Samstag, 13. Juli 2013

Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO

Welcome back guys.

Heute kommt eine kleine Kostbarkeit vom unabhängigen Abfüller Velier aus Italien zur Verkostung. Die Rede ist vom Velier Enmore 1990! Sagt ihnen absolut überhaupt gar nichts? Machen sie sich nicht daraus. Ich habe im Internet auch wenig bis nichts über diesen Rum gefunden. Warum das so ist kann ich Ihnen leider nicht verraten.

Zur Abfüllung:


Zu Velier wurde ja schon bereits einiges gesagt. Widmen wir unsere Aufmerksamkeit der Abfüllung selbst zu. Sie umfasste ganze 728 Flaschen, welche aus 4 Fässern abgefüllt wurden. Velier importierte sie aus Großbritannien und laut Label durfte der Rum seine ganze Fassreife im kontinentalen Klima verbringen. Die zuletzt veröffentlichten Rums vom Luca Gargano stammten hingegen aus den Lagerbeständen von DDL, also direkt aus Guyana selbst und laut seiner Aussage auf thelonecaner.com hat Velier ein Exklusivrecht, was die Auswahl der Fässer in Beständen von DDL anbelangt. Diese Abfüllung hingegen wurde wohl im Bulk nach Europa verschifft und 2008 von Luca Gargano in einem Lagerhaus in Großbritannien aufgespürt. Was Informationen auf dem Label anbelangt ist Velier einer der Korrektesten unter den unabhängigen Abfüllern. Auch das Mark des Fasses wurde angegeben. Es lautet „MEA“. Dies war mein erster Rum, den ich auch mit diesem Mark kennen gelernt habe. Andere Abfüller wie Bristol ist diese Information wohl zu trivial und unbedeutend um sie an den Käufer weiterzugeben. Der Rum selbst wurde in einer Single Pot Still auf der Enmore Plantation gebrannt. Kennern sollten diese Angaben etwas sagen. Es gibt nur eine bekannte Single Pot Still, welche zur damaligen Zeit ihren Dienst bei Enmore verrichtete. Es war die Single Wooden Pot Still aus dem alten Versailles Estate. Also genau jene Brennblase, welche zum Beispiel den Duncan Taylor Enmore (Versailles) 27 YO und die Berry Bros & Rudd Finest Demerara Versailles Still 17 YO & 21 YO hervorbrachte. Aber aufgrund der Unbekanntheit deren Marks sollte man jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen. Dieser Rum könnte total unterschiedlich schmecken. Na dann wollen wir mal. ;)


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Verkostung Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO:

Preis: Diese Flasche erstand ich für 106€ auf rumshop.it ohne Versandspesen. Dort ist er aber auch schon lange verschwunden. Überhaupt findet man diesen Rum nicht mehr so einfach im Internet. Vielleicht haben unsere italienischen Connaisseure mehr Glück in den örtlichen Spirituosengeschäften.

Alter: Gebrannt wurde der Rum im Dezember 1990 und abgefüllt im März des Jahres 2008. Kurioserweise steht auf dem Flaschenrücken ein Alter von 18 Jahren. Was genau hier jetzt nicht stimmt, kann ich nicht eindeutig sagen.

Alkoholstärke:
Die Angabe Full Proof deutet es schon an. Dieser Rum sollte noch seine volle Fassstärke haben. Ganze 61%vol.. Klingt nach viel, muss es aber auch nicht wirklich sein.

Destillationsverfahren: Die Angabe Single Pot Still sagt auch hier alles aus, was es beinahe zu wissen gibt. Sieht man einmal von der Möglichkeit der Versailles Still ab.

Farbe: Die Farbe des Rums ist leicht golden. Für 18 Jahre erstaunlich wenig.

Viskosität: Ganz oben bildet sich eine Krone aus Perlen, von der dicke Tropfen an der Glaswand hinab laufen. Es bildet sich ein Ölfilm auf der Wand, der nur langsam zerfließt.

