Sonntag, 21. September 2014

Velier Skeldon 1978 Full Proof Old Demerara 27 YO

(the English part is just below, just skip the German part) 

Herzlich willkommen auf BAM!

Wieder einmal möchte ich eine Rarität vorstellen und öffentlich verkosten. Dieser Rum ist aufgrund seinen Preises außerhalb der Reichweite jedes normalsterblichen Connaisseurs. Mittelständische Unternehmer oder Selbstständige mal von dieser Kategorie ausgenommen. ;) Von welchem Rum rede ich hier eigentlich? Von keinem geringeren als den Velier Skeldon 1978 Old Demerara Full Proof 27 YO.

Zur Abfüllung:

Kann ein Rum mit diesem Alter aus den Tropen überhaupt etwas Trinkbares sein oder erwartet da einem Liebhaber eine flüssige Nährbrühe aus Holz bestimmt für Bohrwürmer? Wir werden sehen.Diese Abfüllung war entweder gleichzeitig oder kurz nach dem des Velier Skeldon 1973 Full Proof Old Demerara Rum 32 YO von Luca Gargano veröffentlicht worden. Wie dieses Exemplar geschmeckt haben muss ich mir hier nicht vorstellen. Mir reicht dieses Exemplar um eine ungefähre Einschätzung davon zu gewinnen. Er muss wohl ähnlich oder noch krasser am Gaumen gewesen sein. Schließlich war Herr Gargano hin und weg von diesem Rum. Vom Velier Skeldon 1978 Old Demerara Full Proof 27 YO brachten ganze 3 Fässer gerade einmal 688 Flaschen hervor. Dies entspräche einem Durchschnitt von 229 Flaschen pro Fass. Vergleicht man dies einmal mit dem Velier Skeldon 1973 Old Demerara Full Proof 32 YO sieht das Bild schon wieder etwas anders aus. Hier brachten 4 Fässer gerade einmal 544 Flaschen hervor (!). Dies entspräche einem Durchschnitt von mageren 136 Flaschen pro Fass. Der Rum hatte aber immer noch 60,5%. Fünf Jahre Differenz und so ein krasser Unterschied an Flaschen pro Fass? Ich tippe hier auf eine höhere Verdunstung in den Fässern des Rums von 1973 und dies könnte auch auf mehr Holzeinfluss auf den Inhalt bedeuten. Dies werde ich allerdings niemals erleben oder bestätigen können, da auch dieser Rum gnadenlos überteuert ist nur noch hin und wieder mal angeboten wird. Ich war glücklich genug eine Probe dieses Rums ergattern zu können, auch wenn ich den Eindruck nicht los werde, dass der edle Spender den Austausch bis heute bereut und ihn kein zweites Mal durchführen würde.

Die Skeldon Plantage wurde zwischen 1802 – 1834 von William Ross(1787 -1840) gegründet. Er war der Sohn von Sohn von Hugh Ross III of Kerse and Skeldon (Ayrshire). Hiermit erklärt sich auch die Namensgebung der Plantage. Die Plantage befand sich am Westufer des Corentyne an der Grenze zu Surinam. Zu Beginn wurde dort auch kein Zuckerrohr angebaut sondern Baumwolle, da sich diese dort am besten anpflanzen ließ. Zwischen dem 1. Januar 1838 und dem 31. Dezember 1845 erfolgte die Umstellung auf Zuckerrohr. Genau in diesem Zeitraum müsste somit auch die Skeldon Destillerie erbaut worden sein. Das letzte aktive Jahr der Destillerie war 1960 mit einer Produktion von 66.070 Gallonen an Rum. Sie war neben Port Mourant (1955), La Bonne Intention (1959) und Blairmont (1962) ein weiteres Opfer der Rationalisierung unter Bookers. Beide Rums von Velier entstammen schon der Post-Skeldon Ära und kommen nicht mehr direkt von diesem alten Estate. Wer etwas anderes behauptet hat entweder gar nicht oder nicht gründlich genug recherchiert. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass außer dem Rum-Stil nichts mehr von dieser Destillerie übrig geblieben ist. Der Ursprüngliche Brennkessel wurde mit sehr großer Wahrscheinlichkeit verschrottet und hat es nicht bis in die heutige Zeit geschafft. Der Rumstil und damit die Identifikation der Plantage waren die Marks S.W.R.. Diese stehen für Sir William Russel. Ihm zu Ehren wurde die Plantage so in der Kurzform auf den Fässern voll mit Zucker, Melasse und Rum genannt. Mit diesen Buchstaben konnten die Käufer/Händler in London genau erkennen, von welchem Estate und Land das Produkt stammte. Heute kennt diese Marks nur noch eine kleine Minderheit. Ihre Bedeutung geriet weitgehend in Vergessenheit. Aber genug gequasselt. Widmen wir unsere Aufmerksamkeit der heutigen Abfüllung. 

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Verkostung Velier Skeldon 1978 Full Proof Old Demerara 27 YO:

Preis:Astronomische 600 - 800€ + X. Mein kleines Sample bekam ich im Austausch für einige andere Rums. Mir persönlich ist dieser Preis für eine 0,7l Abfüllung viel zu hoch. Vor allem da Velier keinen maximalen Profit erzielen wollte und der Rum deutlich billiger auf den Markt kam.

Alter:Der Rum wurde im April 1978 destilliert und abschließend im April 2005 abgefüllt. Das bedeutet satte 27 Jahre in den Tropen. Das ist eine kleine Kampfansage und in diesem Alter in den Tropen ist die Gefahr von Verholzung in meinen Augen sehr hoch.

Alkoholstärke:Der Rum hat selbst nach 27 Jahren in Guyana immer noch 60,4%vol. Hierbei handelt es sich um die originale Fassstärke.

Destillationsverfahren:Der offizielle Ursprung dieser Abfüllung ist eine Coffey Still. Eine Coffey Still? Klingt für mich nun etwas komisch, aber dazu später etwas mehr.

Farbe:Der Rum erstrahlt in dunkelrotem Kirschholz. Kommt das allein von 27 Jahren in den Tropen oder war der Rum gefärbt?

Viskosität:Es bildet sich am oberen Rand eine dicke Krone. Von dieser fließen langsam dicke Tropfen hinab zum Glasgrund. Es bildet sich ein dünner Film an der Glaswand, der erst nach sehr langer Zeit verschwindet.

