Sonntag, 23. August 2015

Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 18 YO

(the English part is just below, just skip the German part)
 

Servus und Hallo ;)

Heute kommt der zweite Rum aus der Long Pond Destillerie des britischen Abfüllers Berry, Bros & Rudd zur Verkostung auf dem Blog. Den Vorgänger mit 16 Jahren habe ich bereits vorgestellt. Heute kommt sein Nachfolger aus 2004. Es ist der Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 18 YO!

Zur Abfüllung:


Im Jahr 2004 wurden zwei weitere Rums dieses Abfüllers auf den Markt gebracht. Den Berry's Own Selection Demerara Port Morant Still 30 YO (Uitvlugt Distillery) (1974 – 2004), den Berry's Own Selection Jamaican 27 YO (1977 – 2004) und diese Abfüllung hier. Zumindest sind diese Abfüllungen mir auch bekannt. Vielleicht gab es noch weitere. Dieser Rum aus Jamaika hatte einen Vorgänger, welcher 2002 auf den Markt kam und von mir auch schon vorgestellt wurde. Meine erste Flasche konnte ich damals noch bequem in Italien kaufen. Mittlerweile ist diese Quelle versiegt und der Rum ist in Europa so gut wie weg. Das diese Abfüllung sich bis 2012 überhaupt am Markt hielt, deutet auf eine sehr lange Verweildauer und geringe Nachfrage hin. Zugegeben: Wir kennen nicht die Flaschenanzahl. Nirgends auf dem Label steht „Einzelfassabfüllung“. Dennoch bezweifle ich, dass es mehr als ein Fass pro Abfüllung war. Die Nachfrage in Europa war damals einfach zu gering. Anders kann man sich eine Verfügbarkeit von über 5 Jahren nicht erklären (die Quelle in Italien versiegte 2013). Mittlerweile hat sich die Situation allerdings geändert. Es gibt eine höhere Nachfrage, aber auch mehr Anbieter, welche um die Gunst der (UA) Käufer buhlen. Die Verknappung von Whisky wird zu einer weiteren Verschiebung in Richtung Rum bewirken. Haben wir also die Chance auf einen weiteren Jahrgang wie 1986? Vielleicht, aber es wird keinen Rum mehr geben, der identisch wie dieser Jahrgang schmeckte. Was in diese Nähe kommt ist der Jahrgang 1993, von denen es eine richtig geile Abfüllung gab, die allerdings in Cocktails verschwand. Aber dazu mehr, wenn dieser Rum an der Reihe ist.

Die neuesten Jamaikaner von Berrys waren ein Rum aus 1977 (vermutlich Monymusk oder Long Pond, ich weiß es nicht genau) und ein Rum aus 2000 (Long Pond oder Hampden). Gerade aus 2000 kennen wir aus beiden Destillerien schon Konkurrenz-Produkte. Die Zeit in denen Berrys fast keine Konkurrenz hatte, sind vorbei. Zwar wird Bristol irgendwann ausscheiden (oder die Firma wird übernommen von einem Interessenten) und auch Cadenhead knüpft nicht mehr an die alten Rum-Zeiten an (hier wurde erst vor relativ kurzer Zeit eine Whisky-Destillerie gegründet, das bindet langfristig Kapital und die Markausrichtung), aber es gibt eifrige Konkurrenz aus Deutschland und Frankreich, um nur zwei Länder zu nennen. Die Zukunft für (Bulk) Rum-Abfüllungen sieht rosig aus. Ob auch die OAs hiervon profitieren können? Abwarten und Rum trinken. Einen billigen Premium-Rum hat man schnell kreiert und eine PR ist auch relativ zügig ausgedacht. Ob das alleine hilft? Auf Dauer bezweifle ich es. Aber genug gequasselt! 

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Verkostung Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 18 YO:


Preis: In Deutschland war der Rum bereits 2012 verschwunden. Ich kaufte meine Flasche in Italien für 90€ ohne Versandspesen. Dort gab es damals noch zahlreiche Flaschen bei einem gewissen Onlineshop.

Alter: Der Rum wurde 1986 in Jamaika destilliert und abschließend 2004 in UK für oder von Berry Bros & Rudd abgefüllt. Das offizielle Alter beläuft sich auf 18 Jahre.

Alkoholstärke: Die Standard-Trinkstärke von 46%vol.

Destillationsverfahren: Das angegebene Verfahren ist eine Pot Still.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem gewöhnlichen Goldton im Glas. Er macht einen etwas dunkleren Eindruck als der jüngere Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO. Auch hier wäre das Fass für eine längere Lagerung geeignet gewesen.

Viskosität: Der Rum fließt in dicken Schlieren zum Glasboden hinab und bildet Perlen an der Glaswand. Für 18 Jahre ist sie auch ein bisschen wenig, muss aber noch lange nichts heißen.

Nase: Zuerst rieche ich zarte Eichenaromen, verwoben mit süßem Toffee, zartem Karamell und frischen Leder. Dann rieche ich wieder Haselnuss. Diese garniert die zuvor geschilderten Fassaromen. Alle diese Eindrücke dominieren die Nase des Rums. Weiter entfernt vernimmt man einen Hauch Ester und Vanille, welche des Glas entschweben. Der Rum riecht leicht pflanzlich. Ich rieche auch Mineralien und exotische Früchte. Reife Bananen und Papayas garnieren nach einiger Zeit die Nuss und die Fassaromen. Auch erinnern mich schwache Geruchskomponenten an schwarzen Tee. Die Fassaromen sind sehr gut eingebunden und dominieren nicht den Rum. Der Rum reicht reifer, als er optisch erscheint. Die Nase ist leicht süßlich, ohne dabei aufdringlich zu wirken.

Gaumen: Der Rum brennt leicht auf der Zunge und schmeckt zuerst minimal süßlich. Dann fluten exotische Früchte den Mundraum mit ihrer Präsenz. Ich schmecke Banane und Haselnüsse, garniert von süßer Aprikose. Dazu gesellen sich auch Fassaromen. Ich erkenne frisches Leder, Toffee, süßes Karamell und zarte Eichenaromen. Über all diesen Fassaromen schwebt ein Hauch von Zuckerrohr. Die Fruchtigkeit ist äußerst delikat. Versteckt im Hintergrund des Geschmacksprofils, kann man auch Anis vom Fass erkennen. Wieder erinnert mich etwas an schwarzen Tee, aber ohne dessen Bitterkeit. Der Rum macht einen leicht medizinischen Eindruck, vermischt mit Mineralien und einem pflanzlichen Geschmack. Die Süße verschwindet immer mehr, je länger der Rum im Mund verweilt. Er wird immer sanfter. Die Frucht bleibt lange am Gaumen erhalten und tanzt auf der Zunge hin und her. Geschmacklich ist dieser Rum weitaus besser als sein Vorgänger von 2002 mit 16 Jahren.