Nase: Ein leichtes Brennen breitet sich in der Nase aus. Man merkt die 61%vol. doch schon etwas. Feine Vanille- und herbe Kräuteraromen entweichen dem Glas. Je tiefer man die Nase ins Glas senkt, desto intensiver werden sie. Bei den Kräutern muss ich wieder an Bleistiftspäne denken. Man kann es aber auch mit frisch gesägtem Holz vergleichen. Dazu kommen noch exotische Früchte, wie Mangos, Bananen und Papayas. Je länger der Rum atmet, desto mehr kommen auch Blutorangen zum Vorschein. Alle Eindrücke werden von dunklen Gewürzen und einer kleinen Portion Rauch durchzogen. Die Nase erinnert mich sehr an die Versailles Single Wooden Pot Still. Überrascht bin ich jetzt aber nicht wirklich. Die Angabe Pot Still hat es mich schon vermuten lassen. Jetzt will ich den Rum am Gaumen spüren.

Gaumen: Ein warmer Schauer huscht über die Zunge, gefolgt von einer angenehmen Süße, die nicht zu aufdringlich ist. Sofort kommen Raucharomen, dicht gefolgt von herben Kräutern (denken sie wieder an die Bleistiftspäne). Exotische Früchte sind ebenfalls präsent. Mangos, Papayas und Blutorangen. Wieder dunkle Gewürze und diese alles durchziehende Raucharomen. Der Alkohol hält sich wirklich in Grenzen und brennt nur sanft am Gaumen. Ich hätte bei 61%vol. deutlich mehr Wucht erwartet. Allerdings bin ich ganz und gar nicht enttäuscht. Der Gaumen bestätigt meinen Ersteindruck in der Nase. Dies muss ein Rum aus der Versailles Single Wooden Pot Still sein. Echt lecker!

Abgang:
Zuerst schmeckt man wieder die exotischen Früchte mit der feinen Süße. Anschließend folgen die herben Kräuteraromen mit Rauch und dunklen Gewürzen. Mit der Zeit verblassen die Früchte immer mehr und ein herber, leicht rauchiger Geschmack verbleibt am Gaumen. Auch eine Spur Nelken ist noch vorhanden. Anisaromen kann man nur schwer im Hintergrund erahnen. Nicht schlecht für einen Pot Still Rum.

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Fazit: Enmore von einer anderen Seite aus betrachtet, würde ich sagen. Mittlerweile kenne ich die Marks MEA, AWM, REV, KFM und PDX. Der Rum ist sehr geschmackvoll und hat mich an den Bristol Classic Rum Enmore 12 YO erinnert. Vielleicht hatte dieser dasselbe Mark? Gewissheit dürfte hier nur ein Vergleich bringen, da Bristol Spirits Limited solche Angaben auf den Labels verschweigt. Vielleicht sind sie nicht wichtig genug oder wurden einfach nicht weitergegeben. Da lobe ich mir wirklich die Vorgehensweise von Velier und Luca Gargano. Das nach 5 Jahren der Großteil aller 728 Flaschen weg ist, spricht denke ich für sich. Der Rum fand wohl seine Liebhaber und verschwand fast klanglos. Es ist wirklich schade, dass man nichts bis wenig über den Rum im Internet findet. Diese Abfüllung hat einen solchen leisen Abgang nicht verdient. Zum Glück hat Luca Gargano schon für einen aktuellen Nachfolger gesorgt: Den Velier Enmore 1995 Full Proof Old Demerara 15 YO mit 61,2%. Im Gegensatz zu dieser Abfüllung hier und seinem älteren Kollegen aus 1988 ist der Rum von 1995 tropisch gereift. Zulegen werde ich mir den Rum auf jeden Fall. Diese Abfüllung von 1990 allerdings ist nur noch schwer zu bekommen. Das Vergnügen sie zu genießen, dürfte nicht mehr vielen Connaisseuren vergönnt sein. Ob die neue Abfüllung aus 2010 von 1995 ein würdiger Nachfolger ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Trotz alledem sind und bleiben Rums wie diese Abfüllung hier ein Nischenmarkt. Vielen Genießern sind sie schlicht zu teuer. Für Leute wie mich mit einem Faible für Fassstärke, sind sie zumindest sehr interessant. Die Gefahr von Fails ist bei diesem Preis aber auch nicht geringer als bei billigeren Rums. Hier schmerzt ein Fehlkauf sogar wesentlich mehr. Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Samstag!

Marco

Sonntag, 7. Juli 2013

The Rum Cask West Indies Distillery (Rockley Still) 2000 12 YO

Einen schönen Sonntag Leute!

