Sonntag, 19. Mai 2013

Bristol Classic Rum Foursquare 2003 vs Rum Nation 10 YO

Servus Leutz.

Willkommen auf meiner kleinen aber doch feinen Seite. Freut mich das sie es mal wieder hierher geschafft haben. Heute kommt der nächste Vergleich zweier Barbadier um einen für Anfänger geeigneten Rum in Sachen Barbados zu finden. Heute kommt wieder ein Rum aus der Rum Nation Serie zum Zuge. Ich hoffe doch mit einem etwas besseren Abschneiden, als dies beim älteren Rum der Fall war. Der Gegenkandidat ist ein erst letztes Jahr veröffentlichter Rum von Bristol Spirits Limited.


Zu den Abfüllungen:

Rum Nation Barbados 10 YO
Der erste Rum kommt wieder einmal von Rossi & Rossi und läuft unter der Marke Rum Nation. Der letzten Rum Nation war zwar nicht mein Fall, aber das hat mit dieser Abfüllung recht wenig zu tun. Der Rum selbst wurde 2001 destilliert und wurde um 2011 oder 2012 abgefüllt. Das offizielle Alter ist auf dem Flaschenhals angegeben. Nach der Farbe zu urteilen war es wieder ein sehr reaktionsfreudiges Fass oder der Rum wurde wieder einmal nicht in Großbritannien sondern in der Karibik gelagert. Hierzu gibt es allerdings keine Angabe und ich persönlich tippe mal auf die erste Variante. Schließlich habe ich nichts von einer Reise in die Karibik gefunden, bei der Fabio Rossi die Fässer ausgesucht hat. So praktiziert es z.B. Luca Gargano von Velier, der ebenfalls ein italienischer und unabhängiger Abfüller ist. Beweise für diese Annahme habe ich natürlich nicht. Zur Destillerie wird wieder einmal nichts gesagt und es befindet sich auf dem Label keine offizielle Angabe. Aber ich vermute hier wieder einen Rum aus der Blackrock Distillery (West Indies Rum Distillery) oder der Foursquare Distillery. Aufgrund meiner bisher gesammelten Erfahrungen wird es sich hier um einen Pot-Still-Destillat handeln. Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren. ;)

Bristol Classic Rum Foursquare 8 YO
Der zweite Rum des heutigen Reviews ist nicht weit verbreitet in den deutschen Internetshops. Es ist der Bristol Classic Rum Foursquare 2003. Zwar gibt es keine offizielle Altersangabe, aber der Rum hat mindestens 8 Jahre auf dem Buckel. Äh... ich meine natürlich im amerikanischen Weißeichenfass verbringen dürfen. ;) Angeblich, laut Label, handelt es sich hier um einen Blend. Ich habe keine Ahnung, ob dies der Wahrheit entspricht, aber ich will hier Bristol Spirits Limited nicht der Falschangabe bezichtigen. Irgendetwas muss ja auf dem Fass auch gestanden haben, als es Herr Barrett gekauft hat. Bei diesem Rum ist der Ursprung zweifelsfrei angegeben. In den USA/Canada wurde von A.D. Rattray ein Foursquare des selben Jahrganges veröffentlicht. Dem interessierten Leser, welcher der englischen Sprache mächtig ist, kann ich auf die Seite von Lance „Ruminsky van Drunkenberg“verweisen. Lance testete diesen Rum und befand ihn als sehr solide, aber nicht für Anfänger geeignet. Mal sehen, wie sich der Bristol im Vergleich hierzu schlägt. Beide müssten aus dem selben Batch kommen und eventuell ähnlich schmecken. Aber natürlich sollte man auch hier nicht den Einfluss der Fässer unterschätzen. Auch wenn ich die Macht der Fässerfür nicht soooo weitreichend halte, können sie doch maßgeblich für einen gelungenen oder ein gnadenlos verhunzten Rum sein.

