Sonntag, 23. Juni 2013

Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO

Its Demerara Time ;)

Heute hat es mal wieder ein kleines Schmuckstück aus Guyana ins Review geschafft. Ein kantiger Demerara, der sicher nicht jedem Connaisseur gefallen wird. Es geht um den Velier Port Mourant 1993 13 YO. Seine tropische Lagerung hat ihn in sehr kurzer Zeit zu etwas Besonderem gemacht. In den nächsten Wochen und Monaten werde ich noch weitere Veliers vorstellen, darunter auch zwei aus der Enmore Distillery, über die es nur wenig zu finden gibt. Mehr werde ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Schauen sie einfach regelmäßig vorbei. ;)


Zur Abfüllung:


Zu Velier hat ja Leo schon einiges geschrieben. Befassen wir uns mit der Abfüllung selbst. Neben den ganz alten Abfüllungen von 1972 bis 1975 war dies eine der neuesten Veröffentlichungen aus Port Mourant. Sie wurde inzwischen vom Velier Port Mourant 1997 14YO verdrängt und verschwindet langsam aber sicher auch vom Markt. Das ist aber auch nicht ganz verwunderlich. Diese Abfüllung hier kam 2006 auf den europäischen Markt und konnte sich anscheinend steigender Beliebtheit erfreuen. Während andere Rums nach 7 Jahren mit ungefähr 300 Flaschen auch noch so zahlreich vorhanden sind, gibt es hier aber einen deutlichen Unterschied. Dieser Rum wurde mit 2994 Flaschen aus 10 Fässern abgefüllt(!). Also auch das 10fache anderer Abfüllungen, die ein ähnliches Alter auf dem Markt erreichen, was die Dauer der Verfügbarkeit betrifft. Velier gibt zudem den Urheber auf dem Label an: eine Double Pot Still. Tatsächlich ist die Port Mourant eine Double Wooden Pot Still. Die Angaben dieses Abfüllers sind, was Korrektheit und Informationsfülle anbelangt, schon fast vorbildlich. Davon können sich andere unabhängige Abfüller eine dicke Scheibe abschneiden. Warum die meisten Rums in eine Aura der Anonymität gehüllt werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Einem Kenner fallen die meisten Destillerien durch ihre typischen Geschmacksprofile zwar auf. Aber nur durch den Gaumen kommt man z.B. nicht auf das Mark des Fasses (außer man hat genügend Referenzrums zum Vergleich) oder den genauen Destillationszeitpunkt. Sind solche Angaben aber wirklich wichtig? Wenn sie nur an dem Inhalt interessiert sind und nicht an der Geschichte des Rums, dann brauchen sie diese Informationen nicht. Will ein Connaisseur aber die ganze Geschichte erfahren, dann sind schnöde „Aged 13 YO“ ohne weitere Angaben einfach zu wenig. Das ist meine bescheidene Meinung. Der Rum kam unverdünnt aus dem Fass in die Flasche. Velier ist nicht für die Verwendung einer Kühlfiltration bekannt. Der Rum wurde also nur grob gefiltert und große Holzstücke zu entfernen. Das Mark des Fasses war „PM“. Das verbindet ihn mit dem Cadenhead Demerara Rum Uitvlugt Distillery PM 14 YO.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Verkostung Velier Port Mourant 1993 Full Proof Old Demerara 13 YO:


Preis:Ich erstand meine beiden Flaschen für je ca. 100€ ohne Versandspesen bei einem spanischen Onlinehändler. Leider ohne den Karton, der bei allen Veliers dabei ist.

Alter:Velier ist sehr großzügig mit seinen Angaben. Im Juni 1993 wurde er gebrannt und abschließend im März 2006 abgefüllt. Laut Label beträgt das offizielle Alter 13 Jahre (?). Der Rum durfte im tropischen Klima Guyanas bei DDL reifen.

Alkoholstärke:Der Rum besitzt kraftvolle 65%vol.. Er hat also noch seine volle Fassstärke. Bedenken sie hier bitte die tropische Lagerung, welche eine höhere Verdunstungsrate aufweist als ein kontinentales Klima, wie es in Schottland der Fall ist. Er muss also ursprünglich weit über 70% gehabt haben.

Destillationsverfahren:Der Rum wurde in einer Double Pot Still gebrannt. Würde diese Angabe fehlen, so könnte ein Kenner diese mittels „Port Mourant“ allerdings selbst herleiten. Die Port Mourant Still ist nämlich eine Double Wooden Pot Still.

