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Heute kommt eine kleine Kostbarkeit vom unabhängigen Abfüller Velier aus Italien zur Verkostung. Die Rede ist vom Velier Enmore 1990! Sagt ihnen absolut überhaupt gar nichts? Machen sie sich nicht daraus. Ich habe im Internet auch wenig bis nichts über diesen Rum gefunden. Warum das so ist kann ich Ihnen leider nicht verraten.
Zur Abfüllung:
Zu Velier wurde ja schon bereits einiges gesagt. Widmen wir unsere Aufmerksamkeit der Abfüllung selbst zu. Sie umfasste ganze 728 Flaschen, welche aus 4 Fässern abgefüllt wurden. Velier importierte sie aus Großbritannien und laut Label durfte der Rum seine ganze Fassreife im kontinentalen Klima verbringen. Die zuletzt veröffentlichten Rums vom Luca Gargano stammten hingegen aus den Lagerbeständen von DDL, also direkt aus Guyana selbst und laut seiner Aussage auf thelonecaner.com hat Velier ein Exklusivrecht, was die Auswahl der Fässer in Beständen von DDL anbelangt. Diese Abfüllung hingegen wurde wohl im Bulk nach Europa verschifft und 2008 von Luca Gargano in einem Lagerhaus in Großbritannien aufgespürt. Was Informationen auf dem Label anbelangt ist Velier einer der Korrektesten unter den unabhängigen Abfüllern. Auch das Mark des Fasses wurde angegeben. Es lautet „MEA“. Dies war mein erster Rum, den ich auch mit diesem Mark kennen gelernt habe. Andere Abfüller wie Bristol ist diese Information wohl zu trivial und unbedeutend um sie an den Käufer weiterzugeben. Der Rum selbst wurde in einer Single Pot Still auf der Enmore Plantation gebrannt. Kennern sollten diese Angaben etwas sagen. Es gibt nur eine bekannte Single Pot Still, welche zur damaligen Zeit ihren Dienst bei Enmore verrichtete. Es war die Single Wooden Pot Still aus dem alten Versailles Estate. Also genau jene Brennblase, welche zum Beispiel den Duncan Taylor Enmore (Versailles) 27 YO und die Berry Bros & Rudd Finest Demerara Versailles Still 17 YO & 21 YO hervorbrachte. Aber aufgrund der Unbekanntheit deren Marks sollte man jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen. Dieser Rum könnte total unterschiedlich schmecken. Na dann wollen wir mal. ;)
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Verkostung Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO:
Preis: Diese Flasche erstand ich für 106€ auf rumshop.it ohne Versandspesen. Dort ist er aber auch schon lange verschwunden. Überhaupt findet man diesen Rum nicht mehr so einfach im Internet. Vielleicht haben unsere italienischen Connaisseure mehr Glück in den örtlichen Spirituosengeschäften.
Alter: Gebrannt wurde der Rum im Dezember 1990 und abgefüllt im März des Jahres 2008. Kurioserweise steht auf dem Flaschenrücken ein Alter von 18 Jahren. Was genau hier jetzt nicht stimmt, kann ich nicht eindeutig sagen.
Alkoholstärke: Die Angabe Full Proof deutet es schon an. Dieser Rum sollte noch seine volle Fassstärke haben. Ganze 61%vol.. Klingt nach viel, muss es aber auch nicht wirklich sein.
Destillationsverfahren: Die Angabe Single Pot Still sagt auch hier alles aus, was es beinahe zu wissen gibt. Sieht man einmal von der Möglichkeit der Versailles Still ab.
Farbe: Die Farbe des Rums ist leicht golden. Für 18 Jahre erstaunlich wenig.
Viskosität: Ganz oben bildet sich eine Krone aus Perlen, von der dicke Tropfen an der Glaswand hinab laufen. Es bildet sich ein Ölfilm auf der Wand, der nur langsam zerfließt.