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Verkostung Rum Nation Barbados 10YO vs Bristol Classic Rum Foursquare 2003:

Preis:Den Rum Nation bestellte ich letztes Jahr für 42,75€ bei Barfish. Den Bristol kaufte ich bei Cognac-Paradise für 45€. Beide Rums, wie immer, ohne Versandspesen.

Alter:Der Rum Nation ist von 2001 und 10 YO. Der Bristol wurde 2003 destilliert und 2012 abgefüllt. Das minimale Alter ist also 8 YO. Ein offizielles Alter findet man nicht auf der Flasche oder der Röhre.

Alkoholstärke:Der Rum Nation wurde mit geradezu spartanischen 40%vol. Abgefüllt. Warum es immer so wenig sein muss wird für mich wohl für immer ein kleines Rätsel bleiben. Eine rein ökonomische Absicht möchte ich hier einmal nicht vermuten. Bristol hat aber auch nicht gerade wesentlich mehr in der Flasche. Hier sind es 43%vol..

Destillationsverfahren:Hierzu gibt es keine offizielle Angabe auf der Flasche des Rum Nation. Es bleibt den eigenen Geschmacksrezeptoren und der Fantasie überlassen, auf welche Weise der Rum hergestellt wurde. Beim Bristol werden sowohl Pot- als auch Column-Still als Urheber genannt. Laut Seale wird kein reiner Pot Still Rum in Foursquare destilliert. Hier handelt es sich also um eine Pot Still als Wash Still und eine Column Still als Spirit Still. Wie schade das Foursuqare keinen doppelt destillierten Pot Still Rum brennt.

Farbe:Der Rum Nation gleicht schon fast einem Bernstein im Glas. Die 10 Jahre haben also deutlich einen guten Einfluss gehabt. Der Bristol dagegen hat nur ein sattes Goldgelb. Der Einfluss war also geringer als beim Rum Nation.

Viskosität:Der Rum Nation fließt träge zum Glasboden zurück und bildet dicke Tropfen an der Glaswand, welche sich dort regelrecht festbeißen. Er besitzt also eine große Öligkeit. Der Bristol dagegen bildet nur kleine Perlen am Rande und fließt schneller zurück. Er wirkt also jünger und frischer.

Nase:Beim Rum Nation fällt einem zuerst die etwas dumpfe Nase auf. Er ist sehr zurückhaltend und versprüht zu Beginn kein karibisches Flair. Ich erkenne aber schwache, gereifte Holznoten zusammen mit dezenten Butteraromen. Auch die Fruchtigkeit ist eher im Hintergrund versteckt und kommt nicht so ganz in Fahrt. Ich entdecke schwach Aprikose und reife Bananen. Diese kommen aber nur zum Vorschein, wenn man dem Rum sehr viel Zeit lässt. Lassen sie den Rum mindestens 10-15 Minuten stehen. Sonst werden sie an der Nase absolut Null Freude haben. Jetzt erkenne ich sogar ganz schwache Orangenaromen. Aber nur ganz dezent und nicht so ganz grell und penetrant vorhanden, wie in manch anderen Rums das der Fall ist. Ich erkenne auch leichte Vanille, Nelke und schwarze Gewürze. Die Nase ist aber leider nicht sehr ausdrucksstark, auch wenn ich all diese Eindrücke erkennen konnte.

Bäm! Eine leichte esterhaltige Nase schlägt mir entgegen. Der Bristol startet sofort richtig durch. Eine sehr starke Fruchtigkeit entweicht dem Glas. Als erstes erinnerte mich der Geruch an Klebstoff. Aber dieser Eindruck verblasst nach kurzer Zeit. Es kommen, Aprikose, Bananen, Mangos und Birnen zum Vorschein. Keine Holznoten weit und breit zu riechen. Dieser Rum ist schon mehr meine Kragenweite und eher das, was ich unter einem klassischen bajan Rum verstehe. Ich kenne nur noch den Berry Bros & Rudd Barbados 12YO, der hier mithalten kann. Die Butteraromen begleiten die exotischen Früchte. Die Süße ist erstaunlich gut, aber nicht penetrant oder aufdringlich. Sie begleitet die Fruchtigkeit ohne groß ins Gewicht zu fallen. Je Länger der Rum steht, desto mehr kommen Aprikose und banenen zum Vorschein. Ein wenig fühle ich mich nun an eine Abfüllung der Mount Gay Distillery erinnert. Die Verwandtschaft ist hier am deutlichsten, aber doch sind beide Rumsorten nicht identisch.