Farbe:Der Rum erstrahlt in einem dunklen Bernsteinton. Für ca. 13 Jahre wäre das bei kontinentaler Reifung ungewöhnlich, aber da hier eine tropische Lagerung vorliegt, ist dies wiederum nicht überraschend.

Viskosität:Es bildet sich am Rand eine Krone, an der nach kurzer Zeit vereinzelt dicke Tropfen an der Glaswand hinab fließen. Zurück bleiben einige dicke Tropfen, die sich förmlich an der Glaswand festbeißen. Der Rum ist also angemessen ölig für eine tropische Lagerung nach 13 Jahren.

Nase:Der Alkohol brennt sich in die Nase ein. Kaum zu glauben, dass dieser Rum „nur“ 65%vol. haben soll. Gibt man dem Rum eine lange Zeit zum Atmen, wird man dafür belohnt. Eine zarte Fruchtigkeit entweicht dem Glas. Reife Bananen, Mangos und Aprikosen kann ich erkennen. Dazu gesellen sich angenehme Eichenaromen von der Still. Auch Anis, Toffee und schwache Lederaromen sind mit dabei. Dazu kommt die Alkoholnote, die alle Gerüche durchzieht wie Nebel ein feuchtes Tal im Morgengrauen. Nicht das sie mich falsch verstehen. Der Alkohol ist gut eingebunden, aber bei einem Rum in hoher Fassstärke sollte man auch keinen Gentleman mit Samthandschuhen erwarten. Mal sehen wie sich der Rum am Gaumen schlägt.

Gaumen:Das habe ich nun nicht erwartet. Anders als in der Nase ist der Gaumen weicher und milder. Der Alkohol ist nicht besonders scharf und brennt nur leicht auf der Zunge. Geballte Anis- und Eichenaromen dominieren den Gaumen. Garniert werden diese Eindrücke durch eine angenehme Fruchtigkeit. Hier kann ich allerdings nur noch Mangos und Papayas erkennen. Für eine weitere Analyse müsste ich den Rum verdünnen, aber das werde ich bei dieser Abfüllung für den Moment nicht praktizieren. Zur Fruchtigkeit gesellen sich noch dunkle Gewürze und schwache Nelkenaromen. Die Süße ist angenehm und ist nicht zu dominant. Ein sehr leckerer Rum aus der alten Port Mourant Still! Bedenken sie bitte das ich gerne Rums in dieser Stärke trinke und für mich dieser Rum mild ist. Ich spreche hier also nur für mich selbst.

Abgang:Den Anfang bilden wieder delikate Eichen- und Anisaromen aus der Still selbst. Kurz huscht eine schwache Fruchtigkeit über den Gaumen, bevor sie durch dunkle Gewürze und Nelkenaromen abgelöst werden. Diese Eindrücke verblassen mit der Zeit immer mehr und es verbleiben nur noch Eiche und Anis am Gaumen. Auch ein Hauch von Rauch und Aprikosenmarmelade ist zu erkennen. Der Abgang kann es zwar nicht mit Rums aus Jamaika aufnehmen, ist aber dennoch angenehm lang.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Right bottle with new cork
Fazit:Ein sehr delikater und ausgezeichneter Rum! Diese Abfüllung ist fast so etwas wie die wahre Essenz der Port Mourant Pot Still. Er ähnelt dem Cadenhead Uitvlugt PM 14 YO sehr, ist aber um Längen besser als dieser. Die Reifung in den Tropen hat ihn milder als sein höher prozentiges Pendant aus Schottland werden lassen. Diese Reifung hat ihn dadurch wesentlich älter und auch besser im Geschmack werden lassen. Der Cadenhead ist im Vergleich dazu noch jung und wild. Auch das er ein Jahr älter ist merkt man nicht wesentlich. In Schottland hätte es wohl eine wesentlich längere Lagerung benötigt, um ein solchen Rum zu erschaffen. Aber wie er dann wirklich geschmeckt hätte, kann man hier nur spekulieren. Das nach nunmehr 7 Jahren ein Großteil der 2994 Flaschen verschwunden ist spricht für diesen Rum. Hätte ich ihn nicht selbst probiert, dann hätte ich es wohl als eine Art Hype angesehen. Schließlich wurde dieser Rum von einem berühmten französischen Whiskyblogger hochgelobt. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beiden. Die Qualität einerseits, das Lob des Bloggers andererseits. Für mich ist diese Abfüllung fast einzigartig. Die meisten Abfüllungen der Unabhängigen Abfüller sind kontinental gereift und nicht tropisch gelagert. Das der Rum auch noch eine außergewöhnliche Qualität besitzt, ist keine Selbstverständlichkeit. Bei einem schlechten Fass wäre der Rum dort schneller ruiniert, als es in Schottland der Fall wäre. Nun bin ich auf den Velier Port Mourant 1997 14 YO sehr gespannt. Auch dieser ist tropisch gelagert. Noch ein kleines Wort zum Schluss, auch wenn ich dies schon einmal erwähnt habe: Das ich den Rum als mild bezeichne/empfinde, heißt noch lange nicht, dass er es auch für andere Connaisseure ist. Ich mag Rums die etwas ruppiger sind als die meisten Standardabfüllungen, welche vor Langeweile nur so strotzen. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag!

