Sonntag, 31. März 2013

Bristol Classic Rum Rockley 1986 16 YO Fino Sherry Finish

Heute kommt wieder eine kleine Rarität

Und zwar eine Rarität aus Barbados. Dieser Rum wurde 2002 veröffentlicht und ist so gut wie vom Markt verschwunden. Es handelt sich um eine Abfüllung aus der alten Rockley Still.Es ist der Bristol Classic Rum Rockley 1986 16 YO Fino Sherry Finish.

Zum Abfüller:

Bristol Classic Rum Rockley 16 YO
Die Flasche entspricht noch den ganz frühen Veröffentlichungen und ist tiefschwarz. Zusätzlich kam der Rum in einer optisch besonders schön anzusehende Röhre. Dieser Rum hat zusätzlich ein Finish in Ex-Fino-Sherry-Fässern erhalten. Nichts ungewöhnliches bei der Veredelung von Whiskys. Allerdings gibt es auch vereinzelte Stimmen in der Rum-Gemeinschaft, die fast allen Finishs kritisch gegenüberstehen und den Rum lieber unverändert genießen wollen. Ich kann hier nur für mich sprechen und sagen, dass mir einige Rums mit Wein-Finish besonders missfielen. Aber lassen wir uns mal nicht zu einem Vorurteil hinreißen. Bristol Classic Rum ist eine Marke von Bristol Spirits Limited. Es handelt sich hier um einen englischen unabhängigen Abfüller. Der Kopf hinter Bristol Classic Rum ist John Barret. Er ist zugleich auch der Direktor von Bristol Spirits Limited. Wie ich beim Review des Bristol Rockley 12 YO bereits erwähnte, ist es das Ziel des Unternehmens Rums im Whisky Stil zu kreieren. Die nun hier vorliegende Flasche entspricht dieser Vorgehensweise. Der Rum alterte in zwei völlig unterschiedlichen Fässern. Für die letzte Ausbaustufe des Rum wurden ehemalige Fino Sherryfässer verwendet, was in Schottland für Whiskys nicht unüblich ist. Das Ziel war offenbar dem Rum einen ganz besonderen Geschmack zu verleihen. Wir werden sehen, ob ihm das Finish gut getan oder ob es ihn gnadenlos verhunzt hat. 

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Verkostung Bristol Classic Rum Rockley Still 16 YO:

Preis: Meine beiden Flaschen kaufte ich für knapp 44 € ohne Versandspesen bei Drinks-of-the-world.de. Mittlerweile ist er dort aber ausverkauft und es ist zweifelhaft, ob einige Flaschen so schnell wieder auf den Markt erhältlich sind.

Alter: Das Jahr 1986 könnte das letzte Jahr des Rockley Estates gewesen sein. Es ist allerdings auch möglich, dass diese Destillerie schon viel früher ihre Pforten schloss und ihre Brennblase weit vor 1986 nach Blackrock kam. Einige Rums aus 1986 listen nämlich nicht die Rockley Distillery, sondern die Blackrock Distillery. Unter anderem der Caribbean Reserve Blackrock Distillery 1986 aus 2009 von Pellegrini S.p.A., welcher sich ebenfalls in meinem Besitz findet. Dieser Rum durfte bis 2000 in einem Bourbonfass lagern und wurde für die letzten zwei Jahre in ein Fass umgelagert, welches zuvor Fino Sherry enthielt. Abgefüllt wurde der Rum im Jahre 2002. Die gesamte Fassreife beträgt somit 16 Jahre, wie es auch auf dem Label angegeben wird.


Alkoholstärke: Wieder wählte Bristol Spirits Limited die Trinkstärke von 46% vol. für diesen Rum. Laut ihrer Homepage eine optimale Trinkstärke.


Destillationsverfahren:
Der Inhalt dieser Flasche wurde zweifach in derselben Pot-Still destilliert, was er mit seiner jüngeren Version, dem Bristol Rockley 12 YO, gemein hat. Allerdings erwarte ich hier nicht mehr das volle Geschmacksprofil der Rockley Distillery, da der Rum durch den Sherry verändert sein dürfte.


Farbe:Der Rum schimmert in einem blassen Goldton. Die Fässer hatten also keinen sehr großen Einfluss auf den Inhalt.


