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Heute
kommt wieder eine kleine Rarität aus Guyana zur Verkostung. Die Rede
ist vom Bristol Classic Rum Enmore Distillery 12 YO aus dem Jahre 2000.
Der Rum ist also schon gute 12 Jahre offiziell vom Markt verschwunden
und nur noch entweder nach akribischer Suche oder total überteuert auf
Ebay zu finden.
Zur Abfüllung:
Zur Abfüllung:
Von
der Enmore Distillery gab es schon einige Veröffentlichungen aus dem
Hause Bristol Spirits Limited. Es gab aus 1988 einen 10 YO, diesen 12 YO
und einen 20 YO. Aus dem Jahre 1980 gab es einmal sogar einen 16 YO und
einen 18 YO. Genauere Informationen finden sie auf der Seite zu Bristol Spirits Limited.Bei
diesem Rum handelt es sich um ein Pot Still Destillat. In jenen Tagen
stand die legendäre Versailles Wooden Pot Still und die Wooden Continous
Still bei Enmore. Beide Stills haben es zur Diamond Distillery
geschafft und waren bis vor kurzem auch noch in Verwendung. Luca Gargano
hatte bei einem Interview von Cyril auf durhum.com angedeutet,
dass die Versailles Still nicht mehr produziert, was ich persönlich
sehr bedauere, da mir die Rums aus dieser Vat Still sehr zusagten.
Vermutlich war die Still wohl ein wirtschaftlicher Totalschaden oder es
gab andere plausible Gründe für die Einstellung. Zusammen mit der Port
Mourant Double Wooden Pot Still sind oder waren sie die letzten
Vertreter ihrer Art. Die Brennblasen bestehen zum Großteil aus Holz und
nicht aus Kupfer. Leider verzichtete Bristol Spirits Limited das Mark
des Fasses auf dem Label zu vermerken. Damit hätte man durchaus etwas
anfangen können. Aber vielleicht kann uns der Rum selbst einige
Antworten liefern, wenn es mir möglich ist, ihn mittels Referenzen
einzuordnen.
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Verkostung Bristol Classic Rum Enmore 12 (Versailles Still) YO:
Preis:Meine Flaschen erstand ich für 50€ ohne Versandspesen bei Maltharry. Diese Quelle ist leider inzwischen versiegt.
Preis:Meine Flaschen erstand ich für 50€ ohne Versandspesen bei Maltharry. Diese Quelle ist leider inzwischen versiegt.
Alter:Das
offizielle Alter beläuft sich auf 12 Jahre. Der Rum wurde 1988
destilliert und durfte im Fass bis 2000 reifen. Das Jahr ist durchaus
kein unbekanntes Jahr bei Enmore. Gab es durchaus schon zahlreiche
Veröffentlichungen von Cadenhead, Velier und Berry Bros & Rudd aus
diesem Jahr.
Alkoholstärke:Der Rum wurde mit 46%vol. abgefüllt. Eine total typische Trinkstärke von Bristol Spirits Limited. Leider wurden aber auch schon einige Rums mit weniger abgefüllt. Warum entzieht sich meiner Kenntnis.
Alkoholstärke:Der Rum wurde mit 46%vol. abgefüllt. Eine total typische Trinkstärke von Bristol Spirits Limited. Leider wurden aber auch schon einige Rums mit weniger abgefüllt. Warum entzieht sich meiner Kenntnis.
Destillationsverfahren:Das
angegebene Verfahren lautet „Single Pot-Still“. Die Quelle war die
damalige Enmore Distillery, welche heute nur noch als Enmore Estate
existiert und nur noch der Zuckerrohrproduktion dient. Die Stills
wanderten zur Diamond Distillery (DDL).
Farbe:Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton im Glas. Schwer zu sagen, ob das Fass den Rum bei einem noch längeren Kontakt wirklich noch mehr hätte verbessern können.
Viskosität:Geschmeidig fließt der Rum zurück zum Glasboden. Dabei benetzt ein dünner Film das Glas und bildet vereinzelt kleine Perlen, welche an der Glaswand haften bleiben. Für das Alter ist die Öligkeit durchaus angemessen.
Farbe:Der Rum erstrahlt in einem satten Goldton im Glas. Schwer zu sagen, ob das Fass den Rum bei einem noch längeren Kontakt wirklich noch mehr hätte verbessern können.
Viskosität:Geschmeidig fließt der Rum zurück zum Glasboden. Dabei benetzt ein dünner Film das Glas und bildet vereinzelt kleine Perlen, welche an der Glaswand haften bleiben. Für das Alter ist die Öligkeit durchaus angemessen.
Nase:Exotische
Früchte dringen in die Nase ein. Deutlich zu erkennen sind reife
Papayas und eine Spur Mangos und grüne Bananen. Die Süße ist gering.
Rieche ich hier etwa eine Spur Rauch? Ein ähnliches Aroma hatte ich auch
beim Versailles 13 YO. Die Nase erinnert mich sehr an einige Rums aus
Enmore, welche gefärbt wurden, wie den Isla del Ron Guyana 1988 24 YO.
