Sonntag, 28. April 2013

Berry Bros. & Rudd. Barbados 12 YO vs. Rum Nation Barbados 12 YO

Erneut Servus!

Die letzten Rums waren ja mal wieder etwas für Kenner und Insider. Da wird es mal wieder Zeit einen kleinen Einsteigerrum zwischen zwei auf den Markt verfügbaren Kandidaten zu ermitteln. Wieder mal ist es die kleine Insel Barbados und zwei total unterschiedliche Abfüllungen, die jedoch annähernd dasselbe Alter besitzen. Sie sind zwar nicht das Beste was diese Insel zu bieten hat, aber doch für einen lockeren Einstieg in die Welt der unabhängigen Abfüller gut geeignet. Beide Rums haben kein weiteres Finish erhalten und durften nur in amerikanischer Weißeiche reifen. Also etwas für die Puristen unter uns.

Zu den Abfüllungen:

Berry Bros. & Rudd. Barbados 12 YO
Der erste Rum wurde von Berry Bros & Rudd entweder 2010 oder 2011 veröffentlicht. Zur Lagerung gibt es leider keine genauen Angaben. Aber die Nähe zu den schottischen oder englischen Lagerhäusern spricht doch für eine Lagerung in Großbritannien. Beweisen lässt sich dies jedoch nicht. Vielleicht lassen sich dem Rum selbst ein paar Informationen hierüber entlocken. Ein Nachfolger von 1999 mit 13 Jahren Fassreife ist in England schon bei BB&R gelistet und der 12 YO dort schon als ausverkauft gekennzeichnet. Mir ist jedoch aufgefallen, dass BB&R die Geschmacksnotizen 1:1 übernommen hat. Die Rums könnten, ich möchte das Wort noch einmal betonen, könnten sich also ähnlich sein. Bisher haben alle Abfüllungen von Berry Bros & Rudd eine ausgezeichnete Qualität besessen. Wollen wir doch einmal sehen, ob diese Qualitätsserie hier heute endet, oder ob sich der Name wieder einmal bewährt. Der Rum selbst hat schon einen leicht dunklen Ton, was auf ein sehr reaktionsfreudiges Fass schließen lässt. Auch zur Destillerie gibt’s keine Angabe. Es kommen aber in meinen Augen nur zwei hierfür infrage. Nämlich die Blackrock Distillery (West Indies Rum Distillery) oder die Foursquare Distillery.


Rum Nation Barbados 12 YO
Hinter dem Markennamen „Rum Nation“ verbirgt sich eine lange Tradition. Die Firma wurde 1946 als „Mario Rossi“ gegründet. Seit der 3. Generation ist die Firma unter dem namen „Rossi&Rossi“ bekannt. Mit Rums begannen sie erst seit 1999 zu handeln. In diesem Jahr wurde die Marke „Rum Nation“ ins Leben gerufen. Angeblich entstehen alle Abfüllungen durch eine rigorose Auswahl. Aber welcher Abfüller behauptet das nicht oder sagt glatt das Gegenteil dieses Statements? ;) Dieser Rum ist sehr dunkel und dafür gibt’s eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Rum lagerte nicht in Großbritannien sondern in der Karibik oder das Fass hatte einen „Treffer“. Mit anderen Worten es wurde zu stark ausgebrannt und hatte einen zu großen Einfluss auf den Inhalt. Eine offizielle Angabe zur Lagerung konnte ich allerdings nicht finden. Es bleibt also unserer Fantasie überlassen, wo der Rum lagerte. Hier vermute ich die Blackrock Distillery als Urheber hinter diesem Rum. Technisch gesehen kann es die Foursuqare Distillery nicht gewesen sein. Diese begann erst 1996 mit ihrer Produktion. Dieser Rum kommt aber aus dem Jahr 1995. Aber wollen wir uns nicht weiter damit belasten und uns dem Rum selbst zuwenden.

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Verkostung BB&R Barbados 12YO vs Rum Nation Barbados 12 YO:


Preis:Den Berry Bros & Rudd erstand ich letztes Jahr für 55,90€ beim KölnerRumKontor. Den Rum Nation kaufte ich damals für 39,95€ bei Barfish. Beide Rums wie immer ohne Versandspesen.