Auch wenn ich nicht so schnell mit einem neuen Release gerechnet habe, so kam es doch anders. Es gibt einen neuen Rum aus der West Indies Rum Distillery (Blackrock Distillery). Er kommt von einem ganz neuen Abfüller aus Deutschland. Es freut mich, dass sich die Anzahl an Abfüllungen in Fassstärke im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren 2013 deutlich vergrößert hat.

Zur Abfüllung:

Ich habe ja beim Review des Duncan Taylor WIRD (Rockley) 25 YO geschrieben, dass ich so schnell keine weitere Veröffentlichung aus der West Indies Rum Distillery in diesem Jahr erwarte. Wenige Wochen nach dieser Äußerung wurde ich schon dafür bestraft. Mit dieser Abfüllung legt der unabhängige Abfüller The Rum Cask (The Whisky Cask) nach und erweitert sein Rumangebot. Der Barbadier kam zusammen mit einem Rum aus Belize und einem weiteren Rum aus Fiji auf den Markt. Alle drei in Fassstärke. Beim Barbadier handelt sich also um denselben Batch, aus dem schon der Cadenhead Dated Distillation BBR Blackrock 11 YO stammt. Jener Rum war noch recht kantig und forderte den Connaisseur. Im direkten Vergleich hat der Rum von The Rum Cask ein wenig mehr an Trinkstärke zu bieten. Das Fass wurde also geeigneter gelagert und die Verdunstung war dementsprechend geringer. Sicher es liegen keine Welten dazwischen. Aber eine geringere Verdunstung kann auch auf weniger Interaktion zwischen Fass und Inhalt hinweisen. Vielleicht erwartet uns hier ein besonders rauchiger Rum (bitte verwechseln sie das hier nicht mit torfigen Whiskys, dazwischen liegen Welten). Leider gibt es auf den Flaschen keine Angabe der Flaschennummern oder der Still selbst. Aber das ist auch nicht so dramatisch. Die Angaben sind immer noch sehr üppig im Vergleich zu Abfüllungen einiger anderer unabhängiger Abfüller. Aber genug der Worte. Nehmen wir uns den Rum zur Brust.

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Verkostung TheRumCask West Indies Distillery 2000 12 YO:


Preis:Die 0,5l Flasche bei TheRumCask kostet 44,90€ ohne Versandspesen. Für einen 12 Jahre alten Rum in Fassstärke ist das voll in Ordnung. Die Optik ist äußert ungewöhnlich. Ich finde die 0,5l Flaschen im Vergleich zu den gewöhnlichen 0,7l Varianten in meiner Sammlung richtig niedlich. Fast schon zu niedlich.

Alter:Der Rum wurde im Jahre 2000 auf Barbados gebrannt und im Jahre 2013 schließlich abgefüllt. Es dürfte wohl Mitte des Jahres gewesen sein. Das offizielle Alter beläuft sich auf 12 Jahre.

Alkoholstärke:Der Rum besitzt noch seine volle Fassstärke von 61,6%vol.. Mein Dank an das The Rum Cask Team! Uns blieb eine unnötige Verdünnung erspart.

Destillationsverfahren:Die Angabe ist zwar leider nicht auf dem Label enthalten, aber einem Kenner fällt hier sofort die alte Pot Still des Rockley Estates ein. Mal sehen ob der Rum aus jener Still bei Blackrock (West Indies Rum Distillery) stammt.

Farbe:Der Rum erstrahlt in einem recht hellen Goldton. Die 12 Jahre haben also nicht viel Einfluss hinterlassen.

Viskosität:Relativ schnell fließen die Schlieren von der Krone hinab zum Glasgrund. Die Öligkeit ist also nicht üppig oder viel für 12 Jahre Fassreife.

Nase:Rockley einmal anders würde ich sagen. Ich rieche für Rockley sehr starke Raucharomen. Noch einmal: Bedenken sie bitte, dass diese Rauchigkeit anders ist als bei Whiskys und nicht wirklich zu vergleichen ist mit z.B. Torfmonstern aus Islay. Der Alkohol brennt sich angenehm in die Nase ein. Eine sehr geringe Süße ist in der Nase enthalten. Dafür rieche ich dunkle Gewürze mit leichten mineralischen Anklängen. Der Rum hat etwas milchiges in der Nase. Ich kann es nicht anders beschreiben. Erinnert mich im entferntesten Sinne ein wenig an eine Praline aus weißer Milchschokolade. Auch exotische Früchte kann ich erkennen. Darunter auch eine Spur Ananas. Die sonst so typische Honignote ist hier fast gar nicht vorhanden. Nur etwas Bienenwachs. Je weiter man die Nase vom Glas entfernt, desto eher kann man auch einen Hauch von Vanillearomen riechen.

