Es handelt sich um zwei steinalte Abfüllungen von WMC Cadenhead. Durch eine kleine endlose Suche konnte ich diese zwei Flaschen bei einem Weinhändler aufspüren und für mich und den Blog sichern. Wollen wir also gleich zur Sache kommen? ;)
Zur Abfüllung:
Cadenhead Green Label Demerara 15 YO (Altes Label) |
Cadenhead verwendet schon seit den frühen 90ern das heute bekannte Label im modernen Stil für die Green Label Serie. Dieses Label wurde also bis Ende der 80er verwendet und ist steinalt. Früher druckte Cadenhead noch das Abfülldatum auf den Flaschenhals unter dem Verschluss. Als ich eine Flasche öffnete erlebte ich erst einmal eine ernüchternde Enttäuschung. Die Zahlen sind stark abgerieben, da man den Verschluss drehen konnte und die Zahlenfarbe hat sich durch die vielen Jahre stark abgenutzt. Die sehr dunkle Farbe deutet auf den alten Demerara Stil hin, der vor dem Verkauf gefäbrt wurde. Ich erwarte also eine entsprechende Melasse-Aromenbombe, ähnlich dem Cadenhead KFM 16 YO und dem Cadenhead REV 11 YO.
Nachtrag 21.11.2015: Durch zusätzliche Informationen konnte ich die Verwendung dieses alten Labels eingrenzen. Ein Connaisseur auf Facebook schickte mir Fotos dieser Abfüllung, zwecks einer Identifizierung. Die Bilder zeigten die Nummer 92 / 27. Es war also ein Cadenhead Green Label Demerara 15 YO, welcher 1992 abgefüllt wurde und 1977 destilliert wurde. Optisch sah er identisch mit dieser Abfüllung hier aus. Es dürfte sich ebenfalls um einen Rum aus der Enmore Distillery handeln. Zumindest habe ich einen Rum aus 1977 von Enmore schon gesehen.
Es sieht so aus, als ob ich mich geirrt habe. Bei einer der beiden Flasche war keine Zahl auf der Rückseite des Frontlabels zu erkennen. Da war nur ein schwarzer Balken. Bei der zweiten Flasche allerdings ist eine Zahl zu erkennen. Es ist 95 / 305. Das heißt, dass dies ein Rum aus der Enmore Distillery ist und er wurde 1980 dort destilliert. Mein Dank geht an GFree Zouille für den Denkanstoß! Sein Green Label Demerara 15 Yo hat allerdings eine andere Nummer als meiner. Welch ein Jammer das so viele Rums anonymisiert verschwanden. Ich möchte mich für meinen Irrtum an dieser Stelle entschuldigen. Wer mehr über den Nachweis dieser Nummer und dem Abfülljahr wissen möchte, dem sei dieses Review ans Herz gelegt. Hier wurde aufgrund neuerer Batches die Theorie bestätigt, dass die erste Zahl das Abfülljahr und die zweite Zahl die Nummer der Abfüllung im besagten Jahre darstellt. Letzteres wurde zwar nicht bewiesen, erscheint aber mehr als plausibel. So kann man jedes Fass einzeln identifizieren. Dieses alte Frontabel wurde also noch bis 1995 verwendet und verschwand dann bis 1999. Der Green Label Barbados 13 YO (1986 - 1999) verwendete schon das bis heute bekannte Frontlabel der Green Label Serie. Ab wann das Logo dieses Rums aus 1980 verwendet wurde ist mir leider nicht bekannt. Allerding habe ich Bilder eines ganz alten Labels gesehen, welche noch British Guiana als Quelle angaben. Es sieht total anders aus als dieses hier und sie hatten auch die Destillationsart mit auf dem Label (Pot Still).. Allerdings findet man diese Bilder nur in Asien auf ganz alten Blogeinträgen. Interessant waren diese Bilder aber dennoch. Sie gewährten einen seltenen Blick in die Vergangenheit.
Nachtrag 21.11.2015: Durch zusätzliche Informationen konnte ich die Verwendung dieses alten Labels eingrenzen. Ein Connaisseur auf Facebook schickte mir Fotos dieser Abfüllung, zwecks einer Identifizierung. Die Bilder zeigten die Nummer 92 / 27. Es war also ein Cadenhead Green Label Demerara 15 YO, welcher 1992 abgefüllt wurde und 1977 destilliert wurde. Optisch sah er identisch mit dieser Abfüllung hier aus. Es dürfte sich ebenfalls um einen Rum aus der Enmore Distillery handeln. Zumindest habe ich einen Rum aus 1977 von Enmore schon gesehen.
Die Zahl auf dem Frontlabel im Licht einer Taschenlampe |
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Verkostung Cadenhead Green Label Demerara 15 YO Old Label:
Die Zahl auf der Frontseite (schlecht lesbar) |
Alter: Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben. Auch auf den alten Labeln geizte Cadenhead schon mit Details und so erfährt man sonst nichts. Die Nummer verrät uns, dass der Rum 1995 abgefüllt wurde. Das grenzt den Zeitraum der Destillation auf 1980 ein.
Alkoholstärke: Der Rum wurde auf eine Trinkstärke von 46% vol. verdünnt. Also eine schon damals sehr übliche Trinkstärke.
Destillationsverfahren: Hierzu gibt es keine offizielle Angabe von Cadenhead. Ich werde mich auch jetzt an dieser Stelle noch nicht hierüber äußern, da alles nur Vermutungen wären, die niemandem helfen würden. Vielleicht sagt mir mein Gaumen und meine Nase um was für einen Rum es sich handelt und aus welcher Still er stammt.
