Wieder
einmal willkommen!
Heute
kommt der zweite in diesem Jahr erschienene Rum aus der Mount Gay
Distillery in Fassstärke. Die Rede ist vom Duncan Taylor Mount Gay
12 YO!
Zur
Abfüllung:
Da
der Run auf den Isla Del Ron Barbados (Mt. Gay) 12 YO und dessen
Ausverkauf am Ende mich ein wenig überraschte, habe ich mich
entschieden, dieses Review etwas schneller nachzuschieben als es
ursprünglich geplant war. Alle Connaisseure die leer ausgingen
bekommen nun hier die Antwort auf die nun vielleicht entstandene
Frage: Ist dieser Rum eine geeignete Alternative zum IdR? Oder gibt
es vielleicht gar keine? Von dieser Abfüllung gab es ganze 280
Flaschen. Beim Isla Del Ron waren es nur 215 Flaschen. Das muss zwar
noch nichts beweisen, aber für mich schreit dieser Unterschied nach
einer Verdünnung, welche per se nicht gleich schlecht ist, solange
es der Rum auch verträgt. Aber geht man wirklich von einem
Standard-Fass aus amerikanischer Weißeiche bei beiden Rums aus, dann
wurde hier deutlich mehr aus dem Fass heraus gekitzelt. Beim Duncan
Taylor West Indies Rum Distillery 25 YO und dem Duncan Taylor Enmore
(Versailles) Distillery 27 YO hatte sich die Verdünnung nicht
negativ bemerkbar gemacht. Doch frage ich mich im Nachhinein, wie die
Rums dieser Serie in voller Stärke gewesen waren, bevor man sich zu
diesem Schritt bewogen sah. Einen wirtschaftlichen Grund, nämlich
die Senkung der Flaschenpreise, mag ich noch nicht in Betracht
ziehen, aber ausschließen kann ich dies nicht. Viele Connaisseure
sind nicht bereit mehr als 100€ - 120€ für eine Flasche Rum
hinzublättern. Das kann man wunderbar an den noch vorhandenen (oder
bis vor kurzem ausverkauften) Abfüllungen auf dem Markt erkennen,
welche mindestens 3-4 Jahre auf dem Markt sind (oder es bis vor
kurzem noch waren). Als Beispiel sei hier der Bristol Classic Rum
Port Morant 1980 30 YO aus 2010 erwähnt, der erst dieses Jahr vom
Importeur als ausverkauft gemeldet wurde. Der Preis dieser Abfüllung
von John Barrett lag so um 140€. Ich erwarte keine allzu krassen
Unterschiede zwischen dem Duncan Taylor und dem Isla Del Ron. Mehr
Power als der Green Label Barbados 10 YO dürfte er auf jeden Fall
aufweisen. Doch genug des Vorspiels. Rann ans Glas!
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Verkostung
Duncan Taylor Mount Gay Distillery 2000 12 YO:
Preis:
Ich bekam mein 10cl Sample durch eine Flaschenteilung in der
RumCommunity.de. Mein Dank geht an den Initiator der spontan
entstandenen Teilung. ;)
Alter:
Der Rum wurde im Juli des Jahres 2000 auf Barbados gebrannt. Nach
seiner Überführung nach UK, und seiner dort abgesessenen Reifezeit,
wurde er schließlich September des letzten Jahres abgefüllt. Das
Alter beträgt somit offizielle 12 Jahre.
Alkoholstärke:
Die Trinkstärke dieser Abfüllung wurde auf 53,7%vol. herabgesetzt.
Der Isla del Ron Barbados (Mt. Gay) 12 YO hatte 61,6%vol. und besaß
noch seine volle Fassstärke. Beide stammen aus 2000 und für mich
aus demselben Batch, der nach UK ging. Damit ist dieser Rum in meinen
Augen eindeutig verdünnt worden. Der Unterschied ist für mich durch
einen anderen Lagerort im kühlen UK nicht zu erklären.
Destillationsverfahren:
Keine Überraschung gibt es hier. Der Duncan Taylor stammt aus einer
der Pot Stills der Mount Gay Distillery. Auch dies hat er mit dem
Isla Del Ron gemein.
Farbe:
Auch hier erstrahlt der Rum in tiefem Gold. Eine weitere
Gemeinsamkeit mit dem Isla Del Ron. Optisch kann ich sie nicht
voneinander unterscheiden.
Viskosität:
Ein dünner Film bildet sich auf der Glaswand. Nach einigen Sekunden
beginnen sehr viele einzelne Tropfen nach unten zu fließen und
bilden eine wunderschöne Schlierenbildung auf der Glaswand.