Gaumen:Der Alkohol ist deutlich zurückhaltender als in der Nase. Er brennt nur leicht am Gaumen. Es bestätigt sich der Eindruck aus der Nase. Der Rum ist sehr medizinisch mit herben Anklängen und dunklen Gewürzen. Auch hier nur wieder sehr wenig Bienenwachs und eine feine, aber doch zurückhaltende Süße. Am Gaumen habe ich den Eindruck eines leicht milchigen Geschmacks. Auch schmecke ich nur ganz minimale Vanillearomen. Die Fruchtigkeit hält sich ebenfalls sehr in Grenzen. Dieser Rockley ist äußerst ungewöhnlich, aber doch sehr geschmackvoll. Man sollte aber diese Raucharomen definitiv mögen, sonst wird man es schwer haben, mit dem Rum warm zu werden.

Abgang:Der Abgang beginnt sehr rauchig. Dazu gesellen sich wieder dunkle Gewürze, leichte Bienenwachsaromen und wieder diese milchigen Geschmacksaromen. Fast keine Frucht, dafür aber leicht herbe und mineralische Anklänge. Fast alle Aromen bis auf den Rauch verblassen im Laufe der Zeit. Die Raucharomen bleiben bis zum Schluss am Gaumen.

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A few Rums from the West Indies Rum Distillery (Blackrock)
Fazit:Auch auf die Gefahr mich zu wiederholen: Dies ist Rockley auf eine ungewöhnliche, fast neue Art und Weise. Diese leicht milchigen Anklänge kannte ich so bisher überhaupt nicht. Auch der Rauch ist etwas intensiver, als ich es von dieser Still gewohnt bin. Dafür ist die typische Honig- und Bienenwachsnote wenig ausgeprägt. Für alle Connaisseure, welche mit diesen beiden Aromen bisher nichts anzufangen wussten, könnte dieser Rockley eine Alternative darstellen. Bevor sie aber eine ganze Pulle ordern, sollten sie vielleicht ein Sample in Erwägung ziehen. The Rum Cask / The Whisky Cask bietet es für seine eigenen Veröffentlichungen an. Warum ich dies erwähne? Diese Abfüllung ist wie alle Rockleys sehr gewöhnungsbedürftig. Einem Neuling würde ich fast von einem Blindkauf abraten. Sieht man einmal von der ungewöhnlichen 0,5l Flasche einmal ab, macht die Abfüllung einen ganz guten optischen Eindruck. Das i-Tüpfelchen wären noch eine Flaschennummer und Still Angabe (falls bekannt). Was den Inhalt betrifft: Ich kann diesem Rum jedem Liebhaber der Rockley Still nur ans Herz legen. Wer Rums mit einem rauchigen Charakter mag, der kann hier ebenfalls beruhigt einen Schluck riskieren. Hier gibt es also eine klare Kaufempfehlung von meiner Seite. Der Rum ist in meinen Augen angenehmer zu genießen als der Cadenhead Dated Distillation BBR Blackrock 11 YO. Allerdings schmecken beide Rums auch einen Tick anders. Der Cadenhead hat eine stärkere Bienenwachs- und Honignote als diese Abfüllung hier. Dafür fehlt ihm dieser milchige Anklang, welcher der Rum von The Rum Cask aufweist.

Achja bevor ich es vergesse. Ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Wenn ich diesen Rum leicht milchig nenne, dann muss er es für sie werte Leser nicht auch sein. Dies ist mein persönlicher Geschmackseindruck. Vielleicht verbinden sie etwas ganz anderes mit diesen Aromen. ;)

Ein weiterer Hinweis: Es gab bisher zwei (!) weitere Abfüllungen aus der West Indies Rum Distillery seit meinem Review des Duncan Taylor WIRD (Rockley) 25 YO. Diese Abfüllung hier ist die Nummer eins. Nummer zwei folgt in den nächsten Wochen. Eines vorweg: Beide Rums sind unterschiedlich und ersetzen sich in meinen Augen auch nicht. Aber mehr will ich hier nicht verraten. Ich genehmige mir noch ein Glas und wünsche Euch allen noch einen schönen Tag!

