(the English part is just below, just skip the German part)
Servus und willkommen verehrte Leser!
Wie vor 2 Wochen angekündigt kommt heute eine der neuesten Abfüllungen des Abfüllers The Whisky Cask / The Rum Cask. Einen der Vorgänger gab es beim letzten Review, heute folgt die aktuelle Version. Es ist der TRC Guadeloupe Bellevue Distillery 17 YO!
Zur Abfüllung:
Quelle: thewhiskycask.de |
Das Bellevue Estate wurde zur gleichen Zeit der Zentralisierung der Zuckerproduktion im 19. Jahrhundert auf Guadeloupe erbaut. Nach dem Erdbeben von 1843, welcher die Stadt Pointe à Pitre schwer in Mitleidenschaft zog, soll der Umbruch in der Zuckerherstellung erfolgt sein. Man vollzog die Trennung zwischen dem Anbau des Zuckerrohrs und die danach weitere Verarbeitung zur Gewinnung von Zucker. Die Folge war die Gründung einer Gesellschaft (Die "Sociéte des Usines centrales de la Guadeloupe"), welche vier Hauptanlagen baute. Diese "Usinen" waren Marly (Sainte-Anne), Bellevue und Zevallos (Moule) auf der Hauptinsel Guadeloupe und die Usine Grand'Anse / Grand-d'Anse (Grand-Bourg) auf Marie Galante. [1] Leider wird kein genauer Ort genannt. Bis 1860 gab es also diese 4 zentralen Zuckerfabriken. Aber wo genau befand sich nun diese Anlage namens "Bellevue"? Eine Quelle von 1882 deutet auf Port-Louis hin. Zumindest listet sie eine Usine Bellevue mit dieser Angabe. Damit gehört diese Usine nicht zu den Wurzeln von "Damoiseau", denn diese befindet sich an einer anderen Stelle. Eine zweite Usine mit diesem Namen in Moule wird 1882 nicht erwähnt. Um die Verwirrung nun komplett zu machen, möchte ich eine dritte Destillerie ins Spiel bringen (Mein Dank geht an Walli_90 an dieser Stelle für den Hinweis), welche ebenfalls diesen Beinamen "Bellevue" aufweist. Es ist Bellevue-Reimonenq in Sainte-Anne. Aber auch diese kann hiermit nicht gemeint sein, da sich das alte Museum der Brennerei in Sainte-Anne (Basse-Terre) und nicht in Port Louis (Grande-Terre) befindet. Es gab also mindestens drei(!) Mühlen / Plantagen (habitations-sucreries) mit diesem Namen auf der Hauptinsel. Zumindest bekommt man diesen Eindruck. Offiziell wurde Bellevue in Moule von einem gewissen Rimbaud gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Die Familie Damoiseau kaufte dann das Estate 1942 und stellte von Zucker auf Rhum um. Hergestellt wird der Rhum mit einem Alkoholgehalt von 80-88%vol. [3] Bilder zur Brennblase findet ihr bei den Quellen [4] und [5]. Die Fermentationszeit reicht von 24 bis 36 Stunden.
Quelle: www.bergbook.com |
[1] "Annales de l'agriculture des colonies et des regions tropicales", M. Paul Madinier, 1860, Seite 269 – 273
[2] "Recueil Consulaire Contenant les Rapports Commerciaux des Agents Belges à L'Étranger", 1882, Belgium - Ministère des affaires étrangères, Seite 416
[3] Daten und Fakten von Damoiseau - damoiseau.fr
[4] Bild der Brennblase von Damoiseau – guadeloupedecouverte.pagesperso-orange.fr
[5] Bild der Brennblase von Damoiseau – www.rum-the-world.blogspot.fr
[6] Destillerie Bellevue (Le Moule) – jaimelerhum.files.wordpress.com
[7] Destillerie Bellevue (Marie Galante) - guadeloupe.net
[7] Destillerie Bellevue (Marie Galante) - guadeloupe.net
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Verkostung TRC Guadeloupe Bellevue Distillery 1998 17 YO:
Alter: Destilliert wurde der Rum 1998 und abgefüllt wurde er in diesem Jahr (2015). Der Rum hat also eine Fassreife von 17 Jahren.
Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt 54,8%vol. Das dürfte die noch volle Fassstärke sein.
Destillationsverfahren: Das offizielle Verfahren ist eine Column Still. Sei es nun die bei Damoiseau oder Bellevue (Marie Galante).
Farbe: Dunkles Bernstein.
Viskosität: Es bildet sich eine fette Krone am oberen Glasrand. Die Flüssigkeit fließt sehr träge in kleinen Perlen zurück. Es erwartet mich ein sehr öliger Rum.
Nase: Zuerst rieche ich den Alkohol. Nach einer längeren Standzeit im Glas verschwindet diese Komponente allerdings und wird etwas in den Hintergrund gedrängt. Ich erkenne Tabak, Zuckerrohr, einen schwachen Hauch von Esteraromen, Kakao, Eichenaromen und Lakritze. Verwoben mit der Eiche sind Nuancen von Teer. Das erinnert mich zwar ein wenig an Caronis, ist aber doch als Gesamtbild eindeutig anders. An Früchten rieche ich einen leichten Hauch von Birnen, Papayas und Weintrauben. Nach über 30 Minuten im Glas ist der Alkohol vollständig verschwunden. Im Hintergrund verweilen nun Kräuter und Jod. Die Nase ist sehr schwach süßlich und leicht herb. Auch ein medizinischer Hauch liegt im Glas. Am stärksten sind Eichenaromen, der Teer, Tabak und das Zuckerrohr. Schwache Nuancen von Waldhonig begleiten den Tabak. Dieser grasige Zuckerrohrduft lässt die Grundzüge eines Agricole erkennen. Aber es sind einfach zu viele andere Einflüsse in der Nase vorhanden, als das er als Agricole durchgehen könnte. Ich gestehe allerdings, dass ich nicht wahnsinnig viele Agricoles kenne. R(h)ums aus den ehemaligen französischen Kolonien sind einfach nicht mein Fachgebiet.
Gaumen: Zuerst fluten Zuckerrohr, Kräuter, Eiche und Gewürze den Mund. Dann brennt der Alkohol sanft auf der Zunge. Der Rum ist schwach fruchtig. Ich schmecke nur Mangos und Papayas. Der Alkohol und die Frucht verschwinden allerdings recht schnell. Dafür kommen mehr Gewürze in Form von Zimt und Pfeffer zum Vorschein. Noch mehr Zuckerrohr und Gewürze. Langsam schmecke ich auch Nuancen Menthol und Jod im Hintergrund des Geschmacksprofils. Mit der Zeit schmeckt man nun auch Tabak und Teer.. Er wird immer kräuterlastiger und leicht medizinisch am Gaumen. Nach dem zweiten Schluck noch mehr Gewürze, Kräuter, Zuckerrohr und Birnen. Ganz kurz schmeckt der Rum süßlich, bevor der Alkohol diese Komponente beiseite schiebt. Wieder Eiche, Teer, Leder und Toffee vom Fass. Dieses Mal sind Jod und Tabak besser schmeckbar. Beim dem dritten Schluck schmeckt man noch mehr Gewürze. Noch mehr Pfeffer und dieses Mal auch Muskatnuss.
Abgang: Zuerst Zuckerrohr begleitet von starken Kräutern und Gewürzen. Dann folgen Pfeffer und Zimt. Ein Hauch von Mangos blitzt kurz auf. Nur sehr kurz schmeckt der Rum bitter im Abgang. Diese Bitterkeit ist kurzlebiger als beim Vorgänger. Dafür ist dieser Rum trocken. Am Ende kommen Jod und Menthol zum Vorschein. Nach dem 2. Schluck schmecke ich auch im Abgang mehr Gewürze. Dieses Mal entdecke ich keine Bitterkeit. Dafür wird der Rum noch trockener als zuvor. Kurz schmecke ich Mangos und Passionsfrüchte.