Marco

Montag, 10. Juni 2013

Bristol Classic Rum Rockley 1986 22 YO Madeira Finish

It´s Rockley Time!

Ihr habt richtig gelesen! Heute ist mal wieder eine kleine Köstlichkeit aus der alten Rockley Still an der Reihe. Dieser Rum ist die mir bekannte veröffentlichte Nummer 4 von Bristol aus dieser alten Brennblase. Bis jetzt hat sich Bristol nicht geirrt was guten Geschmack bezüglich Barbados angeht. Aber es gibt ja bekanntlich immer ein erstes Mal... irgendwann. ;)

Zur Abfüllung:

Bristol Spirits Limited hatte schon drei Rockleys auf dem internationalen Markt gebracht. Die zwei bekanntesten davon waren der 12 YO und der 16 YO mit Fino-Finish. Im Internet ist mir schon einmal das Bild eines Rockley 13 YO aufgefallen, allerdings fand ich über diesen Rum wenig bis nichts. Hier vermute ich eine Veröffentlichung für den amerikanischen Handel. Beweise für diese Vermutung habe ich allerdings nicht. Diese Abfüllung ist also die Nummer 4 in dieser kleinen Serie und wurde auch schon von der aktuellen Nummer 5 verdrängt, welcher auf dem Rumfest 2012 vorgestellt wurde. Dieser Rum wurde nach bester Tradition unabhängiger Abfüller erlesenster Whiskys mit einem besonderen Finish versehen. Diesmal war es jedoch nicht ein Sherry-Fass, wie beim 16 YO, sondern ein Weinfass. Genauer gesagt wurde für diesen Rum ein Fass verwendet, in dem zuvor Madeira lagerte. Dies ist ein Wein von der kleinen Insel Madeira, die zum Territorium Portugals gehört. Da ich persönlich mit Wein überhaupt nichts anfangen kann (und ich wohne in einer Weinregion... wer hätte das wohl vermutet), bin ich erst einmal skeptisch, ob mich dieser Rum auch wirklich überzeugen kann. In der Vergangenheit gab es schon einige Versuche meinerseits an Weinfinishs gefallen zu finden. Leider bisher nur mit mäßigem Erfolg. Aber ich lasse mich gern überraschen. ;)


----------------------------------------------------------------------------------------------

Verkostung Bristol Classic Rum Rockley 22 YO Madeira Finish:

Preis: Seit letzten Jahres ist der Rum beim Importeur ausverkauft. Ich erstand meine beiden Flaschen für 118,80 € bei der Spirituosentheke.de. Ob es den Rum noch bei einigen Händlern gibt weiß ich leider nicht.

Alter: Das ungefähre Alter dieses Rums beläuft sich auf ca. 22 Jahre. Ein offizielles Alter allerdings wird man nicht auf dem Label finden. Wie lange der Rum davon im Madeira-Fass lagerte, ist mir ebenfalls nicht bekannt.

Alkoholstärke: Wieder wählte Bristol Spirits Limited eine Trinkstärke von 46% vol. für diesen Rum. Einerseits eine gute Wahl, da viele Stills damit klarkommen, andererseits einen Tick zu wenig um wirklich perfekt glänzen zu können. Aber warten wir mal ab.

Destillationsverfahren: Diese Abfüllung wurde, wie auch die erwähnten Vorgänger, in der Pot-Still des schon lange geschlossenen Rockley Estates gebrannt. Zum Zeitpunkt der Destillation (1986) stand sie schon bei Blackrock.

