(the English part is just below, skip the German)
Willkommen zurück zu B.A.M.!
Heute kommt eine Abfüllung bei der ich mich gründlich geirrt habe. Es ist ein Rum aus der Long Pond Distillery und aus dem Batch von 2000. Es ist der The Whisky Warehouse No.8 Jamaica Rum 2000 14 YO!
Das korrekte Label |
Die Long Pond Distillery wurde 2012 aufgrund von Leckagen bei der Lagerung von Dunder geschlossen. Die Information der Schließung stammt von Cocktailwonk.com. Ich habe zwar mit einer Schließung schon gerechnet, allerdings nicht im Jahre 2012, sondern im Jahre 2015. Der Grund: Die Long Pond Zuckerfabrik wird in der kommenden Saison 2016 nicht mehr arbeiten. Der Grund sind zu wenige Erträge und fallende Zuckerpreise. Dementsprechend rechnete ich mit einer Schließung im selben Zeitraum. Das man schon 2012 den Stecker zog war mir dann doch neu. Betrachtet man die Bilder auf der Seite von Matt Pietrek, dann fragt man sich allerdings, wie lange die Brennerei mit dieser alten Ausrüstung noch lauffähig gewesen wäre. Die Brennerei besitzt 5 Pot Stills und eine Zwei-Säulen-Anlage zur kontinuierlichen Destillation. Diese ist allerdings dem Anschein nach irreparabel beschädigt (Details entnimmt man dem Blogeintrag und den Bildern von Matt Pietrek auf Cocktailwonk.com). Alleine der Rost der 2-Column-Still suggeriert eine längere Inaktivität. Vielleicht schon seit 10-20 Jahren. Die Rums aus 2000 sind also aus einer dieser fünf verbliebenen Pot Stills. National Rum of Jamaica erwägt eine Reaktivierung der Brennerei. Ähnlich wie es bei Hampden der Fall war, die 2002 schloss und 2009 unter einem neuen Eigentümer wieder geöffnet wurde. Alleine der in mir entstandene Eindruck, hervorgerufen durch die Bilder der Ausrüstung, lässt Zweifel in mir hochkommen. Ich hoffe es wirklich sehr, dass NRJ dieses Wunder vollbringt. Dafür braucht man aber massives Kapital. Ob das die staatliche NRJ auch bereitstellt, ist ein völlig anderes Thema. Ich drücke den verbliebenen Brennereien auf Jamaika die Daumen. Aber genug davon. Auf zur Verkostung.
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Label mit falschen Angaben |
Alter: Das offizielle Alter beträgt 14 Jahre und nicht 10 Jahre, wie es auf dem Falschdruck meiner Flaschen zu entnehmen ist. Destilliert wurde im Juni 2000. Abgefüllt wurde der Rum im Juni 2014.
Alkoholstärke: Die offizielle Trinkstärke beträgt 46%vol. Die volle Fassstärke des RDS aus demselben Fass betrug 63,8%vol.
Destillationsverfahren: Eine der fünf Pot Stills aus Long Pond.
Farbe: Sattes Gold.
Viskosität: Der Rum fließt relativ schnell zurück zum Glasgrund. Dann bilden sich vereinzelt dicke Tropfen an der Krone. Es verbleibt ein schmieriger Film auf der Glaswand.
Nase: Frisch eingeschenkt macht sich zuerst der Alkohol etwas bemerkbar. Begleitet mit diesem leichtem Kitzeln in der Nase reiche ich Esteraromen, verwoben mit medizinischen Noten. Die Nase ist minimal säuerlich. Nicht ganz so krass wie bei Hampden, aber immerhin doch leicht säuerlich und fruchtig. Zitronenfrüchte, Äpfel, Mangos und Papayas.Der Rum riecht leicht auch leicht pflanzlich. Schwaches Karamell, Leder und sehr dezente Eichenaromen verweilen im Hintergrund. Auch Nuancen von schwarzem Tee sind enthalten, aber doch sehr schwach ausgeprägt. Weiter weg vom Glas reiche ich dezente Ester, Vanille und Toffee vom Fass. Tief im Glas rieche ich neben den Zitrusfrüchten herbe Kräuter, mariniert in Fruchtsäuren. Auch Andeutungen von Bleistiftspänen kann ich erkennen. Am dominantesten sind wirklich die Zitrus- und Apfelaromen. Je länger der Rum atmet, desto mehr verschwinden die Esteraromen. Die Fassaromen kommen dann etwas besser durch. Der Rum ist sehr fruchtig und für 14 Jahre immer noch sehr wild.