Alter:Der BB&R wurde von einigen Händlern mit dem Jahrgang 1998 angegeben und das Jahr seiner Veröffentlichung 2010 spricht hierfür. Das Alter des Rums selbst wird mit schlichten 12 Jahren auf dem Label angegeben. Beim Rum Nation ist wenigstens das Jahr offiziell angegeben. Es war der Jahrgang 1995. Im Jahre 2008 wurde der Rum abgefüllt und auf den Markt gebracht. Dafür fehlt bei diesem Rum das offizielle Alter. Es müssten aber mindestens 12 Jahre Fassreife sein.

Alkoholstärke:Rum Nation hat diesen Rum auf 43%vol. verdünnt. Offenbar sah man dies als eine ausreichend hohe Trinkstärke an. Der BB&R dagegen kommt auf 46%vol.. Das ist jetzt zwar nicht um Welten besser, aber doch immerhin ein kleiner Unterschied, der sich durchaus am Gaumen bemerkbar machen könnte.

Destillationsverfahren: Der Rum von Berry Bros & Rudd ist (vermutlich) aus der Foursquare Distillery und leider kein reines Pot-Still-Destillat. Es handelt sich hier vermutlich um einen Rum, welcher zuerst in einer Pot Still (Wash Still) and abschließend in einer Column Still (Spirit Still) gebrannt wurde. Bezüglich des Rum Nation wage ich hier mal keine Aussage. Offizielle Angaben sind bei beiden Rums Fehlanzeige. Warum man dies unbedingt so praktizieren muss und die Ursprünge der Rums im Dunkeln belassen möchte, ist für mich ein Rätsel.

Farbe:Der BB&R erstrahlt in einem satten Goldton. Die 12 Jahre Fassreife haben einen angemessenen Einfluss auf den Rum gehabt. Der Rum Nation ist dagegen schon rötlich braun. Da ist beim besten Willen kein Gold mehr zu erkennen. Bedenkt man noch einmal das ungefähre Alter von 12 Jahren verheißt das einen sehr holzigen Rum.

Viskosität:Beide Rums fließen langsam zurück zum Glasboden und der Rum bildet Perlen an der Glaswand. Allerdings gibt es hier einen deutlichen Unterschied. Die Perlen des Rum Nation sind dicker, größer und satter als die des BB&R. Dessen Perlen sind geradezu klein und zierlich im Vergleich. Der Rum Nation hat somit die größte Öligkeit von beiden Rums.

Nase:Du meine Güte. Der Rum Nation versprüht ein ganz anderes Flair als ich es von Barbados gewohnt bin. Ich rieche Eukalyptus und Kräuter. Dazu gesellen sich schwere Eichenaromen die eindeutig vom Fass stammen. Die Nase erinnert mich eher an eine Coca Cola als denn an einen Rum aus Barbados. Nur ganz schwach kann ich Butteraromen und Feigen erkennen, die eigentlich typisch für Barbados sind. Dazu gesellen sich auch Karamell, Kampfer und ganz schwache Anisaromen. Diese drei Eindrücke kommen definitiv von der Fasslagerung. Das Fass war in meinen Augen zu stark ausgebrannt oder der Rum lagerte wirklich in den Tropen. In meinen Augen hat dieser Rum seinen Zenit deutlich überschritten.


Satte Butteraromen gepaart mit Feige und einem Hauch Vanille. Der Berry Bros & Rudd ist eindeutig mehr ein Barbadier als der Rum Nation und auch blind als ein solcher zu erkennen. Für einen kleinen Moment rieche ich Klebstoff. Dieser Geruch erinnert mich an Rums aus Foursquare. Doch dieser Geruch ist nur ganz am Anfang vorhanden oder wenn man das Glas schwenkt und verschwindet relativ schnell. Ich entdecke reiche Fruchtnoten. Je länger der Rum atmet desto mehr kommen sie zum Vorschein. Darunter erkenne ich Bananen und Mangos. Die Butteraromen und Feigen sind jedoch am dominantesten und ein Markenzeichen für Barbados. Hier ist nur wenig Holz zu entdecken. Die Reife ist gut in den Rum integriert und sticht nicht so schrill heraus, wie es beim Rum Nation der Fall ist. Auch schwache Honigaromen kann ich erkennen.


