(the
English part is just below, just skip the German part)
Servus und Hallo ;)
Heute kommt der zweite Rum aus der Long Pond Destillerie des britischen Abfüllers Berry, Bros & Rudd zur Verkostung auf dem Blog. Den Vorgänger mit 16 Jahren habe ich bereits vorgestellt. Heute kommt sein Nachfolger aus 2004. Es ist der Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 18 YO!
Zur Abfüllung:
Im Jahr 2004 wurden zwei weitere Rums dieses Abfüllers auf den Markt gebracht. Den Berry's Own Selection Demerara Port Morant Still 30 YO (Uitvlugt Distillery) (1974 – 2004), den Berry's Own Selection Jamaican 27 YO (1977 – 2004) und diese Abfüllung hier. Zumindest sind diese Abfüllungen mir auch bekannt. Vielleicht gab es noch weitere. Dieser Rum aus Jamaika hatte einen Vorgänger, welcher 2002 auf den Markt kam und von mir auch schon vorgestellt wurde. Meine erste Flasche konnte ich damals noch bequem in Italien kaufen. Mittlerweile ist diese Quelle versiegt und der Rum ist in Europa so gut wie weg. Das diese Abfüllung sich bis 2012 überhaupt am Markt hielt, deutet auf eine sehr lange Verweildauer und geringe Nachfrage hin. Zugegeben: Wir kennen nicht die Flaschenanzahl. Nirgends auf dem Label steht „Einzelfassabfüllung“. Dennoch bezweifle ich, dass es mehr als ein Fass pro Abfüllung war. Die Nachfrage in Europa war damals einfach zu gering. Anders kann man sich eine Verfügbarkeit von über 5 Jahren nicht erklären (die Quelle in Italien versiegte 2013). Mittlerweile hat sich die Situation allerdings geändert. Es gibt eine höhere Nachfrage, aber auch mehr Anbieter, welche um die Gunst der (UA) Käufer buhlen. Die Verknappung von Whisky wird zu einer weiteren Verschiebung in Richtung Rum bewirken. Haben wir also die Chance auf einen weiteren Jahrgang wie 1986? Vielleicht, aber es wird keinen Rum mehr geben, der identisch wie dieser Jahrgang schmeckte. Was in diese Nähe kommt ist der Jahrgang 1993, von denen es eine richtig geile Abfüllung gab, die allerdings in Cocktails verschwand. Aber dazu mehr, wenn dieser Rum an der Reihe ist.
Die neuesten Jamaikaner von Berrys waren ein Rum aus 1977 (vermutlich Monymusk oder Long Pond, ich weiß es nicht genau) und ein Rum aus 2000 (Long Pond oder Hampden). Gerade aus 2000 kennen wir aus beiden Destillerien schon Konkurrenz-Produkte. Die Zeit in denen Berrys fast keine Konkurrenz hatte, sind vorbei. Zwar wird Bristol irgendwann ausscheiden (oder die Firma wird übernommen von einem Interessenten) und auch Cadenhead knüpft nicht mehr an die alten Rum-Zeiten an (hier wurde erst vor relativ kurzer Zeit eine Whisky-Destillerie gegründet, das bindet langfristig Kapital und die Markausrichtung), aber es gibt eifrige Konkurrenz aus Deutschland und Frankreich, um nur zwei Länder zu nennen. Die Zukunft für (Bulk) Rum-Abfüllungen sieht rosig aus. Ob auch die OAs hiervon profitieren können? Abwarten und Rum trinken. Einen billigen Premium-Rum hat man schnell kreiert und eine PR ist auch relativ zügig ausgedacht. Ob das alleine hilft? Auf Dauer bezweifle ich es. Aber genug gequasselt!
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Verkostung Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 18 YO:
Preis: In Deutschland war der Rum bereits 2012 verschwunden. Ich kaufte meine Flasche in Italien für 90€ ohne Versandspesen. Dort gab es damals noch zahlreiche Flaschen bei einem gewissen Onlineshop.
Alter: Der Rum wurde 1986 in Jamaika destilliert und abschließend 2004 in UK für oder von Berry Bros & Rudd abgefüllt. Das offizielle Alter beläuft sich auf 18 Jahre.
