Sonntag, 17. Februar 2013

Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery PM 1991 14 YO

Ein herzliches Willkommen auf Barrel-Aged-Mind! 

Die heutige Abfüllung ist der Cadenhead Dated Distillation Uitvlugt Distillery PM 1991 14 YO!

Zum Abfüller:

Wieder einmal verkoste ich einen Rum von Cadenhead. Es handelt sich um einen Rum aus der Uitvlugt Distillery („Eyeflat“ ausgesprochen). Diese wurde 2000 endgültig geschlossen und befand sich westlich von Georgetown. Die Ursprüngliche Still dieser Destillerie war eine French Savalle Still. Dieser Rum ist jedoch ein Pot-Still Rum, also gar kein „richtiger“, bzw. ursprünglicher Rum aus Uitvlugt. Allerdings stand bis zur Schließung der Destillerie im Jahre 2000 noch die alte Double-Wooden Pot-Still der ehemaligen Port Mourant Distillery. Diese Still vermute ich hier auch als Ursprung. Die alte Port Mourant Distillery lag östlich von Neu-Amsterdam an der Küste von Guyana. Das Datum ihrer Schließung konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Nach ihrem Aus wurde die Double-Wooden Pot-Still nach Uitvlugt gebracht und verrichtete dort ihren Dienst bis zum Jahre 2000. Heute steht sie in der Diamond Distillery, der letzten verbliebenen und aktiven Destillerie in Guyana. Ein weiterer guter Hinweis für meine Theorie ist, neben der Angabe der Still auf der Flasche, auch das offizielle „Mark“. Mehr Informationen zu den Marks oder DDL findet ihr auf cocktailsoldfashioned.de. An dieser Stelle meinen allerherzlichsten Dank an Sascha für seine Arbeit auf diesem Gebiet! Solche Leute braucht die Rum-Gemeinschaft.

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Verkostung Cadenhead's Demerara Rum Uitvlugt PM 14 YO:

Preis: Diesen Rum kaufte ich für 56,50€ bei RumCompany.de. Viele Anbieter gibt es aber nicht mehr, die diesen Rum in ihrem Sortiment auflisten. Aber das ist angesichts der Erstveröffentlichung auf dem europäischem Markt auch kein Wunder.

Alter: Der Rum wurde irgendwann im Jahre 1991 gebrannt und erst 2006 abgefüllt. Genauere Angaben gibt es hierzu nicht. Das offizielle Alter wird mit 14 Jahren angegeben. Ein Rum mit annähernd 7 Jahren Verfügbarkeit also.

Alkoholstärke: Die Fassstärke dieses kleinen Monsters beträgt ganze 70,7% vol. Nach 14 Jahren Fassreife eine immer noch ansehnliche Trinkstärke. Ich werde eine kleine Probe des Rums einmal auf ca. 55% verdünnen, um ihm mehr Aromen zu entlocken. Warum ausgerechnet 55%? Weil das meiner Meinung nach sich in dem Grenzbereich befindet, in dem die meisten Rums noch am besten schmecken. Dieser Bereich erstreckt sich für meinem Geschmack von 52% - 55%. Der Alkoholanteil ist soweit reduziert, dass er nicht übermächtig wirkt (Nicht, dass ich ein Problem damit hätte). Gleichzeitig ist der Rum jedoch nicht zu sehr verwässert worden und besitzt immer noch genug Kraft um zu glänzen. Aber das mag jeder Connaisseur für sich selbst entscheiden.

Destillationsverfahren: Die Angabe einer Pot-Still und das Mark „PM“ verrät mir, dass die alte Double-Wooden Pot-Still von Port Mourant benutzt wurde, um diesen Rum zu brennen.

Farbe: Der Rum besitzt eine kräftige, goldene Farbe. Das kann man auch nach 14 Jahren Fassreife durchaus erwarten. Sie verrät mir außerdem, dass dieser Rum im kontinentalen Klima reifte und nicht in den Tropen. Wäre das Fass vor der Erstfüllung nach dem Ausbrennen mit Melasse ausgestrichen worden, dann würde die Farbe des Rums gar nichts über sein Alter aussagen. Solche Rums sind wahre Melasse-Monster. Diese Abfüllung gehört jedoch nicht zu jener Sorte.

Viskosität: Sanft fließt der Rum hinab zum Glasgrund, was auf eine leicht ölige Textur hinweist. Viele kleine Perlen bleiben am Glas haften und benetzen dieses.

