies auch hier so praktiziert wurde, dass kann man nur vermuten. Fakt aber ist, dass der Rum in ein oder mehrere Weinfässer zum „Finishen“ kam, bevor er abgefüllt wurde. Ähnlich dem süßen Traubenmost im Pineau Des Charentes vermute ich hier einen leicht gesüßten Rum. Schließlich ist ein Banyul ein süßer Dessertwein. Wollen wir doch einmal sehen, ob ihm das Finish gut getan hat.

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Verkostung Renegade Barbados 6Y0 Banyul Finish & Plantation Barbados 5 YO Pineau Des Charentes Finish:



Preis:Den Renegade erstand ich in meiner Anfangszeit für 38,75€ bei Barfish.de. Das ist also schon eine kleine Weile her. Den Plantation kaufte ich für umgerechnet 46,80€ bei thewhiskyexchange.com. Beide Rums ohne Versandspesen.

Alter:Das offizielle Alter des Renegade wird mit 6 Jahren angegeben. Das jahr der Herstellung ist 2000. Der Plantation wird mit schlichten 5 Jahren ausgezeichnet und es ist kein Jahrgang angegeben. Es bleibt einem also der eigenen Fantasie überlassen, aus welchen Jahr er stammt.

Alkoholstärke:Der Renegade kommt mit typischen 46% vol. daher. Der Plantation hat mal gerade noch 40% vol.. Er dürfte als wesentlich geschmeidiger sein, trotz seines jungen Alters. Zugegeben der Renegade ist gerade einmal einen Zähler älter, aber bei 46%vol. könnte da schon ein wenige mehr die Jugendlichkeitzum Vorschein kommen. 6 Jahre sind ja schließlich nicht viel. Lassen wir uns überraschen.

Destillationsverfahren:Beide Rums sind ein "Blend" aus Pot- und Column-Still. Diese Kombinationen gibt es tatsächlich in der Blackrock Distillery und in der Foursquare Distillery. Dort fungiert eine Pot Still als Wash Still und eine Column Still als Spirit Still. Im Falle der Blackrock Distillery gibt es diese Kombination sogar zweimal hintereinander. Ob dies tatsächlich so ist, wird man leider nicht mehr ganz nachvollziehen können, da ich durch die Finishs nur noch verwaschene Geschmacksgrenzen erwarte. Ich werde also auf dieses Thema nicht näher eingehen.

Farbe:Der Plantation hat einen satten Goldton und glänzt wie ein heller Bernstein im Glas. Der Renegade ist im Vergleich dazu etwas heller, hat also einen leichten Goldton.

Viskosität:Beide Rums fließen sehr schnell zurück zum Glasboden. Nur sehr vereinzelt bilden sich Perlen an der Glaswand. Die Rums sind also wenig ölig. Bei den angegebenen Reifezeiten aber auch kein Wunder.

Nase:Der Plantation riecht sehr nach süßer Vanille. Ich kann Spuren von Sahne und Karamell erkennen. Der Rum wirkt wie ein süßes Karamellsahnebonbon. Dieser Geruchseindruck dominiert in der Nase. Auch Trauben (weiß) sind enthalten. Dies kommt wohl vom Finish im Pineau Des Charentes-Fass. Der Alkohol brennt leicht in der Nase. Ein ziemlich ungestümer, junger Rum, der mit einem ganz ungewöhnlichem Fass verändert wurde. Für meinen Geschmack einen Tick zu süß in der Nase. Diese Süße scheint geradezu im Glas zu stehen. Nur mit viel Mühe, kann man hier noch Butteraromen und Feigen erkennen, die für leichte Rums aus Barbados typisch sind.



Eine leichte Fruchtigkeit vermischt mit Feigen, Butteraromen, einer Priese Pfeffer und schwach herben Anklängen dominiert das Glas. Dazu gesellen sich leichte Weinaromen und feine Traubenaromen mit einer ganz schwacher Süße. Diese Aromen kommen vom Finish im Banyul-Fass. Der Renegade wirkt weniger wie ein Süßling als der Plantation und macht auch einen deutlich eleganteren Eindruck. Die Nase ist jedoch ein wenig zurückhaltender als beim Plantation. Im direkten Vergleich stört mich dies jedoch nicht im geringsten. Hier riecht man noch deutlich das Ursprungsland des Rums. Ganz anders also als beim Plantation, der einen Tick künstlich anmutet.