Alkoholstärke: Die Standard-Trinkstärke von 46%vol.
Destillationsverfahren: Das angegebene Verfahren ist eine Pot Still.
Farbe: Der Rum erstrahlt in einem gewöhnlichen Goldton im Glas. Er macht einen etwas dunkleren Eindruck als der jüngere Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO. Auch hier wäre das Fass für eine längere Lagerung geeignet gewesen.
Viskosität: Der Rum fließt in dicken Schlieren zum Glasboden hinab und bildet Perlen an der Glaswand. Für 18 Jahre ist sie auch ein bisschen wenig, muss aber noch lange nichts heißen.
Nase: Zuerst rieche ich zarte Eichenaromen, verwoben mit süßem Toffee, zartem Karamell und frischen Leder. Dann rieche ich wieder Haselnuss. Diese garniert die zuvor geschilderten Fassaromen. Alle diese Eindrücke dominieren die Nase des Rums. Weiter entfernt vernimmt man einen Hauch Ester und Vanille, welche des Glas entschweben. Der Rum riecht leicht pflanzlich. Ich rieche auch Mineralien und exotische Früchte. Reife Bananen und Papayas garnieren nach einiger Zeit die Nuss und die Fassaromen. Auch erinnern mich schwache Geruchskomponenten an schwarzen Tee. Die Fassaromen sind sehr gut eingebunden und dominieren nicht den Rum. Der Rum reicht reifer, als er optisch erscheint. Die Nase ist leicht süßlich, ohne dabei aufdringlich zu wirken.
Gaumen: Der Rum brennt leicht auf der Zunge und schmeckt zuerst minimal süßlich. Dann fluten exotische Früchte den Mundraum mit ihrer Präsenz. Ich schmecke Banane und Haselnüsse, garniert von süßer Aprikose. Dazu gesellen sich auch Fassaromen. Ich erkenne frisches Leder, Toffee, süßes Karamell und zarte Eichenaromen. Über all diesen Fassaromen schwebt ein Hauch von Zuckerrohr. Die Fruchtigkeit ist äußerst delikat. Versteckt im Hintergrund des Geschmacksprofils, kann man auch Anis vom Fass erkennen. Wieder erinnert mich etwas an schwarzen Tee, aber ohne dessen Bitterkeit. Der Rum macht einen leicht medizinischen Eindruck, vermischt mit Mineralien und einem pflanzlichen Geschmack. Die Süße verschwindet immer mehr, je länger der Rum im Mund verweilt. Er wird immer sanfter. Die Frucht bleibt lange am Gaumen erhalten und tanzt auf der Zunge hin und her. Geschmacklich ist dieser Rum weitaus besser als sein Vorgänger von 2002 mit 16 Jahren.
Abgang: Zuerst schmecke ich wieder delikate Frucht, dann wird der Abgang pflanzlicher. Ich schmecke Leder, Toffee und süßes Karamell. Dann kommen auch wieder die Nussaromen. An Früchten erkenne ich Bananen, Aprikosen und Papayas. Diese verweilen aber leider nicht für lange am Gaumen.
