(the English part is just below, just skip the German part)
Wieder einmal Willkommen zu meiner kleinen Rum-Ecke des Internets ;)
Nach den Ausflügen zu Jamaika und St Lucia, wird es mal wieder Zeit sich einen Rum aus Guyana vorzuknöpfen. Es war ein Rum der relativ schnell vom Markt verschwand und der es nicht häufig von Italien bis nach Deutschland schaffte: Es ist der Silver Seal Demerara Enmore Distillery 1988 25 YO.
Zur Abfüllung:
Kurioserweise veröffentlichte Silver Seal erst kürzlich zwei neue Rums, die keinesfalls richtig deklariert wurden. Es war der Silver Seal Demerara 2002 Enmore Distillery 12 YO einmal in 55% und einmal in 46% abgefüllt. Die Angabe „distilled in Guyana at Enmore Distillery“ ist schlichtweg nicht korrekt. Es müsste Diamond Distillery dort stehen. Es handelt sich um einen Rum aus dieser Destillerie. Enmore ist nach neuesten Informationen, welche mir seit einigen Wochen vorliegen und ich auch die Erlaubnis habe sie verwenden zu dürfen, im April 1994 geschlossen worden (es gab ein klitzekleines Update beim Demerara-Artikel). Irrt sich hier also der Abfüller regelmäßig? Die alte Port Mourant Distillery gibt es schließlich auch seit 1955 nicht mehr. Allerdings irren sich hier fast alle „Indys“ quer durch die Bank, wenn es um alte Port Mourant Rums geht. Dies weiß wohl nur Massimo Righi selbst was nun stimmen könnte und was nicht Ich hege allerdings Zweifel an der Angabe „Enmore Coffey Still“ als Urheber für diesen Rum. Um etwaige Zweifel für mich zu zerstreuen verglich ich diesen Rum mit den zwei oben genannten Kandidaten. Sollten sie wirklich aus demselben Batch von Guyana nach Europa gekommen sein, dann müssten sie sich ähneln und nur geringe Unterschiede aufweisen (Alter, Fassreife, Aktivität des Fasses etc.). Das Ergebnis dieses Vergleiches gibt es im Fazit. Die Abfüllung des Fasses mit der Nummer 47 brachte 215 Flaschen hervor. Diese verschwanden relativ schnell. Wenn ich mich nicht sehr irre, gab es den Rum Mitte 2014 schon fast nicht mehr zu kaufen. Ein Hinweis auf die Qualität oder nur der "Run" auf eine seltene „Enmore Coffey Still“-Abfüllung? Lassen wir den Inhalt für sich „sprechen“ und beginnen wir mit dem Tasting.
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Verkostung Silver Seal Demerara Enmore Distillery 1988 25 YO:
Alter: Das offizielle Alter beläuft sich auf 25 Jahre. Er wurde 1988 in Guyana destilliert, nach Europa verschifft und dort schließlich nach langer Lagerung 2013 abgefüllt.
Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt 55,7%vol. Dies könnte oder dürfte die noch volle Fassstärke gewesen sein.
Destillationsverfahren: Offiziell wird auf dem Label nichts erwähnt. Allerdings wird, wie oben schon geschrieben, an der Innenseite der Box die Enmore Coffey Still erwähnt.
Farbe: Der Rum erstrahlt in der Farbe eines dunklen Bernsteins mit leicht rötlichen Reflexen im Licht.
Viskosität: Der Rum fließt träge hinab zum Grund und es bleibt fürs erste ein leichter Film an der Glaswand haften. Dieser verschwindet nach einer sehr langer „Atemzeit“. Was bleibt sind vereinzelte und mittelgroße Tropfen, die sich hartnäckig am Glas festhalten. Die Zeit steht still.
Nase: Eine sehr feines aber schwaches Vanillearoma kann weit entfernt vom Glas als erstes wahrgenommen werden. Dazu gesellen sich rasch andere Gewürze, wie Nelken und ein minimaler Hauch von Zimt. Taucht man seine Nase tief hinein ins Glas, dann wird man regelrecht bombardiert von Melasse, Pflaumenkompott und Jod. Der Alkohol brennt sich angenehm tief in die Nase ein. Nach längerer Standzeit riecht man nun auch Karamell, Toffee und Leder. Auch Tabakblätter sind mit dabei. Die Nase besitzt auch eine gewisse Fruchtigkeit, die sich allerdings ein wenig abmüht gegen die anderen dominanten Aromen, wie die Melasse, dem Pflaumenkompott, den Gewürzen und Jod, anzukommen. Einige Minuten nach dem Einschenken des Glases ist die Frucht am stärksten vorhanden. Nach sehr langer Standzeit dagegen ist sie nur noch sehr schwach vertreten. Man riecht unter anderem Mangos und auch Papayas. Ein sehr schönes Beispiel eines gefärbten Rums aus der alten Enmore Destillerie.
