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Sonntag, 9. Februar 2014

Velier Enmore 1995 Full Proof Old Demerara 16 YO

 (the English part is just below, just skip the German part) 

Und noch ein Demerara...

Es ist mal wieder Zeit für einen Rum vom italienischen Abfüller Velier. Laut Label haben wir hier eine kleine Besonderheit. Es handelt sich hier um einen der letzten Jahrgänge aus Enmore.

Zur Abfüllung:

Diese Abfüllung soll die letzte Destillation auf der Enmore Plantage gewesen sein, bevor ihre Brennblasen zu Uitvlugt verlegt wurden. Uitvlugt selbst wurde im Dezember 1999 stillgelegt. Bisher gab es auf Barrel-Aged-Mind ganze zwei Abfüllungen von Velier aus Enmore. Einmal den Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO als auch den Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO. Beide Rums entsprachen dem Stil / Mark M.E.A. und wurden auf der Versailles Pot Still produziert. Diese Abfüllung hier hat als Ursprung auch eine Pot-Still auf dem Label gelistet. Allerdings sagt mir das Mark E.L.C.R., dass es sich hier um einen Rum aus der Enmore Coffey Still handelt. Also eine falsche Angabe auf dem Label. Dieser Rumstil soll laut Velier ein leichterer Rum aus der Enmore Coffey Still sein. Zumindest steht das so auf ihrer Hompepage. Also leichter als der ursprüngliche Stil E.H.P.. Lassen wir uns überraschen. ;) Wofür E.L.C.R. steht ist nicht ganz geklärt. Es könnte für Enmore Light Coffey Rum stehen. Aber hierfür fehlt leider ein aussagekräftiger Beweis oder eine Quelle. Was E.H.P. bedeutet ist allerdings eindeutig. Sie sind die Initialen des Gründers, bzw. des Namensgebers der Enmore Plantage Edward Henry Porter. Ich fand bei meinen Nachforschungen ja einige Hinweise, dass bereits sein Vater Thomas Porter das Lot der Plantage zwar besaß, aber es noch keinen Namen hatte. Die Details kann man, wie immer, bei meinem Artikel zu den Destillerien in Guyana nachlesen. Ich erwarte hier also einen Rum mit leichtem Körper. Wie sich hier allerdings die Tropenlagerung nach 16 Jahren auf diesen einwirkte ist schwer abzuschätzen. Die bisher von mir getasteten Rums von Velier wurden durch diese Art der Reifung bereichert und nicht verschlimmbessert. Ich erwarte also wieder einen ähnlichen Rum mit hoher Qualität. Wollen wir doch einmal sehen ob das auch stimmt. Die Abfüllung bestand aus 8 Fässern. Diese hatten die Nummern 7104 – 7111. 

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Verkostung Velier Enmore 1995 Full Proof Old Demerara 16 YO:

Preis: Ich erstnd meine Flasche für rund 119€ bei einem französischen Onlineshop. Natürlich ohne Versandkosten.

Alter: Der Rum wurde im Jahre 1995 gebrannt und im Februar 2011 abgefüllt. Das offizielle Alter beläuft sich auf 16 Jahre.

Alkoholstärke: Die Fassstärke beläuft sich noch auf ganze 61,2%vol. Erneut werde ich eine Probe auf ca.49% verdünnen.

Destillationsverfahren: Die offizielle Angabe weist auf eine Single Pot Still als Urheber an. Dies kann aber laut Mark eigentlich nicht sein.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem sehr dunklen Bernstein. Ob dies jetzt alleine von der tropischen Lagerung kommt, kann ich nicht mit absoluter Gewissheit sagen.

Viskosität: Von der Krone am oberen Glasrand fließen dicke Schlieren hinab. Einige bleiben ganz oben richtig an der Glaswand kleben. Die Öligkeit ist also angemessen für eine tropische Lagerung.