Gaumen:Leckere Butteraromen mit einer dezenten Süße umschmeicheln den Gaumen. Dazu kommt eine ganz schwache Priese Pfeffer. Auch mineralische Anklänge und schwarze Gewürze sind am Gaumen zu schmecken. Ein typischer Barbadier, dessen Fruchtigkeit am Gaumen allerdings schon etwas schwach ist. Sie ist im Hintergrund und kommt nur schwer zum Vorschein. Ich erkenne nur schwache Aprikose. Ähnlich wie in der Nase, so kommt der Rum nicht richtig in Fahrt. Der Rum ist sanft, elegant und doch nicht außergewöhnlich. Keine große Fruchtigkeit, aber auch keine zu penetranten Reifenoten, welcher der Rum Nation 12YO im Übermaß besaß. Am dominantesten sind die buttrigen Gewürze, welche von einer dezenten Süße begleitet werden. Dieser Rum Nation hat auf jeden Fall mehr mit Barbados gemein, als sein älterer Vertreter von 1995. Das dies nicht am Jahrgang liegt, beweist der Samaroli Barbados 11YO von 1995.

Eine starke Fruchtigkeit, welche von einer satten Süße begleitet wird schlägt auf den Gaumen ein. Die Süße verblasst nach wenigen Sekunden und lässt die Fruchtigkeit fast alleine am Gaumen zurück. Die Butteraromen sind nur im Hintergrund und begleiten die Fruchtigkeit, ohne diese zu überdecken. Zu beginn schmeckt man außerdem eine schwache Priese Pfeffer. Die Fruchtigkeit ist ähnlich wie in der Nase zu Beginn leicht mit Klebstoff zu verwechseln. Dieser Eindruck verflüchtigt sich ebenfalls und zum Vorschein kommen Aprikosenaromen satt, zusammen mit Bananen und anderen exotischen Früchten die ich wirklich nicht einordnen kann. Geben sie dem Rum Zeit und belassen sie ihm einige Sekunden im Mund. Je länger sie dies tun, desto mehr wird er sie beeindrucken. Dieser Rum ist Karibik pur mit einem Schuss Pfeffer am Gaumen.

Abgang:Eine leichte, buttrige Fruchtigkeit beginnt den Abgang. Die Fruchtigkeit lässt immer mehr nach, während die Butteraromen verbleiben. Zum Ende hin erscheinen leicht herbe Anklänge. Ein ganz leicht mineralischer Touch verbleibt zusammen mit ganz schwachen Butteraromen im Mund. Dann ist es auch schon vorbei.

Zuerst starke Fruchtigkeit mit einer Priese Peffer. Beide Eindrücke verflachen jedoch leider sehr schnell am Gaumen. Es verbleiben schwache Butteraromen und eine gewisse Restfruchtigkeit. Keine herben oder mineralischen Anklänge im gesamten Profil zu finden. Dieser Rum sprüht vor frischer Jugendlichkeit und hinterlässt einen angenehmen Eindruck im Mund.