Viskosität: Der Rum läuft sanft zurück zum Glasboden und bildet kleine Perlen an der Glaswand. Er ist also leicht ölig. Kein Wunder nach 16 Jahren Fassreife.


Nase: Die typische Honigaromen eines Rockley mit einer ordentlichen Portion Rauch dominiert die Nase. Dezente Vanillearomen (Bourbon-Vanille?) entweichen dem Glas. Auch ganz feine Nuancen von Holz sind zu erkennen. Die Fruchtigkeit ist eher im Hintergrund und nicht deutlich erkennbar. Auch schwache Mandelaromen kann ich erkennen. Er riecht minimal einen Tick anders als der Bristol Rockley 12 YO, was auf das besonderen Finish zurückzuführen ist. Doch es ist immer noch ein sehr aromatischer Rockley.

Gaumen: Am Gaumen schmecke ich zuerst auch wieder Rauch und dominierende Honigaromen. Der Rum wirkt jedoch etwas „verwaschen“ oder unscharf. Die sonst so klaren Grenzen zwischen den einzelnen Aromen sind nicht einfach erkennbar. Die Süße ist einen Tick intensiver, als ich es von Rockley gewohnt bin. Dies ist auf den Einfluss des Sherry-Finish zurück zu führen. Für einen Puristen ist dieser Rum absolut nicht geeignet. Wieder schmecke ich sanfte Vanillearomen und auch ganz schwach Mandeln. Auch die Pfefferaromen sind schwächer als ich es von Rockley gewohnt bin. Ein sehr geschmackvoller Rum! Er ist definitiv anders als der Bristol Rockley 12 YO. Bis jetzt hat Bristol Spirits Limited alles richtig gemacht.

Abgang: Weniger Pfeffernoten als zuvor und wieder dezente Frucht mit Rauch vermischt. Begleitet werden diese Geschmacksnoten natürlich von den alles beherrschenden Honigaromen. Nuancen von Teer und Spuren von Lakritze huschen ebenfalls über die Zunge. Das Finish ist leider nicht endlos. Fast wünscht man sich, der Rum würde etwas länger im Mund verbleiben. Langsam verblassen die Aromen bis nur noch ein Hauch von Rauch und Honig im Mund verbleiben. Ich liebe diesen Rum!

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Fazit: Hier handelt es sich um eine ganz interessante Abfüllung. Der Rum erinnert noch sehr an die Rockley Distillery. Die Grenzen sind, wie bereits erwähnt, allerdings verschwommen und das gesamte Geschmacksbild ist etwas unscharf. Der Rum ist dennoch anspruchsvoll und kein einfacher Zeitgenosse. Die rauchigen Noten im Glas verleihen dem Rum das gewisse Etwas. Auch am Gaumen weiß er zu überzeugen. Wer allerdings eine Frucht- oder Zuckerbombe erwartet, der wird schwer enttäuscht werden. Der Sherry-Einfluss ist nicht übermäßig und macht den Rum nicht zu süß. Diese Abfüllung geht in die Richtung eines Whisky. Auch wenn ich noch hinzufügen möchte, dass es wohl eher ein Whisky mit Rumfass-Finish sein dürfte. Allerdings reichen meine Kenntnisse nicht aus um das genauer herauszuschmecken oder um einen Vergleichskandidaten nennen zu können und das hat einen einfachen Grund: Ich kenne nicht viele Whiskys. David Broom sagte in seinem Buch Rumvon 2003 „Shut your Eyes and this could be an Islay malt finished in a rum cask.“. Vielleicht können hier die Whisky-Kenner unter unseren Lesern etwas damit anfangen, ich kann es leider nicht so ganz, da ich keine Whiskys dieser Insel kenne. Der Rum gilt schon lange als ausverkauft. Es war ein Glücksgriff für mich noch zwei dieser Flaschen ergattern zu können. Falls sie ebenfalls dieses Glück hatten, dann genießen sie diese Abfüllung. Sie besitzen ein Stück flüssige Geschichte von Barbados mit sehr anspruchsvollen Charakter. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen noch frohe Ostern und besinnliche Feiertage. 

Marco

Dienstag, 5. März 2013

Duncan Taylor Enmore (Versailles) Distillery 1985 27YO

Heute folgt der zweite Treich.