Dark, bitter, extreme = beast
Nase:Sehr extreme Nase. Ich rieche altes und gut abgelagertes Holz. Dazu kommen noch massive Melasse-Aromen, Jod und Nelken. Taucht man die Nase sehr tief ins Glas, vernimmt man eine extreme Klebstoffnase. Der Alkohol brennt sich seinen Weg bis in den Rachen. Entfernt man die Nase sehr weit vom Glas kann man Nuancen von Anis und Vanille erhaschen. Der Rum riecht zwar leicht süßlich, aber hinter dieser Süße lauert noch etwas anderes auf den Connaisseur. Man kann hier dennoch die Bitterkeit / Tannine vom Fass erahnen, welche von der Süße noch zurückgehalten werden. Ich rieche außerdem noch exotische Früchte. Darunter Mangos, Aprikosen, überreife Papayas und auch ein Hauch Bananen. Nach langer Zeit riecht man auch Kaffeearomen, altes trockenes Leder und süße Tabakblätter. Auch leicht bitteres Karamell. Man kann eine sehr lange Zeit daran schnuppern und findet immer noch eine bisher unbekannte Komponente. In der Nase vermag dieser Rum mich zu begeistern. Er fasziniert mich sogar sehr. Allerdings befürchte ich schon, was mich am Gaumen erwartet.

Gaumen:Extreme Nase? Extremer Gaumen! Der Rum brennt regelrecht am Gaumen und verbreitet sich rasch im gesamten Mundraum. Was für eine Überraschung: Der Rum ist zu Beginn weder richtig süß, noch richtig bitter, aber dafür leicht säuerlich. Was ich ebenso extrem schmecke sind Kaffeearomen mit Rohrohrzucker vermischt. Ich schmecke außerdem noch Karamell, sehr deutlich Tabak und auch Holzaromen. Man könnte hier auch fast an Kastanien denken. Nach einigen Sekunden, nachdem der Speichel den Rum verdünnt hat, macht sich das Fass nun doch deutlich bemerkbar. Ich schmecke die mir bekannte Kombination aus Rauch, Salz, Jod und Anis, die ich mit extremen Fasseinfluss auf Rum verbinde. Die Frucht in der Nase ist am Gaumen fast nicht zu erkennen. Dennoch schmecke ich leichte Aprikosenmarmelade und Papayas. Allerdings ist alles nach einigen Sekunden mit einer leicht säuerlichen Bitterkeit verbunden. Es ist unmöglich zu sagen, wie der Rum bei einer kürzeren Reifezeit geschmeckt haben würde. In dieser sehr alten Form ist er durch das Fass mehr als verzerrt worden und der ursprüngliche Stil ist nur noch sehr schwer zu erkennen, wenn man weiß worauf man zu achten hat. Das Problem: Ich kenne einen jungen Skeldon nicht und kann ihn somit nicht erkennen.

Abgang:Habe ich schon gesagt, dass dieser Rum extrem ist? Der Abgang beginnt deutlich mit bitteren Aromen. Diese Bitterkeit verschwindet erst nach einigen Minuten und ein leicht fruchtiger Geschmack huscht kurz über die Zunge. Dazu gesellen sich minimal buttrige Aromen. Ich schmecke auch Anis- und Holzaromen. Der Fasseinfluss schlägt im Abgang voll durch. War es am Gaumen erst nach einigen Sekunden offensichtlich, so gibt das Fass im Abgang gleich zu Beginn eindeutig den Ton an. Nach vielen Minuten verbleibt ein Hauch von Anis, Kräutern, Jod, Salz und Holz am Gaumen. Ein extremes Biest durch und durch. 

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Fazit:Ich möchte, wie immer, ganz ehrlich sein liebe Leser: Zuerst wusste ich diesen Rum irgendwie nicht zu schätzen. Ich denke es lag an den krassen Kaffee/Espresso-Aromen am Gaumen und im Abgang. Mittlerweile finde ich ihn gut. Auch wenn ich ihn nicht jeden Tag trinken könnte und ihn auch niemals kaufen würde, da mir die Bitterkeit eindeutig zu viel ist, ist die Qualität hoch. Aber an die 600-800€ und mehr würde ich persönlich nicht für diesen Rum hinlegen. Nicht einmal 200€, wenn man bedenkt, dass diese Abfüllung von Luca Gargano für nur um 100€ herum verkauft wurde. Diese neuen Preise sind reine Geldmacherei. Jeder Liebhaber dieses Stils ist entweder gezwungen nur noch in Erinnerungen zu schwelgen, oder diesen irrsinnigen Preis zu bezahlen. Ich denke ich werde den Rest des Samples in Ehren halten und den Rum als den in Erinnerung behalten, der er war: Ein Demerara mit guter Qualität, aber doch extremen Fassaromen. Mir persönlich gefiel die Nase am Besten. Am Gaumen und im Abgang merkte man dann doch das Alter. Hier hatte das Fass nach dieser langen Zeit den Rum immens beeinflusst. Dennoch und gerade wegen dieser Abfüllung, würde ich einmal einen jungen Skeldon (also einen Rum mit dem Mark S.W.R.) im Glas haben. Ich bevorzuge lieber junge Rums mit einem gemäßigten Fasseinfluss. Aber ich denke dieser Traum wird nie in Erfüllung gehen. Zwar wird dieser Stil angeblich laut Stefanie Holt im 3 jährigen Eld Dorado Blend verwendet, dennoch kann ich mir einen größeren Verkauf dieses Rum-Stils im Bulk nach Europa nicht vorstellen. Auch werden diese Rums angeblich heutzutage in der French-Savalle Still destilliert. Dies kann ich nun weder bestätigen noch in Zweifel ziehen. Technisch betrachtet ist eine Coffey Still eine Column Still und auch die French-Savalle-Still ist ein Brennkessel dieses Typs, wenn auch mit einigen Unterschieden im inneren Aufbau, also an den Platten (Glockenböden).