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Fazit:Ladies and gentlemen we have a winner: Der Bristol gewinnt ganz klar gegen den Rum Nation! Er ist in meinen Augen ein sehr guter Rum aus Barbados. Er ist zwar nicht die cream of the crop, aber doch mitunter einer der besten und gängigsten Rums dieser Insel, wenn es um Rums mit leichtem bis mittlerem Körper geht. Für einen Anfänger ist der Rum sehr gut geeignet um das richtigeBarbados kennenzulernen. Dieses hat z.B. nichts mit süßen oder gefinishten Rums zu tun. Diese Rums verfälschen den wahren Charakter von Barbados zu sehr in meinen Augen. Aber der Bristol ist auch nicht ganz ohne Fehler. Eine Trinkstärke von 46%vol. hätten dem Rum etwas mehr Profil verliehen. Aber vielleicht waren die Esternoten (Klebstoff) zu übermächtig. Er ist wahrlich nicht perfekt! Die Fruchtigkeit, die zu Beginn nach Klebstoff schmeckt/riecht, könnte einige abschrecken. Aber er ist ein sehr guter Einsteigerrum und besitzt eine gute Qualität, die ich bei manch anderen Rums doch arg vermisse. Je länger sie den Bristol im Mund belassen, desto mehr kommt seine Klasse zum Vorschein. Der Rum Nation braucht im Glas zu lange. Auch wenn ich die Orangenaromen am Ende sehr gut fand, so war die Nase doch nicht ausdrucksstark genug um mich beeindrucken zu können. Der Gaumen war auch nicht schlecht, aber im Vergleich einfach zu flach. Hier waren die Gewürze und die Butter eher dominant, als exotische Früchte. Ich hoffe, ich konnte sie für das Thema Barbados ein wenig begeistern und neugierig auf diese kleine Insel machen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!

Marco

Donnerstag, 9. Mai 2013

Moon Import West Indies Distillery 2000 7 YO

Herzlich willkommen auf B.A.M.!

Erneut möchte ich Ihnen einen Rum aus Barbados näher vorstellen. Er ist noch sehr jung und war meines Wissens nach ausschließlich in Italien käuflich zu erwerben. ist der Moon Import West Indies Distillery 2000 7 YO
Zur Abfüllung:

Moon Import West Indies Distillery 7 YO
Den Namen des Abfüllers mag der ein oder andere Leser schon einmal im Zusammenhang mit Samaroli gehört haben. Aber ich bin mir sicher, dass er vielen Lesern des Blogs nichts sagen wird, außer sie kommen aus dem Whisky-Bereich oder kennen sich dort etwas aus. Moon Import di Mongiardino G. s.r.l. wurde 1980 gegründet und wird seit 20 Jahren von Pepi Mongiardino geleitet. Der Firmensitz liegt in Genua, der Hauptstadt der italienischen Region Ligurien. Seit 2008 ist Moon Import auch der neue Besitzer der Marke Samaroli. Diese Abfüllung aus Barbados ist von 2007 und schon seit einiger Zeit so gut wie ausverkauft. Meine offene Flasche hat die Nummer 182 von 400 weltweit. Als Hersteller wird die West Indies Distillery (Blackrock Distillery) angegeben. Stimmt das Etikett, dann handelt es sich hier um eine wahre Seltenheit. Nämlich um einen Rhum Agricole aus Barbados. Nach meinem Kenntnisstand destilliert die West Indies Rum Distillery nur Rums aus Melasse. Ich vermute, dass es sich hier auch um einen solchen Rum handelt und die Angabe auf dem Etikett schlicht nicht ganz korrekt ist. Aber ich lasse mich hier auch sehr gerne überraschen und vom Gegenteil überzeugen. Ich muss gestehen, dass die etwaige Möglichkeit einen Rhum Agricole gekauft zu haben, mir nicht ganz geheuer war. Diese profunde Tatsache hat einen schlichten Grund: Ich mag keine Rums aus frisch gepresstem Zuckerrohrsaft. Aber wir wollen sachlich bleiben und und dem Rum eine faire Chance geben.

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Verkostung Moon Import West Indies Distillery 7 YO:

Preis: Ich erstand meine erste Flasche für 67€. Für 7 Jahre ist das eine wahre Kampfansage. Zum Vergleich: Es gab eine weitere Abfüllung in 2007 für 34€ und sie ist ebenfalls 7 YO. Der Preisunterschied, wenn begründet, kannalso etwas über die Qualität des enthaltenen Rums aussagen.