Gaumen: Schwach brennt der Alkohol auf der Zunge. Dann fluten Zitronen, Mangos und Äpfel den Gaumen. Eine leichte Säuerlichkeit macht sich im Mundraum breit. Dazu gesellt sich ein medizinischer Geschmack. Der Rum wird nach und nach auch pflanzlicher im Geschmack. Holzkohle, Leder und Toffee. Dann kommen herbe Kräuter. Mangos, Gewürze und Äpfel sind nach einigen Sekunden am dominantesten. Beim 2. Schluck schmeckt man noch mehr die sauren Früchte und dieses Mal brennt der Alkohol auch etwas stärker auf der Zunge. Auch die medizinische Komponente hat sich verstärkt. Die Säure lässt langsam nach und dafür kommen wieder die Kräuter. Schmecke ich da saure Kirschen? Ich bin mir nicht sicher. Aber diese eine Komponente erinnert mich doch etwas an Kubaner von 1998. Keinerlei Süße am Gaumen vorhanden. Ein richtig schöner Pot Still Rum, der auch mit 46%vol überzeugen kann. Richtig lecker.
Abgang: Der Abgang beginnt leicht säuerlich. Kurz huschen Ester über den Gaumen, dicht gefolgt von Früchten und Kräutern. Äpfel, Zitronen und Mangos. Minimal Toffee und Eiche vom Fass. Nach dem 2. Schluck noch etwas mehr Säure am Gaumen. Wieder Ester, Äpfel und Zitrusaromen. Danach Kräuter und ganz schwache Anisaromen. Letztere kommen aber nicht gegen die sauren Fruchtaromen an. Der Abgang ist mittellang und trocken. Er kann zwar nicht mit Hampden mithalten, aber extrem lange Abgänge sind eh ein Alleinstellungsmerkmal für diese spezielle Brennerei. Long Pond braucht die nicht.
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Fazit: Dafür das es theoretisch derselbe Inhalt des The Rum Dealers Selection Long Pond Distillery 2000 14 YO ist, gefällt mir dieser Rum viel besser. Erklären kann ich dies nicht wirklich. Beide müssten ungefähr zeitgleich oder kurz nacheinander abgefüllt worden sein. Alleine der Geruch des The Whisky Warehouse No.8 Jamaica Rum 2000 14 YO aus dem Flaschenhals heraus ist mittlerweile deutlich esterhaltig geworden. Im vollen Zustand war es noch nicht so extrem. Je mehr Luft in die Flasche kam, desto intensiver wurde es. Aber beim RDS war es genau anders herum. Je älter und je mehr Luft enthalten war, desto schwächer roch er. Nach der „Enthüllung“ über den richtigen Jahrgang, habe ich einen erneuten Vergleich durchgeführt. Ich habe 9cl auf 46%vol herabverdünnt und ließ die Mischung einen Tag ruhen. Beide Rums konnten danach eine halbe Stunde atmen. Das Resultat: Auch der RDS gewann an Aromen / Estern und war verdünnt besser als unverdünnt. In meinem alten Review hatte ich noch einen anderen Eindruck. Allerdings war das Tasting lange her. Die Verkostungsnotizen und die Bewertung erstellte ich bereits im Mai letzten Jahres. Der Rum durfte seitdem mit sehr viel Luft in der Flasche atmen. Anscheinend brauchen junge Long Ponds Wasser und Luft zur vollen Entfaltung. Ich habe sonst keine andere Erklärung für dieses Phänomen. In diesem Zustand kommt 2000 langsam an die gute Qualität von 1986 heran. Aber dazwischen liegen noch einige Jahre der Reifung. Allerdings gibt es Unterschiede. Diese Säuerlichkeit hatte 1986 nicht. Für den Preis und die gebotene Qualität kann ich den Rum nur empfehlen. Mir schmeckt er allemal besser als die anderen Rums aus 2000 in Fassstärke. Den neuen Long Pond Rum von The Whisky Cask / The Rum Cask habe ich noch nicht probiert. Auf dem Radar habe ich ihn allerdings schon. Das war's. Tschüss Leute!
Marco
(86 / 100)
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Welcome back to BAM!
Today comes a bottling which was accompanied with a mistake of mine. It is a rum from the Long Pond Distillery and from the batch of 2000. It is the The Whisky Warehouse No.8 Jamaica Rum 2000 14 YO!
The corrected label |
The Long Pond Distillery was closed in 2012 due to leakage from the dunder storage tanks. The information comes from Cocktailwonk.com. Although I have already expected a closure, but in 2015 and not not in 2012. The reason: The Long Pond Sugar Factory will no longer be working in the season of 2016. The reasons are falling yields and dropping sugar prices. No molasses means no rum. Therefore I expected a closure in last year. However, I was surprised that NRJ did pull the plug already in 2012. Looking at the images on the side of Matt Pietrek one can only wonder how long the distillery would have been able to produce rum with this very old equipment. The distillery has 5 pot stills and a two-column-system for continuous distillation. However, this one is apparently irreparably damaged (for details see the blog entry and the pictures of Matt Pietrek on Cocktailwonk.com). Alone the thick crust of rust on the 2-Column-Still suggests a prolonged inactivity. Perhaps since 10-20 years. The rums from 2000 ie are coming from one of these five remaining pot stills. National Rum of Jamaica is considering a reactivation of the distillery. Just like what once happened to Hampden, which closed in 2002 and reopened again under a new owner in 2009. Alone the impression, caused by the images of equipment, are raises doubts in me. I hope so much that NRJ accomplishes this miracle. But the distillery does need a massive capital infusion and not only some minor repairs, if you consider a longer operation. Is NRJ really up for this? That will be something to see in the future. I wish the remaining distilleries in Jamaica all the best. But enough of that. Let start with the tasting.