Abgang: Zuerst schmecke ich pflanzliche Aromen und alte Eiche. Danach kommen die Gewürze in Form von Zimt und Nelken wieder zum Vorschein, wobei der Zimt diesmal der stärker Eindruck von beiden ist. Ein pflanzlicher Hauch, verwoben mit Melasse und Anis verbleibt im Mund. Für eine sehr kurze Zeit hatte ich sogar den Eindruck, so etwas wie Pilze zu schmecken. Darauf hatte ich so noch nie geachtet. Der Abgang ist mittellang und leicht trocken. Zu Beginn des Abganges schmeckt man eine leichte Bitterkeit, höchstwahrscheinlich hervorgerufen vom Fass und vom Färbemittel.
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Aus welcher Still stammt dieser Rum nun? Ich schrieb in der Einleitung ja schon darüber, dass ich einen Vergleich mit zwei Rums durchführte. Das Ergebnis: Keine kolossale Unterschiede. Die Unterschiede wären für mich mit den unterschiedlichen Fässern und der daraus resultierenden Reife durchaus erklärbar. Es könnte also in Rum aus der Versailles Still sein. Ein Beweis ist dieser Vergleich allerdings nicht. Man mag nun den Einwand erheben: Der Isla Del Ron hatte ja nur 146 Flaschen aus seinem Fass hervorgebracht. Ergo: zwei unterschiedliche Batches. Allerdings war die Trinkstärke mit 52,6%vol sehr nahe an dieser hier mit 55,7%. Es könnte eine Fassteilung gewesen sein und Malts of Scotland, welche hinter Isla Del Ron steht, hat vielleicht nur einen Teil des Fasses gekauft. Alte Demerara-Fässer dürften nicht billig sein und ein Teilkauf minimiert das Risiko, wenn der Rum wie Blei in den Regalen sitzt. So wie früher. Bis vor wenigen Jahren konnte man selbst noch saualte Bristols aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ohne Probleme kaufen. Entweder dies oder das Fass des IDR könnte aktiver gewesen sein (was mit den geringeren % korrelieren würde) oder es war tatsächlich ein anderes Batch. Allerdings frage ich mich dann, wo sind die anderen Fässer verblieben? Ich denke wir belassen es bei der offiziellen Version, die ich jedoch aufgrund der Ähnlichkeiten des Vergleiches anzweifle, es aber nicht beweisen kann. Letztendlich bin ich ja auch kein Experte und ein Amateur darf sich schon einmal irren. ;) Die Qualität wird durch diese Zweifel ja auch nicht geschmälert. Es wäre nur ein interessanter Background Faktor zu wissen, aus welcher Still dieser Rum nun wirklich stammt.
Was ich hier in diesem Review nicht unternahm, war ein Vergleich mit dem Velier Enmore Full Proof Old Demerara 1998 9 YO, welcher ja ein sicherer „EHP“ Coffey Still Rum war. Dies muss ich bei Zeiten nachholen. Vielleicht bin ich ja dann etwas schlauer. Eine Kaufempfehlung gibt es von meiner Seite aus nicht. Die ist aufgrund des Ausverkaufs auch mehr als sinnfrei. Ich wünsche Euch noch einen schönen Restsonntag!
Marco
PS Ein Dankeschön geht an Noge fürs Sample. Auch möchte ich mich bei Ingvar Thompson für die Erlaubnis der Nutzung der neuen Informationen bedanken und auch an Gregers Grue Nielsen, welcher mich erst überhaupt auf diese Informationen aufmerksam machte. Mange tak til dig!
Es wird auch im Laufe des Jahres eine kleine Änderung auf dem Blog geben. Da dies jedoch viel Zeit von mir abverlangt, die ich gerade nicht wirklich habe, wird es noch eine Weile dauern.
Es wird auch im Laufe des Jahres eine kleine Änderung auf dem Blog geben. Da dies jedoch viel Zeit von mir abverlangt, die ich gerade nicht wirklich habe, wird es noch eine Weile dauern.
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Once again, welcome to my little corner of the internet ;)
After our little excursions to Jamaica and St Lucia it is time to review rum from Guyana. This rum relatively quickly disappeared from the market and did not often managed its way from Italy to Germany: It's the Silver Seal Enmore Demerara Distillery 1988 25 YO.
The Bottling:
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Tasting Silver Seal Demerara Enmore Distillery 1988 25 YO:
Age: The official age is 25 years. He was distilled in 1988 in Guyana, then shipped to Europe and there finally bottled after long storage in 2013.