Alter: Der Rum wurde im Jahre 2000 destilliert. Dies war ein sehr gutes Jahr für Blackrock. Anschließend wurde der Rum 2007 in Edinburgh von Brea Dean Int.für Moon Importabgefüllt. Also ein recht junger Rum.

Alkoholstärke: Die Alkoholstärke beträgt 46%. Diese Trinkstärke ist keine Seltenheit bei den den unabhängigen Abfüllern. Es freut mich zu sehen, dass die Verdünnung sich im Rahmen hielt.


Destillationsverfahren: Das Destillationsverfahren wird auf der Flasche angegeben. Es handelt sich hier um einen recht jungen Rum aus einer Pot-Still. Da er bei Blackrock hergestellt wurde, kommen hierfür zwei Pot-Stills infrage. Eine davon ist die alte Rockley Still. Wir werden sehen aus welcher Brennblase dieser Rum entsprungen ist.

Farbe: Der Rum ist leicht strohgelb und sehr blass. Bedenkt man aber die kurze Reifezeit von 7 Jahren, ist das ein sehr gutes Zeichen. Das Fass hat den Rum nicht durch zu viel Reaktionen in seinem Inneren beeinflusst. In der Flasche schwimmen lauter kleine Partikel, die nur schwer zu erkennen sind. Dies deutet auf einen Verzicht von Kühlfiltration hin.

Viskosität: Der Rum fließt relativ gleichmäßig und schnell das Glas hinunter. Nur wenige dünne Schlieren fließen vom Rand zum Grund. Er hat also eine ganz schwache ölige Textur. Ein gutes Indiz für das noch junge Alter.

Nase: Ganz Leichte Süße gepaart mit angenehmer Fruchtigkeit und ganz besonderen Honigaromen. Das ist eine unglaubliche Überraschung! Nuancen von Bananen und schwache Spuren von Äpfeln lassen sich erkennen. Dazu gesellt sich eine ganz dezente Rauchnote. Es gibt nur eine mir bekannte Still, welche diese ungewöhnliche Kombination hinbekommt.

Gaumen: Weniger ausgeprägte Honigaromen als in der Nase und doch stark am Gaumen vertreten. Wieder Rauch mit fruchtigen Geschmacksnoten, die sich nur schwer erkennen lassen. Ich erkannte zumindest Nuancen von Bananen. Leichte bis kaum vorhandene Süße mit einer angenehmen Portion schwarzen Pfeffer. Spätestens am Gaumen wird dem Kenner klar, dass es sich um einen Rum aus der alten Rockley Still handelt. Was für eine Jugendlichkeit! Zwar ist er weniger fruchtig als die älteren Rums, die ich aus dieser Still besitze, aber er ist dennoch angenehm zu trinken und sehr lecker.

Abgang: Wieder Rauch mit wunderschönen Honignoten. Dazu gesellen sich ganz schwache Fruchtaromen, die aber eher schwer zu entdecken sind. Der Abgang ist leider nicht sehr lange. Aber für 7 Jahre kann man halt nicht alles bekommen. Ein wunderbarer und in sich stimmiger Rum. Ich mag ihn!

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Fazit: Dies ist der jüngste Rum aus der alten und ehrwürdigen Rockley Still, den ich probieren durfte. Er ist einem anderen Rum sehr ähnlich. Dieser ist nur 3 Jahre älter und wurde von mir noch nicht auf diesem Blog vorgestellt. Der Rum stammt ebenfalls aus dem Jahre 2000 und kommt auch aus Italien. Der Moon Import hat im Vergleich weniger Fruchtigkeit zu bieten, dafür aber mehr Rauch und Honigaromen. Die Vanillearomen, welche in den älteren Abfüllungen von 1986 zu finden sind, existieren hier fast gar nicht. Das liegt höchstwahrscheinlich an der geringen Interaktion zwischen Fass und Inhalt. Diese Abfüllung ist so gut wie unbekannt und im Internet ist nur wenig bis gar nichts über sie zu finden. Der Rum ist sehr speziell und dürfte nicht den Geschmack der meisten Connaisseure treffen. Das betrifft aber auch so ziemlich alle Abfüllungen aus der alten Rockley Still. Trotz seiner jugendlichen Frische finde ich ihn interessant und sehr lecker. Das Privileg ihn trinken zu können, dürfte dank des Ausverkaufs nicht mehr jedem Connaisseur vergönnt sein. Sollten sie, wie ich, ein Liebhaber dieser alten Still sein, dann lassen sie sich deswegen keine grauen Haare wachsen. Auch wenn auf den Labels kein entsprechender Hinweis darauf zu finden ist, gab es schon einige Veröffentlichungen aus der Rockley Still im letzten Jahr und auch dieses beginnt sehr vielversprechend. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Feiertag!