Abgang: Zuerst schmecke ich wieder delikate Frucht, dann wird der Abgang pflanzlicher. Ich schmecke Leder, Toffee und süßes Karamell. Dann kommen auch wieder die Nussaromen. An Früchten erkenne ich Bananen, Aprikosen und Papayas. Diese verweilen aber leider nicht für lange am Gaumen. 

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Fazit: Old Glory von der Long Pond Destillerie aus dem Jahre 1986 von einer ihrer schönsten Seiten. Diese Abfüllung ist besser als der jüngere Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO und war damals ein verdammt würdiger Nachfolger. Das Holz ist gut eingebunden und der Rum ist weder zu süß, noch zu langweilig. Außerdem schmeckt und riecht er reifer, als es die Farbe und die Öligkeit es vermuten lässt. Dieser Rum war und ist einer der ganz Großen aus Jamaika. Es gibt allerdings noch einen Rum aus dem Jahrgang 1986, der ihn noch etwas weiter übertrifft. Diese Abfüllung wird es im nächsten Review geben. Als kleiner eigenbrötlerischer Connaisseur und Kunde fragt man sich, war das wirklich alles? Nur die paar Abfüllungen aus 1986? Nur ein paar Fässer? Wo ist der Rest? Verholzt und nur noch für Bohrwürmer geeignet oder wurden echt nur kleine Mengen gekauft? Das erscheint allerdings zweifelhaft, da Rum im Bulk eigentlich in großen Mengen verkauft und gekauft wird. Warum sollte ein Importeur nur 5 – 10 Fässer aufkaufen? Dieser Handel lebt doch von großen Mengen. Schon das Wort (Bulk = Hauptmasse = Massenware) sagt es aus. Wir werden es wohl leider nie erfahren was mit dem Rest geschah. Vermutlich endeten sie noch jung in bedeutungslosen Markenblends, welche Jamaika-Rum sehr billig auch im Supermarkt anbieten. Aber gerade von solchen „Tee-Rums“ lebten lange Zeit auch diese jamaikanischen Destillerien (Stichwort: German rum market), bis dieser deutsche Markt durch die Rezession in den 1930igern fast vollständig zum Erliegen kam. Was danach folgte wissen wir alle aus dem Geschichtsunterricht. Rums werden also nicht, wie diese Abfüllung, als Edelbrand in Single-Casks wie Whisky verkauft, sondern in der Regel billig verschnitten. Dieser Rum ist also eher die Ausnahme der Regel. Ob sich dies mit der Zeit ändern wird? Vielleicht. Das Interesse an Rum wird mit der Verknappung von Whisky weiter steigen. Ich bin auf jeden Fall gespannt mit was für (jamaikanische) Abfüllungen wir in Zukunft von Berry Bros & Rudd zu rechnen haben, oder von welchen Destillerien der Inhalt der Flaschen stammt. 

Marco 

(91 / 100)

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Servus and hello.

Today the second bottling from the Long Pond distillery of the British bottler Berry Bros & Rudd will be publicly reviewed. I have already presented its predecessor on the blog. Today comes his successor from 2004. It is the Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 18 YO!

The Bottling: 

In 2004 this bottler released three rums on the European market. The Berry's Own Selection Demerara Port Morant Still 30 YO (Uitvlugt Distillery) (1974 – 2004), the Berry's Own Selection Jamaican 27 YO (1977 – 2004) and this bottling from the Long Pond Distillery. At least these are bottlings I know of. Maybe there were more, I don't know. This rum from Jamaica had a predecessor, which came on the market in 2002 and has already been reviewed. My first bottle of this rum was still available in Italy. Meanwhile this source has dried up and the rum is as good as gone in Europe. The bottling was available until 2012. This marks a period of long maturation and low demand. Admittedly, we do not know the number of the bottles. There is no where the term "single cask" written on the label. Yet I doubt that it was more than a barrel per bottling. The demand in Europe was simply too low. Otherwise how can you explain an availability of more than 5 years (the source dried up in Italy 2013)? Meanwhile, the situation has changed. There is a higher demand, but there are also more bottlers on the market, which fight for the the favor of the costumers. The shortage of whisky will cause a further shift towards rum. So, do we have the chance for another vintage like 1986? Perhaps, but there might be no more rum, which tasted the same as this vintage. What comes in this near vicinity however was the Year 1993, from which there was a really famous bottling, which disappeared however in cocktails. But all in due time. 
The latest Jamaican rum from Berrys was a rum from 1977 (probably Monymusk or Long Pond, I'm not sure) and a rum from 2000 (Long Pond or Hampden). Especially from 2000 do we know two distilleries of which rums have turned up. But the time in which Berrys had almost no competition, are over. While Bristol will eventually excrete (or the company will be taken over by a new owner) and also Cadenhead has no bonding ties anymore between the present and the old rum-times (they have established a whisky distillery recently that binds long-term capital) but there are new competitors from Germany and France, to name just two countries. The future for (Bulk) rum bottlings looks bright so far. Whether the OAs can benefit from this? Let's wait and see. A cheap premium rum is very fast created and funny PR is also devised relatively quickly. Does that help? In the long run, I doubt it. But enough chit!

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Tasting Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 18 YO:

Price: In Germany the rum was gone by 2012. I bought my bottle in Italy for 90€ without shipping costs. There were still many bottles left at this a certain online shop. But no more.

Age: The rum was distilled in 1986 in Jamaica and bottled for Berry Bros & Rudd in UK by the year 2004. The official age amounts to 18 years.

ABV: The standard drinking strength of 46% vol.

Process of distillation: The method specified is a pot still.

Colour: The rum is bathed in a golden colour. He makes a darker impression than the younger Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO. Again, the barrel would have been suitable for longer storage period.