Gaumen:Wieder eine Überraschung beim Rum Nation. Trockenes Eichenholz mit einem Schuss Kampfer oder Eukalyptus. Wieder erinnert mich der Gaumen entfernt an eine Coca Cola. Dazu gesellt sich eine angenehme Priese Pfeffer. Keine Schärfe am Gaumen. Der Alkohol macht sich nur mit einem leichtem Kribbeln auf der Zunge bemerkbar. Schwarze Gewürze und Nelken kann ich erkennen. Dazu gesellen sich schwache Butteraromen. Die Frucht ist, ähnlich der Nase, am Gaumen fast gar nicht vorhanden. Dafür entdecke ich Karamell. Der Rum hat vom Fass sehr viel abbekommen. Man muss schon darauf abfahren oder man wird mit diesem Rum nicht glücklich. Die Süße ist schwach und wird von den anderen Aromen regelrecht in den Hintergrund gedrängt.

Reiche Butteraromen mit Feigen und einer angenehmen Priese Pfeffer sind der erste Geschmackseindruck des BB&R. Die Süße ist dank des Pfeffers fast nicht existent aber doch noch schmeckbar. Dazu kommen noch schwache Honigaromen mit ganz schwachen Vanillearomen. Dieser Rum ist der Inbegriff eines leichten bajan Pot-Still-Rums! Ihm fehlt zwar der volle und komplexe Körper eines Jamaikaners oder Demeraras aus Guyana, aber die will er auch gar nicht besitzen. Rum aus diesem Land sind eher bekannt für ihren leichten mit mittleren Körper. Komplexe Andeutungen und doch einfach genug um keinen Anfänger zu überfordern. Der Alkohol ist nicht übermachtig, macht sich aber ein wenig bemerkbar. Er ist jedoch nicht aufdringlich sondern gut eingebunden. Die Fruchtigkeit am Gaumen ist aber deutlich zurückhaltender als in der Nase und nur schwer zu entdecken.

Abgang:Wieder schwarze Gewürze, Kampfer und leichte Butteraromen zu Beginn des Abgangs. Während die Aromen verblassen machen sich zum Ende hin kurz herbe Anklänge von Kräutern bemerkbar. Der Rum ist leicht bitter und schwach süß zugleich. Fast könnte ich schwören, dass ich eine gewisse saure Note im Mund habe. Ich kann diese jedoch nicht einordnen. Der Rum hat wirklich sehr viel vom Fass abbekommen. 


Butteraromen, Pfeffernoten und schwarze Gewürze bilden den Anfang des Abgangs. Langsam verblassen diese Eindrücke und es kommt ein ganz schwacher und herber Anklang zum Vorschein. Beim Rum Nation war dieser mehr präsent. Von Bitterkeit keine Spur. Leider ist der Abgang nicht allzu lang und verblasst nach einigen Minuten bis nur noch ein vager Hauch von Butter im Mund verbleibt.

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Fazit:Was soll ich sagen? Der Berry Bros & Rudd ist eindeutig der Gewinner dieses Vergleiches! Der Rum Nation hat für meinen Geschmack einfach zu viel Holz abbekommen. Auch der am Ende hin bittere Abgang war überhaupt nicht mein Fall. Der Rum hätte das Fass viel früher verlassen müssen. Mein gutes Gewissen und Ehre als Connaisseur verbieten es mir diesen Rum gar zu empfehlen. Wenn sie wirklich auf holzige Rums stehen sollten, dann riskieren sie ruhig einen Schluck. Wer aber einen leichten, klassischen und natürlichen Barbadier am Gaumen haben möchte, der sollte zum Berry Bros & Rudd greifen. Hab ich hier jetzt etwa gesagt, dass der Rum Nation künstlich anmutet? Nein. Haben sie, werte Leser, schon einmal den Cockspur 12 YO aus der West Indies Rum Distillery probiert? In diesem Blend sind Rums wie der Rum Nation durchaus zu finden und auch herauszuschmecken. Haben da jetzt alle Fässer einen Treffer in der Karibik? Nein. Bei einer entsprechenden karibischen Lagerung bekommen sie das auch hin. Die erdigen und leicht mineralischen Anklänge des Cockspur 12 ergeben sich, wenn sie beide Rums blenden würden. Laut Hersteller sind die enthaltenen Rums aus zwei Pot-Stills und zwei Column-Stills. Diese Kombination gibt es tatsächlich in der Blackrock Distillery. Genaueres lesen sie bitte auf diffordsguide.com nach. Sie können, wie bereits gesagt, die Präsenz solcher Rums geradezu herausschmecken. Der Berry Bros & Rudd symbolisiert das, was ich unter einem klassischen bajan Rum verstehe. Für einen Einsteiger ist dieser Rum sehr gut geeignet. Seine fehlende Süße könnte für viele aber ein Manko sein, da der Mainstream ja auf solche süße Rums abgeht, wie Nachbars Lumpi auf den Postboten. Wer sich jedoch darauf einlässt, dem bieten die unabhängigen Abfüller noch viele andere Kostbarkeiten an. Trauen sie sich und springen sie ins Unbekannte werte Leser. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Sonntag! 