Nase: Exotische Früchte verwoben mit ganz leichten Anisaromen entschweben dem Glas. Ich erkenne Aprikosen, Mangos und Papayas. Weiter vom Glas entfernt erhascht man süße Vanillearomen. Umhüllt werden diese Aromen von dezentem Karamell. Taucht man die Nase ganz ins Glas drescht der Alkohol geballt auf die Nase ein. Die Früchte werden vom Alkohol leider zur Seite gedrängt. Minimal erkenne ich auch Jod und Kräuter. Die Fasslagerung ist in der Nase nicht zu verleugnen, ist bei dieser hohen Trinkstärke aber eher noch zurückhaltend. Tiefer im Glas kann man die Holzaromen des Fasses riechen. Die Aromen sind aber leider zu kompakt um weitere Einzelheiten zu erkennen. Mal sehen wie sich der Rum mit Wasser entwickelt. 

Mit Wasser reiche ich nun deutlich Kräuter- und Anisaromen. Die Früchte sind nun eher zögerlich und verstecken sich eher im Hintergrund. Das Verhältnis dieser Aromen hat sich durch die Verdünnung komplett gedreht. Dennoch erkenne ich noch Mangos und Aprikosen. Weiter vom Glas entfernt ist die Vanille nun deutlich schwächer geworden und wird nun ebenfalls von Kräuteraromen durchzogen. Das Jod ist nun ebenfalls deutlicher geworden. Auch schwingt nun eine Spur geräuchertes altes Holz mit diesem Aroma. Die exotischen Früchte blitzen nur noch kurz geballt auf, wenn man das Glas schwenkt. Lässt man den Rum ruhen, dann kommen die erwähnten Kräuteraromen deutlich zur Geltung.

Gaumen: Eine mittelmäßige Süße vermischt mit leichten Anisaromen bilden den Anfang. Dazu gesellt sich schnell Karamell, Butter- und Eichenaromen. Der Rum ist sehr ölig und verbreitet sich im gesamten Mundraum. Der Alkohol brennt zu beginn auf der Zunge, lässt aber nach einigen Sekunden wieder nach. Dennoch ist dieser Rum sehr stark und sollte nicht unterschätzt werden. Ich schmecke auch geräuchertes Holz und Jod. Der Rum ist leicht salzig und enthält nur wenig Früchte am Gaumen. Nun ich muss deutlich gestehen: Da hatte ich schon bessere Rums von Velier im Glas. Die Wollen wir doch mal sehen was mit der Zugabe von Wasser geschieht. 

Mit Wasser kommen die Kräuteraromen am Gaumen deutlich mehr zum Vorschein. Der Alkohol brennt immer noch deutlich auf der Zunge. Ich schmecke einen medizinischen Beiklang, sowie Eukalyptusbonbons (?!) vermengt mit einer dezenten Süße. Das Brennen lässt wieder nach einigen Sekunden nach. Der Rum schmeckt nun leicht salzig und enthält Jod. Leicht bittere Holzaromen breiten sich am Gaumen aus. Man könnte fast glauben, es handelt sich hier um eine bittere Medizin im Glas. So etwas wie ein Hustensaft. Es ist echt schwer zu sagen, welche Eindrücke vom Rum selbst und welche vom Fass stammen.

Abgang: Anisaromen gepaart mit Karamell bilden den Anfang. Danach erscheinen bittere Holzaromen am Gaumen, verblassen nach einer Weile aber wieder. Was bleibt ist ein salziger Nachgeschmack, vermischt mit Butter, Holz und leichten Kräuteraromen. Der Abgang ist leider nicht übermäßig lang und erinnert mich entfernt an einen Rum aus Barbados. 

Salzige Kräuteraromen garniert mit leicht medizinischen Anklängen bilden den Anfang des Abgangs. Die Süße ist dezent aber doch vorhanden. Die Frucht wird zu sehr von Holzaromen in den Hintergrund gedrängt. Nach einigen Sekunden verblassen diese Eindrücke und ein buttriger Nachgeschmack mit dezentem Eukalyptus verbleibt am Gaumen. 