Viscosity: The rum is flowing down to glass bottom in thick streaks and forms beads on the glass wall. This is for 21 years a little bit less, but this must not neccesarily mean anything.

Nose: First I smell delicate oak aromas intertwined with sweet toffee, soft caramel and fresh leather. Then I smell hazelnut. This is topped by the above-described barrel flavours. All these impressions dominate the nose. Further away, you can smell a touch of vanilla and esters, which are arising from the glass into the air. The rum smells slightly herbal. Minerals and exotic fruits. Ripe bananas and papayas are garnishing after some time the nut and barrel flavours. Also faint odor components of black tea. The barrel flavors are well integrated and do not dominate the rum. The rum appears more mature then the colour would have suggested.

Palate: The rum burns easily on the tongue and tastes at first minimal sweet. Then exotic fruits are enfolding their presence in the mouth. I taste banana and hazelnuts, garnished with sweet apricot. They are joined by well barrel flavours. I recognise fresh leather, toffee, sweet caramel and delicate oak aromas. All these aromas from the barrel are hovering over a touch of sugarcane. The fruitiness is extremely delicate. Tucked away in the background of the flavor profile I also smell Anis from the barrel. Again I am reminded of black tea, but without its bitterness. The rum makes a slightly medicinal impression, mixed with minerals and a herbal flavour. The sweetness disappears more and more, the longer the rum lingers in the mouth. It is gentle but not too soft. The fruit remains long on the palate and dances back and forth on the tongue. The taste of this rum is much better than its predecessor in 2002 with 16 years.

Finish: First, I taste again delicious fruit, then a herbal flavour. Leather, toffee and sweet caramel. Then the nut flavours are coming back. Bananas, apricots and papayas. But unfortunately the fruits do not dwell for long on the palate. 

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Conclusion: Old Glory from the Long Pond distillery made in 1986 in one of its most beautiful appearences. This bottling is better than the younger Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO and was a damn worthy successor. The wood is well integrated and the rum is neither too sweet nor too dull. In addition, the taste and the smell is more mature than the color and the oiliness would suggest it. This rum has been and is one of the greats from Jamaica. However, there are a rum from the 1986 vintage, which still slightly surpasses him. This bottling will be in the next review. As a young maverick connoisseur and customer, one wonders, that was really all about? Only the few bottlings from 1986? Just a few barrels? Where's the rest? Woody and suitable only for woodworms or were really only this small quantity bought in 1986? This seems however doubtful, since rum is actually bought and sold in bulk in large quantities. Why should an importer only buy lets say 5 - 10 barrels? This trade lives by large quantities. The very word (Bulk) speaks against it. We will probably never know what happened to the rest. Presumably they ended up still young in meaningless brand-blends, which are offering Jamaican rum with very cheap prices in supermarkets. But it were precisely such a "tea-rum", which helped theJamaican distilleries to survive (keyword: German rum market) until these German market was almost completelygone due to the recession in the 1930's. We all know what shortly followed afterwards from our history lessons in school. Rums like this are the exception. Most rums are being blended and sold under either funny or unknown names. Just like in whisky, but with more smoke and mirrors. Whether this will change with time? Maybe. The interest in rum will continue to rise with the increasing scarcity of whisky. I'm definitely excited what (Jamaican) bottlings will turn up in the future under the label of Berry Bros & Rudd, or of which distillery the contents of the bottle is coming from. 

Marco 

(91 / 100)

Sonntag, 16. August 2015

Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO

(the English part is just below, just skip the German part)
 

Willkommen zum heutigen Review!

Heute kommt einer der ältesten Abfüllungen von Berry, Bros & Rudd zur Verkostung. Nun, zumindest eine der Ältesten die ich kenne und von der ich auch ein Sample besitze. Der heutige Rum ist der Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO aus 2002.

Zur Abfüllung:

Quelle: thewhiskyexchange.com
Dieser Rum wurde also im Jahre 2002 veröffentlicht. Dieser ist, zusammen mit den Berry's Own Selection Bajan from Rockley Still 16 YO (1986 – 2002) und dem Berry's Own Selection Demerara Versailles Still 17 YO (1985 – 2002), einer der ersten Rum-Abfüllungen dieses britischen Abfüller überhaupt. Zumindest sind diese drei die ersten mir bekannten Abfüllungen. Anstatt einem blauen Verschluss, hatte BB&R noch einen silbernen am oberen Flaschenrand. Daran kann man die ältesten Rums dieses Abfüllers gut erkennen. Wer steckt hinter diesen Abfüllungen? Die „Nase“ von Berry Bros & Rudd in Sachen Whisky und Rum ist der Spirits Manager Doug McIvor. Er ist seit 1991 maßgeblich für die abgefüllten Whiskys und Rums zuständig. Seine letzten Releases, von denen er schwärmte, waren die Penny Blue Bachtes, benannt nach einer berühmten Briefmarke. Mr. McIvor hat enge Kontakte zu John Barrett von Spristol Spirits Limited, und wenn es um Rum geht, so hat man es zumindest mir erklärt, wäre er der erfahrenste Mann in UK. Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen Ihn kennen zu lernen um mir selbst einen Eindruck zu verschaffen. Diese Abfüllungen sind also, gerade zu Beginn vermute ich, auch unter seinem Einfluss entstanden. Bristol Spirits Limited selbst hatte schon Abfüllungen aus den besagten Jahrgängen 1986 (Barbados & Long Pond) und 1985 (Demerara ; Versailles) und hier könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es hier einen Erfahrungsaustausch gegeben hat.

Die neueren Abfüllungen sind eher wie das was zur Zeit am meisten abgefüllt wird. Ein Jamaikaner aus 2000 (Long Pond oder Hampden), ein Guyaner (vermutlich Uitvlugt), Rums aus der Foursquare Distillery von Barbados, St. Lucia und Fiji. Nur die Penny Blue „neuen“ Rums aus Mauritius sind so etwas wie eine Besonderheit dieses Abfüllers. Achja, da war noch etwas. Es gab auch zwischenzeitlich einen neuen Jamaika Rum aus 1977, allerdings war mir der Preis zu hoch angesetzt und kann hierzu nichts stichfestes berichten. Mit den Rum aus Mauritius versucht man sich wohl von anderen Abfüllern abzuheben. Diese Strategie ist nicht neu. Schließlich kauft fast jeder UA bei den selben Quellen ein und wie kann man sich von der Konkurrenz abheben? Indem man etwas verkauft, was diese nicht im Angebot haben. Bei Velier waren es lange Zeit die tropisch gereiften Demeraras aus Guyana oder Caronis. Dort werden beide langfristig von den Clairins abgelöst werden. Außer Velier bietet die meines Wissens nach kein zweiter Abfüller in Europa an. Mit den Rums aus Mauritius wandelt Berrys auf diesen Spuren des „Alleinstellungsmerkmals“. Wollen wir doch mal sehen, was dieser UA in der Zukunft noch so veröffentlichen wird. 