Marco

Sonntag, 14. April 2013

Renegade Barbados 6 YO vs Plantation Barbados 5 YO

Hallo zum heutigen Rumvergleich!

Ich habe mir einmal zwei Fliegengewichte aus Barbados vorgenommen, die vielleicht für den einen oder anderen Leser als Daily Dram geeignet sind. Wer dieses Wort allerdings wörtlich nimmt, der sollte mal ernsthaft einen Gangzum Arzt oder einem Suchtberater seiner Wahl in Erwägung ziehen. ;) Ich werde also versuchen den am besten geeigneten Einsteiger unter den beiden Abfüllungen versuchen zu ermitteln. Wer allerdings schon einige Erfahrungen hat, der sollte gleich zu den im Fazit erwähnten Rums greifen und diese beiden Rums überspringen.

Zu den Abfüllungen:

Plantation Barbados 5 YO Singlecask
Der erste Rum ist eine Einzelfassabfüllung von Plantation. Im Grunde ist es der Barbados Grande Reserve 5YO mit einigen Monaten Reifezeit in ehemaligen Pineau Des Charentes-Fässern. Hierbei handelt es sich um ein alkoholisches Getränk, bestehend aus unfermentierten Traubenmost und Eau de vie de Cognac (der Ausgangsstoff für Cognac). Eine solche Kombination ist im Rum-Geschäft höchst unorthodox, aber bezeichnend für P. Ferrand. Der Rum kommt damit auf ganze drei (!) Fässer, in denen er verweilen durfte. Ehemalige Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche, alte ehemalige Cognac-Fässer (für die Reifung des Grande Reserve typisch) und eben die erwähnten Fässer des Pineau Des Charentes. Ich erwarte hier eigentlich keinen eindeutigen Rum aus Barbados mehr. P. Ferrand macht zur Destillerie keine Angabe. Es kann sich also auch um ein Destillat aus der Foursquare Distillery handeln, oder um die ältere Pot-Still (nicht die Rockley Still) aus Blackrock. Column-Stills besitzen beide Brennereien. Welche Brennerei hier also der Urheber ist, wird wohl im Dunkeln bleiben. Das soll uns jetzt aber vordergründig erst einmal nicht weiter stören.

Renegade Foursuqare 6 YO
Der Zweite Rum im Bunde ist der Renegade Barbados 6YO aus der Foursquare Distillery. Dieser Rum reifte in nur zwei Fassarten. Nämlich die typischen amerikanischen Weißeichenfässer und drei Monate in ehemaligen Vin Doux Naturel Banyul Fässern. Da diese Abfüllung auf ganze 3870 Flaschen kommt, kann man hier eigentlich schon gar nicht mehr von einer Einzelfassabfüllung reden, sondern von einem Jahrgangsrum, welcher sich aus einigen Fässern des selben Batches zusammensetzt. Anhand der Zahl schätze ich einmal, dass es bis zu 14 Fässer gewesen sein könnten. Für gewöhnlich wird der Inhalt einer Jahrgangsabfüllung zusammen vermischt, um keine zu großen Geschmacksunterschiede in den einzelnen Flaschen zu bekommen. Aber ob dies auch hier so praktiziert wurde, dass kann man nur vermuten. Fakt aber ist, dass der Rum in ein oder mehrere Weinfässer zum „Finishen“ kam, bevor er abgefüllt wurde. Ähnlich dem süßen Traubenmost im Pineau Des Charentes vermute ich hier einen leicht gesüßten Rum. Schließlich ist ein Banyul ein süßer Dessertwein. Wollen wir doch einmal sehen, ob ihm das Finish gut getan hat.