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Le Moule - Grande-Terre Quelle: www.bergbook.com |
Eines aber passt nicht in dieses Bild. Woher hat Samaroli seine ersten Fässer von diesem Batch? Der italienische Abfüller brachte bereits 2008 seinen ersten Rum von dort auf den Markt. Wurden mehrmals Fässer von diesem Batch importiert? Oder wurde der Rum von La Confrerie du Rhum von Schottland nach Deutschland überführt und von den Jungs in Liverpool zu einem unbekannten Zeitpunkt aus Guadeloupe importiert? Dieses ganze Bulk-Business ist mehr als undurchsichtig.
Was mir sehr gefallen hat war dieser trockene Abgang. Dieser hatte sich bis ans Ende des Drams sogar noch gesteigert. Zwar ist diese Trockenheit nicht vergleichbar mit einigen Rotweinen, bei denen man das Gefühl bekommt ein Stück Sahara im Mund zu haben, aber sie dürfte nicht jedem positiv auffallen. Ob das nun ein Blend ist oder nicht, kann ich olfaktorisch leider nicht sagen. Ein interessantes Batch ist es aber allemal. Ob es rein kontinental gereift besser gewesen wäre? Bei sehr inaktiven Fässern, die ihrem Inhalt nichts mitgeben, sind sehr leichte Stile „tödlich“. Bei diesem Stil kann ich mir dies sehr gut vorstellen. Aber unzureichende Reife stellt in meinen Augen generell einen Hemmschuh bei Rums dar. Das war es für heute. Macht es gut und bis zum nächsten Mal. Tschüss! ;)
Marco
(89 / 100)
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Welcome back dear readers!
The Bottling:
Source: thewhiskycask.de |
The Bellevue estate was built during the same time of the centralization of the sugar production in the 19th century in Guadeloupe. After the earthquake of 1843, which devastated the city Pointe à Pitre, the change in the sugar production began. They performed the separation between the cultivation of sugarcane and the process of extracting sugar. The result was the establishment of a company ("Société des Usines Centrales de la Guadeloupe"), which had built four main plants. These "Usines" were Marly (Sainte-Anne), Bellevue and Zevallos (Moule) on the main island of Guadeloupe and the Usine Grand'Anse / Grand-d'Anse (Grand-Bourg) on Marie Galante. [1] Unfortunately, no exact location of this Bellevue is mentioned. So there were four central sugar factories in 1860. But where exactly was this "Bellevue" located? A source from 1882 points to Port-Louis. At least it lists one Usine called “Bellevue” with this location. However, this central sugar factory is unfortunatley not the origin of "Damoiseau" because this is at a different location. Another Usine with this name in Moule is not mentioned in 1882. To increase the confusion I want mentioned that there is another distillery (My thanks goes to Walli_90 for putting me into the right direction), which also has this name "Bellevue". It is Bellevue-Reimonenq in Sainte-Anne. But even this can not be meant hereby, as the old Museum of the distillery is located in Sainte-Anne (Basse-Terre) and not in Port Louis (Grande-Terre). So there was a minimum of three (!) mills / plantations (habitations-sucreries) with the same name on the main island. At least thats what I can gather so far. Officially the corresponding Bellevue in Moule was founded by a certain Rimbaud in the late 19th century. The Damoiseau family then bought the old estate in 1942 and discontinued the production of sugar in favour for rhum (assuming that the sugar production was still commecing till 1942). The rhum is made with an alcohol content of 80-88%abv. [3] You can see a few pictures of the column still if you follow the links [4] and [5]. The fermentation is ranging from 24 to 36 hours.
Source: www.bergbook.com |
[1] "Annales de l'agriculture des colonies et des regions tropicales", M. Paul Madinier, 1860, p. 269 – 273
[2] "Recueil Consulaire Contenant les Rapports Commerciaux des Agents Belges à L'Étranger", 1882, Belgium - Ministère des affaires étrangères, p. 416
[3] Facts from Damoiseau - damoiseau.fr
[4] Pictures of the Damoiseau Column Still – guadeloupedecouverte.pagesperso-orange.fr
[5] Pictures of the Damoiseau Column Still – www.rum-the-world.blogspot.fr
[6] Distillerie Bellevue (Le Moule) – jaimelerhum.files.wordpress.com
[7] Destillerie Bellevue (Marie Galante) - guadeloupe.net
[7] Destillerie Bellevue (Marie Galante) - guadeloupe.net
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Tasting TRC Guadeloupe Bellevue Distillery 1998 17 YO:
Age: The rum was distilled in Guadeloupe in 1998 and was finally bottled in Europe this year (2015). Thus, the Rum has a barrel maturity of 17 years.