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Verkostung Berry Bros & Rudd Finest Jamaica Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO:


Preis: Der Preis rangierte damals zwischen 70 – 90€. Mein Sample bekam ich damals von Flo.

Alter: Der Rum wurde 1986 in Jamaika destilliert und wurde 2002 von Berry Bros & Rudd in UK abgefüllt.

Alkoholstärke: Die typische Standard-Trinkstärke von 46%vol.

Destillationsverfahren: Das angegebene Verfahren ist die Pot Still.

Farbe: Der Rum hat die Farbe von blassem Gold. Das ist für 16 Jahre ein bisschen wenig. Allerdings wäre so ein Fass für eine sehr lange Lagerung geeignet gewesen. Also mehr als 20 oder 30 Jahre geschätzt.

Viskosität: Der Rum bildet dicke Schlieren auf seinem Weg hinab zum Glasgrund. Es bleibt ein dünner Film an der Glaswand haften. Auch kleine Perlen bilden sich.

Nase: Ich rieche zuerst schwache Vanille und zartes Toffee. Der Rum hat eine leicht süßliche Nase. Ein Hauch von Leder liegt auch im Glas. Im Geruchsprofil sind nur minimal Eichenaromen zu finden. Der Rum hat einen pflanzlichen Geruch. Außerdem rieche ich Haselnüsse? Da bin ich mir jetzt nicht zu 100% sicher. Auch Fruchtaromen entsteigen dem Glas. Ich erkenne Bananen, Mangos und Papayas. Die Frucht durchzieht die Fassaromen. Denken sie hier wieder an ein Nebel in einem Bergtal. Nach einiger Zeit wird der Rum immer mehr pflanzlicher. Auch Mineralien kann ich jetzt riechen. Ein Hauch von Ester liegt verborgen im Hintergrund des Geruchsprofils. Der Rum bekommt auch immer mehr etwas erdiges. Nach dem Schwenken des Glases ist die Frucht am stärksten. Die Fassaromen sind gut integriert und der Geschmack ist ausbalanciert.

Gaumen: Der Rum beginnt leicht süßlich. Dann flutet eine wunderschöne Frucht den Mundraum. Ich erkenne reife Bananen und Papayas. Garniert werden diese Früchte von Nüssen. Auch Fassaromen kann ich schmecken. Darunter Eichenaromen, Leder, süßes Toffee und zartes Karamell.. Alles vom Fass. Der Rum ist sehr sanft und sehr elegant, wirkt aber nicht zu weichgespült. Etwas Anis lauert im Hintergrund des Geschmacksprofils. Die Früchte tanzen regelrecht auf der Zunge und verweilen sehr lange. Dann wird der Rum pflanzlich und ich schmecke wieder Mineralien. Der pflanzliche Geschmack wird immer stärker, je länger der Rum im Mund verweilt und man ihn zirkulieren lässt. Nun schmecke ich auch Aprikosen Das Holz ist auch am Gaumen sehr gut eingebunden. Dieser Rum schmeckt reifer als er riecht und auch optisch aussieht. Der pflanzliche Geschmack ist am Ende sehr stark. Ein wahrer Gaumenschmeichler.

Abgang: Der Abgang beginnt mit Früchten. Dann folgt ein pflanzlicher Geschmack und Mineralien. Danach kommen wieder Haselnüsse zum Vorschein. Der Abgang ist sehr elegant und nicht zu kurzlebig, aber auch nicht zu extrem lange. Man schmecht auch Karamell und Toffee, welche die Nuss erst begleiten und dann diese ablösen und ersetzen. Der Abgang ist leicht trocken. 

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Fazit: Ein sehr aromatischer und sanfter Jamaikaner aus der Long Pond Distillery. Der Jahrgang 1986, das möchte ich hier schon sagen, war ein ganz besonders guter Jahrgang. Rums aus 1985 kenne ich nicht, aber 1986 war wirklich sehr gut. Diese Abfüllung ist aber eher einer der „Schwächeren“, und diese Aussage ist, betrachtet man heutige Abfüllungen oder manche aus der Konkurrenz (OAs) Jammern vom Feinsten. Außer ein oder zwei Quellen in Asien kenne ich in Europa keinen Anbieter mehr, der diesen Rum im Angebot hat. Diese Abfüllung besaß ich nie. Mein Sample stammte damals von Flo, der wohl damals eine der letzten Flaschen in Deutschland ergatterte. Eines möchte ich hier noch vorwegnehmen: Der Jahrgang 1986 ist nicht dem von 2000 ähnlich. Es gibt Unterschiede. Ob diese alleine an den Jahrgängen liegt, oder man etwas an der Herstellung änderte, kann ich nicht sagen. Mir persönlich sagt der Rum aus 1986 mehr zu. Die Long Pond Distillery verkauft ihre Rums im Bulk nach Europa und vielleicht auch noch an andere Interessenten der ganzen Welt. Sie besitzt keine eigene Marke, wie Appleton durch den Zusammenschluss mit J. Wray & Nephew und Worthy Park, welche 2005 wieder in den Rum-Markt Einstieg und nun vor allem auf Jamaika gegen den Ersteren um Marktanteile kämpft. Die Hampden Distillery, nach der Pleite der Sugar Factory im Jahre 2002, strebt seit 2011 eigene Marken an, von denen der Hampden Rum Fire Velvet White Overproof ebenfalls gegen den Platzhirsch von Appleton auf Jamaika um Marktanteile kämpft. Alle genannten Rums oder Marken sind auch in Europa käuflich zu erwerben. Es bleibt abzuwarten, ob die Long Pond Distillery langfristig gesehen weiter diesen Pfad als (bedeutungsloser) Bulk-Lieferant bestreiten, oder ob man sich bei dem noch steigenden Interesse in Europa auf eigene (neue) Marken setzen wird. In diesem Sinne: Cheers!