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Verkostung Renegade Barbados 6Y0 Banyul Finish & Plantation Barbados 5 YO Pineau Des Charentes Finish:



Preis:Den Renegade erstand ich in meiner Anfangszeit für 38,75€ bei Barfish.de. Das ist also schon eine kleine Weile her. Den Plantation kaufte ich für umgerechnet 46,80€ bei thewhiskyexchange.com. Beide Rums ohne Versandspesen.

Alter:Das offizielle Alter des Renegade wird mit 6 Jahren angegeben. Das jahr der Herstellung ist 2000. Der Plantation wird mit schlichten 5 Jahren ausgezeichnet und es ist kein Jahrgang angegeben. Es bleibt einem also der eigenen Fantasie überlassen, aus welchen Jahr er stammt.

Alkoholstärke:Der Renegade kommt mit typischen 46% vol. daher. Der Plantation hat mal gerade noch 40% vol.. Er dürfte als wesentlich geschmeidiger sein, trotz seines jungen Alters. Zugegeben der Renegade ist gerade einmal einen Zähler älter, aber bei 46%vol. könnte da schon ein wenige mehr die Jugendlichkeitzum Vorschein kommen. 6 Jahre sind ja schließlich nicht viel. Lassen wir uns überraschen.

Destillationsverfahren:Beide Rums sind ein "Blend" aus Pot- und Column-Still. Diese Kombinationen gibt es tatsächlich in der Blackrock Distillery und in der Foursquare Distillery. Dort fungiert eine Pot Still als Wash Still und eine Column Still als Spirit Still. Im Falle der Blackrock Distillery gibt es diese Kombination sogar zweimal hintereinander. Ob dies tatsächlich so ist, wird man leider nicht mehr ganz nachvollziehen können, da ich durch die Finishs nur noch verwaschene Geschmacksgrenzen erwarte. Ich werde also auf dieses Thema nicht näher eingehen.

Farbe:Der Plantation hat einen satten Goldton und glänzt wie ein heller Bernstein im Glas. Der Renegade ist im Vergleich dazu etwas heller, hat also einen leichten Goldton.

Viskosität:Beide Rums fließen sehr schnell zurück zum Glasboden. Nur sehr vereinzelt bilden sich Perlen an der Glaswand. Die Rums sind also wenig ölig. Bei den angegebenen Reifezeiten aber auch kein Wunder.

Nase:Der Plantation riecht sehr nach süßer Vanille. Ich kann Spuren von Sahne und Karamell erkennen. Der Rum wirkt wie ein süßes Karamellsahnebonbon. Dieser Geruchseindruck dominiert in der Nase. Auch Trauben (weiß) sind enthalten. Dies kommt wohl vom Finish im Pineau Des Charentes-Fass. Der Alkohol brennt leicht in der Nase. Ein ziemlich ungestümer, junger Rum, der mit einem ganz ungewöhnlichem Fass verändert wurde. Für meinen Geschmack einen Tick zu süß in der Nase. Diese Süße scheint geradezu im Glas zu stehen. Nur mit viel Mühe, kann man hier noch Butteraromen und Feigen erkennen, die für leichte Rums aus Barbados typisch sind.



Eine leichte Fruchtigkeit vermischt mit Feigen, Butteraromen, einer Priese Pfeffer und schwach herben Anklängen dominiert das Glas. Dazu gesellen sich leichte Weinaromen und feine Traubenaromen mit einer ganz schwacher Süße. Diese Aromen kommen vom Finish im Banyul-Fass. Der Renegade wirkt weniger wie ein Süßling als der Plantation und macht auch einen deutlich eleganteren Eindruck. Die Nase ist jedoch ein wenig zurückhaltender als beim Plantation. Im direkten Vergleich stört mich dies jedoch nicht im geringsten. Hier riecht man noch deutlich das Ursprungsland des Rums. Ganz anders also als beim Plantation, der einen Tick künstlich anmutet.