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Fazit: Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber dieser Rum war anscheinend zu schwach um der Tropenlagerung standhalten zu können oder hatte seinen Zenit einfach schon lange überschritten. Mit der Komplexität und den im Vergleich dezenten Holzaromen anderer Abfüllungen von Velier kann er zum Beispiel absolut nicht mithalten. Die anderen Abfüllungen aus Enmore waren alle sehr gut und hatten eine hohe Qualität. Hier werde ich allerdings den Eindruck nicht los, dass das Fass seinen Inhalt zu sehr veränderte. Mir sagt diese Abfüllung nicht wirklich zu, bin aber auch mittlerweile sehr verwöhnt, wenn es um Qualität und Klasse geht. Verdünnt gewann ich sogar den Eindruck einen leicht bitteren Hustensaft im Mund zu haben. Da wurden sogar Kindheitserinnerungen wach (keine Guten übrigens). Dieser Rum könnte wirklich eine leichte Variante aus der Enmore Still gewesen sein. Leider wohl zu leicht für diese Art der Reifung. Der Rum mag sicher seine Liebhaber finden, aber ich gehöre leider nicht zu ihnen. Und da ich nicht sonderlich gut von ihm angetan bin, werde ich diese Abfüllung auch nicht empfehlen. Aber in jeder guten Familie gibt es wohl immer ein schwarzes Schaf, dass besonders auffällt und nicht so recht ins Gesamtbild passen mag. Bei Velier ist es wohl diese Abfüllung, die ich persönlich wohl niemals abgefüllt hätte. Aber da die Geschmäcker verschieden sind, wird auch dieser Rum seine Käufer haben. Die diversen Kommentare bei verschiedenen Online-Shops scheinen diesen Eindruck auch zu bestätigen. Vom besten Rum aller Zeiten ist da bisweilen sogar die Rede. Da schenke ich mir doch lieber den Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara 13 YOzum Abschluss dieses Tastings ein und wünsche Euch noch einen schönen Sonntag! 

Marco 


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Once again a welcome to Barrel-Aged-Mind!

It's time again for a Demerara rum from the Italian bottler Velier. According to the label we have a little speciality. This is one of the last vintages from Enmore.

The Bottling:

This bottling is the final distillation of the Enmore plantation before the stills were transferred to Uitvlugt. Uitvlugt itself was shut down in December 1999. So far, there were two bottlings of Velier from Enmore on Barrel-Aged Mind. The Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO and the Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO. Both rum did correspond to the style / Mark of MEA and were distilled with the Versailles pot still. This bottling here has been stated as a product of a pot still on the label. However, I says the mark ELCR is a rum from the Enmore Coffey Still. So a false statement on the label. Velier stated on their own website that this rum-style is a lighter rum from the Enmore Coffey Still. Therefore lighter than the original style of EHP. We will see. ;) What is the meaning of ELCR? It could stand for Enmore Light Coffey Rum. But unfortunately I am lacking a source pr proof for this assumption. However, the meaning of EHP is cknown. They are the initials of the founder, and the namesake of the Enmore plantation, Edward Henry Porter. I found in my research even some evidence that his father Thomas Porter might did own the plantation before him, but the Lot of the granted land has no name. The details are to be found in my article about the distilleries in British Guiana. So I am expecting a rum with a light body. However, the effect of a tropical maturation after 16 years on a light rum is difficult to assess. The previously tasted rums of Velier were enriched by this type of maturation and were not utterly destroyed by it. So I expect again a similar Rrm with high quality. Let's see if that's true. The bottling consisted of 8 barrels. Those 8 barrels had the numbers 7104-7111. 

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Tasting Velier Enmore 1995 Full Proof Old Demerara 16 YO:

Price: I bought my bottle for around € 119 from a French online shop. Of course without shipping charges.