Aber hätte Luca Gargano dies nicht auf dem Label vermerkt? Oder wurde der Stil in den Jahren 1973 und 1978 in einer Coffey Still destilliert und erst später erfolgte eine Umstellung auf die French-Savalle Still? Alles interessante Fragen für mich. Da die Uitvlugt Destillerie die Brennkessel der anderen geschlossenen Destillerien aufnahm (außer Versailles, die kam nach Enmore), könnte man dies auch hier annehmen. Was gegen diese Annahme spricht ist die Tatsache, dass die Port Mourant Still 1955 erst zu Albion kam und erst zwischen 1967 und 1969 mit der Schließung von Albion zur Uitvlugt Distillery gebracht wurde. Für diese Rums ist es allerdings unerheblich. Im Jahre 1973 existierten die Destillerien von Skeldon und Albion nicht mehr. Dieser Rum könnte also in der Uitvlugt Destillerie hergestellt worden sein und die Fässer kamen mit der Schließung dieser Brennerei zur Diamond Destillerie, wo Luca Gargano sie auch schließlich entdeckte. Allerdings kam nicht alles von Uitvlugt nach Diamond. Die Fässer des Skeldon befanden sich allerdings in Diamond. Wie auch immer: In Uitvlugt stand die French-Savalle Still zu jener Zeit (1973 & 1978). Von einer Coffey-Still dort weiß ich allerdings nichts. Was stimmt nun? War es die French-Savalle Still oder gab es eine Coffey Still auf dem Gelände von Uitvlugt und diese wurden zu einem späteren Zeitpunkt verschottet, bevor die Destillerie geschlossen wurde? Oder wurde der Rum in der Diamond Distillery destilliert? Und wenn ja mit welcher Still? Fragen auf die es wohl keine Antwort geben wird. 

Eine lehrreiches Tasting war es allemal. Eine Kaufempfehlung ist mehr als sinnfrei und wird hier auch nicht gegeben. Zu diesem Preis kann ich keinen Rum einen anderen Verbraucher empfehlen, da ich selber nicht bereit wäre diesen zu bezahlen und als ein solcher Verbraucher schreibe ich diese Reviews auch. Schließlich muss ich hier keine Werbung für ein Produkt machen oder mich durch ein gutes Punkteergebnis bei einem kommerziellen Gönner bedanken.

Muss man jetzt bittere Tränen vergießen, wenn man diesen Rum nicht genießen durfte? Nein. Wenn sie einen Hauch einer Ahnung haben möchten, wie diese Abfüllung hier schmeckte, dann nehmen sie einen kalten Espresso mit sehr säuerlicher Note und geben sie einen Rum mit leichten Körper und hoher %-Zahl hinzu, und sie kommen diesem extremen Biest zwar nicht nahe genug heran, aber sie können eine ungefähre Vorstellung von ihm bekommen. Also gerade das richtige für Espresso-Liebhaber in meinen Augen. Etwas interessantes am Rande: Ich habe einmal gelesen, dass Menschen im steigendem Alter sich weg von süßen Nahrungsmitteln bewegen und mehr zu bitteren Konsumgütern neigen. Kinder dagegen fahren ja total auf süße Dinge ab. Ich habe zwar meinen Zuckeranteil im Kaffee auch mittlerweile reduziert, aber dieses Biest ist mir mit 33 Jahren persönlich zu bitter. Vielleicht stimmt das Statement ja auch nicht, wer weiß. ;) Mein Dank geht hier an Noge für die schönen Bilder, an den Gönner von dem ich das kleine Sample im Austausch bekam und auch an Luca Gargano. Mille grazie per questa opportunità! Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Sonntag! 

Marco 


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Welcome to B.A.M.!

Once again I would like to introduce a rarity to all of you. This rum is due to its price beyond the reach of any mere mortal connoisseurs. Medium-sized business owners or self-employed buyers are excluded from this category. ;) Which rum I'm talking about? I'm talking about the Velier Skeldon 1978 Old Demerara Full Proof 27 YO!

The Bottling:

Can a rum with this age from the tropics ever be something considered to drink neat or can someone expect a liquid broth made of wood intended for the 'ship worms'? The good news: The barrel has not destroyed this rum. Unlike the Velier Enmore 1995 Full Proof Old Demerara 16 YO which after 15 years of influence in the tropics the taste was seriously recognizable in nose and palate. Especially after the dilution the negative barrel influence came clearly to the fore. Apparently the style ELCR was just too weak for such a tropical storage or the barrels were too active. Whatever the reason might have been, we dedicate ourselves again to this little treasure. This bottling was either simultaneously or shortly been published after the Velier Skeldon 1973 full proof Demerara Rum Old 32 YO by Luca Gargano. I can't imagine how this one might have tasted. I've had enough of this specimen to make a pretty good guess. He must have been probably similar or even more extreme on the palate. Mr. Gargano was blown away by this rum. The Velier Skeldon 1978 Old Demerara Full Proof 27 YO consisted of 3 barrels which produced 688 bottles. This would correspond to an average of 229 bottles per barrel. Comparing this once with the Velier Skeldon 1973 Old Demerara Full Proof 32 YO you might can catch difference. This bottling had 4 barrels, which just produced 544 bottles(!). This would correspond to an average of 136 bottles per barrel. However, the rum was still at 60.5%abv. Five years difference and such a stark difference of bottles per barrel? The reason must have been a higher evaporation in the barrels from 1973 and this could also mean more wood influence on the content. This, however, I will not see or acknowledge, since this rum is totally overpriced, if one bottle turns up on some occasions. I was fortunate enough to be able to get a hold of a sample of this rum, even if I get rid of the impression is not that the noble donor regret the exchange to this day and would not do it again.

The Skeldon plantation was established between 1802-1834 and founded by William Ross (1787 -1840). He was the son of son of Hugh Ross III of Kerse and Skeldon (Ayrshire). This also explains the naming of the plantation. The plantation was located on the west bank of the Corentyne along the border with Suriname. At the beginning there was no cane grown on this plantation but cotton since this was the best cultivation to plant on the coastal region. The changeover to sugar cane took place between January 1st, 1838 and the December 31th, 1845. It also should thus be precisely in this period, when the Skeldon distillery has been built. The last active year of the distillery was in 1960, with a total production of 66,070 gallons of rum. It was after the La Bonne Intention distillery the second victim of rationalization under the Bookers. Both rums bottled by Velier are coming from the post-Skeldon era and therefore did not come directly from this old estate. Who claims otherwise has either not at all or only done some sloppy research. It is more than likely that, except the rum-style, nothing more of this distillery has survived. The original distilling equipment was with a very high probability scrapped, and did not survive to the present time. The rum-style and thus the identification of the plantation was the Mark S.W.R.. These stand allegedly for Sir William Russell. To his honour the plantation was so called in the short form on the barrels full of sugar, molasses or rum. With these letters the buyer or trader in London could see exactly from which estate the product originated. Today, this mark is only known to a small minority. Its importance was largely forgotten. But enough chit-chat. Let us focus our attention on this fine bottling. 