Gaumen: Die Nase hat es mich schon vermuten lassen, doch der erste Schluck ist wie ein kleiner Schock: Eine heftige Süße gepaart mit Vanille ist im Rum enthalten. Dazu kommen Aromen von Sahne, Butter und Feigen. Hier schmeckt man nun das Ursprungsland. Allerdings ist er so sehr gesüßt, dass das Trinken einiges an Konzentration erfordert. Der Alkohol macht sich nur sehr leicht bemerkbar. Ich erkenne noch Spuren von Nelken und Pfeffernoten.

Die Süße beim Renegade ist hier deutlich zurückhaltender und nicht zu aufdringlich, aber immer noch vorhanden. Dies ist dem Finish mit Dessertwein geschuldet. Dazu kommen deutliche Pfeffernoten mit typischen Butteraromen und ganz leicht pflanzlichen Anklängen im Hintergrund. Dieser Rum ist noch eher ein Barbadier als der Plantation, der gerade zu verzerrt wirkt. Es ist und bleibt jedoch ein leichtes Destillat, aber im Vergleich der bessere Rum von beiden am Gaumen.

Abgang:Süße Butteraromen mit Vanille bilden den Anfang. Die Süße lässt jedoch zum Glück nach kurzer Zeit nach und es folgen leicht herbe, pflanzliche Anklänge. Der Abgang ist nur am Ende noch typisch für leichte Rums aus Barbados. Der Rest wirkt geradezu aufgesetzt und ist einfach viel zu süß. Ich habe ja mit einer gewissen Süße gerechnet. Aber das ist mir einfach zu viel. Die Vanille-Butteraromen verbleiben bis zum Schluss noch im Mund. Dies ist echt nur was für Leute mit einer Affinität zu alkoholischem Zucker.

Butteraromen mit Pfeffernoten bilden den Anfang. Diese verschwinden nach kurzer Zeit und die pflanzlichen Anklänge kommen wieder zum Vorschein. Der Rum hat im Abgang noch weniger Süße als zuvor am Gaumen. Die Butteraromen bilden zusammen mit den herben Anklängen den Schluss des Abgangs. Eine ganz schwache Fruchtigkeit ist nur zu erahnen.

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Fazit:Wenn es denn schon eine leichte Einzelfassabfüllung oder Jahrgangsrum aus Barbados sein muss, dann kommt hier nur der Renegade infrage. Der Plantation ist einfach viel zu süß und schmeckt wie ein Karamellsahnebonbon. Barbados kann man hier nur noch schwer entdecken, vorausgesetzt man weiß auch wonach man suchen muss. Das Cognac-Fass hat ihn schon sehr süß gemacht (ich kenne den Grande Reserve), aber das Pineau Des Charentes-Fass hat den Rum endgültig gekillt. Ob er für einen Cocktail noch etwas taugt weiß ich leider nicht, da ich kein Mixer bin. Der Renegade ist im direkten Vergleich weniger geschmeidiger am Gaumen, aber dafür noch eher ein Rum im eigentlichen Sinne. Mit einem natürlichen oder echten Rum verbinde ich eine dezente Süße, die nicht alles überdeckt, was ein Rum aus demselben Land ohne Finish auch auszeichnet. Wer ohne Schuld ist möge bitte den ersten Stein werfen, aber so kann und werde ich nur den Renegade als Gewinner dieses Vergleiches küren, wennes denn wirklich ein leichtes Destillat aus Barbados sein muss. Wer die Insel richtig kennen lernen möchte, dem kann ich nur Einzelfassabfüllungen aus der Rockley Still (jetzt bei Blackrock) oder aus einer der Mount Gay Pot-Stills ans Herz legen. Diese sind das Beste was Barbados zu bieten hat. Hierzu gehören der noch vereinzelt verfügbare Bristol Classic Rum Mt. Gay 8 YO, oder wer es auch stärker mag eine Abfüllung in Fassstärke von Duncan Taylor oder Cadenhead. Wer es ganz anspruchsvoll mag, der sollte sich die Rums der Rockley Still ansehen. Um den Plantation sollten sie einen großen Bogen machen, bzw. sie hätten eigentlich einen großen Bogen machen müssen, denn der Rum ist (zum Glück) inzwischen schon fast ausverkauft. Den Renegade gibt es vereinzelt noch, aber die Bestände neigen sich auch hier mittlerweile dem Ende entgegen. Habe ich hier etwa gerade einen erleichterten Seufzer gehört? Ich wünsche Ihnen noch einen ungetrübten Abend. ;)



Marco