Age: The rum was distilled in 1995 and bottled in February 2011. The official age is 16 years.

ABV: The cask strength amounts to 61.2%abv. I'm going to dilute a sample to approx. 49%abv.

Process of distillation: The official statement states a Single Pot Still as origin.

Colour: Very dark amber. I can not say with absolute certainty whether this now comes alone from the tropical maturation or not.

Viscosity: From the crown at the top of the glass are thick streaks flowing down. Some pearls at the top are sticking on the glass wall. The oiliness is high for a tropical maturation.

Nose: Exotic fruits interwoven with very slight aniseed aromas are hovering in the glass. I recognize apricots, mangoes and papayas. Next to the glass I smell sweet vanilla flavours. Enveloped are these aromas with subtle caramel. If you dip the nose into the glass then the alcohol is strongly burning in the nose. The fruits are unfortunately forced to step aside by the alcohol. I recognize minimal iodine and herbs. The barrel influence is undeniable in the nose, but at this high drinking strength it rather remain cautious. Deeper in the glass you can smell the aromas of wood from the barrel. But the flavour-profile is unfortunately too dense to see more details. Let's see how the rum develops with a little bit water.

With water I do now clearly recognise herbal and aniseed aromas. The fruits are now more hesitant and hide rather in the background. The ratio of these flavors has completely turned by the dilution. However, I still recognize mangoes and apricots. Further away from the glass the vanilla has become much more weaker and is now also soaked with herbal aromas. The iodine now also stronger present. A track of smoked old wood is now interwoven with this flavor. The exotic fruits are just shortly flashing up after a panning of the glass. If you let the rum breathe then the mentioned herbal flavors will become more present.

Palate: A moderate sweetness mixed with slight aniseed aromas form the beginning. These are fast joined by caramel, butter and oak flavours. The rum is very oily and spreads throughout the mouth. The alcohol burns at the beginning on the tongue, but it is becoming more gentle after a few seconds. However, this rum is very strong and should not be underestimated. I taste smoked wood and iodine. The rum is slightly salty and contains little fruit on the palate. Now I must confess plainly: I've had better rums of Velier in the glass. But we'll see what happens with the addition of water. 

With water the herbs are much more present on the palate. The alcohol burns still slightly on the tongue. I taste a medical connotation and eucalyptus-bonbons(?!) This impression is mixed with a subtle sweetness. The burning disappears after a few seconds. The Rum tastes slightly salty and now contains more iodine. Slightly bitter oak is spreading out on the palate. One could almost believe that this here is a bitter medicine in the glass. Something like a cough syrup. It's really hard to say what impressions come from rum and what comes from the barrel.

Finish: Aniseed aromas combined with caramel form the beginning of the finish. Then bitter oak appears but it is fading out again.What remains is a salty aftertaste, mixed with butter, wood and light herbal flavours. The finish is not excessively long and reminds me of a rum from Barbados. 

Savory herb flavours topped with slightly medicinal notes. The sweetness is subtle, but yet again available. The fruit is pushed away too much in the background by the oak. After a few seconds the impression of eucalyptus and a buttery taste remains on the palate. 

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Conclusion: I never thought I would say this, but this rum is apparently an example of a to light rum with tropical maturation or the tasteable effect of a too active cask in the tropics. It simply had passed its zenith long age. It can not compete with the quality or complexity of other bottlings from velier. They had only a subtle wood flavours. The other bottlings from Enmore were all very good and had a high quality. Here however, I can not deny the impression that the barrel has drastically changed it's content. I did not like this bottling very much. But I have to confess, that I am spoiled by now. I had too much good rums in the glass, so please keep that in mind when you are reflecting this review. In its diluted state I had the feeling of tasting a slightly bitter cough syrup. Even some childhood memories did flash up. This rum could have been truly a lighter version of EHP from the Enmore still. Unfortunately; I can't clearly taste the original rum. I mainly do taste the barrel flavours with a little rum feeling in the mouth. This rum will clearly find its lovers. Sadly I am not one of them. And because I did not like it I will not give buy-recommendation. But there will always be a black sheep in the crow. Even in the most decent rum families. In the overall picture I did not convince me. When it comes to Velier, it could be very well this bottling. I admit that I would have never bottled this rum. But the tastes differ from person to person and I say it again: Some guys might really love that stuff. Its just not me. The various comments at some online stores seem to confirm that impression, that it is being loved. I would rather enjoy the Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO. I wish you a nice Sunday! 