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Tasting Velier Skeldon 1978 Full Proof Old Demerara 27 YO:

Price: Astronomical 600-800 € + X. I got my little sample in exchange for some other rums. For me personally, this price is way too high for a 0.7l bottling. Especially since Velier did not have the idea of maximizing the profit and brought this rum for around 100 € on the market.

Age: The rum was distilled in April 1978 and finally bottled in April 2005. This means a whopping maturity of 27 years in the tropics. This is a small challenge and at this age in the tropics the risk of too much qwood in the final rum is very high.

ABV: The rum had after 27 years in Guyana still 60.4%abv. This is the original cask strength.

Process of distillation: The official origin of this bottling is a Coffey Still. A Coffey Still? Sounds to me now a little funny, but later some more to that topic.

Colour: The Rum shines in a dark red cherry colour. Is this solely from those 27 years in the tropics or was the rum coloured prior before aging?

Viscosity: It forms a thick crown at the top of the glass. Big drops slowly are flowing down oo the glass surface. The rum forms a thin film on the glass wall that only disappears after a very long time.

Dark, bitter, extreme = beast
Nose: Very extreme nose. I smell old and well-seasoned wood. In addition there are massive molasses flavours, iodine and cloves. If you dip the nose very much into the glass, one can smell the extreme adhesive nose. The alcohol burns its way up into the throat. If you move the nose very close (from a distance) to the glass you can catch hints of anise and vanilla. Although the rum smells slightly sweet, but behind this sweetness lurks something else to the connoisseur. Here you can imagine the bitterness / tannins from the barrels, which are still being held back by the sweetness in the nose. I also still smell exotic fruits. Including mangos, apricots, papaya and also a hint of overripe bananas. After a long time of breathing i smells coffee flavours, old dry leather and sweet tobacco leaves. Also slightly bitter caramel. You can smell a very long time and you will still be able to find a previously unknown component. The nose of this rum is able to inspire me. It fascinates me a lot. However, I fear I already know what to expect on the palate.

Palate: Extreme nose? Extreme palate! The rum burns literally on the palate and is spreading rapidly throughout the oral cavity. What a surprise: the Rum is in the beginning not really sweet, but still really bitter and slightly sour. I am to detect extremely well-tasting coffee aromas mixed with cane sugar. I also still taste caramel, tobacco leaves and oak. You could almost think of chestnuts here. After many seconds the barrel now makes itself very noticeable. I taste the well-known combination of smoke, salt, iodine and anise that I associate with extreme barrel influence on rum. The fruit on the nose is almost not detectable on the palate. Nevertheless, I taste a little apricot jam and papayas. However, after a few seconds everything is connected with a slightly sour bitterness. It is impossible to say how the rum would have tasted at a shorter time in the barrel or less maturity. In this very old form he has more than distorted by the barrel and the original style is very difficult to detect, if you know what you look for. The problem: I do not know how a young Skeldon rum (S.W.R.) does taste and therefore can not recognize him.

Finish: The finish starts with clearly bitter flavours. This bitterness disappears after a few minutes and a slightly fruity taste flits lightly over the tongue. They are joined by minimal buttery flavours. I taste also anise and oak aromas. The barrel influence cones really thorugh due to the finish. It was evident after several seconds on the palate, now it is immidiate noticeable in the beginning of the finish. After many minutes a hint of anise, herbs, iodine, salt and wood remains on the palate. An extreme beast through and through. 

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Conclusion: I want to be, as always, very honest to you dear readers: At first I did not appreciate this kind of rum. I think it was because of the stark coffee / espresso flavours on the palate and finish. Meanwhile, I think he's good. Even though I could not drink it every day and would never buy it too, because the bitterness is clearly too much for my taste, and the price is way to high. Personally I would not consider buying this rum for the sum of 600-800 € and more. Not even for 200€ if you consider that this bottling of Luca Gargano was sold for only about 120-140€. These new prices are pure moneymaking. Every lover of this style is either forced only to reminisce or to pay this insane price. I think I'll keep the rest of the sample in honour and remember the rum the way it was: A Demerara with good quality, but extreme barrel flavours. The barrels had an immensely influence on the rum after all this time. Nevertheless, and because of this bottling, I would even like to have a younger Skeldon (ie a rum with the Mark SWR) in the glass. I would rather prefer younger rums with a moderate barrel influence. But I think this dream will never come true. Although this style is according to Stefanie Holt said to be used in the 3-year Eld Dorado blend, but I can not imagine a bigger sale of this rum-style in bulk to Europe. These rums are supposedly distilled in the French-Savalle Still. This now I can neither confirm nor doubting. Technically speaking, a Coffey Still a column still and the French-Savalle Still is also a still of this type, though with some differences. But would Luca Gargano not mention on the label? Or the style in the years 1973 and in 1978 was distilled in a Coffey Still and today they are made in the French-Savalle Still? These are questions to which there are no simple answer. Since the Uitvlugt distillery had received the stills from other closed distilleries (except Versailles, who was merged with Enmore), one might assume this here. What speaks against this assumption is the fact that the Port Mourant Still came to Albion in 1955 and was taken to the Uitvlugt Distillery bewteen 1967 and 1969. For these rums however, it is irrelevant. In 1973 the distilleries of Skeldon and Albion no longer existed. This rum could therefore have been made in the Uitvlugt distillery and the barrels came with the closure of the Uitvlugt distillery to Diamond distillery, where Luca Gargano discovered them. The French Savalle still stood in Uitvlugt at that time. I've never heared of a Coffey Still there. Now what's wrong? One issue on which there will probably be no answer. 

It was an instructive tasting. A BUY-recommendation is more than pointlessly and is not given here. At this price, I can not recommend a rum to another consumer, since I would not be willing to pay such a price myself and as such a consumer I write these reviews. Finally, I must do not advertise this a product or thank a commercial patrons for the sample. 

Should we now shed bitter tears when you could not enjoy this rum? No. If you want to have a slightest idea how this bottling here has tasted, then take a cold espresso with a very sour note and give them to a rum with light body and high% figure. Even then they do not come closely to this extreme beast, but you can get a rough idea of it. So just right for espresso lovers in my opinion. Something interesting aside: I have read the theory that when people grow older they tend to move away from sweet foods and prone to more bitter consumer goods. Although I have my share of sugar in coffee also now reduced, but this beast with 33 years is too vigorously to me personally. I wish you all a good Sunday! 