Kommen wir zum 2. Rum des schottischen Abfüllers Duncan Taylor auf Barrel-Aged-Mind! Diesmal führt uns das heutige Review nach Guyana, einer ehemaligen britischen Kolonie. Eines der kolonialen Vermächtnisse waren die vielen Rum-Destillerien, welche unter anderem Rum für die Royal Navy herstellten.

Zum Abfüller: 

Duncan Taylor Enmore Distillery 27 YO
Duncan Taylor ist einer von zahlreichen schottischen Abfüllern, die sich nun auch im Rum-Sektor mit neuen Abfüllungen kräftig in den Markt mitmischen. Die bekanntesten waren bisher Berry Bros & Rudd, William Cadenhead Ltd und Murray McDavid Ltd.. Letzterer Abfüller war verantwortlich für die Renegade-Serie mit ihren beinahe schon berühmten Wein-Finishs. Leider konnte mich die Mehrheit dieser Rums nicht wirklich überzeugen. Aber das soll jetzt nicht das heutige Thema sein. Zu Duncan Taylor wurde ja nun schon einiges gesagt. Es ist auch bekannt, dass dieser UA (= unabhängige Abfüller) eine Menge an erlesenen Fässern (logisch samt Inhalt) besitzt. Ob die erst vor kurzem veröffentlichten Rums aus diesem Bestand kamen oder von einem anderen Lager zugekauft wurden, kann man nicht sagen. Über dieses Geschäft wird nämlich nicht gern geredet. Fakt ist jedoch das Duncan Taylor bisher seinem Ruf, nämlich außerordentlich gute Qualität abzuliefern, unter Beweis gestellt hat. Ich erwarte hier eigentlich auch schon den nächsten Kracher aus dieser Serie, was eigentlich dem Rum gegenüber nicht ganz fair ist, denn schließlich sollten wir ja sachlich und objektiv bleiben. Es fällt mir gerade nur ziemlich schwer, dieses Prinzip auch umzusetzen.


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Verkostung Duncan Taylor Enmore Distillery 27 YO:


Preis:Ich erstand meine Flasche für umgerechnet 164€ bei singlemaltsdirect.com. Zu diesem Zeitpunkt gab es auf dem Festland noch keinen Shop mit diesem Rum im Sortiment. Mittlerweile ist dieser Rum auch deutlich billiger in Deutschland aufgetaucht. Eine Bestellung im Ausland ist also mehr als überflüssig geworden.

Alter:Das offizielle Alter wird mit 27 Jahren angegeben. Der Rum wurde im September 1985 destilliert und abschließend im November 2012 abgefüllt. Ein erstaunliches Alter.

Alkoholstärke:Die angegebene Trinkstärke beträgt nur 52,5% vol., ist aber immer noch ansehnlich. Vermutlich ist dies aber nicht mehr die ursprüngliche Fassstärke. Natürlich habe ich aber keine Beweise für diese Vermutung. Aber sollte dies tatsächlich der Fall sein, dann ist dies in meinen Augen ein deutliches Zeichen für das Können und Geschick von Duncan Taylor.

Destillationsverfahren:Das angegebene Verfahren ist wieder eine Pot-Still. Die alte Enmore Distillery besaß neben ihrer Wooden Coffey Still auch die alte Single Wooden Pot Still aus der lange geschlossenen Versailles Distillery. Diese vermute ich auch als Quelle hinter diesem Rum.

Farbe:Wie ein heller Bernstein funkelt der Rum im Glas. Bedenkt man das hohe Alter der Abfüllung, dann kommt nur eine kontinentale Reifung hierfür in Frage.

Viskosität:Die Öligkeit hält sich im Rahmen und ist für das Alter mehr als in Ordnung. Dicke Schlieren fließen träge hinab zum Glasgrund. Vereinzelte Perlen bleiben dabei an der Glaswand haften.

Nase:Bäm! Eine wahre Flut von Kräuteraromen dringt in die Nase ein. Die Konzentration ist so stark, das ich nur schwer einzelne Aromen entdecken kann. Aus irgendeinen Grund fühle ich mich hier an den Duft frischer Bleistiftspäne erinnert. Aber da ist natürlich noch viel mehr. Er ist sehr komplex und kompakt. Ich entdecke schwache Fruchtaromen im Hintergrund (Orangen). Auch feine aber doch schwache Vanillearomen sind vorhanden. Zu den Kräutern (vielleicht Basilikum oder Thymian) gesellen sich Eichennoten. Diese kommen nicht vom Fass sondern von der Still selbst. Diese eichigen Aromen kenne ich bereits von anderen hölzernen Stills aus Guyana. Hier sind sie jedoch sehr extrem. Ein wahres Kunstwerk. Abgerundet wird diese gesamte Komposition mit einer dezenten Süße, die nicht zu aufdringlich ist. Mal sehen, wie der Rum sich am Gaumen schlägt.