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Fazit: Old Glory von der Long Pond Destillerie aus dem Jahre 1986 von einer ihrer schönsten Seiten. Diese Abfüllung ist besser als der jüngere Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO und war damals ein verdammt würdiger Nachfolger. Das Holz ist gut eingebunden und der Rum ist weder zu süß, noch zu langweilig. Außerdem schmeckt und riecht er reifer, als es die Farbe und die Öligkeit es vermuten lässt. Dieser Rum war und ist einer der ganz Großen aus Jamaika. Es gibt allerdings noch einen Rum aus dem Jahrgang 1986, der ihn noch etwas weiter übertrifft. Diese Abfüllung wird es im nächsten Review geben. Als kleiner eigenbrötlerischer Connaisseur und Kunde fragt man sich, war das wirklich alles? Nur die paar Abfüllungen aus 1986? Nur ein paar Fässer? Wo ist der Rest? Verholzt und nur noch für Bohrwürmer geeignet oder wurden echt nur kleine Mengen gekauft? Das erscheint allerdings zweifelhaft, da Rum im Bulk eigentlich in großen Mengen verkauft und gekauft wird. Warum sollte ein Importeur nur 5 – 10 Fässer aufkaufen? Dieser Handel lebt doch von großen Mengen. Schon das Wort (Bulk = Hauptmasse = Massenware) sagt es aus. Wir werden es wohl leider nie erfahren was mit dem Rest geschah. Vermutlich endeten sie noch jung in bedeutungslosen Markenblends, welche Jamaika-Rum sehr billig auch im Supermarkt anbieten. Aber gerade von solchen „Tee-Rums“ lebten lange Zeit auch diese jamaikanischen Destillerien (Stichwort: German rum market), bis dieser deutsche Markt durch die Rezession in den 1930igern fast vollständig zum Erliegen kam. Was danach folgte wissen wir alle aus dem Geschichtsunterricht. Rums werden also nicht, wie diese Abfüllung, als Edelbrand in Single-Casks wie Whisky verkauft, sondern in der Regel billig verschnitten. Dieser Rum ist also eher die Ausnahme der Regel. Ob sich dies mit der Zeit ändern wird? Vielleicht. Das Interesse an Rum wird mit der Verknappung von Whisky weiter steigen. Ich bin auf jeden Fall gespannt mit was für (jamaikanische) Abfüllungen wir in Zukunft von Berry Bros & Rudd zu rechnen haben, oder von welchen Destillerien der Inhalt der Flaschen stammt.
Marco
(91 / 100)
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Servus and hello.
Today the second bottling
from the Long Pond distillery of the British bottler Berry Bros &
Rudd will be publicly reviewed. I have already presented its
predecessor on the blog. Today comes his successor from 2004. It is
the Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery
1986 18 YO!
The
Bottling:
In
2004 this bottler released three rums on the European market. The
Berry's
Own Selection Demerara Port Morant Still 30 YO (Uitvlugt Distillery)
(1974 – 2004),
the Berry's Own Selection Jamaican 27 YO (1977 – 2004)
and this bottling from the Long Pond Distillery. At least these are bottlings I know of.
Maybe there were more, I don't
know. This rum from Jamaica had a predecessor, which came on the
market in 2002 and has already been reviewed. My first bottle of this
rum was still available in Italy. Meanwhile this source has dried up
and the rum is as good as gone in Europe. The bottling was available
until 2012. This marks a period of long maturation and low demand.
Admittedly, we do not know the number of the bottles. There
is no where the term "single cask" written on the label.
Yet I doubt that it was more than a barrel per bottling. The demand
in Europe was simply too low. Otherwise how can you explain an
availability of more than 5 years (the source dried up in Italy
2013)? Meanwhile, the situation has changed. There is a higher
demand, but there are also more bottlers on the market, which fight
for the the favor of the costumers. The shortage of whisky will cause
a further shift towards rum. So, do we have the chance for another
vintage like 1986? Perhaps, but there might be no more rum, which
tasted the same as this vintage. What comes in this near vicinity
however was the Year 1993, from which there was a really famous
bottling, which disappeared however in cocktails. But all in due
time.
The latest Jamaican rum
from Berrys was a rum from 1977 (probably Monymusk or Long Pond, I'm not sure) and
a rum from 2000 (Long Pond or Hampden). Especially from 2000 do we
know two distilleries of which rums have turned up. But the time in
which Berrys had almost no competition, are over. While Bristol will
eventually excrete (or the company will be taken over by a new owner)
and also Cadenhead has no bonding ties anymore between the present
and the old rum-times (they have established a whisky distillery
recently that binds long-term capital) but there are new competitors
from Germany and France, to name just two countries. The future for
(Bulk) rum bottlings looks bright so far. Whether the OAs can benefit
from this? Let's wait and see. A cheap premium rum is very fast
created and funny PR is also devised relatively quickly. Does that
help? In the long run, I doubt it. But enough chit!
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Tasting
Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond
Distillery 1986 18 YO:
Price:
In
Germany the rum was gone by 2012. I bought my bottle in Italy for 90€
without shipping costs. There were still many bottles left at this a
certain online shop. But no more.