Marco 

(88 / 100) 

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Welcome to today's review!

Today one of the oldest bottlings of Berry, Bros & Rudd is on for the actual tasting. Well, at least one of the eldest that I know of and of which I also own a small sample. Todays Rum is the Berry Bros & Rudd Finest Jamaica Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO (1968 – 2002).

The Bottling:

Source: thewhiskyexchange.com
This rum was published in 2002. This was, along with the Berry's Own Selection Bajan Rockley Still 16 YO (1986 - 2002) and the Berry's Own Selection Demerara Versailles Still 17 YO (1985 - 2002), one of the first rum bottlings of this British bottler. At least these three are the first known rum bottlings to me. Maybe there are older ones I do not know of. Instead of a blue seal these old bottlings from BB&R have a silver one at the upper edge of the bottle. They allow you to recognize the oldest rums of this bottler. Who is behind these bottlings? The "nose" of Berry Bros & Rudd, when it comes to whisky and rum, is the Spirits Manager Doug McIvor. He is instrumental in charge of the bottled whisky and rums since 1991. His recent releases of which he was very enthused, were the Penny Blue Bachtes, named after a famous stamp. Mr. McIvor has close contacts with John Barrett of Bristol Spirits Limited, and when it comes to rum, so at least have I heared, he is the most experienced man in the UK. I have not yet had the pleasure to get to know Mr. Barrett . These bottlings were therefore, especially at the beginning, released under his influence. Bristol Spirits Limited itself had bottlings from said vintages 1986 (Barbados & Long Pond) and 1985 (Demerara; Versailles) and I could well imagine that there was here an exchange of experience. 

The newer bottlings are more like what is bottled at the time the most. One Jamaican rum from 2000 (Long Pond or Hampden), a Guyanese rum (presumably Uitvlugt), rums from the Foursquare Distillery of Barbados, and a few bottlings from St. Lucia and Fiji. Only the new Blue Penny rum from Mauritius are something of a specialty of this bottler. Oh, there was something else. There was also in the meantime a new Jamaican Rum from 1977 but the price was too high and can not say anything tto this bottling, because I had not yet the pleasure of tasting it. The rum from Mauritius are a try to be different from other bottlers. At least that is what I can imagine behind this “move”. This strategy is not new. Finally, almost every indy buys rums from the same sources and how can you stand out from the competition? By selling something that you only have. In the case of Velier there were long time matured tropical Demeraras from Guyana or Caronis. There are to be replaced both in long term by the Clairins and maybe by something else in addition. Except Velier no one else offers Clairins in Europe to the best of my knowledge. With the rum from Mauritius Berrys walks on the same tracks of this "unique selling proposition". Let's see what this indy will publish in the future.

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Tasting Berry Bros & Rudd Finest Jamaica Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO:

Price: The price ranged between 70 - 90€. That was a long time ago. I got my sample from Flo.

Age: The rum was distilled in 1986 in Jamaica and was bottled from Berry Bros & Rudd in the UK in 2002.

ABV: The typical standard drinking strength of 46% vol.

Process of distillation: The method specified is the Pot Still.

Colour: The rum has the color of pale gold. That's a little bit for 16 years. However, this barrel would have been suitable a very long storage. I would estimate more than 20 or 30 years would have been possible.

Viscosity: The Rum forms thick streaks on his way down to the glass bottom. There remains a thin film adhere on the glass wall. Even small pearls are forming.

Nose: I first smell faint vanilla and delicate toffee. The rum has a slightly sweet nose. A hint of leather is also in the glass. There are only minimal oak aromas to be found in the odor profile. The rum has a vegetable smell. In addition, I smell hazelnuts? I'm not 100% sure here. Even fruit flavours emerge the glass. I recognize bananas, mangoes and papayas. The fruit permeates the barrel flavours. Think of a mist in a mountain valley. After some time, the rum becomes more vegetable. There are also minerals. A touch of ester is hidden in the background of the odor profile. The Rum gets more and more earthy. The fruit is strongest after panning the glass. The barrel flavours are well integrated and the nose is balanced.

Palate: The rum starts slightly sweet. Then a beautiful fruit is flooding the entire mouth. I recognize ripe bananas and papayas. These fruits are garnished with nuts. There are also barrel flavours. Oak aromas, leather, sweet toffee and delicate caramel. Everything from the barrel. The rum is very gentle and very elegant, but acts not softened. Something lurks in the background, combined with anise in the flavour profile. The fruits are dancing literally on the tongue and linger very long. Then the rum becomes herbal and I taste minerals. The herbal taste is getting stronger, the longer the rum lingers in the mouth. Now I taste even apricots. The wood is very well integrated on the palate. This rum tastes more mature than he was in the nose. The herbal flavor is very strong at the end. A true appetizer.

Finish: The finish starts with fruits. They are followed by a vegetable flavour and minerals. Then the hazelnuts reappear. The finish is very elegant and not too short-lived, but also not to extremely long. I taste also caramel and toffee, which are replacing the nuts. The finish is slightly dry. 

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Conclusion: A very aromatic and gentle Jamaican rum from the Long Pond Distillery. The Year 1986, I would like to say, was a particularly good year. I do not know any rums from 1985, but 1986 was really very good. But this bottling is rather one of the "weaker" ones, and this statement is, if you look at today's bottling and you do compare it with an official bottling, on of the finest rums out there. Apart from one or two sources in Asia I know in Europe no longer a provider who has this rum to offer. I never had this bottling. My sample came from Flo, who bought it in Germany back in the old days. One thing I would like to anticipate here: The Year 1986 is not similar to that of 2000. There are differences. I can not say whether this is entirely up to the age or if they have changed something in the fermentation. For me personally the rum from 1986 is more flavourful. The Long Pond Distillery is selling their rum in bulk to Europe and perhaps also to other interested parties around the world. She does not have a brand, like the Appleton distillery after the merger with the company of J. Wray & Nephew and Worthy Park, which started rum-production again in 2005, fights now in Jamaica in the local rum market for a market share against Appleton. The Hampden Distillery, after the bankruptcy of the sugar factory in 2002, aims to create their own brands since 2011. This distillery also struggles together with the other distilleries on the local market in Jamaica with its Hampden Rum Fire Velvet White Overproof against the top dog of Appleton for a market share. All these rums and brands are available for purchase in Europe. It remains to be seen whether the Long Pond Distillery will walk the path of a bulk supplier or whether it will start to create its own brands to satisfy the growing interest in rum in Europe. 