Gaumen:Eine angenehme Süße versetzt mit herben Kräutern dominiert den Gaumen. Dieser Rum schmeckt fast genau so extrem und außerordentlich gut, wie er riecht! Ganz schwache Aromen von Zitrusfrüchten verweilen im Hintergrund, zusammen mit dezenter Fruchtigkeit, die ich nur schwer einordnen oder klassifizieren kann (eventuell Orange). Rums wie diese Abfüllung sind nur in Guyana zu finden. Der Alkohol macht sich mit einer leichten Priese Pfeffer und Muskatnuss bemerkbar. Mit 52,5% ist er erstaunlich mild und doch kraftvoll genug um den Gaumen mit seinen Aromen regelrecht zu verwöhnen. Beinahe die perfekte Balance zwischen Mainstream-Trinkstärke und der natürlichen Fassstärke. Hier waren in meinen Augen echte Kenner am Werk.

Abgang:Kurz blitzt Pfeffer und Muskatnuss auf. Gefolgt von einer etwas stärkeren Fruchtigkeit als zuvor am Gaumen oder in Nase. Diese ist wiederum mit einer leichten Spur Rauch verwoben. Begleitet wird das Ganze von herben Kräutern (Basilikum oder Thymian). Die Aromen verblassen mit der Zeit immer mehr, bis nur noch ein vager Hauch von herben Kräutern mit Rauch im Mund verbleibt. Grandios. Ich fühle mich hier voll und ganz an eine ganz bestimmte Abfüllung von Berry Bros & Rudd erinnert.

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Fazit: Wieder ein Kracher des schottischen Abfüllers Duncan Taylor! Die einzigen würdigen und bekannten Vertreter, die in dieselbe Kerbe schlagen, sind der Cadenhead Enmore Distillery VSG 15 YO auf rund 53% verdünnt und der Berry Bros & Rudd Finest Demerara 1985 Versailles Still. Wobei diese Abfüllung hier wie eine reifere und noch krasserer Variante des zuletzt genannten Rums wirkt. Zu beiden Rums wird es in der Zukunft noch gesonderte Reviews geben. Als meine Nase ins Glas eintauchte, fühlte ich mich fast in das Inneren der Single Wooden Pot Still versetzt. Bisher haben alle drei getesteten Rums die Essenz ihrer jeweiligen Destillerie perfekt eingefangen und konserviert. Ich kann nicht umhin und muss hiermit noch einmal Danke sagen, für diesen großartigen Rum aus Guyana. Bisher waren es drei außerordentliche Rums, die Ihresgleichen suchen. Wie die anderen Rums sich schlagen, wird eventuelle eine Flaschenteilung im Cocktails&Dreams-Forum zeigen. Dort werde ich mir einige Samples weiterer Rums von Duncan Taylor sichern, bevor ich mich hier zu einem Kauf entscheide. Es war schon ein kleines Risiko. Über diese Rums war absolut gar nichts bekannt, außer ihre Jahrgänge und damit potenzielle Vergleichskandidaten. Trotzdem war es ein Schuss ins Blaue für mich als ich diese Rums in Schottland zu höheren Preisen, als jetzt in Deutschland verfügbar sind, einkaufte. Aber ein bisschen Risiko und Abenteuerlust gehört nun einmal auch dazu. Für mich war es nämlich nicht selbstverständlich, dass diese Rums auch auf dem europäischem Festland aufschlagen würden. Jedem Liebhaber der Versailles Still kann ich diesem Rum nur ans Herz legen. Der einzige Wermutstropfen liegt im Preis. Bedenkt man aber diverse Abfüllungen von Samaroli und Velier, die allesamt eine ähnliche Qualität abliefern, dann relativiert sich das hier doch ganz schnell. Im Vergleich zu einigen tropisch gereiften Rums, ist diese Abfüllung hier ein wahrer Schatz. Aber natürlich muss wieder jeder Connaisseur für sich selbst entscheiden, wie viel Geld er bereit ist für einen Rum hinzublättern. Ich werde mir noch ein zweites Glas dieses kleinen Meisterwerks gönnen und wünsche ihnen hiermit noch einen genussvollen Tag.