Marco

Sonntag, 5. Mai 2013

Cadenhead Green Label Demerara (Enmore Distillery) 15 YO

Heute möchte ich eine kleine Kostbarkeit präsentieren. 

Es handelt sich um zwei steinalte Abfüllungen von WMC Cadenhead. Durch eine kleine endlose Suche konnte ich diese zwei Flaschen bei einem Weinhändler aufspüren und für mich und den Blog sichern. Wollen wir also gleich zur Sache kommen? ;)

Zur Abfüllung:

Cadenhead Green Label Demerara 15 YO (Altes Label)
Cadenhead verwendet schon seit den frühen 90ern das heute bekannte Label im modernen Stil für die Green Label Serie. Dieses Label wurde also bis Ende der 80er verwendet und ist steinalt. Früher druckte Cadenhead noch das Abfülldatum auf den Flaschenhals unter dem Verschluss. Als ich eine Flasche öffnete erlebte ich erst einmal eine ernüchternde Enttäuschung. Die Zahlen sind stark abgerieben, da man den Verschluss drehen konnte und die Zahlenfarbe hat sich durch die vielen Jahre stark abgenutzt. Die sehr dunkle Farbe deutet auf den alten Demerara Stil hin, der vor dem Verkauf gefäbrt wurde. Ich erwarte also eine entsprechende Melasse-Aromenbombe, ähnlich dem Cadenhead KFM 16 YO und dem Cadenhead REV 11 YO. 

Nachtrag 21.11.2015: Durch zusätzliche Informationen konnte ich die Verwendung dieses alten Labels eingrenzen. Ein Connaisseur auf Facebook schickte mir Fotos dieser Abfüllung, zwecks einer Identifizierung. Die Bilder zeigten die Nummer 92 / 27. Es war also ein Cadenhead Green Label Demerara 15 YO, welcher 1992 abgefüllt wurde und 1977 destilliert wurde. Optisch sah er identisch mit dieser Abfüllung hier aus. Es dürfte sich ebenfalls um einen Rum aus der Enmore Distillery handeln. Zumindest habe ich einen Rum aus 1977 von Enmore schon gesehen.