Marco 

(88 / 100)

Mittwoch, 12. August 2015

Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition Official Blend (+/-2011)

(the English part is just below, just skip the German part)
 

Willkommen auf B.A.M.!

Heute wird wieder offiziell. Es kommt die vierte offizielle Abfüllung aus Jamaika von Appleton Wray & Nephew zur Verkostung. Wie bereits mehrfach angekündigt, werde ich gelegentlich offizielle Abfüllungen auf den Blog verkosten. Heute kommt der Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition!

Zur Abfüllung:

Quelle weinquelle.com
Diese Abfüllung wurde zum ersten Mal im Jahre 1996 auf den internationalen Markt gebracht. Zwischen dem ersten Batch und dieser Abfüllung liegen also 15 Jahre. Ob sich der Inhalt drastisch geändert hat? Leider kenne ich eine ältere Version dieses Blends nicht, aber ich möchte eine Werbung aus 2003 zitieren: 

"APPLETON ESTATE 21-YEAR-OLD (JAMAICA, $70): A blend aged at least 21 years. Powerful and rich, like cooked apples brushed with brown sugar and allspice." 

Ein kraftvoller und reicher Rum? Ich möchte absolut nichts vorwegnehmen, aber diese Auffassung kann ich beim besten Willen nicht teilen oder so stehen lassen. Sollte dieser Text stimmen und es sich nicht um eine hohle Marketingphrase handeln, dann haben sich alleine diese 8 Jahre sichtlich am Gaumen bemerkbar gemacht. Dass will ich schon einmal verraten. Besonders diese Abfüllung mit 21 Jahren wird als „Rare Limited Edition“ beworben, obwohl nirgends eine Anzahl an Gesamtflaschen pro Jahr auf dem label erwähnt wird oder die Flaschen gar nummeriert wurden. Sorry Appleton aber den Anspruch „Rare Limited“ könnt ihr nicht einhalten ohne Informationen zu liefern, die dies auch untermauern. Ein Beispiel: 5.000-10.000 oder mehr Flaschen weltweit sind für mich nicht rar oder gar limitiert. Ich habe im Internet etwas von 12,000 Flaschen jährlich gelesen. Ist das eine „Rar limitierte Edition“? Selbst wenn dies „Rar limitiert“ wäre, was wären dann (als Beispiel genannt) 248 Flaschen für die Welt? Ich möchte mir nicht einmal den Namen hierfür vorstellen. Entscheiden sie selbst. Auch schlägt der Preis enorm zu buche und liegt in der Reichweite vieler Abfüllungen der UAs in Europa. Was man bekommt ist allerdings ein Blend und kein Rum in Fassstärke mit hoher Qualität. Bin ich etwa schon voreingenommen? Leider ja. Ich kenne den Inhalt bereits während ich diese Zeilen schreibe und meine Meinung blitzt hier gelegentlich schon durch die Zeilen. Ich gebe es auch gern zu: Wir Deutsche sind verwöhnt, wenn es um Rums aus Jamaika geht. Wir haben Hampden. Die einzige Destillerie, die immer noch den German Flavoured Rum herstellt, der schon eine lange Tradition in Deutschland hat. Dagegen kann man nur schwer beikommen. Aber lasst uns mit dem eigentlichen Teil des Reviews, der Verkostung, starten.

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Verkostung Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition Official Blend (+/.2011):

Preis: Der Preis rangiert zwischen 80 – 90€ die Flasche in den deutschen Onlineshops. Mein Sample erstand ich damals im Shop der Rum-Company.

Alter: Es handelt sich hier um einen offiziellen Blend mit dem Alter von 21 Jahren. Angeblich sind die darin enthaltenen jüngsten Rums mindestens 21 Jahre alt.

Alkoholstärke: Wieder einmal die für Appleton typische Trinkstärke von 43%vol.

Destillationsverfahren: Dem Anschein nach ein Blend aus verschiedenen Stilen, was auch immer das heißen mag.

Farbe: Der Rum erstrahlt in einem hellen bis dunklen Bernstein-Farbton. Die farbe ist immer noch einen Tick geringer als bei der älteren Version des Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's). Aber natürlich hat die Farbe bei einem offiziellen Abfüller keine Aussagekraft. Er könnte gefärbt sein.

Viskosität: Der Rum fließt in Schlieren zurück zum Glasboden und bildet dabei dicke Perlen, die relativ langsam hinab fließen. Entweder ist die Öligkeit angemessen oder der Rum wurde gut gefärbt.

Nase: Zuerst sticht der Alkohol leicht in der Nase. Ungewöhnlich bei 43%vol und bei einem angeblichen Mindestalter von 21 Jahren. Die Frucht ist schwächer als bei allen anderen Rums dieser Destillerie / Marke. Dagegen riecht der ältere Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's) wie ein großer exotischer Fruchtkorb. Dafür ist dieser Rum, neben der stichigen Alkoholnase, wie erst nach längerer Zeit verschwindet, sanfter und runder. Der Rum erscheint weniger komplex als die jüngeren Versionen. Ich rieche hier mehr Butter, Eichenaromen und auch Anis vom Fass als bei Appleton Estate Extra Rum 12 YO. Die Nase ist allerdings sehr verhalten. Der Rum braucht verdammt lange, bis er sich einmal entfaltet und selbst dann, macht er bei 43% immer noch einen zu kompakten Eindruck. Mehr Wasser werde ich allerdings nicht hinzufügen. Der Rum erscheint mir so schon zu dünn. Kurz nach dem Schwenken des Glases kann man den Geruch von Klebstoff erhaschen. Allerdings ist dieser viel zu kurz und verschwindet rasch. Auch die Fruchtigkeit ist sehr kurzlebig und nicht der dominante Teil der Nase. Man riecht auch herbe Kräuter und Gewürze.