Marco

Sonntag, 5. Mai 2013

Cadenhead Green Label Demerara (Enmore Distillery) 15 YO

Heute möchte ich eine kleine Kostbarkeit präsentieren. 

Es handelt sich um zwei steinalte Abfüllungen von WMC Cadenhead. Durch eine kleine endlose Suche konnte ich diese zwei Flaschen bei einem Weinhändler aufspüren und für mich und den Blog sichern. Wollen wir also gleich zur Sache kommen? ;)

Zur Abfüllung:

Cadenhead Green Label Demerara 15 YO (Altes Label)
Cadenhead verwendet schon seit den frühen 90ern das heute bekannte Label im modernen Stil für die Green Label Serie. Dieses Label wurde also bis Ende der 80er verwendet und ist steinalt. Früher druckte Cadenhead noch das Abfülldatum auf den Flaschenhals unter dem Verschluss. Als ich eine Flasche öffnete erlebte ich erst einmal eine ernüchternde Enttäuschung. Die Zahlen sind stark abgerieben, da man den Verschluss drehen konnte und die Zahlenfarbe hat sich durch die vielen Jahre stark abgenutzt. Die sehr dunkle Farbe deutet auf den alten Demerara Stil hin, der vor dem Verkauf gefäbrt wurde. Ich erwarte also eine entsprechende Melasse-Aromenbombe, ähnlich dem Cadenhead KFM 16 YO und dem Cadenhead REV 11 YO. 

Nachtrag 21.11.2015: Durch zusätzliche Informationen konnte ich die Verwendung dieses alten Labels eingrenzen. Ein Connaisseur auf Facebook schickte mir Fotos dieser Abfüllung, zwecks einer Identifizierung. Die Bilder zeigten die Nummer 92 / 27. Es war also ein Cadenhead Green Label Demerara 15 YO, welcher 1992 abgefüllt wurde und 1977 destilliert wurde. Optisch sah er identisch mit dieser Abfüllung hier aus. Es dürfte sich ebenfalls um einen Rum aus der Enmore Distillery handeln. Zumindest habe ich einen Rum aus 1977 von Enmore schon gesehen.

Die Zahl auf dem Frontlabel im Licht einer Taschenlampe
Es sieht so aus, als ob ich mich geirrt habe. Bei einer der beiden Flasche war keine Zahl auf der Rückseite des Frontlabels zu erkennen. Da war nur ein schwarzer Balken. Bei der zweiten Flasche allerdings ist eine Zahl zu erkennen. Es ist 95 / 305. Das heißt, dass dies ein Rum aus der Enmore Distillery ist und er wurde 1980 dort destilliert. Mein Dank geht an GFree Zouille für den Denkanstoß! Sein Green Label Demerara 15 Yo hat allerdings eine andere Nummer als meiner. Welch ein Jammer das so viele Rums anonymisiert verschwanden. Ich möchte mich für meinen Irrtum an dieser Stelle entschuldigen. Wer mehr über den Nachweis dieser Nummer und dem Abfülljahr wissen möchte, dem sei dieses Review ans Herz gelegt. Hier wurde aufgrund neuerer Batches die Theorie bestätigt, dass die erste Zahl das Abfülljahr und die zweite Zahl die Nummer der Abfüllung im besagten Jahre darstellt. Letzteres wurde zwar nicht bewiesen, erscheint aber mehr als plausibel. So kann man jedes Fass einzeln identifizieren. Dieses alte Frontabel wurde also noch bis 1995 verwendet und verschwand dann bis 1999. Der Green Label Barbados 13 YO (1986 - 1999) verwendete schon das bis heute bekannte Frontlabel der Green Label Serie. Ab wann das Logo dieses Rums aus 1980 verwendet wurde ist mir leider nicht bekannt. Allerding habe ich Bilder eines ganz alten Labels gesehen, welche noch British Guiana als Quelle angaben. Es sieht total anders aus als dieses hier und sie hatten auch die Destillationsart mit auf dem Label (Pot Still).. Allerdings findet man diese Bilder nur in Asien auf ganz alten Blogeinträgen. Interessant waren diese Bilder aber dennoch. Sie gewährten einen seltenen Blick in die Vergangenheit.