Marco

Sonntag, 3. März 2013

Duncan Taylor West Indies Rum Distillery 1986 25YO

Hallo und einen schönen Sonntag!

Gegenstand des heutigen Reviews ist eine kleine Sensation aus Schottland. Es handelt sich, wer hätte das bei meinen Reviews auch gedacht, um einen Rum aus Barbados (offizielle Angabe: West Indies Distillery). Trotz der etwas fehlerhaften Angabe ist hier natürlich die alte Blackrock Distillery gemeint. Das Jahr seiner Herstellung deutet wiederum auf die gute alte Rockley-Brennblase hin. Diese vermute ich auch als Ursprungsquelle.


Zum Abfüller:

Duncan Taylor West Indies Rum Distillery 25 YO 1986
Diese Abfüllung der West Indies Rum Distillery (Blackrock) stammt von Duncan Taylor & Co. Ltd.. Duncan Taylor rühmt sich die größte private Sammlung seltenster schottischer Whiskys zu besitzen und diese auch in Fässern zu kaufen, um sie zu einem geeigneteren Zeitpunkt dann zu veröffentlichen. Die Ursprünge dieses Unternehmens liegen in Glasgow. Früher handelte die Firma sehr viel mit Fässern, welche reifen Whisky enthielten. Füllte aber selbst hauptsächlich nicht ab. Durch diese Firmengeschichte erklärt sich auch ein Teil des Bestandes der Sammlung. Als die Firma ihren Hauptsitz nach Huntly in Aberdeenshire verlegte, wurde der reine Handel mit Fässern aufgegeben und dagegen mit der Eigenvermarktung richtig durchgestartet. Dies ist meines Wissens nach die erste Rum-Abfüllung von Duncan Taylor. Zuvor haben schon andere namenhafte schottische Abfüller Rum in Flaschen abgefüllt. Blackadder, James MacArthur & Co. Ltd., Murray McDavid Ltd. (Renegade Serie), Berry Brothers & Rudd und natürlich auch noch William Cadenhead Ltd.. Diese kleine Aufzählung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einige dieser Abfüllungen durfte ich sogar einmal in meinem Leben verkosten. Ausgehend vom Ruf des Unternehmens könnte man nun einen Rum in sehr hoher Qualität erwarten. Aber wir wollen doch einmal sachlich und auf den Teppich bleiben.

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Verkostung Duncan Taylor West Indies Rum Distillery 25YO:

Preis:Ich erstand meine Flasche bei singlemaltsdirect.com für umgerechnet 111,50€ . Die ersten angepeilten Preise in Deutschland dürften auf jeden Fall darunter liegen. Zum Zeitpunkt meines Einkaufs gab es jedoch noch keine günstigere Quelle auf dem Festland.

Alter:Das offizielle Alter wird mit 25 Jahren angegeben. Der Rum wurde im Dezember 1986 destilliert und im November des vergangenen Jahres abgefüllt. Zum Zeitpunkt seiner Herstellung stand die alte Pot-Still der Rockley Distillery also schon bei Blackrock.

Alkoholstärke:Duncan Taylor gibt eine Trinkstärke von 52,7% an. Eigentlich habe ich selbst in diesem Alter eine höhere Fassstärke erwartet. Ich habe meine Zweifel, dass dieser Rum noch seine ganze Fassstärke besitzt, da fast alle Rums sich „im selben Bereich“ befinden. Lustigerweise sogar in dem Bereich, den ich als interessant zum Verdünnen von Rums in Fassstärke eingestuft habe. Fakt ist aber, dass ich keine Beweise hierfür habe und der Rum wirklich in Fassstärke vorliegen könnte. Wollen wir uns nicht einmal daran aufhängen und uns dem Rum selbst zuwenden.

Destillationsverfahren:Das angegebene Verfahren ist die gute alte Pot-Still. Blackrock besitzt hier zwar zwei, aber wie ich eingangs schon erwähnt habe, vermute ich hier einen Rum der alten Rockley Brennblase. Diese war also bereits schon 1986 bei Blackrock in Betrieb.

Farbe:Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton. Fast wie klarer Berghonig in einem Glas.