Gaumen: Ich schmecke zuerst süßes Karamell, vermischt mit Sahne und Butter. Garniert wird das ganze von Gewürzen. Man hat den Eindruck ein Karamellsahnebonbon im Mund zu haben. Auch der Fasseinfluss ist spürbar. Eichenaromen, Anis, Mineralien, Leder und Toffee sind schmeckbar. Fast alles stammt hierbei vom Fasseinfluss. Vom eigentlichen Rum ist fast nichts mehr da. Die Frucht ist fast gar nicht vorhanden. Erahnen kann man hier nur Aprikose. Die Süße verschwindet nach einigen Sekunden des Zirkulierens im Mund. Der Rum ist sehr sanft, ein wenig langweilig und er kommt mir auch zu alt vor. Man schmeckt hauptsächlich nur durch das Fass hervorgerufene Aromen. Der eigentliche Geschmack des Rumstils, den man im älteren Appleton Estate Reserve Rum 8 YO und im älteren Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's) erkennen konnte, ist hier fast verschwunden. Nach 1-2 Minuten im Mund schmeckt man nur noch Mineralien und einen pflanzlichen Geschmack.

Abgang: Der Abgang startet wieder mit einem pflanzlichen Geschmack. Begleitet wird dieser mit herben Kräutern. Der Abgang ist leicht trocken.Auch Eiche und Salz vom Fass kann man erkennen. Zum Schluss schmeckt man auch Leder, Karamell und Toffee. 

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Fazit: Ernsthaft? Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass diese Abfüllung „overhyped“ und „overrated“ ist. Vielleicht kann man ja in den USA oder Kanada jemanden vom Baum damit locken. Mich reißt sowas absolut nicht vom Hocker. Habe ich denselben Rum hier gehabt wie alle anderen Reviewer dort draußen? Es ist zwar ein sehr würdevoll gealterter Rum, mir persönlich ist er aber zu alt, zu sanft und zu langweilig am Gaumen. Wenn dieser Rum wirklich 21 Jahre in den Tropen reifen durfte, dann wieso schmecke ich keine gravierende Bitterkeit? Wurden hier ausgelutschte Ex-Bourbon-Fässer verwendet um die alten Rums nicht vom Holz verderben zu lassen? Und wurden für die jüngeren Blends frischere Fässer verwertet, um ihnen mehr Geschmack in kürzerer Zeit zu verpassen? Mir persönlich ist dieser Rum zu langweilig und zu alt. Aber das ist ein generelles Problem, welches ich bisher in vielen alten Rums erkannt habe. Ich bin nicht bereit für so etwas 80-90€ zu bezahlen. Nicht bei all den besseren Alternativen auf dem Markt. Natürlich hat dieser Rum dennoch einen Vorteil. Er ist gefällig und keine Schruppfeile wie Hampden, die sehr kraftvoll über die Zunge schaben kann. Aber selbst Long Pond kann dieses „gefällige“ oder „lässige Auftreten“ liefern. Er wäre wirklich nur dazu geeignet, um Neulinge das Thema Jamaica Rum näher zu bringen. Was aber wiederum dagegen spricht ist der Preis. Ich würde dann eher zum 8 YO raten, wenn es ein günstiger und milder Einstiegsrum aus Jamaika sein muss. Ansonsten ist die Konkurrenz aus der Long Pond Distillery einfach besser. Auch Rums aus Worthy Park beginnen immer mehr in Europa aufzutauchen und auch diese Qualität ist im Vergleich hierzu sehr gut. Warum also diesen „Edel-Blend“ kaufen, wenn das eigene Unternehmen sich mit dem billigeren 8 oder 12 Jährigen selber ins Knie schießt, was in meinen Augen sowohl Preis als auch Qualität angeht? 
Appleton wird meine Meinung sicher egal sein, da ich nur einer von vielen Kunden bin, aber so wird man keine großen Marktanteile im Rum-Markt der Zukunft gewinnen. Vielleicht in Kanada oder in den USA, aber definitiv nicht in Europa. Eine weltumspannende Marktstrategie mit denselben Rums ohne Anpassung an die regionalen Geschmäcker, wird nicht so effektiv sein, wie es mit einer Anpassung an den jeweiligen Kontinent wäre. Aber das muss das Managamenet bei Appleton selber besser wissen. Schließlich hat diese „Ein-Blend“ für alle auch Vorteile: Man muss nur einen Geschmack kreieren, was als Blender nicht ohne sein dürfte. Nicht 4-5 für jeden Kontinent. Aber ist es auch langfristig sinnvoll? Wir werden es sehen. Ich irre mich gern, denn wenn ich richtig liege, dann wird Appleton den Rum-Krieg mit Amerika verlieren und verschwinden und das wäre das Letzte, was ich diesem jamaikanischem Unternehmen wünschen würde. Achja, fast hätte ich es vergessen: Ich erwähnte ja beim ersten Appleton-Review ein Blind-Tasting, welches ich auf Flos Rat hin durchführte. Diese Abfüllung hier war, sehr zu Flos Erstaunen, für mich der schlechteste der damaligen drei Rums. In diesem Sinne: Cheers!

Marco 

(75 / 100) 

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Welcome to BAM!

Today comes the 4th and last official review. It is also the fourth official bottling from Jamaica. More precisely: from Appleton Wray & Nephew. As already announced on several occasions, I will occasionally bring official bottlings to the blog. Today it will be the Appleton Estate is 21 YO Rare Limited Edition!

The Bottling:

Source: weinquelle.com
This bottling has been placed on the international market for the first time in 1996. Between the first batch, and this bottling are 15 years in defference. Will the content have changed dramatically during these years? Unfortunately, I do not know an older version of this blend, but I would like to quote an advertisement from 2003:

"APPLETON ESTATE 21-YEAR-OLD (JAMAICA, $70): A blend aged at least 21 years. Powerful and rich, like cooked apples brushed with brown sugar and allspice." 