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Verkostung Cadenhead Green Label Demerara 15 YO Old Label:


Die Zahl auf der Frontseite (schlecht lesbar)
Preis: Ich denke nicht, dass der gute Händler wusste was er da in seinem Regal verstauben ließ. Ich konnte die Rums zum regulären Preis von 49,95€ pro Flasche erstehen.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben. Auch auf den alten Labeln geizte Cadenhead schon mit Details und so erfährt man sonst nichts. Die Nummer verrät uns, dass der Rum 1995 abgefüllt wurde. Das grenzt den Zeitraum der Destillation auf 1980 ein.

Alkoholstärke: Der Rum wurde auf eine Trinkstärke von 46% vol. verdünnt. Also eine schon damals sehr übliche Trinkstärke.


Destillationsverfahren: Hierzu gibt es keine offizielle Angabe von Cadenhead. Ich werde mich auch jetzt an dieser Stelle noch nicht hierüber äußern, da alles nur Vermutungen wären, die niemandem helfen würden. Vielleicht sagt mir mein Gaumen und meine Nase um was für einen Rum es sich handelt und aus welcher Still er stammt.

Farbe: Der Rum ist fast schon rötlich braun und sehr dunkel. Dies ist mit Abstand der dunkelste Demerara den ich persönlich im Glas hatte.


Viskosität: Viele kleine Schlieren fließen an der Glaswand hinab. Einige bleiben jedoch auf ihrem Weg hinab kleben und bewegen sich nicht mehr. Dieser Rum hat eine sehr große Öligkeit. Er hat also schon einen guten Fasseinluss gehabt.

Nase: Holy Smoly! Das ist kein normaler Rum. Das ist ein Konzentrat! Ich rieche leckere Melasse gepaart mit einer noch erträglichen Süße. Dazu gesellen sich Kräuter, die ich nur schwer identifizieren kann. Vielleicht Thymian oder etwas Ähnliches. Auch eine gewisse Fruchtigkeit ist enthalten. Ich erkenne überreife und exotische Früchte. Mangos und Papayas sind am ehesten zu erkennen. Auch Orangenaromen kann ich kurz nach schwenken des Glases erkennen. Begleitet wird das Ganze von deutlichen Eichenaromen und Anis. Diese beiden Eindrücke ordne ich der Fassreife zu. Auch leichte Spuren von Rauch, Salz und Teer sind enthalten. Dazu noch ein Schuss Lakritze. Dieser Rum riecht nach einem dicken Konzentrat, mit dem Besten Geschmacksaromen der Karibik darin. Je länger der Rum atmet, desto intensiver werden die Eindrücke. Meine Nase sagt mir schon, aus welcher Destillerie dieser Rum stammt. Doch dazu später mehr.

