Its Demerara Time ;)
Heute hat es mal wieder ein kleines Schmuckstück aus Guyana ins Review geschafft. Ein kantiger Demerara, der sicher nicht jedem Connaisseur gefallen wird. Es geht um den Velier Port Mourant 1993 13 YO. Seine tropische Lagerung hat ihn in sehr kurzer Zeit zu etwas Besonderem gemacht. In den nächsten Wochen und Monaten werde ich noch weitere Veliers vorstellen, darunter auch zwei aus der Enmore Distillery, über die es nur wenig zu finden gibt. Mehr werde ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Schauen sie einfach regelmäßig vorbei. ;)
Zur Abfüllung:
Zu Velier hat ja Leo schon einiges geschrieben. Befassen wir uns mit der Abfüllung selbst. Neben den ganz alten Abfüllungen von 1972 bis 1975 war dies eine der neuesten Veröffentlichungen aus Port Mourant. Sie wurde inzwischen vom Velier Port Mourant 1997 14YO verdrängt und verschwindet langsam aber sicher auch vom Markt. Das ist aber auch nicht ganz verwunderlich. Diese Abfüllung hier kam 2006 auf den europäischen Markt und konnte sich anscheinend steigender Beliebtheit erfreuen. Während andere Rums nach 7 Jahren mit ungefähr 300 Flaschen auch noch so zahlreich vorhanden sind, gibt es hier aber einen deutlichen Unterschied. Dieser Rum wurde mit 2994 Flaschen aus 10 Fässern abgefüllt(!). Also auch das 10fache anderer Abfüllungen, die ein ähnliches Alter auf dem Markt erreichen, was die Dauer der Verfügbarkeit betrifft. Velier gibt zudem den Urheber auf dem Label an: eine Double Pot Still. Tatsächlich ist die Port Mourant eine Double Wooden Pot Still. Die Angaben dieses Abfüllers sind, was Korrektheit und Informationsfülle anbelangt, schon fast vorbildlich. Davon können sich andere unabhängige Abfüller eine dicke Scheibe abschneiden. Warum die meisten Rums in eine Aura der Anonymität gehüllt werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Einem Kenner fallen die meisten Destillerien durch ihre typischen Geschmacksprofile zwar auf. Aber nur durch den Gaumen kommt man z.B. nicht auf das Mark des Fasses (außer man hat genügend Referenzrums zum Vergleich) oder den genauen Destillationszeitpunkt. Sind solche Angaben aber wirklich wichtig? Wenn sie nur an dem Inhalt interessiert sind und nicht an der Geschichte des Rums, dann brauchen sie diese Informationen nicht. Will ein Connaisseur aber die ganze Geschichte erfahren, dann sind schnöde „Aged 13 YO“ ohne weitere Angaben einfach zu wenig. Das ist meine bescheidene Meinung. Der Rum kam unverdünnt aus dem Fass in die Flasche. Velier ist nicht für die Verwendung einer Kühlfiltration bekannt. Der Rum wurde also nur grob gefiltert und große Holzstücke zu entfernen. Das Mark des Fasses war „PM“. Das verbindet ihn mit dem Cadenhead Demerara Rum Uitvlugt Distillery PM 14 YO.
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Verkostung Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO:
Preis:Ich erstand meine beiden Flaschen für je ca. 100€ ohne Versandspesen bei einem spanischen Onlinehändler. Leider ohne den Karton, der bei allen Veliers dabei ist.
Alter:Velier ist sehr großzügig mit seinen Angaben. Im Juni 1993 wurde er gebrannt und abschließend im März 2006 abgefüllt. Laut Label beträgt das offizielle Alter 13 Jahre (?). Der Rum durfte im tropischen Klima Guyanas bei DDL reifen.
Alkoholstärke:Der Rum besitzt kraftvolle 65%vol.. Er hat also noch seine volle Fassstärke. Bedenken sie hier bitte die tropische Lagerung, welche eine höhere Verdunstungsrate aufweist als ein kontinentales Klima, wie es in Schottland der Fall ist. Er muss also ursprünglich weit über 70% gehabt haben.
Destillationsverfahren:Der Rum wurde in einer Double Pot Still gebrannt. Würde diese Angabe fehlen, so könnte ein Kenner diese mittels „Port Mourant“ allerdings selbst herleiten. Die Port Mourant Still ist nämlich eine Double Wooden Pot Still.
Farbe:Der Rum erstrahlt in einem dunklen Bernsteinton. Für ca. 13 Jahre wäre das bei kontinentaler Reifung ungewöhnlich, aber da hier eine tropische Lagerung vorliegt, ist dies wiederum nicht überraschend.
Viskosität:Es bildet sich am Rand eine Krone, an der nach kurzer Zeit vereinzelt dicke Tropfen an der Glaswand hinab fließen. Zurück bleiben einige dicke Tropfen, die sich förmlich an der Glaswand festbeißen. Der Rum ist also angemessen ölig für eine tropische Lagerung nach 13 Jahren.