Marco

Donnerstag, 4. Juli 2013

Bristol Classic Rum Rockley 25 YO Oloroso Finish

Lets Rock(ley) and roll!

Wieder mal einen schönen Tag liebe Leute. ;) Heute kommt der bisher fünfte und letzte Rum aus der alten Rockley Still von Bristol Spirits Limited. Bisher kann ich nur danke an John Barrett sagen, für seine glückliche Hand und seiner Spürnase für gute bajan Rums. Bisher war keiner der veröffentlichten Barbadier ein Fehlgriff. Mal sehen wie sich dieser Rum schlägt.

Zum Abfüller:

Zum Abfüller selbst gibt es denke ich nicht mehr viel zu sagen. Leser welche den Blog kennen und auch regelmäßig verfolgen wissen, dass es sich hier um einen englischen Abfüller handelt. Mit seinen vielen Abfüllungen aus Guyana, Jamaica, Barbados und Trinidad hat er sich einen mittlerweile guten Ruf erworben. Er mag vielleicht nicht perfekt sein, aber welcher Abfüller kann das schon von sich behaupten? Jeder unabhängiger Abfüller hat sich mal den einen oder anderen Fehlgriff geleistet. Wobei auch hier wieder der Fehlgriff im jeweiligen Auge des Betrachters liegt. 




Für den einen Genießer mag dieser Rum eine sehr gute Abfüllung sein. Für andere kann er eine überteuerte Version, eines langweiligen Rums aus Barbados darstellen. Wollen wir ihm eine faire und objektive Chance geben. Dieser Rum ist die fünfte mir bekannte und noch erhältliche Version eines Rum aus der alten Rockley Still von Bristol Spirits Limited. Bisher gab es einen 12 YO, einen 13 YO, einen 16 YO mit Fino-Finish und einen 22 YO mit Madeira-Finish. Drei hiervon kenne ich und hatten eine geradezu herausragende Qualität in meinen Augen. Dieser Rum wird sich also nicht nur mit seinen Vorgängern messen lassen müssen, sondern mit seinem fast gleichaltrigen Bruder, dem Duncan Taylor WIRD (Rockley) 25 YO, der aber geschmeidig in Fassstärke daher kam.

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Verkostung Bristol Classic Rum Rockley 25 YO Oloroso Finish:


Preis:Die günstigste Quelle für diesen Rum derzeit ist Rum-Company.de mit 135,00€ pro Flasche. Ein sehr stattlicher Preis für einen gereiften Rockley. Bedenkt man den nach ihm veröffentlichten Rockley von Duncan Taylor, der wesentlich billiger ist, stellt sich wirklich die Frage, ob man diesem Rum braucht.

Alter:Das Alter beläuft sich auf ca. 25 Jahre. Dieses Alter ist jedoch nicht auf dem Label angegeben, sondern wurde von mir geschätzt. Genaue Angaben fehlen leider. Wie lange die Reifezeit im Sherry-Fass war, ist mir leider nicht bekannt.

Alkoholstärke:Wieder einmal wählte Bristol Spirits Limited die Trinkstärke von 46% vol. für diesen Rum. Damit sind alle vier Rockleys von Bristol in ein und der Selben Trinkstärke abgefüllt worden.

Destillationsverfahren: Die Rockley Still ist eine Pot-Still und dementsprechend ist dies auch ein Pot Still Rum. Ich denke mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Hier werden wir keine Überraschung erleben.

Farbe: Der Rum schimmert in einem, satten rötlichem Braun im Glas. Dies ist sowohl dem Alter, als auch dem Oloroso-Sherry-Fass geschuldet. Das muss also noch nicht heißen, das der Rum verholzt ist.

Viskosität: Dicke Tropfen bilden sich am Glasrand und fließen sehr langsam hinab zum Glasboden. Einige bleiben dort kleben und benetzen das Glas wie ein Spinnennetz, welches mit Morgentau beladen ist. Die Zeit scheint fast stillzustehen.