Gaumen: Ein sehr interessanter Rum. Die Süße wird durch eine leichte Bitterkeit, hervorgerufen durch die Fassreife, im Zaum gehalten. Beides hält sich die Waage. Melasse, mit Eichenaromen und Kräuteraromen dominieren am Gaumen. Dazu kommt eine schwache Fruchtigkeit. Blutorangen, Mangos und Papayas. Er ist zudem etwas ölig am Gaumen. Salz, Teer und Lakritze sind ebenfalls zu erkennen. Der Rum schmeckt fast so bombastisch, wie er in der Nase einschlug. Allerdings fehlt das gewisse kleine Etwas. Je länger der Rum am Gaumen verweilt, desto krasser werden die Eichenaromen und die Melasse.

Abgang: Zuerst ist der Abgang fruchtig und mit Melasse angereichert. Nach wenigen Sekunden kommt eine leichte Bitterkeit zum Vorschein, die jedoch nicht zu dominant wird. Wer starken Kaffee mag wird hierüber lachen. Die Melasse mit Kräuteraromen verbleibt sehr lange am Gaumen. Auch Eichenaromen sind sehr präsent. Der Rum hat für 15 Jahre eine sehr hohe Fassreife. Vielleicht eine karibische Lagerung? Die Bitterkeit verschwindet immer mehr und es verbleiben Melasse, Kräuter, Lakritze und Teer am Gaumen, bis auch schließlich diese nach vielen Minuten verschwinden.

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Fazit: Was soll ich sagen? In meinen Augen hat der Rum seinen Zenit leicht überschritten. Mit 12 – 14 Jahren wäre er wahrlich perfekt gewesen. So bleibt nur die etwas ernüchternde Erkenntnis, das auch damals schon einige Fehler gemacht wurden. Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Der Rum ist sehr gut. Aber er ist nur etwas für Liebhaber des alten Demerara Dark Stils. Dieser Rum in Fassstärke muss ein regelrechtes Biest gewesen sein. Den Ursprung des Rums ordne ich zur Enmore Distillery. Für mich ist es außerdem ein Pot-Still Rum Es ist durchaus üblich bei Cadenhead Abfüllungen aus dem selben Batch in der Green Label Serie und in der Dated Distillation Serie zu veröffentlichen. Allerdings mit unterschiedlichem Alter und einer anderen Trinkstärke. Allerdings tauchte der jahrgang 1980 in der Dated Distillation Serie nicht auf. Aber ich fühle mich beim Riechen dieses Rums an den Cadenhead's Cask Strength Enmore Distillery KFM 16 YO mit 63,9% erinnert. Sicher, es gibt Unterschiede. Aber die grobe Struktur ist und bleibt Enmore in meinen Augen. Auch am Gaumen gibt es große Ähnlichkeiten. Allerdings ist die Trinkstärke doch höher und die Intensität variiert. Ich sehe mich aber im großen und ganzen in meiner Annahme der Enmore Distillery als Ursprung bestätigt. Ob es jedoch auch z.B. die Versailles Pot-Still ist, kann ich leider nicht erkennen. Dafür ist der Rum zu reif und mit Melasse überladen. Ob es noch eine weitere Pot-Still dort gab, das weiß ich leider nicht. Aber gut möglich wäre es, dass Enmore mehr als eine Pot-Still besaß. Dies war auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Erfahrung, die auch meinen Horizont in Sachen Rum erweitert hat. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Sonntag!

Marco

Nachtrag 21.11.2015: Die Nummer am Flaschenhals, welche ich für das Abfülljahr hielt, spielt wohl keine Bedeutung. Allerdings frage ich mich dann, warum haben dann drei meiner Rums, der Green Label Barbados 13 YO (1986 - 1999) der Green Label Barbados 15 YO (1986 - 2001) und der der Green Label Barbados 18 YO (1986 - 2004) keine einzige Nummer? Ein Fehler beim Abfüllen? Oder ist es Absicht, dass diese Rums aus Barbados keine Nummer bekamen? Ich kann es Ihnen leider nicht erklären.