Nase: Ein leichtes Brennen breitet sich in der Nase aus. Man merkt die 61%vol. doch schon etwas. Feine Vanille- und herbe Kräuteraromen entweichen dem Glas. Je tiefer man die Nase ins Glas senkt, desto intensiver werden sie. Bei den Kräutern muss ich wieder an Bleistiftspäne denken. Man kann es aber auch mit frisch gesägtem Holz vergleichen. Dazu kommen noch exotische Früchte, wie Mangos, Bananen und Papayas. Je länger der Rum atmet, desto mehr kommen auch Blutorangen zum Vorschein. Alle Eindrücke werden von dunklen Gewürzen und einer kleinen Portion Rauch durchzogen. Die Nase erinnert mich sehr an die Versailles Single Wooden Pot Still. Überrascht bin ich jetzt aber nicht wirklich. Die Angabe Pot Still hat es mich schon vermuten lassen. Jetzt will ich den Rum am Gaumen spüren.
Gaumen: Ein warmer Schauer huscht über die Zunge, gefolgt von einer angenehmen Süße, die nicht zu aufdringlich ist. Sofort kommen Raucharomen, dicht gefolgt von herben Kräutern (denken sie wieder an die Bleistiftspäne). Exotische Früchte sind ebenfalls präsent. Mangos, Papayas und Blutorangen. Wieder dunkle Gewürze und diese alles durchziehende Raucharomen. Der Alkohol hält sich wirklich in Grenzen und brennt nur sanft am Gaumen. Ich hätte bei 61%vol. deutlich mehr Wucht erwartet. Allerdings bin ich ganz und gar nicht enttäuscht. Der Gaumen bestätigt meinen Ersteindruck in der Nase. Dies muss ein Rum aus der Versailles Single Wooden Pot Still sein. Echt lecker!
Abgang: Zuerst schmeckt man wieder die exotischen Früchte mit der feinen Süße. Anschließend folgen die herben Kräuteraromen mit Rauch und dunklen Gewürzen. Mit der Zeit verblassen die Früchte immer mehr und ein herber, leicht rauchiger Geschmack verbleibt am Gaumen. Auch eine Spur Nelken ist noch vorhanden. Anisaromen kann man nur schwer im Hintergrund erahnen. Nicht schlecht für einen Pot Still Rum.
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Fazit: Enmore von einer anderen Seite aus betrachtet, würde ich sagen. Mittlerweile kenne ich die Marks MEA, AWM, REV, KFM und PDX. Der Rum ist sehr geschmackvoll und hat mich an den Bristol Classic Rum Enmore 12 YO erinnert. Vielleicht hatte dieser dasselbe Mark? Gewissheit dürfte hier nur ein Vergleich bringen, da Bristol Spirits Limited solche Angaben auf den Labels verschweigt. Vielleicht sind sie nicht wichtig genug oder wurden einfach nicht weitergegeben. Da lobe ich mir wirklich die Vorgehensweise von Velier und Luca Gargano. Das nach 5 Jahren der Großteil aller 728 Flaschen weg ist, spricht denke ich für sich. Der Rum fand wohl seine Liebhaber und verschwand fast klanglos. Es ist wirklich schade, dass man nichts bis wenig über den Rum im Internet findet. Diese Abfüllung hat einen solchen leisen Abgang nicht verdient. Zum Glück hat Luca Gargano schon für einen aktuellen Nachfolger gesorgt: Den Velier Enmore 1995 Full Proof Old Demerara 15 YO mit 61,2%. Im Gegensatz zu dieser Abfüllung hier und seinem älteren Kollegen aus 1988 ist der Rum von 1995 tropisch gereift. Zulegen werde ich mir den Rum auf jeden Fall. Diese Abfüllung von 1990 allerdings ist nur noch schwer zu bekommen. Das Vergnügen sie zu genießen, dürfte nicht mehr vielen Connaisseuren vergönnt sein. Ob die neue Abfüllung aus 2010 von 1995 ein würdiger Nachfolger ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Trotz alledem sind und bleiben Rums wie diese Abfüllung hier ein Nischenmarkt. Vielen Genießern sind sie schlicht zu teuer. Für Leute wie mich mit einem Faible für Fassstärke, sind sie zumindest sehr interessant. Die Gefahr von Fails ist bei diesem Preis aber auch nicht geringer als bei billigeren Rums. Hier schmerzt ein Fehlkauf sogar wesentlich mehr. Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Samstag!
Marco