Farbe: Wie ein dunkler Bernstein leuchtet der Rum im Glas. Diese dunkle Verfärbung ist zum Großteil dem Madeirafass geschuldet.

Viskosität: Vereinzelte, dicke Schlieren fließen hinab zum Glasgrund. Die Glaswand bleibt dicht benetzt. Der Rum besitzt für sein Alter eine angemessene, ölige Textur.

Nase: Leichte Süße, gefolgt von angenehmer Fruchtigkeit mit einer schweren, üppigen Honignote. Dazu kommen dezente Vanillearomen und eine feine Holznote. Letzteres war bei einem Alter von 22 Jahren auch zu erwarten. Rauchnoten und süße Tabakblätter runden die Nase ab. Es war und ist noch ein Rockley Rum, aber das Weinfass hat ihm eine ganz besondere Note verpasst. Ein in sich stimmiges, gelungenes Kunstwerk.

Gaumen: Leichte Süße wieder gefolgt von fruchtigen Aromen. Die Honignote dominiert den Mund. Ich fühle mich fast an den Geschmack von Akazienhonig erinnert. Auch Nuancen von Rauch sind enthalten, verweilen aber eher im Hintergrund. Begleitet werden alle Aromen von schwarzem Pfeffer. Ein wirklich leckerer Rum, der allerdings Zeit zum Genießen braucht. Für einen Anfänger ist er in meinen Augen nicht geeignet. Zumal ein Anfänger auch sich nicht gleich einen Rum für diesen Preis zulegt

Abgang: Honignoten getränkt mit fruchtigen Aromen und angereichert mit Rauch dominieren den Abgang. Der Nachklang ist lang und angenehm. Zurück bleiben feine Holzaromen, mit Honig verwoben und eine Spur Lakritze. Ein ganz besonderer Tropfen wie ich finde.

------------------------------------------------------------------------------------------

Fazit: Ein sehr geschmackvoller und komplexer Rum, welcher dem erfahrenen Kenner durchaus zu gefallen weiß. Doch möchte ich auch nicht verschweigen, dass Leo und Flo den Rum nicht als Überflieger empfanden. Meine Kragenweite besitzt er allemal. Zugegeben, der Preis war sehr happig für einen 22 Jahre alten Rum, aber in meinen Augen definitiv die Anschaffung wert. Bedenkt man sogar, dass jüngere Rums von Velier in derselben Preiskategorie mitspielen, verfestigt sich bei mir auch dieser Eindruck. Gut, diese Rums besitzen Fassstärke was bei diesem Exemplar nicht der Fall ist. Aber die Qualität rechtfertigt diesen Preis in meinen Augen allemal. Es ist kein lupenreiner Rockley mehr. Dafür hat das Weinfass gesorgt. Allerdings hat es ihn nicht verhunzt, sondern durchaus bereichert und angenehm ergänzt. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich von den meisten Weinfinishs eigentlich nicht so zugetan bin. Mit einigen Rums der Renegade-Serie kann ich zum Beispiel absolut gar nichts anfangen. Hier liegt der Fall jedoch anders, sehr zu meinem Wohlgefallen. Ob der Preis in der Zukunft mit sinkender Verfügbarkeit nach oben schnellen wird, kann ich hier nicht sagen. Dafür ist der Rum sehr speziell und richtet sich nur an einen bisher kleinen Teil der Rum-Gemeinschaft. Im Whisky-Sektor sähe die Sachlage anders aus, aber in diesem Feld bewegen wir uns hier nicht.
Bedenkt man nun die zwischenzeitlich preisgünstigere Alternative des Duncan Taylor WIRD 25 YO, der übrigens auch beim Importeur schon ausverkauft ist, ist dieser Rum hier leicht überteuert. Aber zum Zeitpunkt seines Erscheinens gab es diese Abfüllung von Bristol nur noch als Restposten und hatte ihren Zenit auch schon überschritten (ca. 2008 war Erstveröffentlichung!). Ein solcher Vergleich würde der Abfüllung hier nicht ganz gerecht werden. Der Vollständigkeit halber, sei er dennoch erwähnt. Bereue ich nun den kauf zweier Flaschen? Ganz und gar nicht. Schließlich sind die beiden Rums total unterschiedlich. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Abend!

Marco