ABV: The drinking strength is 55.7% vol. This might be the full cask strength.
Process of distillation: There is no information mentioned on the label. However, as already written above, the Enmore Coffey Still is being mentioned on the inside of the box.
Colour: The Rum shines in a dark amber with a slightly reddish hues.
Viscosity: The rum flows lazily down to the ground and it remains a slight film on the glass wall. This sticky film disappears after a very long "breathing time". What remains are scattered and medium-sized droplets, which stubbornly cling to the glass. Time seems to stands still.
Nose: A very fine but weak vanilla flavour can be perceived far away from the glass first. They are joined quickly by other spices, such as cloves and a minimum hint of cinnamon. By getting the nose deep into the glass you will be bombarded by molasses, plum compote and iodine. The alcohol burns pleasantly deep into the nose. After prolonged exposure I now smell caramel, toffee and leather. Also tobacco leaves are included. The nose has a certain fruitiness, however, they are struggling against the other dominant flavours such as molasses, the plum compote, spices and iodine. A few minutes after pouring the glass, the fruit is most present. After a very long life, however, it is only poorly represented. You can smell mangoes and papayas. A very nice example of a coloured rum from the Enmore old distillery.
Finish: First, I taste vegetable flavours and old oak. Then the spices reappear in the form of cinnamon and cloves, the cinnamon is the strongest impression of the two this time. A hint of herbal interwoven with molasses and anise remains in the mouth. For a very short time I even had the impression to taste something like mushrooms. That's odd. The finish is dry and medium in length. At the beginning of the finish I can taste a slight bitterness, most likely caused by the barrel influence and the colourant material. The latter one is not sweet at all, although it is being produced out of the remains (waste) of the sugar production.
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So back to the question: In which Still was this rum distilled? I already wrote in the introduction about the fact that I carried out a comparison with two rums. The result: No colossal or major differences. The differences are in my opinion caused by the different barrels and the resulting maturity. It could be a rum from the Versailles Still. However, this comparison is not a proof. One might raise the objection: The barrel of the Isla Del Ron had only produced 146. Summary: Two different batches. However, the drinking strength with 52.6%abv was very close to this one with 55.7%abv. It could have been a barrel sharing and Malts of Scotland, which is behind Isla Del Ron, perhaps just purchased only a portion of the barrel. Old Demerara barrels should not be cheap and a partly purchase minimizes the risk if the rum sits like lead in the shelves. Just as it happened before. Until a few years ago, you could buy even some very old Bristols from the 70s of the last century without any problems. Either this or the barrel of the IDR could have been a more active one (which would correlate with the lower strength) or it was actually really a different batch. However, I ask myself, if this was a different batch then where are the other barrels? Only one does not make a sense. I think we will stay with the official version, but I casts doubt due to the similarities of the comparison, but I can't prove it. Ultimately, I am no expert and an amateur can be wrong sometimes. ;) The quality is indeed not diminished by these doubts. It would be an interesting background factor to know from which Still this rum really came from.
What I did not in this review was a comparison with the Velier Enmore Full Proof Old Demerara 1998 9 YO, which was indeed a safe and real "EHP" Coffey Still rum. I have to do this after this review. Maybe then I'm a little smarter. A BUY recommendation is not given from my side. It is more than pointless due to the sellout. Nevertheless, I wish you all a nice Sunday!
Marco
PS A thank you goes to Noge for the sample. I would also like to thank Ingvar Thompson for permission the use of new information and also to Gregers Grue Nielsen, who races ever made me only aware of this information. Mange tak til dig!
There will be a little change on the blog during this year. But it will require a substantial amount of time, which I do not have at the moment, so it will take a while.
There will be a little change on the blog during this year. But it will require a substantial amount of time, which I do not have at the moment, so it will take a while.
Vielen Dank für den tollen Artikel, Marco!
AntwortenLöschenIch habe diese Abfüllung vor ca. zwei Wochen im kleinen Kreis geöffnet und er wurde von allen Beteiligten wahrlich genossen. Zimt und Tabak sind in dieser Runde ebenfalls zur Sprache gekommen. Schade, dass diese schönen Dinge so teuer geworden sind. Meine zweite Flasche wollte man mir dennoch zum fast doppelten Preis abkaufen - ich habe verzichtet :-) Was haben wir hier wohl alleine für die Aufmachung, wenn auch zugegebenermaßen gelungen, bezahlt?
Angenehmen Sonntag!
"Was haben wir hier wohl alleine für die Aufmachung, wenn auch zugegebenermaßen gelungen, bezahlt?"