Marco

Sonntag, 7. September 2014

Velier Uitvlugt 1988 Full Proof Old Demerara 17 YO

(the English part is just below, just skip the German part) 


Seid gegrüßt Freunde des guten Geschmacks!

Zur Feier eines ganz besonderen Ereignisses möchte ich heute nachträglich eine kleine Kostbarkeit vorstellen. Leider also nichts Aktuelles, da der Rum nur noch schwer zu erwerben ist. Ich hoffe ihr verzeiht mir, aber man wird nicht oft Onkel in seinem Leben und diese Abfüllung erscheint mir würdig genug. Es handelt sich um einen Demerara aus der alten Uitvlugt Distillery von 1988. Die Rede ist von Velier Uitvlugt 1988 Full Proof Old Demerara 17 YO.

Zur Abfüllung:

Das Uitvlugt Estate wurde zwischen 1759 und 1776 von Johan Berend Christoffer Frederick Boode gegründet. Bis zum Ende des 18. Jahrhundert wurde dort aber nicht Zuckerrohr angebaut. D.h. diese Gründungsphase hatte mit der späteren Uitvlugt Distillery oder besser gesagt, der Uitvlugt sugar factory, nicht viel gemein. Diese entstand erst viel später. Destilliert wurde dieser Rum in einer French Savalle Still. Das US-Patent von Armand Savalle und sein Sohn Dèsirè Savalle ist auf das Jahr 1868 datiert. Sie könnte also frühestens aus dem 19. Jahrhundert stammen. Was heißt das jetzt im Klartext? Wenn sie irgendwo im Internet lesen, dass die Still aus dem 18. Jahrhundert stammt oder auf dem Estate schon seit diesem Jahrhundert Rum gebrannt wurde, dann haben die Autoren entweder schlampig oder gar nicht recherchiert. Selbst wenn mit einer anderen Art von Brennkessel Rum dort zuvor hergestellt wurde: Die Plantage baute noch 1798 nachweislich nur Kaffee an und hieß damals noch Groote en Klijn Uitvlugt Plantage. Die vollständige Umstellung auf Zuckerrohr erfolgte bis 1832. Die Quellen kann man meinem Artikel zu den Demerara Destillerien entnehmen. Ob bis zum Jahre 1800 dort wirklich angefangen wurde Rum zu destillieren, ist für mich nicht eindeutig bewiesen. 

Es ist schon erschreckend, was für Irrtümer aktuell immer noch für bare Münze verkauft werden. Aber dies ist ein anderes Thema, auf das ich hier nicht näher eingehen werde. Der mündige Verbraucher, der sich auch informieren will, der findet auch die Informationen die er braucht. Zuvor musste man dies sehr umständlich über digitalisierte Bücher und Karten in Bibliotheken bewerkstelligen. Spätestens seit der englischen Version meines Artikels ist dies aber nicht mehr nötig. Wer es wissen will, der findet die Informationen auch. Auch wenn dies nur ein Blog ist und kein gebundenes Fachbuch, wäre es ein Fehler die gesammelten Informationen deswegen nicht zur Kenntnis zu nehmen. 

Diese Abfüllung ist also ein Rum aus der 4 Säulen-Anlage, welche lange Zeit bei Uitvlugt stand und nun in der Diamond Distillery (D.D.L.) ihren Dienst verrichtet. Sie produziert ein angeblich leichtes Destillat und der Unterschied zu anderen Columns besteht im Aufbau der Glockenböden in den Säulen selbst. Inwieweit sich dies genau auf den Rum auswirkt weiß ich nicht, da ich kein Experte auf diesem Fachgebiet bin. Ich gehöre eher zu den Kunden solcher Leute. ;) Die Abfüllung bestand aus 4 Fässern. Diesen entsprangen 1.091 Flaschen, Also im Durchschnitt ca. 272 Flaschen pro Fass. Das Mark auf den Fässern war SP – ICBU. Was sich genau dahinter verbirgt kann ich nicht genau beweisen. ICBU ist aber todsicher die Identifikation für Uitvlugt. Der Velier Uitvlugt 1985 Full Proof Old Demerara 21 YO hatte nur das Mark ICBU. Worin jetzt nun genau der Unterschied zu beiden Rum-Stilen besteht kann ich auch nicht sagen. Danke noch einmal an Egon an dieser Stelle für diese Information! Widmen wir uns nun dem Inhalt dieser Abfüllung. 

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Verkostung Velier Uitvlugt 1988 Full Proof Old Demerara 17 YO:

Preis: Meine Flasche erstand ich 2013 für 122€ bei oldwhisky in Italien. Dort ist mittlerweile nicht mehr viel zu holen und der Rum auch verschwunden.

Alter: Der Rum wurde im April 1988 gebrannt und im April 2005 abgefüllt. Das offizielle Alter beträgt 17 Jahre in den Tropen.

Alkoholstärke: Die Trinkstärke beträgt noch 52,9%vol. Eine Probe hiervon werde ich auf ca. 45%vol verdünnen, um dem Rum mehr Aromen zu entlocken.

Destillationsverfahren: Die offizielle Angabe gibt eine Savalle Still an. Hiermit ist wohl die 4 Säulen-French Savalle Still gemeint, welche um 1988 in Uitvlugt ihren Dienst verrichtete.

Farbe: Der Rum erstrahlt in hellem Mahagoni im Glas. Ist dies die Tropenlagerung? Wir werden sehen.

Viskosität: Der Rum fließt in dicken Schlieren hinab zum Glasboden und bildet einen dünnen Film auf der Glaswand. Der Rum ist also gut ölig und sollte mundfüllend sein.

Nase: Wumms... diese Nase kommt mir sehr bekannt vor und riecht doch auch anders. Ich rieche exotische Früchte, welche von braunem Roh-Rohrzucker ummantelt werden, wie Schokolade eine Praline umschließt. Eine klebstoffartiger Geruch könnte man auf den ersten „Blick“ meinen, wenn der Rum ins Glas fließt. Ganz schwach rieche ich Tabak und Leder. Der Rum hat ein minimal blumiges Aroma. Die Süße ist nach 17 Jahren in amerikanischer Weißeiche nicht zu verleugnen. Zur Süße gesellen sich Nelken und auch Zimt. Im Hintergrund des Rums kann ich auch Holzaromen erahnen. Von den Früchten kann ich Bananen, Orangen und auch Zitrusfrüchte erhaschen. Ganz dezent erkenne ich auch Kokosnuss. Allerdings nur nach einem Schwenk des Glases und wenn man die Nase etwas vom Rand entfernt positioniert. Der Rum ist sehr konzentriert. 