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Tasting The Whisky Warehouse No.8 Jamaica Rum 2000 14 YO:
The label with false informations |
Age: The official age is 14 years and not 10 years as it can be seen on the wrong printing of my bottles. It was distilled in June 2000 and then in bottled in June, 2014.
ABV: The drinking strength is 46%abv. The full cask strength once might have been on the same level as the RDS had. It was 63.8%abv.
Process of distillation: One of the five pot stills located at the Long Pond distillery.
Colour: Rich gold.
Viscosity: The rum flows relatively quickly back to the glass bottom. Few thick drops forming a crown. The rum leaves a greasy film on the glass.
Nose: Freshly poured the alcohol makes itself somewhat noticeable at first. Accompanied with this slight tickling in the nose I do smell ester flavours interwoven with medical notes. The nose is minimal sourly. Not quite as pronounced as it is the case with Hampden, but still yet slightly tart and fruity. Lemon fruits, apples, mangoes and papayas. The rum smells slightly vegetal. Weak caramel, leather and very subtle oak flavours linger in the background. Also hints of black tea are included, but pronounced very weak. Further away from the glass I detect discreet esters, vanilla and toffee from the barrel. Deep in the glass I smell next to citrus some tart herbs, which have been marinated in fruit acids. Also hints of pencil shavings are somewhere in this mix. The most dominant flavours are the citrus and apples. The longer the rum has time to breathe, the more the esters do disappear. The barrel aromas are coming forth a little bit. The rum is very fruity and still very wild for 14 years.
Palate: First a weak burning of alcohol on the tongue. Then lemons, mangoes and apples are flooding the palate. A slight sourness is spreading in the mouth. There are also medical flavours. The rum is gradually becoming more herbal. Charcoal, leather and toffee. Then come tart herbs. Mangoes, spices and apples are the most dominant after a few seconds. At the 2nd sip I do taste more acidic fruits and this time the alcohol burns a little more on the tongue. The medical component has also increased. The acid is slowly decreasing and the herbs are becoming more dominant. Sour cherries? I'm not sure. But this component reminds me somewhat of some Cubans distilled in 1998. I have not experienced some sweetness on the palate. A really nice pot still rum, which can also convince with 46%abv. Really tasty.
Finish: The finish starts slightly sour. Ester are scurrying over the palate, followed by fruits and herbs. Apples, lemons and mangoes. Minimal toffee and oak aromas. After the 2nd sip a little more acidity on the palate. Again esters, apples and citrus flavours. Thereafter, herbs and very faint aniseed aromas. However, the latter are no match for the sour fruit flavours. The finish has a medium length and is dry. Although it can not compete with Hampden, but extremely long finishes are a unique point for this particular distillery. Long Pond does not need it anyways.
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Conclusion: Considering the fact, that this rum is practically the same content of The Rum Dealers Selection Long Pond Distillery 2000 14 YO but only diluted down to 46%abv, l still have to confess: I like this one much better. I can't really explain it. Both should have been bottled around the same time period or with a few weeks / months difference. Just the smell of The Whisky Warehouse No.8 Jamaica Rum 2000 14 YO out of the bottle neck has become considerably more dominant of ester flavours since I opened it. It was not that big at the beginning when I uncorked the bottle the first time. With the decreasing of the content and the increasing of the air intake, the esters did also increase. But the RDS it was the other way around. The esters did disappear after the bottle was half empty. The smell was not that dominant. I have carried out a new comparison after the "revelation" about the right vintage of this bottling. I diluted down 9cl of the RDS and let the mixture stand for one day. Both rums then did breath some 60 minutes or so before I started the comparison. The result: Even the RDS has gained some flavors / esters and was diluted down way better than undiluted. I had a different impression in my old review. However, the tasting was long ago. The tasting notes and the score was created in May of last year. I am doing reviews in advance The rum was allowed to breathe with plenty of air in the bottle since the first writing. Apparently a young Long Pond needs water and air to show its full potential. I have no other or better explanation for this phenomenon. In this state the vintage of 2000 is coming close to the one of 1986. But in between there are a few more years of maturation. Of course there are differences. The old rums of 1986 were not this sour. Considering the price and the offered quality, I do recommend this rum to anyone who loves Jamaican rums. But don't expect a Hampden. To me this ones is way better than the other rums from 2000 bottled at cask strength. I have not tried the new Long Pond rum bottled by The Whisky Cask / The Rum Cask yet. But I have it on my radar. That's it. Bye people!
Marco
(86 / 100)
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