Viskosität:Der Rum fließt träge hinab zum Glasgrund und benetzt mit vielen Perlen die Glaswand. Dies deutet auf eine angemessene Öligkeit hin. Was aber auch bei einem Rum in diesem Alter zu erwarten war.

Nase:Was für eine Nase! Mir fehlen fast die Worte. Ich rieche die typische Honig-Rauch-Note, die ich so sehr lieben und schätzen gelernt habe. Dazu gesellen sich starke Vanille und Süßholz hinzu. Außerdem noch reife Bananen und frisch geschnittene Mandeln. Alles in einem kompakten Paket, dass geradezu ihre Nase mit einem wahren Feuerwerk bombardiert. Die Süße ist schwach und hält sich in einem delikaten Rahmen. Auch Bienenwachs kann ich entdecken, aber eher im Hintergrund. Ich kann es kaum erwarten, dieses Meisterwerk am Gaumen zu verkosten.


Gaumen:Die geballte Rockley Note schlägt auf den Gaumen ein. Honig-Rauch satt. Das ist der bisher intensivste Rockley den ich erleben durfte. Dazu kommt wieder Vanille, diesmal schwächer, und eine Priese Pfeffer vom Alkohol. Dieser macht sich nicht negativ bemerkbar und brennt sich sanft auf die Zunge ein. Wieder reife Bananen. Auch hier wieder Bienenwachs zusammen mit leichten Spuren von Teer zu entdecken. Der Rum schmeckt zwar leider nicht ganz so wie intensiv wer in der Nase einschlug, ist jedoch immer noch sehr gut und besitzt eine außerordentliche Qualität. Auch Zuckerrohraromen blitzen vereinzelt am Gaumen auf. Einfach genial!

Abgang:Der fast schon typische Rockley-Abgang mit Honig-Rauch und einer Spur Teer und Lakritze. Langsam verblassen die Aromen und Bienenwachs mit Rauch kommen mehr zum Vorschein. Auch reife Bananen sind nun präsenter. Was für ein wahres Meisterwerk! Der Abgang ist lang und angenehm. Zwar kann er es nicht mit wahren Estermonstern aus Hampden aufnehmen, deren Abgang beinahe endlos ist, aber das heißt noch lange nicht, das er schwach ist!

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Fazit:Simply the best Rockley ever!! Zu diesem Fazit sehe ich mich gerade zu gedrängt. Dies ist der beste Rockley, den ich als Rum-Connaisseur erleben durfte. Und ich habe einige Rums in meiner Kollektion und weiß wovon ich rede. Selbst der alte und ehrfürchtige BRS 16 YO von Cadenhead kann hier nicht mithalten. Ihm fehlt die Reife und seine Vanillearomen sind weniger ausgeprägt. Der einzige würdige Gegenkandidat kommt von Berry Bros & Rudd. Aber selbst er verblasst im direkten Vergleich, da er einfach mit zu viel Wasser verdünnt wurde. Dieser Rockley stellt einen reiferen, krasseren und gewaltigeren Rum dar, als ihn BB&R zu seiner Zeit mit dem Rockley 21 YO veröffentlichte. Ich bin hin und weg. Mir bleibt an dieser Stelle nur noch eines zu sagen: Danke Duncan Taylor für dieses wahre Meisterwerk! Der Preis mag happig wirken. Aber ich bin allemal bereit ihn für diese Qualität auch zu zahlen, denn hier weiß ich was ich bekomme: Einen lupenreinen, reifen Rockley im hohen Alter, der jeden jüngeren Rum aus dieser Destillerie mit spielerischer Leichtigkeit vom Platz fegt. Alle anderen Rums dieser Insel haben nicht die geringste Chance. Hier ist der neue König meiner kleinen Sammlung aus Barbados. Ein potenzieller Nachfolger wird es sehr schwer haben und muss sich an ihm messen lassen. Ich erwarte auch so schnell keine neue Veröffentlichung aus der West Indies Rum Distillery (Blackrock). Falls sie das nötige Kleingeld haben und Rockley mögen, dann kann ich ihnen diesem Rum nur ans Herz legen. Der Rum dürfte in den nächsten Tagen oder Wochen auch in Deutschland aufschlagen oder bei einigen Händler schon zu finden sein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntagwährend ich mir noch ein zweites Glas dieses Meisterwerks genehmige. Zum Wohle!

Marco