Die Zahl auf dem Frontlabel im Licht einer Taschenlampe
Es sieht so aus, als ob ich mich geirrt habe. Bei einer der beiden Flasche war keine Zahl auf der Rückseite des Frontlabels zu erkennen. Da war nur ein schwarzer Balken. Bei der zweiten Flasche allerdings ist eine Zahl zu erkennen. Es ist 95 / 305. Das heißt, dass dies ein Rum aus der Enmore Distillery ist und er wurde 1980 dort destilliert. Mein Dank geht an GFree Zouille für den Denkanstoß! Sein Green Label Demerara 15 Yo hat allerdings eine andere Nummer als meiner. Welch ein Jammer das so viele Rums anonymisiert verschwanden. Ich möchte mich für meinen Irrtum an dieser Stelle entschuldigen. Wer mehr über den Nachweis dieser Nummer und dem Abfülljahr wissen möchte, dem sei dieses Review ans Herz gelegt. Hier wurde aufgrund neuerer Batches die Theorie bestätigt, dass die erste Zahl das Abfülljahr und die zweite Zahl die Nummer der Abfüllung im besagten Jahre darstellt. Letzteres wurde zwar nicht bewiesen, erscheint aber mehr als plausibel. So kann man jedes Fass einzeln identifizieren. Dieses alte Frontabel wurde also noch bis 1995 verwendet und verschwand dann bis 1999. Der Green Label Barbados 13 YO (1986 - 1999) verwendete schon das bis heute bekannte Frontlabel der Green Label Serie. Ab wann das Logo dieses Rums aus 1980 verwendet wurde ist mir leider nicht bekannt. Allerding habe ich Bilder eines ganz alten Labels gesehen, welche noch British Guiana als Quelle angaben. Es sieht total anders aus als dieses hier und sie hatten auch die Destillationsart mit auf dem Label (Pot Still).. Allerdings findet man diese Bilder nur in Asien auf ganz alten Blogeinträgen. Interessant waren diese Bilder aber dennoch. Sie gewährten einen seltenen Blick in die Vergangenheit.

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Verkostung Cadenhead Green Label Demerara 15 YO Old Label:


Die Zahl auf der Frontseite (schlecht lesbar)
Preis: Ich denke nicht, dass der gute Händler wusste was er da in seinem Regal verstauben ließ. Ich konnte die Rums zum regulären Preis von 49,95€ pro Flasche erstehen.

Alter: Das offizielle Alter wird mit 15 Jahren angegeben. Auch auf den alten Labeln geizte Cadenhead schon mit Details und so erfährt man sonst nichts. Die Nummer verrät uns, dass der Rum 1995 abgefüllt wurde. Das grenzt den Zeitraum der Destillation auf 1980 ein.

Alkoholstärke: Der Rum wurde auf eine Trinkstärke von 46% vol. verdünnt. Also eine schon damals sehr übliche Trinkstärke.


Destillationsverfahren: Hierzu gibt es keine offizielle Angabe von Cadenhead. Ich werde mich auch jetzt an dieser Stelle noch nicht hierüber äußern, da alles nur Vermutungen wären, die niemandem helfen würden. Vielleicht sagt mir mein Gaumen und meine Nase um was für einen Rum es sich handelt und aus welcher Still er stammt.

Farbe: Der Rum ist fast schon rötlich braun und sehr dunkel. Dies ist mit Abstand der dunkelste Demerara den ich persönlich im Glas hatte.


Viskosität: Viele kleine Schlieren fließen an der Glaswand hinab. Einige bleiben jedoch auf ihrem Weg hinab kleben und bewegen sich nicht mehr. Dieser Rum hat eine sehr große Öligkeit. Er hat also schon einen guten Fasseinluss gehabt.

Nase: Holy Smoly! Das ist kein normaler Rum. Das ist ein Konzentrat! Ich rieche leckere Melasse gepaart mit einer noch erträglichen Süße. Dazu gesellen sich Kräuter, die ich nur schwer identifizieren kann. Vielleicht Thymian oder etwas Ähnliches. Auch eine gewisse Fruchtigkeit ist enthalten. Ich erkenne überreife und exotische Früchte. Mangos und Papayas sind am ehesten zu erkennen. Auch Orangenaromen kann ich kurz nach schwenken des Glases erkennen. Begleitet wird das Ganze von deutlichen Eichenaromen und Anis. Diese beiden Eindrücke ordne ich der Fassreife zu. Auch leichte Spuren von Rauch, Salz und Teer sind enthalten. Dazu noch ein Schuss Lakritze. Dieser Rum riecht nach einem dicken Konzentrat, mit dem Besten Geschmacksaromen der Karibik darin. Je länger der Rum atmet, desto intensiver werden die Eindrücke. Meine Nase sagt mir schon, aus welcher Destillerie dieser Rum stammt. Doch dazu später mehr.