AntwortenLöschenBei Silver Seal zahlt man imho nicht nur für die Aufmachung, sondern auch ein wenig für's "Image". Der Abfüller ist, auch wenn ich das nicht ganz nachvollziehen kann, international sehr angesehen und er weiß, dass er die aufgerufenen Preise inzwischen auch bekommt. Klar, einzelne Abfüllungen waren und sind Weltklasse und die hier rezensierte gehört sicherlich dazu, aber in der Breite sehe ich Silver Seal doch eher durchschnittlich. Da gibt es imho Abfüller von konstanterer Qualität.
Nichts desto trotz wünsche aber natürlich auch viel Vergnügen beim Genuss dieses Tropfens, der sein Geld sicher wert ist.
Beste Grüße,
Flo
Moon Import hat auch einen gefärbten 1988er Enmore, bei dem "Pot Still" auf dem Etikett steht. Allerdings werde ich den Verdacht nicht los, dass es wahllos aufgedruckt wird. Ich meine mich an einen Diamond von Moon Import erinnern zu können, wo es auch draufstand, bin mir aber nicht zu 100% sicher.
AntwortenLöschenIch bin sehr gespannt darauf, was der Vergleich mit dem Velier-Enmore 1998 ergeben wird. Haben Sie den Eindruck, dass er gefärbt wurde?
Moon Import ist kein Musterknabe. Viele Abfüllungen haben/hatten "Rhum Agricole" auf dem Label. Auch einige Rums aus Barbados und Guyana hatten dies auf dem Label. Ich hatte einen solchen Barbados Rum im Glas und es war definitiv kein Agricole. Moon Import war auch der Abfüller mit der "EHP Distillery" auf dem Label. Ich müsste mir den Rum noch einmal im Glas vornehmen um ihn als gefärbt einzustufen zu können. Aus dem Gedächtnis heraus hatte ich diesen Verdacht, möchte diese Aussage aber jetzt nicht direkt unterschreiben ;) Dafür ist das letzte Tasting mit ihm zu lange her.
LöschenIch weiche hier etwas vom Thema ab: Auf den Bildern zum Demerara-Artikel habe ich gesehen, dass Sie einen 10 und einen 12 Jahre alten Green Label Demerara von Cadenhead haben. Darf ich fragen, wann Sie die (und den 10 Jahre alten Green Label Guyana, falls Sie den auch haben/hatten) gekauft haben? Ich versuche herauszufinden, welches Destillationsdatum diese Abfüllungen jeweils haben.
AntwortenLöschenDie Nummern auf den Etikett-Innenseiten (wir führten schon eine Unterhaltung darüber in den Kommentaren des Posts über den Rum Swedes Diamond 2003) sind 12/348 beim Guyana 10 YO und 13/160 beim Demerara 10 YO. Falls die ersten 2 Ziffern tatsächlich das Abfülljahr bezeichnen, ist es doch sehr merkwürdig, dass vom später abgefüllten Rum viel weniger Flaschen verfügbar sind.
Dave Broom hat in seinem Buch auch einen hellen Green Label Demerara 10 YO getestet, aber das Buch erschien ja schon 2003, das hieße, dass der Rum sich 12 Jahre im Handel gehalten hätte, was ja schon mehr als unwahrscheinlich ist.
Ich hoffe, das mögliche Destillationsdatum mit Ihrer Hilfe etwas näher eingrenzen zu können.
Der Green Label Demerara 10YO in Dave Brooms Buch ist eine andere Abfüllung als die, welche sie bei mir hier gesehen haben. Es ist auch nicht der Rum den sie besitzen. Diese Abfüllung ist schon lange verschwunden. Zu den anderen Fragen werde ich mich am Sonntag äußern.
LöschenEin großes Danke für die erwähnte Referenz-Nummer des Guyana 10 YO. :-)
Was beim 10 YO Demerara auch noch für eine 2013er Abfüllung sprechen würde, sind die unterschiedlichen Bezeichnungen bei den beiden Rums: Guyana und Demerara.
AntwortenLöschenWenn man in zwei aufeinander folgenden Jahren zwei gleich alte Rums aus dem gleichen Land abfüllt, muss man sie ja irgendwie kennzeichnen.
Sie meinten ja, dass der Demerara 10 YO ziemlich fruchtig und (zimt?)würzig ist. Haben Sie inzwischen eine Vermutung bezüglich der Herkunft? Wenn ich aus der Hüfte schießen müsste, würde ich auf ein Mark aus der Uitvlugt Savalle Still tippen. Rein theoretisch könnte es ja ein Skeldon- oder Blairmont Mark sein. Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie ein junger Skeldon- oder Blairmont schmeckt und Referenzen gibt es da auch keine, aber ein bisschen rumspinnen darf man ja... :)
Ich werde am Sonntag etwas näher auf dieses Thema eingehen. Falls mir nicht ein ungeplantes Ereignis dazwischen kommt.
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