Age:
The
rum was distilled in 1986 in Jamaica and bottled for Berry Bros &
Rudd in UK by the year 2004. The official age amounts to 18 years.
ABV:
The
standard drinking strength of 46% vol.
Process
of distillation:
The
method specified is a pot still.
Colour:
The
rum is bathed in a golden colour. He makes a darker impression than
the younger Berry Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond
Distillery 1986 16 YO. Again, the barrel would have been suitable for
longer storage period.
Viscosity:
The
rum is flowing down to glass bottom in thick streaks and forms beads
on the glass wall. This is for 21 years a little bit less, but this
must not neccesarily mean anything.
Nose:
First
I smell delicate oak aromas intertwined with sweet toffee, soft
caramel and fresh leather. Then I smell hazelnut. This is topped by
the above-described barrel flavours. All these impressions dominate
the nose. Further
away, you can smell a touch of vanilla and esters, which are arising
from the glass into the air. The rum smells slightly herbal. Minerals
and exotic fruits. Ripe bananas and papayas are garnishing after some
time the nut and barrel flavours. Also faint odor components of black
tea. The barrel flavors are well integrated and do not dominate the
rum. The rum appears more mature then the colour would have
suggested.
Palate:
The
rum burns easily on the tongue and tastes at first minimal sweet.
Then exotic fruits are enfolding their presence in the mouth. I taste
banana and hazelnuts, garnished with sweet apricot. They are joined
by well barrel flavours.
I
recognise fresh leather, toffee, sweet caramel and delicate oak aromas.
All these aromas from the barrel are hovering over a touch of
sugarcane. The fruitiness is extremely delicate. Tucked away in the
background of the flavor profile I also smell Anis from the barrel.
Again I am reminded of black tea, but without its bitterness.
The
rum makes a slightly medicinal impression, mixed with minerals and a
herbal flavour. The
sweetness disappears more and more, the longer the rum lingers in the
mouth. It is gentle but not too soft. The fruit remains long on the
palate and dances back and forth on the tongue. The taste of this rum
is much better than its predecessor in 2002 with 16 years.
Finish:
First,
I taste again delicious fruit, then a herbal flavour. Leather, toffee
and sweet caramel. Then the nut flavours are coming back. Bananas,
apricots and papayas. But unfortunately the fruits do not dwell for
long on the palate.
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Conclusion:
Old
Glory from the Long Pond distillery made in 1986 in one of its most
beautiful appearences. This bottling is better than the younger Berry
Bros & Rudd Finest Jamaican Rum Long Pond Distillery 1986 16 YO
and was a damn worthy successor. The wood is well integrated and the
rum is neither too sweet nor too dull. In addition, the taste and the
smell is more mature than the color and the oiliness would suggest
it. This rum has been and is one of the greats from Jamaica. However,
there are a rum from the 1986 vintage, which still slightly surpasses
him. This bottling will be in the next review. As a young maverick
connoisseur and customer, one wonders, that was really all about?
Only the few bottlings from 1986? Just a few barrels? Where's the
rest? Woody and suitable only for woodworms or were really only this
small quantity bought in 1986? This seems however doubtful, since rum
is actually bought and sold in bulk in large quantities. Why should
an importer only buy lets say 5 - 10 barrels? This trade lives by
large quantities. The very word (Bulk) speaks against it. We will
probably never know what happened to the rest. Presumably they ended
up still young in meaningless brand-blends, which are offering
Jamaican rum with very cheap prices in supermarkets. But it were
precisely such a "tea-rum", which helped theJamaican
distilleries to survive (keyword: German rum market) until these
German market was almost completelygone due to the recession in the
1930's. We all know what shortly followed afterwards from our history
lessons in school. Rums like this are the exception. Most rums are
being blended and sold under either funny or unknown names. Just like
in whisky, but with more smoke and mirrors. Whether this will change
with time? Maybe. The interest in rum will continue to rise with the
increasing scarcity of whisky. I'm definitely excited what (Jamaican)
bottlings will turn up in the future under the label of Berry Bros &
Rudd, or of which distillery the contents of the bottle is coming
from.
Marco
(91 / 100)