Nase:
Der Rum durfte sehr lange Atmen. Ich bin überrascht. Mit 53,7%vol.
besitzt dieser Rum eine sehr kraftvolle Nase. Eine starke Frucht
schlägt mir entgegen. Deutlich erkenne ich Mango, Papayas, überreife
Bananen und andere mir nicht näher bekannte exotische Früchte. Ganz
schwache Mandeln garnieren das frische Marzipan, welches ich deutlich
neben der Frucht wahrnehme. Ganz minimal erkenne ich auch Pfeffer und
Kaffee. Je weiter man sich dem Glas entfernt, desto mehr kann man
auch schwache Vanillearomen vom Fass riechen. Der DuncanTaylor steht
dem Isla Del Ron in der Nase in nichts nach. Hier ist der Alkohol
nicht ganz so kräftig, aber dennoch deutlich zu erkennen
Gaumen:
Kurz jagt der Alkohol mit einem warmen Schauer über die Zunge, dicht
gefolgt von milder Süße. Der Rum dringt bis in den letzten
Mundwinkel. Wieder exotische Früchte, gepaart mit ganz dezenten
Kaffeearomen und leckerem Marzipan. Wieder sind Mangos, Papayas und
noch viel mehr Früchte dabei, die ich so nicht ganz identifizieren
kann. Auch Mandeln sind hier enthalten. Der Alkohol ist nur zu Beginn
kräftig und baut dann sehr schnell ab. Hier war der Isla Del Ron ein
wenig feuriger. Was aber noch lange nicht heißt, das dieser Rum
weichgespült ist! Leser des Blog wissen ja, das ich es gerne etwas
kraftvoll mag. Nur zu Beginn blitzt seine volle Kraft auf, bevor sie
den Aromen weicht. Auch Pfeffer und Muskatnuss
kann ich schwach erkennen. Die Kaffeearomen, die ich beim Isla Del
Ron noch nicht so wahrgenommen habe, sind wohl durch die Verdünnung
etwas stärker in den Vordergrund gekommen. Lecker!
Abgang:
Starke Fruchtaromen mit Marzipan bilden den Anfang. Während sie
langsam abflauen gesellen sich Mandeln und Pfeffer hinzu. Kurz
blitzen nun auch Kaffeearomen auf, bevor sie wieder der Frucht platz
machen. Diese kann sich relativ lange am Gaumen halten. Mit extremen
Rums aus Jamaika kann er zwar nicht beim Abgang konkurrieren, aber
das muss er auch gar nicht. Ein wunderschöner Rum aus der Mount Gay
Distillery.
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Fazit:
Dieser Rum ist in meinen Augen zwischen dem Cadenhead Green Label 10
YO und dem Isla Del Ron Barbados (Mount Gay) 12 YO anzusiedeln.
Dieser war einfach top und wird so schnell nicht vom Thron zu stoßen
sein. Ein würdiger Ersatz des ausverkauften Isla Del Ron ist er
allemal. Einige Aromen, welche beim Isla Del Ron Barbados (Mount
Gay) 12 YO stärker vorhanden waren, sind nun etwas schwächer
geworden, z.B. die Fruchtaromen und die Kraft des Alkohols. Dagegen
sind beim Duncan Taylor andere Aromen deutlich mehr zum Vorschein
gekommen, wie z.B. die Kaffeearomen, welche ich beim Isla Del Ron
nicht so klar und deutlich erkannt habe. In der Nase schenken sich
beide Rums nicht viel. Man merkt schon die unterschiedlichen
Trinkstärken ein wenig. Der Rum brennt nicht ganz so stark in der
Nase. Der Unterschied ist am Gaumen aber am ehesten zu erkennen. Alle
Connaisseure, welche wie ich den Isla Del Ron schon besitzen,
brauchen diesen Rum nicht unbedingt. Alle Anderen, welche vom
Ausverkauf mindestens genauso überrascht waren wie ich und außerdem
keine Flasche mehr bekamen, sollten hier zugreifen, solange es den
Rum noch gibt. Selbst bei 280 Flaschen möchte ich nicht meinen Hut
darauf verwetten, das der Rum das Jahresende noch unbeschadet
übersteht, sprich bis dahin auch noch verfügbar bleibt. Für diese
Gruppe gebe ich also auch eine Kaufempfehlung ab. Der einzige
Wermutstropfen meiner Empfehlung ist der Preis. Der Duncan Taylor ist
gut 10€ teurer, als es der Isla Del Ron war. Auch ist die
Trinkstärke knapp 8 Prozentpunkte geringer im Vergleich. Aber wie
immer, muss der Connaisseur selbst entscheiden, ob er einen Rum
unbedingt braucht oder nicht. Ich kann hier nur sagen, dass dieser
Rum von der Qualität her gesehen, ein würdiger Vergleichskandidat
ist, dem man eine Chance geben sollte. Ich hoffe dieses Review kommt
nun rechtzeitiger, als es beim Isla Del Ron der Fall war, denn auch
diese Abfüllung ist schon seit Anfang des Jahres auf dem Markt.
Einen schönen Abend Euch allen und lasst es euch gut gehen!
Marco
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