ABV: The drinking strength is 54.8%abv. That should be the full cask strength.
Process of distillation: The official method is a column still. Regardless if it is now located Damoiseau or Bellevue (Marie Galante): Both using the same continuous process.
Colour: Dark amber.
Viscosity: The rum forms a thick crown at the top of the glass. The liquid then flows very slowly back to the ground in form of small beads. A very oily Rum it seems.
Nose: At first I smell the alcohol. Only after a long time breathing in glass this component disappears and is somewhat pushed into the background. I recognize tobacco, sugar cane, a faint hint of ester flavours, cocoa, oak aromas and liquorice. Interwoven with the oak are hints of tar. This reminds me a little of rums from Caroni. But the overall picture is clearly different. On fruits I smell a slight hint of pears, papayas and grapes. After about 30 minutes the alcohol has completely disappeared. In the background are herbs and iodine. The nose has only a faint sweetness and is slightly tart. Even a medical touch is in the glass. The strongest aromas are oak, tar, tobacco and sugar-cane. Gentle notes of forest-honey accompany the tobacco. This grassy sugar-cane aroma reminds me of an Rhum Agricole. But there are just too many other influences in the nose. It does not smell “right” enough to be one. However, I confess that I do not know many Rhum Agricoles. R(h)ums from the former French colonies are simply not my specialty.
Palate: First sugarcane, herbs, oak and spices are flooding the mouth. Then the alcohol burns softly on the tongue. The rum do only possess a weak fruitiness. I can taste mangoes and papayas. The alcohol and the fruit, however, are disappearing very quickly. Some more spices in the form of cinnamon and pepper are emerging. After a few seconds even more sugarcane and spices. Slowly I taste nuances of menthol and iodine in the background of the flavour profile. After a long time tobacco and tar. The rum gets slightly herbal and medicinal on the palate. After the second sip more spices, herbs, sugar- cane and peaches. The rum tastes very briefly sweet before the alcohol is pushing away this component. Again oak, tar, leather and toffee from the barrel. The iodine and tobacco are now also a bit more present. After the third sip you get more spices than anything else. Also pepper and nutmeg.
Finish: First sugar-cane accompanied by strong herbs and spices. Then pepper and cinnamon. A touch of mangoes is briefly scurrying over the palate. A weak bitterness is appearing. However, this bitterness is short-lived compared with the predecessor. The rum is now also dry. At the end iodine and menthol are tastable. After the 2nd sip I taste more spices in the finish. This time, I discover no bitterness. But the rum is even more dry than before. On fruits I only taste mango and passion fruit.
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Le Moule - Grande-Terre Source: www.bergbook.com |
But one thing does not fit into this picture. Where did get the bottler Samaroli its first barrels of this batch? The Italian bottler already released some rums from this batch in 2008. Were there several different importations to Europe? Or was the rum of La Confrérie du Rhum simply being transferred from Scotland to Germany in 2013 and the guys in Liverpool did import the batch at an unknown date from Guadeloupe? This whole bulk business is more than opaque.
What I really liked was the dry finish. This had even increased to the end of Drams. This dryness is not comparable with the mouth-feeling of Sahara sand like some fine red wines are offering. But it may still be too high for some people out there. Whether this is a blend or not, I cannot say. But I can say this: the batch is interesting. Would have been a complete continental storage better than this kind of maturing? It depends on the barrels. A rum in continental climate won't gain much in a dead cask. On the other hand: an active barrel or re-charred barrel could ruin a rum very fast in tropical weather. Both options are something you should avoid as a bottler, unless you want to sell a woody liquid or a pale spirit without flavour. That's it for today. See you next time. ;)
Marco
(89 / 100)