Gaumen: Ein sehr interessanter Rum. Die Süße wird durch eine leichte Bitterkeit, hervorgerufen durch die Fassreife, im Zaum gehalten. Beides hält sich die Waage. Melasse, mit Eichenaromen und Kräuteraromen dominieren am Gaumen. Dazu kommt eine schwache Fruchtigkeit. Blutorangen, Mangos und Papayas. Er ist zudem etwas ölig am Gaumen. Salz, Teer und Lakritze sind ebenfalls zu erkennen. Der Rum schmeckt fast so bombastisch, wie er in der Nase einschlug. Allerdings fehlt das gewisse kleine Etwas. Je länger der Rum am Gaumen verweilt, desto krasser werden die Eichenaromen und die Melasse.

Abgang: Zuerst ist der Abgang fruchtig und mit Melasse angereichert. Nach wenigen Sekunden kommt eine leichte Bitterkeit zum Vorschein, die jedoch nicht zu dominant wird. Wer starken Kaffee mag wird hierüber lachen. Die Melasse mit Kräuteraromen verbleibt sehr lange am Gaumen. Auch Eichenaromen sind sehr präsent. Der Rum hat für 15 Jahre eine sehr hohe Fassreife. Vielleicht eine karibische Lagerung? Die Bitterkeit verschwindet immer mehr und es verbleiben Melasse, Kräuter, Lakritze und Teer am Gaumen, bis auch schließlich diese nach vielen Minuten verschwinden.

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Fazit: Was soll ich sagen? In meinen Augen hat der Rum seinen Zenit leicht überschritten. Mit 12 – 14 Jahren wäre er wahrlich perfekt gewesen. So bleibt nur die etwas ernüchternde Erkenntnis, das auch damals schon einige Fehler gemacht wurden. Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Der Rum ist sehr gut. Aber er ist nur etwas für Liebhaber des alten Demerara Dark Stils. Dieser Rum in Fassstärke muss ein regelrechtes Biest gewesen sein. Den Ursprung des Rums ordne ich zur Enmore Distillery. Für mich ist es außerdem ein Pot-Still Rum Es ist durchaus üblich bei Cadenhead Abfüllungen aus dem selben Batch in der Green Label Serie und in der Dated Distillation Serie zu veröffentlichen. Allerdings mit unterschiedlichem Alter und einer anderen Trinkstärke. Allerdings tauchte der jahrgang 1980 in der Dated Distillation Serie nicht auf. Aber ich fühle mich beim Riechen dieses Rums an den Cadenhead's Cask Strength Enmore Distillery KFM 16 YO mit 63,9% erinnert. Sicher, es gibt Unterschiede. Aber die grobe Struktur ist und bleibt Enmore in meinen Augen. Auch am Gaumen gibt es große Ähnlichkeiten. Allerdings ist die Trinkstärke doch höher und die Intensität variiert. Ich sehe mich aber im großen und ganzen in meiner Annahme der Enmore Distillery als Ursprung bestätigt. Ob es jedoch auch z.B. die Versailles Pot-Still ist, kann ich leider nicht erkennen. Dafür ist der Rum zu reif und mit Melasse überladen. Ob es noch eine weitere Pot-Still dort gab, das weiß ich leider nicht. Aber gut möglich wäre es, dass Enmore mehr als eine Pot-Still besaß. Dies war auf jeden Fall eine sehr lehrreiche Erfahrung, die auch meinen Horizont in Sachen Rum erweitert hat. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Sonntag!

Marco

Nachtrag 21.11.2015: Die Nummer am Flaschenhals, welche ich für das Abfülljahr hielt, spielt wohl keine Bedeutung. Allerdings frage ich mich dann, warum haben dann drei meiner Rums, der Green Label Barbados 13 YO (1986 - 1999) der Green Label Barbados 15 YO (1986 - 2001) und der der Green Label Barbados 18 YO (1986 - 2004) keine einzige Nummer? Ein Fehler beim Abfüllen? Oder ist es Absicht, dass diese Rums aus Barbados keine Nummer bekamen? Ich kann es Ihnen leider nicht erklären.