Mit Wasser reduziert sich der Rohrzucker. Die Früchte werden allerdings dadurch nicht dominanter. Ich rieche ganz schwach Bananen und Mangos. Diese kommen allerdings nicht durch den Mix aus Zimt, Nelken und Rohrzucker an. Die Süße ist unverändert präsent. Auch Tabakaromen sind wieder mit dabei. Der schwache blumige Geruch ist allerdings komplett nach der Verdünnung verschwunden. Minimal sind auch Holz und Teer enthalten. Der Rum ist durch die Verdünnung nicht dramatisch verändert worden. Wie auch bei anderen tropisch gereiften Rums reiche ich hier ganz schwache Aromen von Kokosnüssen. Wollen wir doch einmal sehen, ob er sich am Gaumen mehr verändert hat.

Gaumen: Der Alkohol brennt sanft auf der Zunge, dicht gefolgt von Jod, Salz und Tabakblättern. Der Rum füllt den gesamten Mundraum. Ich schmecke dunkle Gewürze, Nelken und eine Spur Zimt. Die Fruchtigkeit ist leider sehr spärlich vorhanden. Ich schmecke nur Mangos. Der Rum schmeckt ein wenig nach Kaffee. Die Bitterkeit vom Fass wird von der Süße des Rums gut ausgeglichen. Keines der beiden Eindrücke dominiert den Rum. Ganz minimal schmecke ich wieder diese Blumigkeit, welche allerdings viel zu kurz und zu schwach ist um sie genau zu erkennen. Ähnlich dem Velier Albion 1986 Full Proof 25 YO kann ich hier nicht viel eindeutig erkennen. Der Rum ist zu kompakt. 

Mit Wasser ist der Rum nun deutlich sanfter geworden. Ich schmecke leicht Aprikosen und Mangos, garniert von Rohrzucker und leichter Süße. Die Holzaromen sind zwar immer noch präsent, aber sie dominieren den Rum immer noch nicht. Ich schmecke auch dunkle Zartbitterschokolade. Ein immer dickes Konzentrat das selbst mit 45% noch mundfüllend ist. Die Gewürze sind allerdings etwas zurückgegangen. Wieder schmecke ich Tabakblätter und eine Spur Rauch. Dazu gesellen sich Teer und Salz. Selbst bei dieser Trinkstärke ist es immer noch schwer präzise Eindrücke zu gewinnen.

Abgang: Zuerst minimal Bitterkeit gepaart mit Süße bilden den Anfang des Abgangs, gefolgt von Jod und minimal Rauch. Süße und Bitterkeit gleichen sich perfekt aus. Dann kommt auch Leder zum Vorschein. Nach einigen Sekunden verschwindet die geringe Bitterkeit komplett und zum Vorschein kommen leichte Holzomen und Melassearomen. Ein leichter Hauch von Kräutern umschmeichelt den Gaumen. Der Abgang ist leicht trocken. 

Leichte Anisaromen gepaart mit Holz- und Tabakaromen bilden den Anfang des Abgangs. Die Süße ist fast gar nicht mehr präsent. Nach einigen Sekunden umschmeichelt ein Hauch von Nelken und nicht Zuckerrohr den Gaumen. Wieder ist der Abgang leicht trocken, hat aber seine leichte Bitterkeit durch die Verdünnung verloren. Ganz am Ende verbleibt nur noch ein Hauch von Anis und Butter im Mund. 

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Fazit: Wahrlich glanzvoll. Ein ganz großer Rum mit sehr hoher Qualität. Die 17 Jahre in den Tropen haben unleugbar ihre Spuren hinterlassen, haben den Inhalt aber nicht überrannt, oder mit anderen Worten: Der Rum ist nicht verholzt. Die Fassaromen haben ihn bereichert und nicht gnadenlos verhunzt. Sein Geld war er definitiv wert und es war ein sehr lehrreiches Tasting. Persönlich würde ich zu gerne den Unterschied zum Velier Uitvlugt 1985 Full Proof Old Demerara 21 YO (I.C.B.U.) wissen. Leider war besagte Abfüllung, als er denn noch in Italien verfügbar war, zu teuer für mich. Ich würde auch gern den Preis wissen, für den Velier ihn auf den Markt brachte. Ich persönlich hoffe ja noch auf weitere Abfüllungen aus der Diamond Distillery via Luca Gargano, aber man weiß nicht, welche Prioritäten dieser gute Mann bei seinen Einkäufen setzt oder wie freizügig DDL selbst ihm gegenüber in der Zukunft sein wird. Mit diese Abfüllung im Hinterkopf verkostete ich bisher alle neuen Rums aus dem 1998er Uitvlugt Batch. Mit einem solchen Erlebnis konnten diese aalglatten und sehr reinen Rums einfach nur enttäuschen. Vielleicht taugen solche Rums in Cocktails oder für Kunden in den Tropen etwas. Als Ausgangsmaterial für hochwertige Single Casks (Barrels) kann man sich diese kraftlosen Genossen von 1998 wahrlich nicht vorstellen und dennoch werden wir zur Zeit damit „beglückt“.

Diese Abfüllung zeigt, dass die verwendete Still selbst nicht der alleinige Grund für dieses Versagen war. Die fehlende Fassreife trug sicherlich dazu bei, dass diese Rums nicht wirklich abheben konnten. Betrachtet man die langen Fermentationszeiten von bis zu drei oder mehr Wochen in Jamaika, welche für ihre hocharomatischen Rums benötigt werden, kann man sich hier eine schnelle 24 - 48Std Fermentation beim 1998er Batch vorstellen. Etwaige schwere Aromen in der Maische schafften dann nicht ihren Weg ins Endprodukt durch die zu vielen Glockenböden im inneren der Still. „Master Distiller“, welche die Column / Coffey Still immer wieder loben, betonen die besondere Reinheit des so gewonnenen Destillats. Einem Kenner sagt das allerdings: „Reinheit = fast kein Geschmack“. Also meist ein langweiliges und flaches Geschmacksprofil, welches im Vergleich billig herzustellen ist, da es kontinuierlich produziert und eigentlich nicht für den anspruchsvollen Genuss hergestellt wird. Ich habe diesbezüglich auch einen interessanten Begriff gelesen. „Silent spirit“. Diese Rums können dem Connaisseur nichts erzählen. Mann kann das Glas eine Stunde stehen lassen und es kommt einfach nichts mehr. Anders als bei diesem Rum von 1988. Man findet selbst nach einer Stunde noch unbekannte Nuancen. Wäre das Destillat ähnlich kraftlos wie beim 1998er, dann wäre der Einfluss der Fässer fatal gewesen und man könnte eine feine Holzbrühe bestaunen. Hier verlief die Herstellung, trotz gleicher Still, also irgendwie anders ab. Vielleicht gönnte man der Maische mehr Zeit oder man verwendete nicht alle Glockenböden in der Still. Die Details wird nur DDL selbst wissen.