Gaumen: Die Nase hat es mich schon vermuten lassen, doch der erste Schluck ist wie ein kleiner Schock: Eine heftige Süße gepaart mit Vanille ist im Rum enthalten. Dazu kommen Aromen von Sahne, Butter und Feigen. Hier schmeckt man nun das Ursprungsland. Allerdings ist er so sehr gesüßt, dass das Trinken einiges an Konzentration erfordert. Der Alkohol macht sich nur sehr leicht bemerkbar. Ich erkenne noch Spuren von Nelken und Pfeffernoten.

Die Süße beim Renegade ist hier deutlich zurückhaltender und nicht zu aufdringlich, aber immer noch vorhanden. Dies ist dem Finish mit Dessertwein geschuldet. Dazu kommen deutliche Pfeffernoten mit typischen Butteraromen und ganz leicht pflanzlichen Anklängen im Hintergrund. Dieser Rum ist noch eher ein Barbadier als der Plantation, der gerade zu verzerrt wirkt. Es ist und bleibt jedoch ein leichtes Destillat, aber im Vergleich der bessere Rum von beiden am Gaumen.

Abgang:Süße Butteraromen mit Vanille bilden den Anfang. Die Süße lässt jedoch zum Glück nach kurzer Zeit nach und es folgen leicht herbe, pflanzliche Anklänge. Der Abgang ist nur am Ende noch typisch für leichte Rums aus Barbados. Der Rest wirkt geradezu aufgesetzt und ist einfach viel zu süß. Ich habe ja mit einer gewissen Süße gerechnet. Aber das ist mir einfach zu viel. Die Vanille-Butteraromen verbleiben bis zum Schluss noch im Mund. Dies ist echt nur was für Leute mit einer Affinität zu alkoholischem Zucker.

Butteraromen mit Pfeffernoten bilden den Anfang. Diese verschwinden nach kurzer Zeit und die pflanzlichen Anklänge kommen wieder zum Vorschein. Der Rum hat im Abgang noch weniger Süße als zuvor am Gaumen. Die Butteraromen bilden zusammen mit den herben Anklängen den Schluss des Abgangs. Eine ganz schwache Fruchtigkeit ist nur zu erahnen.

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Fazit:Wenn es denn schon eine leichte Einzelfassabfüllung oder Jahrgangsrum aus Barbados sein muss, dann kommt hier nur der Renegade infrage. Der Plantation ist einfach viel zu süß und schmeckt wie ein Karamellsahnebonbon. Barbados kann man hier nur noch schwer entdecken, vorausgesetzt man weiß auch wonach man suchen muss. Das Cognac-Fass hat ihn schon sehr süß gemacht (ich kenne den Grande Reserve), aber das Pineau Des Charentes-Fass hat den Rum endgültig gekillt. Ob er für einen Cocktail noch etwas taugt weiß ich leider nicht, da ich kein Mixer bin. Der Renegade ist im direkten Vergleich weniger geschmeidiger am Gaumen, aber dafür noch eher ein Rum im eigentlichen Sinne. Mit einem natürlichen oder echten Rum verbinde ich eine dezente Süße, die nicht alles überdeckt, was ein Rum aus demselben Land ohne Finish auch auszeichnet. Wer ohne Schuld ist möge bitte den ersten Stein werfen, aber so kann und werde ich nur den Renegade als Gewinner dieses Vergleiches küren, wennes denn wirklich ein leichtes Destillat aus Barbados sein muss. Wer die Insel richtig kennen lernen möchte, dem kann ich nur Einzelfassabfüllungen aus der Rockley Still (jetzt bei Blackrock) oder aus einer der Mount Gay Pot-Stills ans Herz legen. Diese sind das Beste was Barbados zu bieten hat. Hierzu gehören der noch vereinzelt verfügbare Bristol Classic Rum Mt. Gay 8 YO, oder wer es auch stärker mag eine Abfüllung in Fassstärke von Duncan Taylor oder Cadenhead. Wer es ganz anspruchsvoll mag, der sollte sich die Rums der Rockley Still ansehen. Um den Plantation sollten sie einen großen Bogen machen, bzw. sie hätten eigentlich einen großen Bogen machen müssen, denn der Rum ist (zum Glück) inzwischen schon fast ausverkauft. Den Renegade gibt es vereinzelt noch, aber die Bestände neigen sich auch hier mittlerweile dem Ende entgegen. Habe ich hier etwa gerade einen erleichterten Seufzer gehört? Ich wünsche Ihnen noch einen ungetrübten Abend. ;)



Marco