Ganz schwach kann ich Vanille und einen Hauch von Leder und Tabak
erhaschen. Auch dunkle Gewürze und Nelken sind zu erkennen. Dieser Rum
ist für sein Alters äußert delikat in der Nase. Mal sehen was der Gaumen
hierzu sagt.
Gaumen:Eine angenehme und doch schwache Süße, gepaart mit sanften Kräuteraromen umschmeichelt den Gaumen. Entfernt erinnert mich der Geschmack ein wenig nach frischen Bleistiftspänen, wie ich es von der Versailles Still aus dem Jahrgang 1985 her kenne und auch liebe. Bei den Kräutern könnte es sich vielleicht um Thymian oder Enzian handeln. Der Alkohol ist sanft und brennt fast gar nicht. Weniger Volumenprozente wären wahrscheinlich nicht sehr förderlich gewesen. So ist der Rum aber sehr gut ausbalanciert. In Fassstärke müsste er eine wahre Granate gewesen sein. Wieder dunkle Gewürze und ein kleiner Hauch Nelken.
Abgang:Leichte Raucharomen, mit dunklen Gewürzen bilden den Anfang des Abgangs, dicht gefolgt von den wiederauflebenden Kräutern, welche mich wieder an Bleistiftspäne erinnern. Ein vager Hauch Blutorangen huscht über die Zunge und verschwindet nach kurzer Zeit wieder. Am Ende verbleiben nur noch Gewürze und Kräuter am Gaumen. Einfach faszinierend!
Gaumen:Eine angenehme und doch schwache Süße, gepaart mit sanften Kräuteraromen umschmeichelt den Gaumen. Entfernt erinnert mich der Geschmack ein wenig nach frischen Bleistiftspänen, wie ich es von der Versailles Still aus dem Jahrgang 1985 her kenne und auch liebe. Bei den Kräutern könnte es sich vielleicht um Thymian oder Enzian handeln. Der Alkohol ist sanft und brennt fast gar nicht. Weniger Volumenprozente wären wahrscheinlich nicht sehr förderlich gewesen. So ist der Rum aber sehr gut ausbalanciert. In Fassstärke müsste er eine wahre Granate gewesen sein. Wieder dunkle Gewürze und ein kleiner Hauch Nelken.
Abgang:Leichte Raucharomen, mit dunklen Gewürzen bilden den Anfang des Abgangs, dicht gefolgt von den wiederauflebenden Kräutern, welche mich wieder an Bleistiftspäne erinnern. Ein vager Hauch Blutorangen huscht über die Zunge und verschwindet nach kurzer Zeit wieder. Am Ende verbleiben nur noch Gewürze und Kräuter am Gaumen. Einfach faszinierend!
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Fazit:Was
für ein delikater Rum! Ich muss gestehen, dass ich bisher keinen Rum
von Bristol Classic Rum aus der Ära 1998 – 2002 hatte, der mich auch
enttäuscht hat. Die Nase und der Gaumen sind typisch für die Enmore
Distillery. Die Ähnlichkeit mit einem Berry Bros & Rudd Versailles
Still 1985 21 YO und Duncan Taylor Enmore (Versailles) Distillery 27 YO sind einfach zu groß. Der
Geschmack und Duft ist einfach zu ähnlich. Mich hätte die Angabe des
Marks sehr interessiert. Ich sehe hier allerdings eine große Ähnlichkeit
zu zwei Abfüllungen von Velier. Beide haben das Mark „MEA“. Die Rede
ist vom Velier Enmore 1990 Full Proof Old Demerara 18 YO und dem Velier Enmore 1988 Full Proof Old Demerara 20 YO.
Dieses Mark vermute ich auch hinter dieser Abfüllung. Diese Rums
stammen laut Label ebenfalls aus einer Pot Still. Dieser Rum kommt für
mich also eindeutig aus der Versailles Still. Die Angabe Enmore
Distillery ist ja auch keine falsche Angabe. Schließlich stand die
Versailles Still 1988 schon einige Zeit bei Enmore. Näheres hierzu kann
man in meinem Artikel The Demerara Distilleries
nachlesen. Wie viele Marks man mit nur einer Pot Still herstellen kann,
ist mir leider nicht bekannt, da die Fermentation dem Brennmeister
einen nicht zu verachtenden Spielraum gewährt. Der Versailles 13 YO von
Bristol schmeckt einen Tick anders und ist doch auch diesem Rum sehr
ähnlich. Sollten sie ein Liebhaber guter Demeraras sein und diesen Rum
noch irgendwo finden, dann sollten sie nicht lange zögern und sofort
zuschlagen. Enttäuscht werden sie ganz sicher nicht. Allerdings muss man
auch das geringe Alter bedenken. Ist ein solcher Rum mehr als z.B. 70€
wert? Das muss jeder Connaisseur für sich selbst entscheiden. Wie immer
bin ich froh, eine solche kleine Kostbarkeit zu besitzen und sie auch
genießen zu dürfen. Bedenkt man, dass der Rum schon lange offiziell
ausverkauft ist und nur noch selten auf dem internationalen Markt
erscheint, kann man dessen Genuss als ein kleines Privileg betrachten.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag!
Marco