Farbe: Der Rum ist fast schon rötlich braun und sehr dunkel. Dies ist mit Abstand der dunkelste Demerara den ich persönlich im Glas hatte.
Viskosität: Viele kleine Schlieren fließen an der Glaswand hinab. Einige bleiben jedoch auf ihrem Weg hinab kleben und bewegen sich nicht mehr. Dieser Rum hat eine sehr große Öligkeit. Er hat also schon einen guten Fasseinluss gehabt.
Nase: Holy Smoly! Das ist kein normaler Rum. Das ist ein Konzentrat! Ich rieche leckere Melasse gepaart mit einer noch erträglichen Süße. Dazu gesellen sich Kräuter, die ich nur schwer identifizieren kann. Vielleicht Thymian oder etwas Ähnliches. Auch eine gewisse Fruchtigkeit ist enthalten. Ich erkenne überreife und exotische Früchte. Mangos und Papayas sind am ehesten zu erkennen. Auch Orangenaromen kann ich kurz nach schwenken des Glases erkennen. Begleitet wird das Ganze von deutlichen Eichenaromen und Anis. Diese beiden Eindrücke ordne ich der Fassreife zu. Auch leichte Spuren von Rauch, Salz und Teer sind enthalten. Dazu noch ein Schuss Lakritze. Dieser Rum riecht nach einem dicken Konzentrat, mit dem Besten Geschmacksaromen der Karibik darin. Je länger der Rum atmet, desto intensiver werden die Eindrücke. Meine Nase sagt mir schon, aus welcher Destillerie dieser Rum stammt. Doch dazu später mehr.
Gaumen: Ein sehr interessanter Rum. Die Süße wird durch eine leichte Bitterkeit, hervorgerufen durch die Fassreife, im Zaum gehalten. Beides hält sich die Waage. Melasse, mit Eichenaromen und Kräuteraromen dominieren am Gaumen. Dazu kommt eine schwache Fruchtigkeit. Blutorangen, Mangos und Papayas. Er ist zudem etwas ölig am Gaumen. Salz, Teer und Lakritze sind ebenfalls zu erkennen. Der Rum schmeckt fast so bombastisch, wie er in der Nase einschlug. Allerdings fehlt das gewisse kleine Etwas. Je länger der Rum am Gaumen verweilt, desto krasser werden die Eichenaromen und die Melasse.
Abgang: Zuerst ist der Abgang fruchtig und mit Melasse angereichert. Nach wenigen Sekunden kommt eine leichte Bitterkeit zum Vorschein, die jedoch nicht zu dominant wird. Wer starken Kaffee mag wird hierüber lachen. Die Melasse mit Kräuteraromen verbleibt sehr lange am Gaumen. Auch Eichenaromen sind sehr präsent. Der Rum hat für 15 Jahre eine sehr hohe Fassreife. Vielleicht eine karibische Lagerung? Die Bitterkeit verschwindet immer mehr und es verbleiben Melasse, Kräuter, Lakritze und Teer am Gaumen, bis auch schließlich diese nach vielen Minuten verschwinden.
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Fazit: Was soll ich sagen? In meinen Augen hat der Rum seinen Zenit leicht überschritten. Mit 12 – 14 Jahren wäre er wahrlich perfekt gewesen. So bleibt nur die etwas ernüchternde Erkenntnis, das auch damals schon einige Fehler gemacht wurden. Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Der Rum ist sehr gut. Aber er ist nur etwas für Liebhaber des alten Demerara Dark Stils. Dieser Rum in Fassstärke muss ein regelrechtes Biest gewesen sein. Den Ursprung des Rums ordne ich zur Enmore Distillery. Für mich ist es außerdem ein Pot-Still Rum Es ist durchaus üblich bei Cadenhead Abfüllungen aus dem selben Batch in der Green Label Serie und in der Dated Distillation Serie zu veröffentlichen. Allerdings mit unterschiedlichem Alter und einer anderen Trinkstärke. Allerdings tauchte der jahrgang 1980 in der Dated Distillation Serie nicht auf. Aber ich fühle mich beim Riechen dieses Rums an den Cadenhead's Cask Strength Enmore Distillery KFM 16 YO mit 63,9% erinnert. Sicher, es gibt Unterschiede. Aber die grobe Struktur ist und bleibt Enmore in meinen Augen. Auch am Gaumen gibt es große Ähnlichkeiten. Allerdings ist die Trinkstärke doch höher und die Intensität variiert. Ich sehe mich aber im großen und ganzen in meiner Annahme der Enmore Distillery als Ursprung bestätigt. Ob es jedoch auch z.B. die Versailles Pot-Still ist, kann ich leider nicht erkennen. Dafür ist der Rum zu reif und mit Melasse überladen. Ob es noch eine weitere Pot-Still dort gab, das weiß ich leider nicht. Aber gut möglich wäre es, dass Enmore mehr als eine Pot-Still besaß. Dies war auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Erfahrung, die auch meinen Horizont in Sachen Rum erweitert hat. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Sonntag!
Marco
Nachtrag 21.11.2015: Die Nummer am Flaschenhals, welche ich für das Abfülljahr hielt, spielt wohl keine Bedeutung. Allerdings frage ich mich dann, warum haben dann drei meiner Rums, der Green Label Barbados 13 YO (1986 - 1999), der Green Label Barbados 15 YO (1986 - 2001) und der der Green Label Barbados 18 YO (1986 - 2004) keine einzige Nummer? Ein Fehler beim Abfüllen? Oder ist es Absicht, dass diese Rums aus Barbados keine Nummer bekamen? Ich kann es Ihnen leider nicht erklären.
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