Freilich weiß ich, dass die Destillerien auf solche geschmacksarmen Produkte angewiesen sind um zu überleben. Solche Rums sind das Butter und Brot Geschäft (ähnlich wie beim Grain Whisky) und ohne diese würde es wohl keine Destillerie mehr geben. Dennoch kann ich ihnen nichts abgewinnen, da diese mit Rums aus mittlerem oder schweren Körper aufgepeppt werden müssen, damit sie überhaupt einen anständigen Blend ergeben. Auch diverse Additive spielen hier noch eine Rolle. Eine jede Hausfrau weiß, dass man den Knochen vom Metzger nicht wegwirft, sondern mit in den Topf gibt. Natürliche Geschmacksstoffe die in unserer schnelllebigen Zeit immer mehr in Vergessenheit geraten. Auch beim Rum ist Zeit = Geld. Lange Reifezeiten? Kann man sich, Dank der von den USA gewährten Begünstigungen an einzelne Destillerien, nicht mehr leisten. Also hilft man nach die rauen Kanten junger Rums etwas abzuschleifen, und um den Spirit einer breiteren Masse noch zugänglicher zu gestalten. Hierzu wurde gelegentlich sogar von einem Experten der Begriff Dosage missbr... ich meine ins Spiel gebracht um die Verwendung solcher Mittel zu rechtfertigen. Fakt ist: Es ist leider legal. Zumindest was Zucker angeht. Mit mehr wurde man ja noch nicht erwischt. Hier wirkt ein universal einzusetzender geschmacksarmer Alkohol (natürlich aus Rum gewonnen) als Material zum Blenden wahre Wunder. Ihnen kommt das Prinzip bekannt vor? Aber ich schweife vom Thema ab.

Diese Abfüllung war wahrlich ein Genuss und absolut jeden Cent wert. Wäre sie nicht ausverkauft, dann gäbe es auch eine dicke Kaufempfehlung von meiner Seite aus. Rums wie diese Verschwinden sang- und klanglos in 08/15 Blends. Die Tatsache, dass dieser Rum direkt von DDL aus Guyana stammt und nicht aus UK, lässt einem Connaisseur wie mich davon träumen und auch erschaudern, was da noch alles in ihren Lagerhäusern schlummern mag, nur um letztendlich in Blends verschnitten zu werden. Aber damit muss man als Connaisseur und letztendlich auch als Mitglied einer kleinen Genießer-Minderheit in Europa wohl leben. Machen wir uns nichts vor: Wir sind in der Unterzahl. Die Mehrheit ist dem Anschein nach schon mit Barcadi & Co zufrieden. Da ist Whisky viel weiter.

Ich wünsche meinem Neffen einen guten Start ins Leben und Euch, verehrte Leser, wünsche ich noch einen schönen Sonntag. Lasst es euch gut gehen. ;) 

Marco 


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Greetings to you my dear friends of good taste!

To celebrate a very special event, I would like to subsequently introduce a small treasure today. So unfortunately no up-to-date available rums since this rum is very difficult to acquire. I hope you will forgive me, but you do not become a uncle often in your life and it appears to me that this bottling is worthy enough to celebrate this moment. It is a Demerara from the old Uitvlugt Distillery of 1988. We are talking about the Velier Uitvlugt 1988 Full Proof Old Demerara 17 YO.

The Bottling:

The Uitvlugt Estate was founded bewteen 1759 and 1776 by Johan Berend Christoffer Frederick Boode. But there was not grown sugar cane on this plantation by the end of the 18th century. That is, this start-up phase had with the later Uitvlugt Distillery or rather, the Uitvlugt sugar factory, not a lot in common. This came much later. This rum was distilled in a French Still Savalle. A U.S. Patent from Armand Savalle and his son Désiré Savalle is dated to 1868. The still could be earliest from the 19th century. What does that mean now in plain text? If you read somewhere on the internet that this still was from the 18th century or on the Estate was already rum distilled in this era, then authors have either done a sloppy research or they have researched not at all. Even if another type of rum with a different kind of still was produced there before: The plantation in 1798, had only planted coffee and was then called the “Groote en Klijn Uitvlugt” plantation. The complete conversion to sugar cane was performed until 1832. The sources are given in my article on the Demerara distilleries. There is not yet any evidence to be found that is suggesting, that the distillery was founded before 1800.

It's frightening false stories are still sold for true value on the internet. But this is a different issue to which I will not go into detail. The interested consumer who wants to be informed finds the information he needs. Previously, you had to do this very awkwardly with digitized books and maps in libraries. Since I released the English version of my article this is no longer necessary. Who wants to know it finds the information. Even if this is just a blog and not a “bound reference book”, it would not be wise to ignore the gathered information's.

This bottling is thus a rum from the 4-column Savalle Still, which was for a long time in Uitvlugt and is now located in the Diamond Distillery (DDL) to perform its service. It produces a supposedly light distillate and the difference to other columns is the construction in the columns itself. The plates in these columns are a little different if you compare it with an 'ordinary' Coffey still. The extent to which this affects the rum is beyond me, since I'm not an expert in this field or an master distiller. I am more likely a customer of such people. ;) The bottling consisted of 4 barrels. This barrels produced 1,094 bottles. So there are on average about 273 bottles per barrel. The Mark on the barrels was SP - ICBU. I can not prove what the mark is standing for. ICBU but sure as hell is the identification mark for Uitvlugt. The Velier Uitvlugt 1985 Full Proof Old Demerara 21 YO had the mark ICBU. Where exactly is now the difference to both rum styles? I don't know. Thanks again to Egon at this point for this information! We will now look at the content of this bottling. 

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Tasting Velier Uitvlugt 1988 Full Proof Old Demerara 17 YO:

Price: I bought my bottle in 2013 for € 122 at oldwhisky in Italy. The bottling is as good as gone.