Nase: Fruchtige Aromen, begleitet von einer feinen Holznote, erfüllen das Glas. Eine sehr schwere und süße Waldhonignote umschmeichelt die Nase, je tiefer man ins Glas eindringt. Die Rockley-Note wurde durch den Oloroso-Sherry sehr komplex und gezähmt. Der Geruch hat mich an süßen Ahornsirup erinnert. Die Jugendlichkeit aus anderen Abfüllungen hat hier der reifen Komplexität Platz gemacht. Rockley mal von einer ganz anderen Seite! Die Nase ist schwerer und mehr sirupartiger als beim Vorgänger. Auch frisch geschnittene Mandeln sind zu erkennen. Mir kommt dieser Geruch sehr bekannt vor. Aber dazu später mehr.

Gaumen: Sanfte Fruchtigkeit, welche aber schnell der dominanten Honignote Platz macht. Wieder schmecke ich schweren Waldhonig, diesmal zusammen mit feinen Holzaromen und dezenten Rauchnoten. Eine ganz gelungene Kombination. Die Süße ist nicht übermäßig und wurde durch den Sherry nur leicht gesteigert. Wieder einmal beweist Bristol Spirits Limited sein Können und hat ein wahres, in sich stimmiges Kunstwerk geschaffen. Sie werden diesen Rum entweder mögen oder sich mit Grauen von ihm abwenden. Ganz gewiss kein Rum für Anfänger, der aber mit Sicherheit seine Liebhaber finden wird. Mich hat er schon gewonnen!

Abgang: Ahornsirup mit schweren, üppigen Fruchtaromen bilden den Anfang. Danach folgt eine leichte Süße, begleitet von zarten Holznoten. Nur wenig Lakritze umschmeichelt den Gaumen. Der Abgang ist lang und kann bis zu einer Stunde anhalten.

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Fazit:Ein sehr komplexer und geschmackvoller Rum. Die Nase erinnerte mich sehr an den Duncan Taylor Rockley 25 YO. Aber der Sherry hatte natürlich seinen Einfluss und hat den Rum auf subtile Weise ein Stück verändert. Deswegen sind beide Rums nicht identisch in der Nase. Zudem besitzt der Duncan Taylor dank seiner Fassstärke auch wesentlich mehr Aromen. Dies fehlt dieser Abfüllung leider, aber es macht sie nicht unbedingt schlechter. Die lange Reifezeit hat ihm nicht geschadet. Der Einfluss des Oloroso-Sherry hat seine Honignote verfeinert und verstärkt. Sie ist üppig, schwer und erinnerte mich sehr an einen würzigen Waldhonig. Die Süße befindet sich noch in einem akzeptablen Rahmen. Sie ist aber noch weit von Abfüllungen aus dem Hause Ferrand entfernt. Durch die Vollendung in ehemaligen Cognac-Fässern wird der Rum in meinen Augen einfach zu süß. Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Meinung. 

Da der Rum noch nicht lange auf dem Markt ist, kann ein sehr schneller Ausverkauf ausgeschlossen werden. Dafür ist der Rum, genau wie sein Vorgänger, einfach zu speziell und zu anspruchsvoll für die breite Masse der Rum-Gemeinschaft. Ein weiteres Argument, welches gegen einen baldigen Ausverkauf spricht, dürfte der üppige Preis sein. Nicht viele Genießer wären bereit so viel Geld für einen einzigen Rum hinzublättern. Dieser Preis ist es auch, was den Duncan Taylor im Vergleich dazu interessanter gestaltet. Welchen Rum sie sich nun zulegen, das liegt ganz bei Ihnen. Vielleicht interessiert sie ja auch keiner der beiden Rums. Beim Taylor sollten sie sich aber beeilen. Er ist beim Importeur schon ausverkauft. Nur so am Rande, im Vergleich zu ungefinishten Rums aus dem gleichen Land sind viele Demeraras mit Sherrywood-Finish aus dem Hause Moon Import gerade zu wahnsinnig teuer. Es muss Käufer geben, welche auf diesen Typ Rum abgehen, wie ein Schnitzel in der heißen Pfanne. Ob sie dazu gehören müssen sie selbst wissen. In diesem Sinne wünsche ich euch allen noch einen schönen Abend!

Marco