Nase:Der Alkohol brennt sich in die Nase ein. Kaum zu glauben, dass dieser Rum „nur“ 65%vol. haben soll. Gibt man dem Rum eine lange Zeit zum Atmen, wird man dafür belohnt. Eine zarte Fruchtigkeit entweicht dem Glas. Reife Bananen, Mangos und Aprikosen kann ich erkennen. Dazu gesellen sich angenehme Eichenaromen von der Still. Auch Anis, Toffee und schwache Lederaromen sind mit dabei. Dazu kommt die Alkoholnote, die alle Gerüche durchzieht wie Nebel ein feuchtes Tal im Morgengrauen. Nicht das sie mich falsch verstehen. Der Alkohol ist gut eingebunden, aber bei einem Rum in hoher Fassstärke sollte man auch keinen Gentleman mit Samthandschuhen erwarten. Mal sehen wie sich der Rum am Gaumen schlägt.
Gaumen:Das habe ich nun nicht erwartet. Anders als in der Nase ist der Gaumen weicher und milder. Der Alkohol ist nicht besonders scharf und brennt nur leicht auf der Zunge. Geballte Anis- und Eichenaromen dominieren den Gaumen. Garniert werden diese Eindrücke durch eine angenehme Fruchtigkeit. Hier kann ich allerdings nur noch Mangos und Papayas erkennen. Für eine weitere Analyse müsste ich den Rum verdünnen, aber das werde ich bei dieser Abfüllung für den Moment nicht praktizieren. Zur Fruchtigkeit gesellen sich noch dunkle Gewürze und schwache Nelkenaromen. Die Süße ist angenehm und ist nicht zu dominant. Ein sehr leckerer Rum aus der alten Port Mourant Still! Bedenken sie bitte das ich gerne Rums in dieser Stärke trinke und für mich dieser Rum mild ist. Ich spreche hier also nur für mich selbst.
Abgang:Den Anfang bilden wieder delikate Eichen- und Anisaromen aus der Still selbst. Kurz huscht eine schwache Fruchtigkeit über den Gaumen, bevor sie durch dunkle Gewürze und Nelkenaromen abgelöst werden. Diese Eindrücke verblassen mit der Zeit immer mehr und es verbleiben nur noch Eiche und Anis am Gaumen. Auch ein Hauch von Rauch und Aprikosenmarmelade ist zu erkennen. Der Abgang kann es zwar nicht mit Rums aus Jamaika aufnehmen, ist aber dennoch angenehm lang.
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Right bottle with new cork |
Fazit:Ein sehr delikater und ausgezeichneter Rum! Diese Abfüllung ist fast so etwas wie die wahre Essenz der Port Mourant Pot Still. Er ähnelt dem Cadenhead Uitvlugt PM 14 YO sehr, ist aber um Längen besser als dieser. Die Reifung in den Tropen hat ihn milder als sein höher prozentiges Pendant aus Schottland werden lassen. Diese Reifung hat ihn dadurch wesentlich älter und auch besser im Geschmack werden lassen. Der Cadenhead ist im Vergleich dazu noch jung und wild. Auch das er ein Jahr älter ist merkt man nicht wesentlich. In Schottland hätte es wohl eine wesentlich längere Lagerung benötigt, um ein solchen Rum zu erschaffen. Aber wie er dann wirklich geschmeckt hätte, kann man hier nur spekulieren. Das nach nunmehr 7 Jahren ein Großteil der 2994 Flaschen verschwunden ist spricht für diesen Rum. Hätte ich ihn nicht selbst probiert, dann hätte ich es wohl als eine Art Hype angesehen. Schließlich wurde dieser Rum von einem berühmten französischen Whiskyblogger hochgelobt. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beiden. Die Qualität einerseits, das Lob des Bloggers andererseits. Für mich ist diese Abfüllung fast einzigartig. Die meisten Abfüllungen der Unabhängigen Abfüller sind kontinental gereift und nicht tropisch gelagert. Das der Rum auch noch eine außergewöhnliche Qualität besitzt, ist keine Selbstverständlichkeit. Bei einem schlechten Fass wäre der Rum dort schneller ruiniert, als es in Schottland der Fall wäre. Nun bin ich auf den Velier Port Mourant 1997 14 YO sehr gespannt. Auch dieser ist tropisch gelagert. Noch ein kleines Wort zum Schluss, auch wenn ich dies schon einmal erwähnt habe: Das ich den Rum als mild bezeichne/empfinde, heißt noch lange nicht, dass er es auch für andere Connaisseure ist. Ich mag Rums die etwas ruppiger sind als die meisten Standardabfüllungen, welche vor Langeweile nur so strotzen. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag!
Marco