Age: The rum was distilled in April 1988 and bottled in April 2005. The official age is 17 years in the tropics.

ABV: The drinking strength is still 52.9%abv. A sample thereof I will dilute to about 45%abv to elicit more flavors in the rum.

Process of distillation: The official statement specifies a Savalle Still. This is probably the 4 column-French Savalle Still in Uitvlugt, which was being used around 1988.

Colour: The rum shines in light mahogany in the glass. Does this come alone from the tropical aging? We will see.

Viscosity: The rum is flowing in thick streaks down to the bottom and forms a thin film on the glass wall. The rum is very oily and should be mouth-filling.

Nose: Blimey ... that nose is very familiar to me but smells also a little bit different. I smell exotic fruits, which are encased in brown raw cane sugar, such as chocolate surrounds another chocolate. A glue-like odor might at first appear to the nose when the rum flows into the glass. I smell faints of tobacco and leather. The rum has a minimal floral aroma. The sweetness is undeniable after 17 years in American white oak. Cloves and cinnamon are joining the sweetness. In the background of the flavour-profile I can detect some oak aromas. Of the fruits I can smell bananas, oranges and citrus fruits. Subtly I recognize coconuts. But only for short time if you swivel thew rum in the glass and when the nose is slightly positioned away from the edge. The rum is very concentrated

The smell of sugar cane is reduced with water. The fruits are present but not dominant. I smell faint bananas and mangoes. However, this can not get through the mix of cinnamon, cloves and sugar cane. The sweetness is still present. There are also tobacco flavours. After dilution the faint flowery smell is completely gone. Even minimal wood flavours and tar are included. The rum has not changed dramatically by the dilution. As with other tropical matured rums I submit here a very faint aroma of coconuts. Let's see if it has changed more on the palate.

Palate: The alcohol burns gently on the tongue, followed closely by iodine, salt and tobacco leaves. The Rum fills the whole mouth. I taste dark spices, clove and a hint of cinnamon. The fruitiness is unfortunately very rare. I just taste mangoes. The Rum tastes a little bit like coffee. The bitterness of the barrel is well balanced by the sweetness of the rum. No impression is dominating the rum. I taste again this very minimal floral flavours, which is much too short and too weak, however, to recognize them more accurately. Similar to the Velier Albion 1986 Full Proof Old Demerara 25 YO I can not identify all the flavours. The rum is too compact.

With water the rum has now become clearly more gentle. I easily taste apricots and mangoes, topped by cane sugar and a hint of sweetness. Although the wood flavors are still present, they don't dominate the rum. I taste fine dark chocolate. An increasingly thick concentrate with 45%abv but still mouth-filling itself. The spices are somewhat decreased. Again I taste tobacco leaves and a hint of smoke. To this end, tar and salt are joining in the flavour-profile. Even in this drinking strength, it is still difficult to obtain accurate impressions.

Finish: Minimal bitterness coupled with a little bit of sweetness forms the beginning of the finish, followed by iodine and minimal flavours of smoke. The sweetness and bitterness balance each other out perfectly. Also leather is tasteable. After a few seconds the low bitterness disappears completely. Then light wood nuances and molasses are more present. A light touch of herbs caresses the palate. The finish is slightly dry.

Light aniseed aromas combined with wood and tobacco flavours are the beginning of the finish. The sweetness is almost no longer present. After a few seconds a hint of clove and not sugar cane caresses the palate. Again, the finish is slightly dry, but has its slight bitterness lost by dilution. At the very end only a hint of anise and butter remains in the mouth. 

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Conclusion: A very big rum with very high quality. The 17 years in the tropics have undeniably left their impact, but the content was not overrun, or in other words, the rum is not woody. The barrel flavours have enriched him and not messed it up mercilessly. The rum was definitely worth its money and it was a very instructive tasting. Personally, I would like to know the difference to Velier Uitvlugt 1985 Full Proof Old Demerara 21 YO (ICBU). Unfortunately, said bottling as he was yet available in Italy, was way too expensive for me. I would also like to know the original price demanded by Velier. Personally, I do hope other bottlings from the Diamond Distillery are still being bottled by Luca Gargano, but you do not know what priorities he has or how cooperative DDL will be in the future. With this in mind, I tasted so far all new rums from the 1998 Uitvlugt batch. With such an experience these slick and very pure rums from 1998 just had to disappoint. Maybe those are good rums in cocktails or for customers in the tropics (Caribbean). You can't imagine these too pure rums as agood base for high-quality single casks (Barrels) and yet we are currently getting these pale boys en mass. 

This bottling could show that the French Savalle Still itself was used the sole reason for this failure. Looking at the long fermentation times of up to three or more weeks in Jamaica, which are needed for their highly aromatic rums, here you can imagine a fast fermentation of 48 - 72h used in the 1998 batch. Any heavy flavours in the mash did not make their way into the final product. Maybe too many plates of the still itself were used and therefore produced a very pure rum. "Master Distiller", which praise the Column / Coffey Still repeatedly emphasize the exceptional purity of the distillate obtained in this way. An connoisseur knows that although "purity = almost no taste." So usually a boring and flat flavour profile which is compared inexpensive to manufacture, since it is produced continuously and is not really made for pure enjoyment, but mainly to get drunk or to mix drinks with it. If you are the type of guy then you will be happy with this stuff. I have in this regard also read an interesting term. "Silent spirit". These rums can not tell anything to the connoisseur. You can let breath the rum for one hour or more in the glass and there are still no more new flavours to discover. Exactly the opposite of this rum from 1988. You can find even after an hour still unknown nuances. If the distillate would be similar powerless as the ones from 1998, the influence of the barrels would have been fatal and one could admire a fine wood broth for ship-worms. Here was the production, despite the same Still, somehow different. Maybe you did not begrudge the mash more time or you did not use all the plates in the still inside. The details will only know DDL and their distillers.

Of course I know that the distilleries are dependent on such low-flavour products to survive. These rums are the bread and butter business (similar to the grain whiskey) and without this there would probably be distillery left in Guyana. However, I will never like this new type of pure rum because they have to be 'spiced up' with rum of a medium or heavier body to create a decent blend. But I digress from the topic. This bottling is a pleasure and was absolutely worth every cent / penny. If it had not been sold out then I would give it a buy recommendation, despite the price of over 100€. I wish my nephew a good start in his life and a nice Sunday to all of you. ;) 

Marco