Nase: Dezente Eiche, verwoben mit fruchtigen Aromen dominieren im Glas. Eine wunderbare Süße mit einer Portion Anis schwingt dabei mit. Bei meinem allerersten Tasting erinnerte mich dieser Rum an einen schwarzen Tee, allerdings ohne dessen Bitterkeit. Auch Tabak ist in dieser ungewöhnlichen Mischung enthalten. Der Alkohol macht sich mit einem leichten Brennen in der Nase bemerkbar. Alles in allem ein sehr interessanter Rum!

Mit etwas Wasser verdünnt kommen die Eichennoten mehr zum Vorschein. Auch die Anis-Aromen sind nun deutlich präsenter als zuvor. Dazu gesellen sich noch tropische Früchte und eine nicht zu aufdringliche Süße. Sie hat ein wenig zugenommen durch die Verdünnung. Tabak ist nur noch schwach vorhanden. Der Alkohol ist nun schwächer in der Nase als zuvor. Der Rum wirkt nun sanfter und ein wenig runder.

Gaumen: Kraftvolle Eichenaromen bilden den Anfang. Dazu gesellen sich starkes Anis und Gewürze (Nelke). Der Alkohol macht sich durch einen warmen Schauer bemerkbar und brennt sich leicht auf der Zunge ein. Die Fruchtaromen sind eher im Hintergrund zu entdecken und nicht stark ausgeprägt. Wieder fühle ich mich an den Geruch eines schwarzen Tees erinnert. Ich bin mehr als überrascht: Ich hatte wesentlich mehr Schärfe bei dieser Trinkstärke erwartet. Doch lassen sie sich nicht täuschen! Der Rum ist hart, kantig und fordert den Connaisseur. Ein Rum mit Anspruch und Kragenweite. Genauso wie ich ihn liebe.

Mit Wasser kommt die Süße nun etwas mehr zum Tragen, ist aber immer noch gering. Die eichigen Anis-Aromen sind immer noch deutlich präsent. Die Gewürze (wieder Nelke) und tropischen Früchte (Mangos) sind nun etwas stärker vorhanden. Der Alkohol ist bei 55% deutlich schwächer und brennt fast kaum noch. Nun etwas mehr Tabak als im unverdünnten Zustand. Dazu gesellen sich schwache Lederaromen. Der Rum wirkt zwar nun sanfter, hat jedoch nicht viel an seiner Komplexität verloren. Er wirkt nun ein wenig runder und stimmiger. Die Eiche ist perfekt eingebunden und fällt nicht negativ auf.

Abgang: Schwere Eichennoten bilden den Anfang des Abgangs. Dann folgen Anis und tropische Früchte (Banane, Mangos, Papayas). Am Ende verbleibt nur ein Hauch von Anis und schwarze Gewürze am Gaumen. Der Abgang ist mittellang. Hier ist fast keine Süße vorhanden.

Verdünnt beginnt der Abgang mit starken Anisaromen. Die Eiche ist zwar immer noch vorhanden, aber diesmal schwächer. Am Ende sind noch tropische Früchte (Mangos), Gewürze (Nelken) und wieder ein Hauch Anis zu schmecken. Der Abgang ist wieder mittellang.

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Fazit: Ein außergewöhnlicher Rum aus Guyana! Leo und Flo konnten sich jedoch nicht für ihn erwärmen. Meinen Geschmack trifft er jedoch voll. Auch wenn ich zugeben muss, dass die hohe Trinkstärke nicht für einen Anfänger oder die meisten Rum-Trinker geeignet ist. Aber hier hat man immer noch den unschätzbaren Vorteil, dass man den Rum selbst verdünnen und seine Stärke direkt regulieren kann. Bei 46% oder weniger ist nicht mehr viel Regulierung möglich und bei einigen Abfüllungen hatte ich schon das unangenehme Gefühl, dass der Rum mit zu viel Wasser verfälscht und verpfuscht wurde. Aber hier mag sicher jeder wieder seine ganz eigene Vorstellung davon haben. In meinen Augen symbolisiert dieser Rum was ich mir unter einem harten, dreckigen und somit auch anspruchsvollen Rum des britischen Stiles vorstelle. Es mag mit Sicherheit noch bessere Abfüllungen aus Guyana geben, die nur auf mich warten. Nach nun mehr über 6 Jahren der Verfügbarkeit schwinden allerdings die Quellen für diese Abfüllung zusehends. Ich hoffe das Cadenhead in der Zukunft wieder einen Rum der alten Double-Wood Pot-Still veröffentlicht. Zum Glück gibt es hier noch einige andere unabhängige Abfüller, die einen höheren Ausstoß an Rums aus Guyana vorweisen können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen und vor allem genussvollen Sonntag.

Marco

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