A powerful and rich rum? I do not want to absolutely anticipate anything, but I cannot share this point of view nor can I let it stand without an comment. Should this text not be a completely hollow marketing phrase, then alone these 8 years have made itself clearly noticeable on the palate. That is what I wanted to tell you in advance. Especially this bottling with 21 years is advertised as "Rare Limited Edition", although nowhere a number of overall bottles per year is mentioned on the label, or the bottles were indeed numbered (no pun intended). Sorry Appleton but the claim "Rare Limited" cannot be proved by the given informations on the label. An example: 5,000-10,000 or more bottles for the whole world are not rare or even limited to me. I have read that the annual output of this “Rare Limited”-Blend is about 12,000 bottles. Is that a "Rare limited edition"? Decide for yourself. Even if you think this is “Rare Limited” then what the hell are (for an example) 248 bottles for the whole world? I will not even speculate about the name of such a rum. Also the price catapults this blend into the range of the unofficially rums of the indys in Europe. What you get however is a blend, and no rum in cask strength with a high quality. Am I already biased? Unfortunately, yes. I know the content already as I write these lines and my opinion is already flashing up occasionally here and there bewteen the lines. But I must confess: We are spoiled Germans, when it comes to rums from Jamaica. We have Hampden. The only distillery that still produces the German Flavoured Rum, which already has a long tradition in Germany. That is a handicap for a Jamaican bottler who is entering Europe or Germany. But let us start with the actual part of the review, namely the tasting. 

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Tasting Appleton Estate 21 YO Rare Limited Edition Official Blend (+/.2011):

Price: The price ranks between 80 - € 90 per bottle in the German online shops. I bought my Sample in the shop of the Rum-Company in 2011.

Age: This is an official Blend with the age of 21. Allegedly contained therein are rums which are at least 21 years old.

ABV: Once again, the typical Appleton drinking strength of 43%abv.

Process of distillation: Apparently a blend of different kinds of rums. I have no Idea if there are column rums inside or not.

Colour: The Rum shines in a bright to dark amber hue. The colour is still a bit brighter than the older version of the Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's). But of course, the color has no bearing from an official bottler. He could use caramel.

Viscosity: The rum is flowing in streaks back to glass bottom, forming thick beads which are moving relatively slow down on the glass. Either the oiliness is appropriate or the rum was well colored.

Nose: First the alcohol stings slightly in the nose. Unusually at 43%abv and an alleged minimum age of 21 years. The fruit is weaker than any other rum from this distillery / brand. At least which I know of. By contrast, the older Appleton Estate Extra Rum smells 12 YO (1980's) like a large exotic fruit basket. But this rum, in addition to the alcohol tinged nose, it disappears only after a long time, is appearing to be gentle and round. The Rum appears less complex than the younger versions. I smell here more butter, oak flavours and anise from the barrel at Appleton Estate Extra Rum 12 YO. The nose is however very cautious and shy. It takes a bloody long time until the rum unfolds and even then, he still makes at 43%abv a compact impression. However, I will not add any water. The Rum seems so too sleazy. Shortly after swirling the glass, you can catch the smell of glue. However, this is much too short and disappears very quickly. The fruitiness is very short-lived and not the dominant part of the nose. I also smell bitter herbs and spices.

Palate: I first taste sweet caramel, mixed with cream and butter. Ii is garnished with spices. There are impressions of caramel and toffee on the palate. Also the barrel influence is noticeable. Oak aromas, anise, minerals, leather and toffee. Almost everything has been drawn from the barrel or derived from its influence it seems. From the actual rum almost very little to nothing can be tasted. The fruit is almost non-existent. You can only guess some apricot. The sweetness disappears after a few seconds of circulating in the mouth. The rum is very gentle, a bit boring and it also appears to be too old. I taste mainly barrel caused flavours. The real taste of the rum-style, the one in the older Appleton Estate Reserve rum 8 YO and older Appleton Estate Extra Rum 12 YO (1980's), has almost disappeared here. After 1-2 minutes in the mouth you can taste only minerals and a herbal flavour.

Finish: The finish starts with a herbal flavour. Accompanied is this by tart herbs. The finish is slightly dry. Oak and salt from the barrel are joining in. Finally you can taste leather, caramel and toffee.

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Conclusion: Seriously? If I did not know it better, I'd say that this bottling is "overhyped" and "overrated". Maybe you can lure some customers in the US or Canada from their tree's with this. I am absolutley not convinced and was not blown away from the quality. Did I have the same rum as all the other reviewers out there? Although it is a very dignified aged rum, but for me personally, it is too old, too soft and too boring on the palate. If this rum could really mature 21 years in the tropics, then why do I taste no serious bitterness? Are dried up ex-bourbon casks used for this creation in order not to spoil the rum with too much wood? And fresher barrels are used for younger blends to give them more flavor in a shorter time? For me personally, this rum is too boring and too old. But this is a general problem, which I have so far recognized in many old rums. I'm not willing to 80-90 € for something like this. Specially not if you have all the alternatives in mind which are available on the market. Of course, this rum has an advantage nonetheless. It is complacent and not rough and edgy as a Hampden, which can very powerfully scrape over the tongue like a rasp. But even Long Pond can provide this "pleasing" or "casual occurrence". It would really only be suitable to bring newcomers to the topic of Jamaica Rum. However, against this argument speaks the high price. I would rather recommend to get the 8 YO if it must be a cheap and light rum from Jamaica. Otherwise, the competitive product from the Long Pond Distillery is better. Also rums from Worthy Park begin to emerge more and more in Europe and this quality is by comparison very good. So why would you buy this "precious blend" if the very own company is shooting itself in the knee in a very effective way with their own 8 or 12 year old rums, when it comes to quality and a challenging palate? 
Appleton is certainly not interested in the opinion of one German blogger and will give a damn about my critic, because I'm just one costumer. I am a niche-market. And as such not really interesting enough. The masses are the target. Maybe it will win a great share in the US or Canada. But in Germany? I doubt that so far. A global market strategy with the same rums without adjustment to regional tastes, will not be as effective as it would be with an adaptation to the respective continent. That's my humble opinion. Finally, this "one-Blend-for-all"-strategy has its advantages: You only have to create one taste per blend for the entire world. Not 4-5 for each continent. But it is also useful in the long term? We will see. I do hope I'm wrong, because if I'm right, then Appleton is losing the rum war with America and will disappears and that would be the last thing I would wish for this Jamaican company. Oh, I almost forgot it: I mentioned at the first Appleton Review a blind tasting, which I carried out on Flos advise. This bottling here was, much to the astonishment of Flo, the worst of the three rums. The best was the 8 YO. Cheers!

Marco 

(75 / 100)